lea Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März Da Du offenbar fertige Kapitel zu jeder Frage hast - darf ich nach der Quelle fragen?
Gundel Gaukeley Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März vor 57 Minuten schrieb lea: Da Du offenbar fertige Kapitel zu jeder Frage hast - darf ich nach der Quelle fragen? Ich würde gerne noch eine Frage draufsatteln: wie erkenne ich, welche Farbstoffe verwendet wurden?
Scrunchy Geschrieben 20. März Autor Melden Geschrieben 20. März vor 12 Minuten schrieb Gundel Gaukeley: Ich würde gerne noch eine Frage draufsatteln: wie erkenne ich, welche Farbstoffe verwendet wurden? Leider aktuell garnicht - und wenn die aktuellen Bestrebungen https://www.n-tv.de/politik/Zoff-um-Lieferkettengesetz-laesst-EU-Rechte-frohlocken-article25638022.html so weitergehen, dann gibt es in Zukunft nicht mehr Transparenz sondern weniger. Die Wähler scheinen es so zu wünschen. Vorbereitet habe ich garnichts, aber 1-2 mehr Quellen die es einfacher machen, Sachen schnell zusammenzufassen. Generell ist alles öffentlich zugängliche Information, nur beim Weg dorthin habe ich die eine oder andere Abkürzung.
Niggefrau Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März Bei all der Forderung nach Transparenz (die ich auch eigentlich sehr begrüßen würde) möchte ich allerdings auch nochmal die Kehrseite davon in die Diskussion zurück bringen... Transparenz ist teuer. In großen Firmen gibt es m.W. ganze Abteilungen die sich Vollzeit mit gut ausgebildeten Leuten damit befassen. Und wo gut ausgebildete Leute sich mit viel Zeit mit einem Thema befassen werden viele "kreative" Lösungen entwickelt um bestehende Regelungen zu umgehen, Nachteile zu beschönigen etc. Das führt meiner Meinung nach (!) wieder zu mehr Pseudo-Transparenz und viel/immer besserem green-washing... Kleine Start-ups, Familienbetriebe die vielleicht wirklich etwas besser machen wollen (weil noch jung und idealistisch, und vor allem auch viel flexibler) können das nicht leisten. Das heißt dann aber auch das die großen (die eh versuchen so wenig wie möglich zu ändern/verbessern) durch die Gesetze in den meisten der bisher vorgestellten Form weiter bevorteilt werden, und das kleinere Betriebe (die vielleicht wirklich "besser machen" wollen) einen noch größeren Wettbewerbsnachteil haben als ohnehin schon. Mir ist klar das keine Transparenz auch keine Lösung ist, aber alles was bisher politisch versucht wurde war meiner Meinung auch keine/und oder hat nicht funktioniert. Deswegen begrüße ich den "Bürokratieabbau" sehr.
Stefunie Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März vor 9 Minuten schrieb Niggefrau: Kleine Start-ups, Familienbetriebe die vielleicht wirklich etwas besser machen wollen (weil noch jung und idealistisch, und vor allem auch viel flexibler) können das nicht leisten. Aber genau die sind doch gar nicht betroffen. Habe gerade mal geschaut: das Lieferkettengesetz (Beitrag vom 07.06.2024 des TÜV Nord: https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/bildung/wissen-kompakt/umweltschutz/lieferkettengesetz/#:~:text=Wer betroffen ist%2C hängt auch von der Größe ab&text=2023 für Unternehmen%2C die mindestens,Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Inland.) gilt für Betriebe ab Zitat Das Gesetzt konzentriert sich auf Großbetriebe und tritt in zwei Stufen in Kraft: 2023 für Unternehmen, die mindestens 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Inland beschäftigen (etwa 600 in Deutschland). 2024 für Unternehmen ab einer Betriebsgröße von 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Inland. Kleinere Firmen werden zunächst ausgeklammert. Ich möchte das hier nur anbringen, weil gerade das Argument mit den kleinen Start-Ups und Familienbetrieben auch die "normalen" Verbraucher (also wie mich, die sich nicht täglich in umfangreichen Recherchen mit dem Thema befassen) dazu bringt, das ganze als unternehmenstötendes Bürokratiemonster anzusehen und abzulehnen. Falls das nicht mehr aktuell sein sollte, sorry. Ich hatte nur bei dem Argument mit den Start-Ups irgendwo im Gehirn eine Erinnerung, dass es da Unterschiede nach Betriebsgröße gibt und habe jetzt mal schnell eine Suchmaschine bemüht.
