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Testbericht: Aufbügelbare Schnittmuster von Made in Me Couture


Junipau

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Im März hatte Marion in Paris auf der Handarbeitsmesse "L'Aiguille en fête" aufbügelbare Schnittmuster des jungen französischen Labels "Made in Me Couture" zwischen vielen anderen interessanten Dingen entdeckt (Hobbyschneiderin 24 - Forum). Ein Probeexemplar des Schnitts für einen leichten Kurzmantel namens "Vicky" wurde daraufhin zum Testen verlost (Bügeln statt stecken - Made in Me Couture (mit Verlosung pour les Francophones) - Hobbyschneiderin 24 - Forum). Da ich von Natur aus neugierig bin, viele Jahre meines Lebens in Frankreich verbracht habe und außerdem Stecknadeln nur beschränkt schätze, lag eine Bewerbung um den Schnitt nahe - und ich durfte ihn tatsächlich ausprobieren!

 

Anleitungsheft, Bild Junipau

Anleitungsheft

Bild: Junipau

 

Also nichts wie los mit dem Testen:D

 

Vorsichtiges Öffnen der Reißverschluß-Tiefkühltüte (herrlich, so richtig selbst gebastelt und verpackt – ein echtes Start-up-Unternehmen) läßt ein liebevoll rosa farbkopiertes Anleitungsheft und einen dicken Packen weißes Papier frei; letzteres entpuppt sich als ein riesiger Bogen sehr kräftiges weißes, beschichtetes Papier mit aufgedrucktem (selbst geplottetem?) Schnittmuster. Es fühlt sich an wie freezer-paper, das ich für Applikationsübungen im Bereich Patchwork in der Schublade habe, ist aber etwas fester und störrischer.

 

Erste Voraussetzung: ein passender Stoff wird gebraucht, was sich als größte Hürde herausstellt – alles, was mir so vorschwebt, ist in den hiesigen Geschäften nicht zu finden. Schließlich geht ein unregelmäßig gewebter, schwarz-weißer, lockerer Wollstoff mit nach Hause. War halt nicht die richtige Zeit im Jahr, um Material für eine Übergangsjacke zu finden, wenn alle nur Sommerkleidung nähen…:rolleyes:

Stoff, Bild Junipau

Stoff

Bild: Junipau

 

 

Dabei gab es auf dem zugehörigen Blog wirklich interessante Varianten zu sehen... Made In Me couture : le patron du manteau vicky nos conseils tissus - Ma petite Mercerie, le blog Ich halte die Augen auf für das nächste Mal!

 

Der Schnitt ist angeblich anfängertauglich, also stelle ich mich mal ganz dumm und schaue, was so auf mich zukommt. Französischkenntnisse sind nach zehn Jahren Leben in Frankreich ausreichend vorhanden, alles andere findet sich hoffentlich.

 

Zunächst stellt sich die Frage, welche Größe wohl die richtige sein könnte? Maßtabelle gibt es weder beim Schnitt, noch im Internet, nur den lapidaren Rat, eine Nummer größer zu wählen als bei Kaufkleidung, wenn man sich sicher fühlen möchte ("pour être à l'aise"). Der Link im allgemeinen Bereich der Homepage „Wie vermessen Sie sich“ führt ins Leere, ein anderer bringt nur sehr allgemeine Bemerkungen ohne wirkliche Hilfe. Im angebotenen Tutorial gibt es nur Videos für Röcke, zu kaufen gibt es einen allgemeinen Nähkurs für Jacken in Paris…

Also, ohne Maßtabelle ab ins Abenteuer!

 

Zuerst habe ich also den Schnitt ausgemessen, um eine Vorstellung von der Größe zu bekommen; mit den enthaltenen Nahtzugaben kommt Gr. 42 (eine mehr als meine deutsche Kaufgröße) auf 57 cm vordere Brustweite, am lebenden Objekt sind es 53 cm. Das erscheint mir ein bißchen knapp, so daß ich doch lieber Gr. 44 wähle, das entspricht dann einer Größe mehr als meine französische Kaufgröße. Irgendwie logisch, nach einer gegensätzlichen Erfahrung mit einem frz. Burdaschnitt (der in 44 viel zu groß ausgefallen ist) war ich allerdings etwas verunsichert. Das Problem ist aber nur beim grenzüberschreitenden Verwenden des Schnittmusters eins, als Französin hätte ich sofort Gr. 44 gewählt.

