Dass es Richtung warme Jahreszeit geht, sieht man den Schnitten diesmal an. Viel Lust auf Kleid, mal locker, mal mit viel Haut und wie bei dieser Kollektion üblich, auch mit Details, die man sonst nicht überall sieht.
Ein schönes Beispiel dafür ist das Kleid ME2112 von Holly Darling.
Ein schlichtes, recht gerades und lockeres Oberteil, ein ausgestellter Rock... der es aber in sich hat. Denn er bekommt seine Weite durch reichliche Godets. Was auf den ersten Blick vielleicht wie abgesetzte Faltenböden aussieht (was man glaube ich bei Cheerleader Kostümen früher manchmal für den Show Effekt hatte) sind hier weiche zusätzliche Stofflagen.
In der Konfektion findet man so was selten, denn jedes Godet bedeutet hier eine Teilungsnaht bis zum Ausschnitt. Das macht viel Arbeit. Was allerdings auch heißt, Figuranpassungen sind gut zu verteilen. Wobei das Kleid eigentlich ein Hängerkleid mit leichter A-Linie ist, das dann aber mit dem Gürtel wieder auf Figur gebracht wird.
Wer es reichlich kawaii mag, für den ist ME2108 von Alissah Threads vielleicht genau das richtige. Von vorne ein ebenso schlichtes wie kurzes Hängerkleidchen, aber der Rücken hat es in sich. (Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob das nicht auch als Umstandskleid geeignet oder sogar gedacht ist? Denn mit den Brustabnähern hört die Formung auf.
Lieber kurz und knackig? Dann ME2114 von The Stitch Fitz. Ein kurzer Rock wird mit einer langen, aber rückenfreien und schmalen Weste kombiniert. Sehr elegant, zumindest von vorne. Und hinten kann ein gebräunter Rücken (oder die Tattoos...) perfekt in Szene gesetzt werden. (Dank Halterneck passt hier sogar grundsätzlich ein BH drunter. Wenn man einen passenden hat.)
Wer sich zwischen Rock und Hose nicht entscheiden kann, der kann ME2116 von Keechii B Style erst mal kaufen und sich dann erst entscheiden. Ein Hingucker sind beide Varianten, mit den verspielten Schleifen auf der Brust, kleinem Guckloch dazwischen und einem dramatisch weiten Unterteil. Wobei der Jumpsuit fast noch dramatischer wirkt, als das Kleid. Und wer sich ohne Träger nicht wohl fühlt... auch die kann man annähen.
Mit Träger oder ohne gilt auch für das Kleid von ME2111 von Handmade Millenial. Wobei der Träger kleiner ausfällt und man die Wahl zwischen lang und kurz hat. Mit dem plissierten Stoff quer im Oberteil und längs im Rock wenig Aufwand, aber schicker Effekt. (So man plissierten Stoff bekommt, nicht immer einfach.)
Da bei den SewMe Schnitten das Geschlechterverhältnis ja ausgewogener ist, als bei den meisten Schnittkollektionen auch mal ein Blick zu den Herren. Besonders gut gefällt mir hier die Kombination ME2113 von Julian Creates. Das kragenlose Hemd ist lässig wie ein Pulli, gleichzeitig hat es alle Schneiderdetails wie Schulterpasse, verdeckte Knopfleiste und Ärmelschlitze und Manschetten. Und die schmale Hose punktet besonders mit dem angeschnittenen Gürteldetail. Wirklich eine gelungene Kombination aus lässig und korrekt.
Deutliche Reminiszenz an die 1980er ist für mich das Oversized Jacket (für Herren) ME2118 von Norris Dánta Ford. Große Schulternpolster mit abfallenden Schultern sind hingegen eine ganz andere Silhouette. Ich gebe zu, ich weiß noch nicht, was ich davon halte, aber es ist auf jeden Fall ein auffälliges Detail und ein Statement.
Nachgenäht Kombination ME2110
Für sportlich hat sich unsere Testerin sneg entschieden. ME2110 von Brittany J. Jones kombiniert ein Jersey Top, das durch einen gerundeten Saum leicht bauchfrei ist, mit einer lässigen Gummizughose aus Webstoff. Wobei sowohl vorne als auch hinten Taschen gearbeitet werden, die werden trotz Gummizug nicht weggelassen. Wahlweise kann die Hose mit geradem Saum oder als Jogginghose genäht werden. Die Material- und Schnittkombination verspricht Leichtigkeit an Sommertagen.
Und der Stil war auch das, was unserer Testerin gefiel:
Die Kombination der einfachen Basishose mit dem außergewöhnlichen Shirt.
Der Stoff war auch schnell gefunden, Baumwolljersey mit Elasthan für das Shirt, Leinen-Viscose für die Hose.
