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Schneidern in den Sechzigern


mecki.m

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wie nett, da kommen aber Kindheitserinnerungen hoch :)

 

ich war so klein, dass es keine passenden Sachen für mich gab, die meinem Alter entsprachen. Zudem reagierte ich auf die "neuen" Chemiefasern, die in fast jeder Kleidung waren. Also wurde für mich selbst genäht...

Meine eine Oma änderte Unterwäsche sogar für mich, und meine Mama zog sie mir aus Höflichkeit an. Ich kann mich ganz dunkel erinnern, auf einem Tisch gestanden zu haben, und es wurde an mir abgesteckt. Auch solche Leibchen, wo Strumpfhalter dran waren.

Für gute Sachen ging es auch mal zu einer Schneiderin, das muß ich direkt mal nachfragen bei meiner Mom.

Den Stoff haben wir dann oft bei Wertheim gekauft und mit genommen... Aber, ich kann mich nur an ewige S-Bahnfahrten und viel laufen erinnern, war irgendwo im Norden von Berlin glaube ich.

Beide Großmütter haben genäht, gestrickt, gehäkelt etc... es wurde nie müßig wo gesessen.

Die eine Oma hat viel für andere genäht und geändert, sie hat in einem Miederwarenladen gearbeitet. Dort hab ich meine ersten Nähversuche gestartet.

Ich muß doch mal auf den Boden klettern, da steht noch eine elektrische von ihr - hab die Marke vergessen - die hat so Scheiben, die eingelegt werden, um Muster zu nähen. Eine funktionierende Singer Tretmaschine habe ich auch, aber woanders her geerbt.

Da meine Familien aus Ostpreußen und Schlesien stammten, ist da nichts älteres vorhanden.

Schöner Beitrag

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Toll! Ich liebe es, diese "alten Geschichten" zu lesen! Das Nähen scheint bei mir irgendwie in der Familie zu liegen. Von meiner Mama habe ich ein Oberteil liegen, ich glaube, es sollte eine Weste werden, aus einem wunderschönen dunkelblauen Cordstoff und einem noch schöneren changierenden Taftfutter in lila-grün. Es ist fertig geheftet, selbstverfreilich mit Heftfaden und ich glaube einigen wenigen Stecknadeln, die ich aber mittlerweile entfernt habe. Das Teil wird mir niemals passen, meine Mama ist kleiner und schmaler als ich, aber trotzdem habe ich den Ehrgeiz es fertig zu nähen ;-)

 

Meine Oma mütterlicherseits hat auch viel genäht, in den 1940 bis 1950er Jahren, vermute ich mal. Einen ihrer Röcke trenne ich nach und nach auf und vernähe ihn neu - der Stoff ist herrlich "retro" :D

Auch die Schwiegermutter dieser meiner Oma hat genäht und auch von ihr habe ich ein unfertiges Teilchen liegen - einen Schlafanzug für meine Mama (Jahrgang 1946) oder ihren jüngeren Bruder (Jahrgang 1950). Dieser Schlafanzug wird so ungefähr von 1955 sein. Davon habe ich auch das original Schnittmuster, war alles zusammen in Mamas und Omas Nähkiste. Der Stoff reichte damals nicht, also hat meine Uroma Paspeln und Passen eingesetzt und kunstvoll "gestückelt". Es war sicherlich eins ihrer Nachthemden ;-)

 

Was meine Oma für eine Nähmaschine hatte, weiß ich nicht, davon existiert nur noch der Tisch mit Nähzubehör, mittlerweile bei meinen Eltern zuhause.

Meine Mama hat sich Ende der 1960er Jahre eine Pfaff 93 gekauft. Diese wurde ihr im Geschäft empfohlen, da gerade eine neue Generation Pfaff-Maschinen auf den Markt kommen sollte, die viel mehr Plastik verbaut haben sollte. Die 93 ist noch ein echtes "Eisenschwein", wie mein Mann so schön sagt :p Das war für meine Mama DER Kaufgrund!! Sie war damals jung verheiratet (oder gerade noch nicht) und hat damals noch einiges an Kleidung selbst genäht. Gelernt hat sie es ebenfalls von Oma und Mutter. Von meiner Mama habe ich noch alte Schnitte aus der Brigitte ("Brigittes schnelle Schnitte"), die alle in wenigen Größen angeboten wurden. So z.B. nur 34, 36 und 38 oder angefangen bei 36 bis 40, selten mal bis 42, größer gar nicht!