 

1. Akt: Los geht's - on y va!

 

Seite 2 der Anleitung, frei übersetzt: „Bügeln Sie den Stoff, um ihm seine endgültige Größe zu geben“ – guter Tip gegen nachträgliches Einlaufen, wird gemacht. Der Schnitt könnte allerdings auch eine Begegnung mit dem Bügeleisen brauche, so verknittert, wie er aus der Packung kommt. Wäre aber wohl ungeschickt, schließlich sollte er ja nicht schon auf dem Bügelbrett festkleben.

 

ausgefalteter Schnittbogen, Bild Junipau

ausgefalteter Schnittbogen

Bild: Junipau

 

„Stoff ausbreiten, Schnitt darauf legen, aufbügeln“ - wie bitte? Den Stoff habe ich entsprechend der Mengenangabe auf dem Schnitt gekauft, 160cm bei 150cm Breite, der Schnitt verlangte 155cm bei 130cm Breite (zwar für Gr. 42 – aber auch die würde nicht funktionieren): Das Schnittmuster steht oben und unten deutlich über, die Teile sind ganz anders angeordnet als auf dem hübschen Bildchen in der Anleitung. Das kann irgendwie nicht funktionieren – und die Übersicht über die Schnitteile braucht man ja eigentlich nicht wirklich auf Stoff aufgebügelt – die befindet sich aber mittendrin.

 

Stoff auf Schnitt, Bild Junipau

Stoff auf Schnitt

Bild: Junipau

 

„Schnitt aufbügeln, dann mit der Stoffschere (!) alles auf einmal ausschneiden“ – und gleich noch einmal „wie bitte?“ Ich soll mit meiner guten Stoffschere das dicke papierene Schnittmuster ausschneiden? Nein, bitte nicht – meine Stoffschere darf kein Papier schneiden, auch nicht das alleredelste französische Thermocollant-Papier! Wenn die Größen aufeinander gepaßt hätten, hätte ich es mit der Papierschere probiert, aber da der Stoff nicht reicht, muß ich das Procedere sowieso ändern.

 

Also werden die Schnitteile zunächst mit der Papierschere ausgeschnitten, dann auf den Stoff gepuzzelt und festgebügelt. Das wäre sowieso das Vorgehen bei einer zweiten Verwendung des Schnitts – es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Schnitt mehrfach benutzbar ist.

 

Das Ausschneiden erweist sich als nicht wirklich anfängertauglich – an den Schnittlinien stehen nirgends Größenangaben, vor allem im Bereich sich überkreuzender Linien an Arm- und Halsausschnitt stelle ich mir mal so vor, daß Anfänger ohne Erfahrung schnell ins Schleudern geraten und der falschen Linie folgen… Das wäre ein Verbesserungsvorschlag an die Hersteller.

 

Ansonsten gestaltet sich das Ausschneiden aus dem riesigen Bogen nicht sehr gemütlich – ich bin froh, daß da nicht auch noch das ganze Stück Stoff dranhängt! Mit einem Rollschneider wäre es vielleicht einfacher – aber da müßte man dann entweder eine gigantische Schneidematte besitzen, oder aber viel schieben. Aber die Anleitung besteht ausdrücklich auf der Stoffschere.

 

Ein Vorteil der ursprünglich vorgesehenen Methode, den Schnitt komplett auf den Stoff zu bügeln, wäre gewesen, daß man sich keine Gedanken mehr um den Fadenlauf machen müßte – schließlich sollen Papierkante und Webkante aufeinander liegen, wie ausdrücklich erklärt wird. Zum Glück sind aber auch Pfeile auf den Teilen, so daß das nicht weiter schwierig nachzustellen ist. Absoluter Luxus ist, daß sowohl für die Ärmel, als auch für Vorderteile und Belege jeweils zwei Schnitteile vorhanden sind, man also nicht mit doppeltliegendem Stoff operieren muß bzw. mit spiegelverkehrt aufgelegten Teilen. Das finde ich sehr komfortabel!

 

Vor dem Bügeln ist aber noch zu klären, wie das nun eigentlich ist mit Ober- und Unterseite des Stoffes: Auf welche Seite bügle ich denn nun meine Teile? Unter „Etappe 1“ finde ich dazu keine Auskunft. Im Heftchen ist die linke Stoffseite laut Anleitung normalerweise grau gedruckt, die rechte Seite soll weiß sein. Im Auflageplan ist der Stoff aber nun plötzlich rosa gefärbt – was heißt das nun? Schnitteil vorgehalten, „vorne rechts“ mit der klebenden Seite zum Körper – damit ist klar, daß das Teil auf die rechte Stoffseite gebügelt werden muß. Die rosa Farbe in der Anleitung bedeutet hier also „rechte Stoffseite“. Das wäre schon eine Erläuterung wert! Bei meinem Stoff wäre es egal, da beide Seiten mehr oder weniger identisch sind, aber das wird vom Schnitt ja nicht vorausgesetzt.