Mit den Angaben auf der Schnitttüte war sie weitgehend zufrieden, es gab aber einige "technische" Probleme mit der Schriftgröße:
Bei der Beschreibung zu dem Schnittmuster wird zwar das Schnittmuster gut beschrieben, jedoch fehlen dabei jegliche Angaben zu der Stoffempfehlung und Stoffverbrauch. Bei den Fotos zu dem Schnittmuster ist aber die Rückseite von der Verpackung des Schnittmusters abgebildet, welche alle nötigen Informationen zu den Maßen, Stoffauswahl sowie Stoffverbrauch beeinhaltet.
Diese Infos sind auf Englisch und auf Französisch abgebildet, somit sind die abgebildeten Maßen in Inch sowie in Zentimetern ersichtlich.
Zudem sind die Maße des fertigen Kleidungsstücks abgebildet.
Aufgrund dessen, dass es sehr viele Informationen auf der Rückseite des Schnittmusters abgebildet sind, ist die Schriftgröße entsprechend klein. Zum Glück besteht online die Möglichkeit das Informationsblatt zu vergrößern und somit alle nötigen Informationen vor dem Kauf zu sichten.
Bei der Anleitung, die inhaltlich weitgehend überzeugen konnte:
Die Anleitung ist sehr gut bebildert, mit ein wenig Näherfahrung kann man gut nur anhand von den Bildern nähen. Die einzelnen Schritte werden zudem sehr gut beschrieben, auch wenn die Sprache sich etwas von der gewohnten Sprache der deutschen Schnittmusterhersteller unterscheidet, dennoch aber (meistens) gut verständlich.
In der Anleitung wird jedoch kein einziges Mal erwähnt, dass die Kanten versäubert werden müssen. Wenn man aber bedenkt, dass die Hose aus einem Webstoff genäht werden soll, sollte darauf zumindest hingewiesen werden, finde ich.
Der große Nachteil der deutschen Übersetzung liegt aber daran, dass diese auf einem DIN A4 aufgedruckt ist, während die Anleitung auf Englisch auf einem 2,5 mal größeren Bogen sich befindet. Folglich fällt die deutsche Anleitung sehr klein aus, was die Deutlichkeit von dieser sehr beeinträchtigt. So habe ich mir die einzelnen Bilder der Anleitung lieber auf der englischen Version angesehen.
Daher hat sich unsere Testerin auch weitgehend an die Anleitung gehalten, allerdings kam eine in der Anleitung nicht vorgesehene Overlock zum Einsatz:
Alle Kanten habe ich mit einer Overlock-Maschine versäubert, wie bereits erwähnt, wird dieser Schritt in der Anleitung gar nicht erwähnt. Zudem habe ich die Ärmel des Shirts mit einem Kettenstich abgesteppt, zuvor die Kante mit der Overlock versäubert und nicht wie in der Anleitung ersichtlich doppelt abgesteppt. Ich habe mich hier gegen den doppelten Coverstich entschieden, da der Saum ebenfalls nur mit einem Stich abgesteppt wurde.
Dies war übrigens der weniger verständlicher Punkt in der Anleitung: „Bügeln Sie den Saum hoch. Nähen Sie mit ODER Zickzackstich 6 mm vor der Schnittkante entfernt und 6 mm unterhalb des ersten Stichs.“ Offensichtlich fehlt da ein Wort, ich würde auf „Geradestich“ tippen.
Auch der Schnittmusterbogen konnte gefallen und erwies sich stabiler, als erwartet:
Das Schnittmusterbogenpapier ist zwar dünn, jedoch relativ in Ordnung. Es lässt sich gut abpausen, reißt auch nicht so schnell, hat auch gut den Spielversuch meiner Katze überstanden. Die Linien waren gut zu erkennen.
Vorteilhaft bei den Schnittmusterbögen sind die getrennten Größen bei der Hose, was zur weniger Linien auf dem Schnittmusterbogen führt und das abpausen erleichtert. So ist einmal die Hose für die Größen 10 und 12 auf dem Bogen vorhanden und einmal die Hose für die Größen 14, 16 und 18.
Bei der Größenauswahl hat sich sneg dann mehr auf die eigene Intuition als auf die Maßtabelle verlassen, am Ende wurde das Shirt in Größe 10 genöht, die Hose in Größe 12. ( Bei einer Konfektionsgröße 36 oder S bei gekaufter Kleidung und Jeans in Größe 10.)
Die angegebenen Maße für das Shirt stimmen mit meinen Maßen überein.
Nach der Maßtabelle hätte ich jedoch für die Hose die Größe 14 wählen müssen.
Um die korrekte Größe für die Hose zu ermitteln, habe ich mir die Maßen des fertigen Kleidungsstücks angeschaut, diese sind ebenfalls auf der Rückseite des Schnittmusters abgebildet. Hierbei ist mir aufgefallen, dass bei der fertigen Hose im Hüftbereich 7 cm für die Bewegungsfreiheit eingeplant sind. Dies kam mir ziemlich viel vor.