 

Soweit ich weiß existieren keine von meiner Mama selbstgenähten Kleidungsstücke mehr... doch, einige wenige Baumwollröcke hängen noch in ihrem Schrank! Meine Oma hat glaube ich ihr Brautkleid selbstgenäht - Dezember 1944 wurde in einem schwarzen Kleid aus einem Jersey (??) mit Lochmuster und dahintergelegtem farbigem Taft geheiratet!! Das liegt noch bei meiner Mama im Schrank...

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Auch wie man durch Durchschneiden einen Schnitt vergrößert habe ich in verschiedenen alten Büchern gefunden.

 

Marion, das wird auch noch in meinem Burda-Nähbuch von 1976 erklärt ;)

 

Auch meine Oma hat mitte der dreißiger in Schwarz geheiratet. Meine Tanten dann in weißen Kleidern.

Das weiße Brautkleid kam doch meines Wissens erst durch Queen Victoria in Mode, bis es sich dann in die Normalbevölkerung verbreitete dauerte das. Außerdem war man da früher deutlich pragmatischer beim Heiraten. Nur für einen Tag, weiß wird zu schnell schmutzig...

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Ja, nicht nur, weil es schmutzig wird; schlicht aus Geldmangel. Die Vorstellung, sich ein teures Kleidungsstück zu leisten, das man nur ein einziges Mal anzieht, ist bei Lichte betrachtet ja recht... dekadent. Das konnte man sich früher schlicht nicht leisten. :o

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In fast allen Heften gibt es spezielle Nähtipps (Schneidertipps).

 

stimmt - nähen hab ich mir selbst aus den alten Burda- und Neue Modeheften beigebracht. Nähbuch in dem Sinn hab ich nie besessen.............;)

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Ich bin Baujahr 1960 und habe diese Jahre als Kind erlebt. Bei uns wurden nur Strumpfhosen, Unterhosen und Badeanzug gekauft. Alles andere war selbstgemacht. Meine Stiefmutter wußte viel (ihre Tante war Schneiderin) und sie war sehr kreativ darin, zu kleine Kindersachen aufzutrennen und weiterzuverarbeiten. Mich hat das alles rasend interessiert und ich war sehr enttäuscht, daß ich nicht an die Nähmaschine durfte.

Wir hatten übrigens auch eine Strickmaschine. Darauf bekamen wir Pullover und Jacken gestrickt. Wurde ein Teil zu klein, wurde es aufgetrennt, Bündchen und evtl. Ellenbogenregion weggeworfen und dann in größer nochmal gestrickt. Das fiele heute wohl unter den Begriff "Minimalismus". ;)

 

Mit 12 habe ich angefangen, größere Projekte zu stricken, mit 16 bekam ich meine Nähmaschine. Ich muß gestehen, daß ich heute noch so nähe wie damals. Da bin ich total altmodisch. Ich nähe und trage am liebsten einfache Baumwollstoffe, ich finde maschinengenähte Knopflöcher sehen billig aus, ich liebe Nähseide und nähe immer noch mit meinem Maschinchen von damals. Manchmal bin ich richtig erschrocken, was heute im Bereich der Kurzwaren für eine Materialschlacht geschlagen wird um ein simples Kleidungsstück herzustellen.

 

Einige Errungenschaften habe ich aber mit Begeisterung aufgenommen. Strickstoffe, Elastan, Bundfix - tolle Sachen! Und eine Overlock würde ich mir gerne zulegen. Eine Strickmaschine habe ich schon. :D

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Sehr spannender Thread :)

 

Sie hatte damals schon nach Burda gearbeitet. Die Schnittmusterbögen waren damals noch ganz schön chaotisch und sie hatte auch keine Folie oder dergleichen tolles Material für ihre Schnitte. Sie benutzte ein Kopierrädchen, mit dem sie die Schnittteile mittels Löcher auf darunter liegendes Papier (altes Zeitungspapier? Ich weiß es nicht mehr) kopierte.