 

Detail Überstand oben, Bild Junipau

Detail Überstand oben

Bild: Junipau

 

2. Akt: Das Bügeln und Zuschneiden

 

Mein Sandwich wird vorbereitet: Auf dem Bügelbrett probiere ich es gar nicht erst, das ist nur Standard-Haushaltsgröße. Lieber gleich auf dem Boden arbeiten - also dicke Schutzschicht ausgebreitet (ein dickes Stück BW-Dekostoff lag gerade griffbereit und erweist damit gute Dienste), darauf der Stoff, darauf das Puzzle aus den Schnitteilen, Fadenlauf korrigiert.

 

Überstand unten, Bild Junipau

Überstand unten

Bild: Junipau

 

Verlängerungsschnur fürs Bügeleisen gesucht und es kann losgehen!

Klappt völlig problemlos - der Schnitt haftet prima bei Bügeleisen-Stufe 2. Gutes Ausstreichen der Lagen vor dem Büglen vorausgesetzt, damit sich keine Falten bilden - aber das bin ich vom Quilten gewöhnt. Schön, daß das dort Geübte noch anderweitig hilfreich sein kann!

 

Ein Teil muß ich noch einmal neu positionieren, was auch völlig problemlos geht - abziehen, neu auflegen, neu festbügeln. Klappt reibungslos und macht Spaß!

 

Nächster Schritt laut Anleitung: "Ziehen Sie die Schnittmusterteile von den ausgeschnittenen Teilen, räumen Sie sie ordentlich auf (wiederverwertbar)". Irgendwie fällt es mir schwer, viele Jahre Näherfahrung auszublenden und mich wirklich als Anfängerin zu benehmen - was mache ich denn mit den Paßzeichen, die freundlicherweise Armausschnitte und Reißverschluß markieren? Dazu bietet die Beschreibung nichts... Ich ändere also einmal wieder kurz das Procedere und übertrage diese Zeichen noch schnell auf meine Stoffteile, bevor ich den Schnitt ordentlich aufräume - wäre doch einfach schade darum.

 

Kleines Manko: Die Teile sind ziemlich schwarz verfusselt, das haftet alles prima an der Klebeschicht. Notiz an mich selbst: Als nächstes den Schnitt nicht auf hellem Stoff verwenden! Sonst habe ich erst einmal viel mit der Fusselrolle zu arbeiten...

 

Linienführung, Bild Junipau

Linienführung

Bild: Junipau

 

3. Akt: Nähvorbereitungen

 

Zunächst sollen alle Teile laut Anleitung versäubert werden - bei meinem Stoff eine mehr als gute Idee, der ist so fransig, daß ich den Eindruck habe, er wird nur durch das klebende Papier zusammengehalten... Und noch einmal melden sich die Jahre der Näherfahrung: Der Schnitt ist nicht nur ungefüttert (für eine Jacke für eine Frostbeule wie mich schon etwas gewöhnungsbedürftig), es sind auch keinerlei Verstärkungen durch Bügeleinlage vorgesehen. Das mag anfängerfreundlich gemeint sein, aber bei einem lockeren Stoff dürfte das zu einem eher bescheidenen Ergebnis führen. Ich will die 30 Euro Materialkosten nicht wissentlich in die Tonne befördern, weil ich das Ergebnis nicht anziehen mag - also erlaube ich mir wieder eine Extratour und bebügle die Belege allesamt mit Vliesline H 180. In weiser Voraussicht hatte ich die Papierteile noch nicht von den Belegen abgezogen - das war als Stabilisator sehr praktisch! Mein Stoff zieht sich nämlich leider ganz und gar nicht anfängertauglich...

 

Auflageplan Heft, Bild Junipau

Auflageplan Heft

Bild: Junipau

 

Kleiner Blick auf die Uhr: Bis hierhin habe ich mich jetzt ca. anderthalb Stunden mit dem Projekt beschäftigt - das geht gut voran! Die vielen Notizen und Fotos zwischendurch kosten Extrazeit, ohne wäre ich schneller gewesen.