Ich habe darauf hin, den Schnitt in der Größe 12 kopiert, habe jedoch die Teile bei dem Zuschnitt an den Seiten der Hose vorsichtshalber mit einer Zugabe von 0,5 cm zugeschnitten. (Das Schnittmuster enthält bereits Nahtzugaben von 1,5 cm an fast allen Kanten, die Kanten mit einer abweichender Zugabe sind gesondert beschriftet.)
Für das Shirt habe ich keine Maße beachtet, da das Shirt überschnittene Schultern hat, sehr locker geschnitten ist und die fertige Breite mit 120 cm angegeben ist. Somit war ich mir sehr sicher, dass das Shirt mir nicht zu klein sein wird.
Dementsprechend gab es Änderungen am Schnitt auch nur an der Hose:
Da ich mir jedoch nicht ganz sicher war, ob die Hose mir auch gut passen wird, habe ich die Hose zunächst mit der Nahtzugabe von 1 cm an den Seiten sowie der Innennaht zusammen genäht, somit war meine Hose insgesamt 8 cm (pro Kante 1cm x 8 Kanten) breiter geworden, was dazu geführt hat, dass die Hose viel zu weit ausfiel. Anschließend habe ich mit der Nahtzugabe von 1,5 cm genäht, somit war die Hose 4 cm breiter wie die abgepauste Größe 12. Auch in diesem Fall war die Hose zu weit.
Folglich wurde die Hose in der korrekten Größe 12 fertiggestellt. Die fertige Hose in dieser Größe passt sehr gut. Vorsichtshalber habe ich die Nahtzugaben von 2 cm nicht abgeschnitten und die Hose so fertig genäht. Nun werde ich diese in der Schrittnaht doch noch zurückschneiden, da wie eben auf den Fotos festgestellt, diese in der hinteren Mittelnaht etwas zieht und für kleine Fältchen sorgt.
Das Ergebnis entsprach nicht ganz der Erwartung nach der Verpackung:
Die Hose sieht durchaus genauso wie auf dem Bild bzw. genauso wie ich mir diese anhand von der technischen Zeichnung vorgestellt habe. Ich hätte es mir nur gewünscht (zumindest für die Kombination mit dem Shirt), sie wäre noch 0,5 – 1 cm höher, ich hatte nach betrachten des Fotos den Eindruck gehabt, die Hose sitzt etwas höher. Die Länge der Hose habe ich ebenfalls exakt nach dem Schnittmuster genäht, diese kann aber für meine Größe noch etwas gekürzt werden. Aber erst nach mehrmaligen waschen, ich befürchte dann immer, dass der Stoff trotzt der Vorwäsche noch eingehen kann.
Bei dem T-Shirt sieht jedoch die untere Kante viel gebogener aus als auf dem Produktfoto bzw. der technischen Zeichnung. Das Shirt scheint dadurch kürzer zu sein. Auch die Ärmel sehen bei mir viel weiter aus. Dies kann aber daran liegen, dass das Model fülliger ist als ich. Eventuell könnte man das Shirt eine Nummer kleiner nähen, damit es etwas enger und mehr wie bei dem Model aussieht. Dafür müsste ich das Schnittmuster um eine Größe verkleinern.
Trotzdem wird mindestens die Hose kein Einzelstück bleiben:
Die Hose werde ich mir auf jeden Fall nochmal nähen. Aus einem Leinenstoff genäht, ist die Hose perfekt für die Sommertage und kann durchaus, mit einem anderen Oberteil, ins Büro getragen werden.
Das Shirt, werde ich wahrscheinlich nicht erneut nähen. Aber wie gesagt, ich muss mir noch Gedanken machen, ob es tragbar ist. Meine Kinder meinten zwar, dass ich durchaus es so tragen kann, Zweifel bestehen aber weiterhin. Da bin ich auf eure Meinungen gespannt.
Sollte ich es jedoch nochmals nähen wollen, werde ich die abgerundeten unteren Kanten etwas flacher zeichnen und zusätzlich etwas verlängern. Die Idee des außergewöhnlichen Saums finde ich nach wie vor sehr interessant.
Trotzdem eine Empfehlung für Leute, die auch mal ungewöhnliche Kombiteile mögen:
Die Kombination finde ich für den Sommer toll, auch kann man die einzelnen Teile sehr gut mit anderen Teilen kombinieren. Wie das Model auf dem Produktfoto beweist, sind die Schnittmuster wunderbar für Frauen mit der größeren Konfektionsgröße geeignet. Ich würde jedoch empfehlen, die Länge des Shirts auszumessen und eventuell zu verlängern, damit man das gleiche Ergebnis wie auf dem Foto bekommt.
Wir danken der Firma Cremer KG aus Euskirchen (Generalvertrieb für McCall's (Butterick, McCall's, Vogue) in Deutschland), für den zur Verfügung
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nowak