 

Ja genau, meine Mutter auch!

Und es gab so feste Wirkstoffe und Trevira.

Aber meist erinnere ich mich an Webstoffe, BW, Viskose, und Polyestermischungen. Und so Strukturgewebe, zB weiß mit Apricot groß kariert und die weißen Flächen dann so köperartig strukturiert. Damals gab es auf dem Markt in der Kleinstadt Stoffe. In den Siebzigern kamen dann diverse rustikale Polywebstoffe...

RV hatte sie auch, aber zunächst erstmal Knöpfe. Für einen Kinderfaltenrock hat sie glaub ich einen Knopf an den Bund genäht mit großzügigem Über- und Untertritt und den Schlitz als klein genug definiert, um ihn offen zu lassen (soweit ich mich erinnere). Ach, und die Faltenröcke hatten zunächst mal Träger :cool: Ich erinnere mich noch dunkel, das sie es als Entwicklungsfortschritt bezeichnete, dass ich keine Träger mehr brauchte. Und viele Sachen hat sie mit Reserven genäht, damit man sie erweitern oder rauslassen konnte.

Sie hat viel und sehr schöne Sachen für uns genäht, einschließlich Wintermänteln. Und für den Sommer hat sie dann Jacken für uns gestrickt. Und Bettwäsche nähte sie auch. Als wir mit Masern lange lagen, hat sie die Näma in das Kinderzimmer gestellt und kilometerweise Bettwäsche genäht. (Mit Knopflöchern, aber die hat sie glaub ich abends genäht, vermutlich mit 4fachautomatik)

 

ich kann mich definitv an Faltenröcke meiner Kindheit erinnern, die eine seitliche Knopfleiste hatten, definitiv hatte meine Mutter damals schon die Pfaff 360 (ich hab sie heute noch und geb sie höchstens an meine Tochter weiter), in der Zubehörkiste RV Fuß, ihre Kleidung hatte auch RV, manchmal handeingenäht, denke es war eher Sparsamkeit, abgetrennte Knöpfe zuverwenden, als einen RV zu kaufen

 

Was wurden eigentlich für Stoffe verarbeitet? Waren das eher Naturfasern oder eher Kunstfasern? Und zu welchem Zweck wurde welcher Stoff genommen?

 

Mecki, wurden Schnittmuster dann eher selbsterstellt? Oder wonach hat man zugeschnitten? Wurden dann eher Einzelschnitte gekauft?

 

P.S.: Oh doch, mein "Rotzbeklopptes Nähmaschinendings" hat eine Seele :D Und manchmal auch Migräne :D

 

Meine Mutter konnte auch Schnitte selbst vermaßen, so entstanden zumindest unsere Röcke. Ich erinnere mich noch an die unangenehm feste Bundeinlage. Ich glaube, Bügelvlies gab es auch schon, erinner mich aber nicht konkret. Vermutlich hat sie das auch eher für die Mäntel aus Wollstoff benutzt als für die kleineren Teile.

Als die Großeltern goldene Hochzeit hatten, haben wir Töchter uns unsere langen Röcke mit ihrer Anleitung selbst genäht. Aus BW (meine war schwarz mit Rosen) und mit unterschiedlichen Stufen (meine einzige war mit Kopfrüsche in Wadenhöhe, ich glaube, eine meiner Schwestern hatte drei Stufen.)

Sie hat Nähen als Kind gelernt; als sie ausgebombt waren, kamen sie zum Großvater, der Schneidermeister war. Da durften/mussten sie und ihre Schwester Futter anstaffieren.

Ich glaube, ihre elektrische Näma hat sie mit der Heirat bekommen, jedenfalls erinnere ich mich daran, dass die "schon immer" da war. Wahrscheinlich hat sie sich das dann selbst und mit Hilfe einer benachbarten Tante beigebracht.

edit, genau und mit Burdaheften.