 

4. Akt: Jetzt wird genäht:D

 

Und los geht es mit dem eigentlichen Zusammenbau. Schulternähte, Seitennähte schließen, Nahtzugaben nach hinten bügeln - schon wieder nein; zumindest an der Schulter gibt das sonst vier Nahtzugaben aufeinander, wenn ich das (wie vorgesehen) mit dem Beleg genauso mache. Die Nahtzugaben bügle ich also lieber auseinander... Kleine Schlamperei in der Anleitung: Auch bei den Belegen sollen die Seitennähte geschlossen werden - copy-paste stößt da an seine Grenzen, der Text ist offenbar einfach vom Zusammenbau der Vorder- und Rückteile auf der vorigen Seite übernommen.:confused:

 

Etape 06: Jetzt wird es spannend, die Konstruktion von Reißverschluß und Schrägband habe ich beim Lesen bislang nicht sortiert bekommen. Mit dem Material erhoffe ich mir konkretere Anschauung und damit den Durchbruch vom Verständnis... Der Reißverschluß ist dabei noch der einfache Part: von außen so aufsteppen, daß man ihn dann nach innen klappt und den Stoff gleich mit, das ist plausibel. Was mal wieder fehlt, ist die Bügeleinlage auf der Innenkante, die das Ganze unter dem dicken RV stabilisiert, so daß sich der Stoff möglichst wenig dehnt und wellt. Mache ich mal wieder gegen die Spielregeln, ist ja nicht mehr das erste Mal, daß ich merke, daß ich mich nicht 100% an die Anleitung halten mag:rolleyes:.

 

Puzzle, Bild Junipau

Puzzle

Bild: Junipau

 

Und jetzt wird es spannend: Laut Anleitung soll das Schrägband aus Leder ("biais" heißt hier offensichtlich nur "Einfaßband" oder ähnliches und hat nichts mit einem schrägen Stofflauf zu tun...) auf die Vorderteile jeweils neben die Kanten gesteppt werden - also gar nicht als Schrägband, sondern mehr nur als Zierband. Egal wie ich es drehe und wende - einmal festgesteppt, weiß ich nicht, wie ich hinterher die Belege mit den Vorderteilen und dem RV verstürzen soll??? Die kommen nämlich erst in Etappe 07 dran. Alles vorsichtig mit Stecknadeln simuliert - aber ich komme nicht hinter des Rätsels Lösung. Wer das besser versteht - ich lasse es mir gerne erklären!

 

Weil ich jedenfalls zu doof für diese Vorgehensweise bin, mache ich es lieber nach meiner Art: Erst die Belege rechts auf rechts auf die Kanten steppen, dann die Nahtzugaben in den Rundungen einschneiden und nach innen bügeln. Vom Einschneiden steht auch nichts in der Anleitung - zunächst zieht es sich dementsprechend in alle Richtungen, wie nicht anders zu erwarten... Wahrscheinlich verzichte ich auf die Zierbänder - mal schauen... Mein Satinschrägband, das ich als Ersatz für nicht erhältliches Leder gekauft hatte, lasse ich jedenfalls erst einmal in der Kiste, das überzeugt mich optisch nicht. Eine Runde Kanten steppen dürfte von der Technik her denselben Erfolg haben, nämlich alles zusammenhalten - vielleicht finde ich ja doch noch Lederbändchen nach dem Abgabetermin für meinen Bericht, das könnte ganz nett aussehen. Dann steppe ich das halt nachträglich auf.

 

Bügelaktion, Bild Junipau

Bügelaktion

Bild: Junipau

 

Das war jetzt eine weitere Dreiviertelstunde, plus Grübelzeit für das RV-Schrägband-Problem.

 

Bei der Fortsetzung steht der Entschluß: Knapp neben dem Reißverschluß steppe ich die Außenkanten ab, um das Bändchen zu ersetzen, außerdem erlaube ich mir, die Nahtzugaben vom Halsauschnitt auf den Beleg zu steppen, wie ich das gelernt habe. Damit legt sich das Ganze deutlich besser (zumal ich es ja auch eingeschnitten hatte). Kräftig gebügelt, die Belege dann noch an den Schulternähten festgeheftet - und schon scheint das gute Stück tragbar zu werden, ohne daß man immer erst die Belege nach innen klappen muß beim Anziehen;).