Gundel Gaukeley Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung: § 1 Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Absatz 1: Dieses Gesetz ist anzuwenden auf Unternehmen ungeachtet ihrer Rechtsform, die 1. ihre Hauptverwaltung, ihre Hauptniederlassung, ihren Verwaltungssitz oder ihren satzungsmäßigen Sitz im Inland haben und 2. in der Regel mindestens 3 000 Arbeitnehmer im Inland beschäftigen; ins Ausland entsandte Arbeitnehmer sind erfasst. Abweichend von Satz 1 Nummer 1 ist dieses Gesetz auch anzuwenden auf Unternehmen ungeachtet ihrer Rechtsform, die 1. eine Zweigniederlassung gemäß § 13d des Handelsgesetzbuchs im Inland haben und 2. in der Regel mindestens 3 000 Arbeitnehmer im Inland beschäftigen.
nowak Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März vor 1 Stunde schrieb Stefunie: Aber genau die sind doch gar nicht betroffen. Jein. Wenn irgendwo "weiter oben" in der Kette, ein Unternehmen ist, das davon betroffen ist (etwa ein Konzern, der die Artikel verkauft), dann fordert der wiederum von allen Lieferanten "weiter unten" die entsprechenden Dokumentationen. Dann ist man doch wieder betroffen.
Scrunchy Geschrieben 20. März Autor Melden Geschrieben 20. März vor 14 Minuten schrieb nowak: Wenn irgendwo "weiter oben" in der Kette, ein Unternehmen ist, das davon betroffen ist (etwa ein Konzern, der die Artikel verkauft), dann fordert der wiederum von allen Lieferanten "weiter unten" die entsprechenden Dokumentationen. Dann ist man doch wieder betroffen. 1. Es gibt "betroffen" und "indirekt betroffen". Die vielzitierten kleinen Unternehmen müssen ihrem Kunden einen Fragebogen ausfüllen, das war es in der Regel. Ich mache das in 5min für den ersten und 1min für alle folgenden. 2. Es ist eben gerade der Sinn der Transparenz, dass man nicht einfach alles verschleiern kann indem man eine Briefkastenfirma dazwischenschaltet. Wir finden es komplett normal, uns stundenlang über die Details von Nähmaschinen etc. zu informieren - da sollte es für uns absurd privilegierten Menschen eine Selbstverständlichkeit sein, die wenigen Minuten drauf zu verwenden. Für sowas gibt es neuerdings auch diese lustigen Computer und dieses neue Internet, da geht sowas dann sogar ohne körperlichen Aufwand.
Stefunie Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März @Scrunchy Ich würde es wirklich gerne verstehen, können wir mal ein Beispiel machen ? Nehmen wir Trigema oder die Noon GmbH. Beide Firmen produzieren Stoffe und Kleidung in Deutschland. Angenommen sie müssten oder wollten, weil sie damit gute Werbung machen könnten, das Lieferkettengesetz einhalten. Was hieße das konkret ?