Bearbeitet von stoffmadame
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Wurde ein Teil zu klein, wurde es aufgetrennt, Bündchen und evtl. Ellenbogenregion weggeworfen und dann in größer nochmal gestrickt.

 

von meiner mutter kenne ich eine erzählung, dass sie in der kriegs- oder nachkriegszeit ihre wollweste im sommer aufgetrennt und einen badeanzug daraus gestrickt hat und im herbst dann wieder eine weste. ich kenne das aber nur mehr als erzählung und ein paar reste von der wolle. später hat sie das nicht mehr gemacht.

 

einige unserer kinderkleider waren aber noch aus aufgetrennten erwachsenensachen. zum beispiel bekam ich mit 6 für die schule einen wetterfleck (= cape) und einen bahnenrock mit trägern aus einem braunen wollstoff für den meine mutter einen alten herrenwintermantel zertrennt hat. eines meiner lieblingssommerkleider (schwarz mit "goldenen" girlanden) war auch aus einem alten kleid umgenäht.

 

eine strickmaschine gab es bei uns auch, sie wurde aber kaum verwendet, da meiner mutter das rechnen und messen zu umständlich war. sie hat außerdem lieber genäht. ich habe dafür recht früh zu stricken begonnen und meine ganze schul- und studienzeit im akkord pullover für mich und für freudinnen erzeugt.

 

Manchmal bin ich richtig erschrocken, was heute im Bereich der Kurzwaren für eine Materialschlacht geschlagen wird um ein simples Kleidungsstück herzustellen.

 

das sehe ich auch so. allein schon die unmengen an einlagen und kantbändern, die sich nur minimal unterscheiden und die auch oft nicht nötig sind, weil man mit einer stütznaht den gleichen effekt erzielt oder weil der stoff fest genug ist und sich bei der verarbeitung nicht verdehnt.

 

und viele sogenannte "hilfsmittel", die die arbeit nur mäßig oder gar nicht erleichtern, und die man jahrelang mit schlechtem gewissen von einer lade in eine andere schachtel und wieder zurück legt, bis sie irgendwann gnädig verschwinden. da wird die tatsache, dass die meisten jungen frauen heute in der schule nicht nähen gelernt haben und auch daheim kein nähendes vorbild hatten, hemmungslos dazu ausgenützt, ihnen einzureden, dass man dies alles "braucht".

 

Einige Errungenschaften habe ich aber mit Begeisterung aufgenommen. Strickstoffe, Elastan, Bundfix - tolle Sachen! Und eine Overlock würde ich mir gerne zulegen.

 

eine overlock ist wirklich eine sinnvolle anschaffung, sofern du ausreichend platz hast und sie nicht immer erst von weißwoher schleppen musst.

 

ein guter bügeltisch und eine dampfbügelstation sind auch sinnvolle anschaffungen, wenn man regelmäßig näht und das budget die anschaffung erlaubt. heikle wollstoffe dämpfe ich trotzdem mit dem feuchten bügeltuch.

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Mecki, wurden Schnittmuster dann eher selbsterstellt? Oder wonach hat man zugeschnitten? Wurden dann eher Einzelschnitte gekauft?

 

Ich bin ein bisschen spät dran, aber es haben ja schon ganz viele darauf geantwortet.

Bei uns gab es sicher keine Einzelschnittmuster wegen des Geldes. Meine Mutter hat Schnittmuster von vorhandener Kleidung abgenommen oder auch mal ein Burdaheft gekauft.

 

Ende der Sechziger hatte meine Mutter dann die erste elektrische Nähmaschine mit Schrank. Das war schon was Besonderes.

 

In London, wo ich von 1967 - 1968 als Au pair war, habe ich sogar mit einer Handkurbel-Nähmaschine genäht. Das ging auch ganz gut.;) Da habe ich mir auch ab und zu eine Burda gegönnt.

 

Schnitte auf Zeitungspapier ausradeln habe ich auch noch sehr lange gemacht. Das mit der Malerfolie habe ich erst hier im Forum gelernt.:)

 

Ich weiß ja nicht, wie heute eine Schneiderlehre aussieht. Zu meiner Zeit gehörte weder Anpassung noch konstruieren zur Ausbildung.

 

Da ich meinen Beruf nicht ausgeübt habe, konnte ich mir das in der Praxis auch nicht aneignen. Das fand ich damals auch nicht schlimm, heute finde ich es allerdings sehr schade, dass ich mich nicht näher damit befasst habe.

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Ich weiß ja nicht, wie heute eine Schneiderlehre aussieht. Zu meiner Zeit gehörte weder Anpassung noch konstruieren zur Ausbildung.

 

Hallo Mecki,

 

Anpassung war bei uns kein Thema, aber die Grundlagen der Schnittkonstruktion haben wir sowohl auf dem Papier als auch am PC gelernt. Was hab ich mich geschüttelt - da wir auch Industrieleute in der Klasse hatten musste ich Normschrift und Linientypen lernen. Zumindest hab ich mir dabei angewöhnt meine Schnitte halbwegs sauber zu beschriften. :rolleyes:

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Hallo Mecki,

 

Anpassung war bei uns kein Thema, aber die Grundlagen der Schnittkonstruktion haben wir sowohl auf dem Papier als auch am PC gelernt. Was hab ich mich geschüttelt - da wir auch Industrieleute in der Klasse hatten musste ich Normschrift und Linientypen lernen. Zumindest hab ich mir dabei angewöhnt meine Schnitte halbwegs sauber zu beschriften. :rolleyes:

 

Hallo Adam

Das mit dem Beschriften hat doch auch seinen Vorteil.;) Mir wäre Anpassung lieber gewesen.

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Naja, ich habe 3 Jahre lang Maßkonfektion verkauft, da lernt man das Anpassen zwangsläufig - wobei das durch die Ausbildung einfacher zu verstehen war. Außerdem hab ich mich seit meiner Lehrzeit viel mit Schnittkonstruktion befasst und mir ein bisschen was angeeignet. Ich würde sagen eins bedingt das andere und Übung ist alles. ;)

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Das weiße Brautkleid kam doch meines Wissens erst durch Queen Victoria in Mode, bis es sich dann in die Normalbevölkerung verbreitete dauerte das. Außerdem war man da früher deutlich pragmatischer beim Heiraten. Nur für einen Tag, weiß wird zu schnell schmutzig...

 

Und in Mode in England...

 

Ich suche zu dem Thema ja schon lange Daten, aber es gibt wenig und das was man findet ist letztlich widersprüchlich... oder bezieht sich vor allem auf die USA...

 

In Gegenden wo Tracht getragen wurde, wurde eh in der Sonntagstracht geheiratet.

 

Und daß Bräute in schwarz geheiratet haben, lag wohl daran, daß das "gute" oder "Sonntagskleid" schwarz war. (Daher auch die schwarzen Konfirmationskleider, das war dann auch hinterher das "erwachsene" Sonntagskleid.)

 

Mein Verdacht ist ja, daß es eben einfach oft ein "schönes" Kleid nach der aktuellen Mode war. in den 1920ern waren die Kleider ja oft hell, dann war es das Hochzeitskleid halt auch. Zumindest in den Städten, wo man mit der Mode ging.

 

Auf einem Flohmarkt in der Schweiz habe ich mal alte Hochzeitsbilder gesehen. Die gingen bin in die 1940er Jahre hinein und die Bräute trugen alle schwarz. Aber mit Schleier und waren offensichtlich auch alle wohlhabend genug gewesen, um zum Photographen zu gehen. Das mag also auch Regional unterschiedlich gewesen sein.

 

Meine Oma hat im Krieg geheiratet, kurz nach Weihnachten und eher... ungeplant. Sie trug ein schönes Kostüm und keinen Schleier. Da war keine Zeit mehr dafür gewesen. :o

 

Meine Mutter hatte Ende der 1960er Jahre dann ein weißes Kleid. Allerdings gab es zu der Zeit dann auch schon wieder Bräute, die im Mini und in Pastellfarben geheiratet haben.... (Also nicht in der Kleinstadt... :rolleyes: )

 

Manchmal frage ich mich, ob das weiße Brautkleid nicht ein Mythos ist, das es in der allgemeinen Verbreitung so im Grunde nie gegeben hat? :confused: (Oder nicht bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.)