Scrunchy Geschrieben 20. März Autor Melden Geschrieben 20. März Ein Gesetz muss man primär deshalb einhalten, weil es ein Gesetz ist Also mal angenommen wie haben das vielzitierte Startup das sich aus freien Stücken entscheidet, einen Großkonzern zu beliefern der unter das LkSG fällt. Was musst du als Lieferant (zumindest in der Theorie) tun? Selbstauskunft & Verhaltenskodex akzeptieren Dein Kunde wird dir wahrscheinlich einen Fragebogen oder eine Selbstauskunft zusenden, in der du Angaben zu deinen Produktionsbedingungen machen musst. Möglicherweise musst du einem Code of Conduct (Verhaltenskodex) zustimmen, in dem Grundsätze zu Arbeitsrechten, Umweltschutz etc. stehen. Risiken in deiner Lieferkette bewerten Falls du Rohstoffe oder Vorprodukte von anderen Lieferanten beziehst, könnte dein Kunde von dir verlangen, dass du überprüfst, ob dort Menschenrechts- oder Umweltrisiken bestehen. Manche Unternehmen verlangen eine Risikoanalyse – bei nur zwei Mitarbeitern wird das vermutlich sehr einfach gehalten sein. Nachweise über Einhaltung von Standards liefern Falls dein Kunde strengere Anforderungen hat, könnte er Zertifikate oder andere Nachweise verlangen (z. B. Oeko-Tex, GOTS). Falls du keine Zertifikate hast, kann es sein, dass du dokumentieren musst, wie du deine Sorgfaltspflichten umsetzt. Meldewege für Beschwerden bereitstellen Dein Kunde könnte verlangen, dass du ein internes Beschwerdeverfahren hast oder dich an sein System anschließt (meist einfach eine E-Mail-Adresse, an die Verstöße gemeldet werden können). Vertragliche Zusagen & Audits akzeptieren In manchen Fällen werden Lieferanten vertraglich verpflichtet, sich an das LkSG zu halten. Dein Kunde könnte sich das Recht vorbehalten, Audits oder Kontrollen durchzuführen – das passiert aber meist nur bei großen oder risikobehafteten Lieferanten. Wie sieht es leider in der Praxis aus? - Viele Unternehmen ignorieren es einfach und lassen es auf die Strafe ankommen. Kann man machen, ist genauso wie immer 50 in der 30er Zone fahren, nur im Erwischtwerdenfall teurer. - Man bekommt einen Fragebogen, füllt den aus, das wird abgeheftet, fertig. Aufwand wie gesagt 5min wenn man es zum ersten Mal sieht und ab dann 1min weil die Fragen eh immer gleich sind. Fazit: Die Büromaterialbestellung ist mehr Aufwand.
Stefunie Geschrieben 20. März Melden Geschrieben 20. März vor 11 Minuten schrieb Scrunchy: Falls du Rohstoffe oder Vorprodukte von anderen Lieferanten beziehst, könnte dein Kunde von dir verlangen, dass du überprüfst, ob dort Menschenrechts- oder Umweltrisiken bestehen. Oder ich verlange von meinem Lieferanten das, was mein Kunde von mir bekommt, und gebe das weiter, oder ? Rohstofflieferanten müssten - als erste in der Kette - mit einem Produkt, für das es in aller Regel vielfache Konkurrenzanbieter gibt, ja mit das höchste Interesse am Nachweis der geforderten Bedingungen haben, oder ? Und sobald einer ihrer Kunden unter das Lieferkette Gesetz fällt, müssen sie sowieso die Bedingungen erfüllen.
Scrunchy Geschrieben 20. März Autor Melden Geschrieben 20. März vor 5 Minuten schrieb Stefunie: Oder ich verlange von meinem Lieferanten das, was mein Kunde von mir bekommt, und gebe das weiter, oder ? Rohstofflieferanten müssten - als erste in der Kette - mit einem Produkt, für das es in aller Regel vielfache Konkurrenzanbieter gibt, ja mit das höchste Interesse am Nachweis der geforderten Bedingungen haben, oder ? Und sobald einer ihrer Kunden unter das Lieferkette Gesetz fällt, müssen sie sowieso die Bedingungen erfüllen. Im Grunde ist es das schon. Anbieter sauberer Fasern werden mit Freude die Zertifikate mitliefern und die tackert man dran. Falls irgendwann der Kleidungsmulti, der von dir die Produkte kauft, ein Audit bekommt und der Auditor auch alle Lieferanten prüft und bei dir auf der Matte steht, kramst du das Zertifikat des Lieferanten raus. Klar, wenn man am Hafen in Rotterdam von einem freundlichen Herrn in Lederjacke und Sonnenbrille für einen Spottpreis einen ganzen Container voll Stoffe kauft, Cash auf die Hand und "wir brauchen keine Rechnung", klar, dann muss man die Selbstauskunft eben mit einem schlechten Gewissen ausfüllen stat mit einem guten. Falls dann der AUditor auf der Matte steht, hmmm, das sind dann die Fälle in denen die Suche etwas länger dauert. Und: Genau darum geht es.