Denn wenn wir etwa in Historienfilmen Bräute im weißen Kleid sehen heißt das nicht, daß die Bräute damals tatsächlich auch weiß getragen hatte...

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Aus dem Buch "Royal Style", S. 54: Queen Victoria machte bei ihrer Liebesheirat 1840 das weiße Brautkleid populär. (...) ...noch ungewöhnlicher war allerdings die Farbe ihrer Robe: Weiß. Royals heirateten damals normalerweise in goldenen und silbernen Kleidern, das Volk in alltagstauglichem Schwarz.

 

 

Marion, was du anführst ist soweit alles korrekt. Ich glaube aber das der Wandel zur Farbe Weiß auch mit Erschwinglichkeit und Reinigungsmöglichkeiten einherging - Bei Männerhemden war komplett Weiß ja auch lange Zeit den Reichen vorbehalten, vor allem weil die Pflege zu teuer und zu aufwendig war.

 

LG

Adam

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Die Frage ist halt auch... warum hätte Queen Victoria in anderen Ländern als in England ein Vorbild sein sollen?

 

Damals waren sich die europäischen Länder ja teilweise sogar feindlich gesonnen. (In unterschiedlichen Koalitionen...)

 

Und diese Bücher sind meist Übersetzungen aus dem Englischen. Ob das auch für Deutschland, Spanien, Italien, Schweden, Rumänien, Russland,... galt?

 

Aus meiner Sicht eher zweifelhaft.

 

(Und da Spitze meist weiß oder hell war... waren natürlich Kleider mit Spitze immer weiß... aber halt nicht nur zur Hochzeit...)

Bearbeitet von nowak
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Aus dem Buch "Verliebt, verlobt, verheiratet"; ein hochinteressantes Werk übrigens:

 

"In der Frühen Neuzeit heirateten Frauen wie Männer in ihrer Festkleidung, die auch aus einer Tracht bestehen konnte. Ein Hochzeitskleid sah meist wie ein schwarzes Feiertagskleid aus, das für die Hochzeit mit einem weißen Schleier geschmückt wurde. Die Heirat ganz in Weiß ist also keineswegs eine altehrwürdige Tradition, sondern kam erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, am frühesten in der Stadt und in den wohlhabenden Schichten, in Mode. Im angelsächsischen Raum wurde Queen Victoria zum Trendsetter, die im Februar 1840 in einem weißen Hochzeitskleid heiratete. Adel und Bürgertum übernahmen die Sitte schnell, auch weil Zeitschriften dafür warben. Auf dem Land und bei den Unterschichten bevorzugte man weiterhin ein Festkleid, das sich auch bei anderen Gelegenheiten tragen ließ."

 

1858 heiratete dann die Tochter der Queen, ebenfalls Victoria bzw. Vicky genannt, den preußischen Kronprinzen Friedrich (III.). Die ja auch schon länger bestehenden Verbindungen zwischen deutschem und englischem Königshaus mögen vielleicht das ihrige dazu beigetragen haben, diese Mode auch in den adligen und höheren Kreisen auf dem Kontinent zu verbreiten?

Bearbeitet von Capricorna
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Das ist ja interessant! - Meine Oma stammte aus dem Großbürgertum, und sie hat 1916 in weiß geheiratet.

Ich kenne das Kleid, weil meine Mutter 1950 ebenfalls darin geheiratet hat und sie es aufgehoben hat für die Hochzeiten ihrer Töchter. Zu ihrem Bedauern wollte das jedoch keine von uns haben;). Wir haben dann alle 3 keine weißen Hochzeitskleider getragen, weil wir kein Geld ausgeben wollten für ein Kleid, was man nur 1 mal trägt.....