Scrunchy Geschrieben 20. März Autor Melden Geschrieben 20. März Zahlen Daten Fakten: Seit dem 1. Januar 2024 sind Unternehmen in Deutschland mit mindestens 1.000 Mitarbeitern verpflichtet, die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zu erfüllen. Laut einer Analyse von DWR-Research gibt es in Deutschland rund 2.300 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Diese Unternehmen sind direkt vom LkSG betroffen und müssen entsprechende Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten umsetzen. Wie geschrieben haben die Lieferanten auch indirekte Pflichten, dabei wird auch bei Audits sehr auf die Bedeutung des Zulieferers geschaut, d.h. bei den drei größten Zulieferern die 90% der Waren zuliefern fragt man nach und beim Rest nicht. Es gab bisher genau EINEN Fall in dem geprüft wurde - und zwar auch nur, weil es groß in der Presse war. Damals wurden satte 58 Firmen geprüft - Summer der Bußgelder: Exakt 0,00€ Das Gesetz gilt seit 2023. Bislang wurden in Deutschland noch keine Bußgelder aufgrund von Verstößen gegen das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verhängt. Spricht man mit richtig großen Unternehmen, d.h. Firmen die eine veritable Rechtsabteilung haben und eine noch veritablere IT-Abteilung, dann hört man oft "och ja, wir haben da einen Werkstudenten drangesetzt, der macht da was, aber richtig systematisch wollen wir es garnicht machen - zumindest nicht, so lange wir keine Strafen bekommen". Also soviel zum angeblich wirtschaftsabwürgenden LkSG.
running_inch Geschrieben 22. März Melden Geschrieben 22. März Am 17.3.2025 um 17:06 schrieb Scrunchy: Genau das dem dann tatsächlich informierten und mündigen Konsumenten in die Hand zu geben, damit beschäftige ich mich seit Jahren beruflich - und obwohl es momentan (seit Trump 2.0) zumindest in Europa&USA einen sehr schweren Stand hat, glaube ich weiterhin daran, dass die Transparenz sich nicht aufhalten lässt. Ja, ich möchte keinesfalls etwas verbieten aber a) wirklich ehrlich informieren. Zeigen, was man im Laden nicht sieht. Die Pestizide, das Tierleid, die Kinderarbeit, das Schutzgeld an Diktatoren, das Mikroplastik. Alles. Natürlich kann man dann trotzdem das tolle Kleid kaufen und es wird auch weiterhin Leute geben, die sich als Zeitvertreib ganze Räume voll mit Pelzmänteln kaufen, einfach weil sie es können. Ich habe das einmal gesehen und wir nannten den Raum nur "Friedhof der Kuscheltiere" weil für die Mäntel in diesem Raum wirklich Millionen an Tieren sterben mussten - und die Mäntel quasi nie getragen wurden sondern nur gehabt wurden. b) von der Gesellschaft getragene Kosten auf das Produkt umlegen. Wenn das Fast-Fashion-Shirt nicht mehr 2,49 kostet sondern man auch die Schäden an der Umwelt mitzahlen müsste, die jetzt irgendwo weit weg einfach von vielen Menschen die Lebensgrundlage vernichten, dann würde das Shirt vielleicht 102,49 kosten - und da sind wir nicht bei Erziehung, nicht bei Gängelung, einfach nur bei der Umlage der Kosten an den Verursacher. Dieser Traum ist weit (aktuell sehr weit) weg - die Transparenz, wo die Sachen eigentlich herkommen, ist der erste Schritt. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, in EU&USA glaubt man aktuell keine Zeit dafür zu haben, dafür holen diesbezüglich tatsächlich afrikanische Länder massiv auf. Vielleicht, weil sie wissen, wie es sich anfühlt, auf der anderen Seite zu stehen. Danke für die Erklärung - und deine Mühe. Hoffen wir, dass "der Traum" eines Tages - in nicht allzu ferner Zukunft - wahr wird! 🍀 Am 18.3.2025 um 09:01 schrieb Stefunie: Auch vielen Dank für die Zusammenfassung zu den Unterschieden der einzelnen zellulosebasierten Stoffe. Das hat mir einen echten Wissenszuwachs beschert. Weißt Du, ich lese sehr gern hier Erklärungen von Dir. Sie sind sachlich und gründlich und wenn etwas unklar ist, kann ich nachfragen und Du antwortest, bis ich es verstanden habe. Und wenn Du etwas nur vermutest, schreibst Du, dass Du meinst/denkst, so dass für mich als Leserin immer klar ist, ob Du gerade Fakten oder Meinung von Dir gibst. Das ist sehr klar und ich schätze es enorm, auf diese Art und Weise informiert zu werden. Das unterschreibe ich! 👍 Danke auch von mir für deine gründlichen und sachlichen Erklärungen, @Scrunchy
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