 

LG

gundi

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Wobei Anfang des 20. Jahrhunderst die Kleider der "feineren" Damen oft weiß waren. Wenn man da alte Photos sieht, tragen oft alle jüngeren Frauen weiße Kleider.

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Der WDR hat doch letztes Jahr so eine Foto-Datenbank propagiert, wo man seine alten Fotos hat digitalisieren lassen können. Die konnten auch thematisch geordnet werden. Wenn es interessiert, sollte dort mal nach Hochzeitsbildern recherchieren, denn das war ein Ereignis, besonders auch auf dem Lande, wo sehr oft fotographiert wurde, praktisch seit Ende des 19ten Jahrhunders. Wie hieß das denn nochmal? Ich bin mal weg...

ma-san

 

So, wieder da! Hier ist der link dazu: http://digit.wdr.de/search Suchstichwort Hochzeit. Das Fazit lautet: die überwiegende Mehrheit der Bräute trug weiß, egal ob mehr als 100 Jahre her oder jünger, ob gute Zeiten oder schlechte (Kriegs- und Nachkriegszeiten). Silber- und Goldbräute dagegen optierten für dunklere Kleidung und zumeist ohne Schleier:D.

Bearbeitet von ma-san
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Wobei die Auswahl der Fotos natürlich ein Grund dafür sein könnte - Fotos machen lassen konnten sich damals auch nur reichere Leute leisten, deswegen ist das aller Wahrscheinlichkeit nach keine repräsentative Auswahl.

 

Und dass Queen Vic das popularisiert hat, heißt ja auch nicht, dass sie die erste und einzige war, und das vorher nie jemand gemacht hat.

 

Heute allerdings ist dieses Weiße-Kleid-Ding ja in allen Schichten mindestens bekannt und populär. Ich finde schon, dass da eine Verschiebung deutlich wird, mehr nicht... :)

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Wobei die Auswahl der Fotos natürlich ein Grund dafür sein könnte - Fotos machen lassen konnten sich damals auch nur reichere Leute leisten, deswegen ist das aller Wahrscheinlichkeit nach keine repräsentative Auswahl.

Ja und nö. Wie ich schon vorher sagte (und das aus meiner eigenen Familie kenne, und die waren max. Mittelstand) waren Hochzeiten, besonders auch auf dem Land, eine Gelegenheit, den Fotographen kommen zu lassen. Und auch hier ist die Mehrheit der Bräute in weiß zu sehen (was ich so nicht erwartet hatte). In der Familie meines Mannes, wo es Pfarrer aller Einsatzorte gab, sind auch fast alle Bräute in weiß.

Und dass Queen Vic das popularisiert hat, heißt ja auch nicht, dass sie die erste und einzige war, und das vorher nie jemand gemacht hat.

 

Heute allerdings ist dieses Weiße-Kleid-Ding ja in allen Schichten mindestens bekannt und populär. Ich finde schon, dass da eine Verschiebung deutlich wird, mehr nicht... :)

Nunja, wenn du so willst.

ma-san

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Danke für den Link!

 

So viele Bräute von vor WWII sind allerdings nicht dabei.

 

Wobei es bei SW Aufnahmen eh schwer zu sagen ist, ob das Kleid weiß oder irgendwie hell (hellblau kommt auch schnell weiß rüber) ist.

Und dann eben nicht zu sehen, ob die Braut exklusiv weiß trug oder andere Gäste auch, weil weiß/hell halt gerade der Mode und der Jahreszeit entsprach. :confused:

 

In meiner Familie war meine Mutter übrigens die erste, von der es ein Hochzeitsbild gab. Von meiner Urgroßmutter (einer Bauerntochter) gibt es ein Familienbild, aber da war sie erwachsen und ihre jüngste Tochter schon etwa ein oder eineinhalb Jahre.

 

Vielleicht war das Rheinland da auch moderner?

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Also auf unseren alten Familienbildern sind die Braut- und Festkleider immer dunkel, weiß kommt da erst nach dem zweiten Weltkrieg vor.

Das Dorf ist recht klein und die Bevölkerung war vor allem Bauern und ein paar Handwerker, das mag eine Rolle gespielt haben.

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