 

Die weitere Zusammennäherei gestaltet sich eher unkompliziert - Ärmel schließen und einsetzen; dabei fällt allerdings auf, daß die Armkugeln exakt in die Ausschnitte passen und offenbar keinerlei Bewegungszugabe eingeplant ist (sonst gibt es ja eigentlich immer etwas zuviel Stoff, den man vorsichtig einhalten muß...) - mal schauen, wie sich das im Alltag bewährt, wenn man nicht nur als Schaufensterpuppe herumsteht! Jetzt fehlen nur noch die Säume - die sollen einfach 2 cm umgeklappt und mit 1 cm Abstand zum Rand gesteppt werden. Das wollte ich eigentlich lieber mit dem Blindstich machen, habe das dann aber wieder aufgegeben, weil es mit den vorderen Besätzen zu wurschtelig geworden wäre... Hätte ich noch ein bißchen mehr Zeit, würde ich mich wohl aufs Sofa verkrümeln und mit der Hand nähen - aber so halte ich mich zum Abschluß nochmal fast brav an die Anleitung und steppe das tatsächlich mit der Nähmaschine, schlechtes Gewissen bei dieser quick-and-dirty-Vorgehensweise inklusive. H&M verarbeitet seinen Kram auch nicht besser...

 

Beleg mit Vlieseline, Bild Junipau

Beleg mit Vlieseline

Bild: Junipau

 

Beim Absteppen der Ärmel fällt dann noch eine kleine weitere Nachlässigkeit der Schnittkonstruktion auf: Die Nahtzugaben für den Saum sind ja inklusive, dann dürften die Ärmel aber nicht bis zur Unterkante nach innen zusammenlaufen, sondern müßten auf die letzten 2 cm (= Umschlag) wieder etwas weiter werden... So zieht es sich und will kräftig gedehnt werden. Zum Glück ist mein Stoff ja sehr zieh-freundlich. Etwas Vorsicht braucht es auch beim Saum, der durch seine gerundete Form auch nicht ganz 1:1 umzuschlagen ist.

 

5. Akt: Bügeln - fertig - anprobieren!

 

Ergebnis: Der Schnitt ist schlicht und einfach, sitzt dafür erstaunlich gut. Der Reißverschluß dürfte für meinen Geschmack 10 cm länger sein (vorgesehen und verarbeitet sind 45 cm - aber ich bin halt auch 10cm länger als die Durchschnittsfrau...), die Schultern passen, die Ärmel sitzen obenherum nicht schlecht - aber an den Ellenbogen fehlt ein bißchen Stoff:mad: Da spannt es unangenehm... Dabei habe ich mich exakt an den eingebauten 1 cm Nahtzugabe gehalten. Ein wenig auslassen kann ich die noch und steppe auf der Versäuberungsnaht so knapp, wie es irgend geht, aber richtig bequem wird das wohl nicht mehr... Damit hat sich auch die ketzerische Idee erledigt, das Teil nach Abschluß des Testverfahrens noch zu füttern - damit wird das alles ja noch enger!

 

Das Trennen kostet Zeit bei meinem Stoff, alles zusammen bin ich nun auf insgesamt ca. 4h Arbeitszeit gekommen. Das nächste Objekt sollte aber schneller gehen - schließlich weiß ich ja jetzt, worauf ich alles achten muß!

 

Schwerpunkt des Tests war aber das Verfahren des Aufbügel-Schnittmusters selbst - und das ist pfiffig! Auch wenn die eigentliche Idee, den gesamten Bogen aufzubügeln, an der unzureichenden Mengenangabe für den Stoff gescheitert ist - mit den Einzelteilen war das sowieso viel leichter zu handhaben, außerdem verplempert man nicht so viel Stoff.

 

Fazit: Gute Idee, Umsetzung mit diversen Haken und Ösen; Schnittkonstruktion ebenfalls nicht ganz ausgereift; Nähanleitung für Anfänger wohl nur mit Nähkurs oder einem guten Grundlagenbuch zu empfehlen, wenn man das Ergebnis schließlich auch tragen möchte... Aber vielleicht ist das auch nur bei dem Mantel Vicky? Er stammt schon von 2013, seither hat die Firma das vielleicht noch etwas besser entwickelt? Wäre auszuprobieren...


fertiger Mantel von vorne, Bild Junipau

fertiger Mantel von vorne

Bild: Junipau

 

 

fertiger Mantel von hinten, Bild Junipau

fertiger Mantel von hinten

Bild: Junipau

 

Kleiner Nachtrag: Der Mantel trägt sich gut, wie eine Strickjacke, nur ein bißchen hübscher. Die Ärmel haben sich noch ein klein wenig gedehnt, so ist es fast komfortabel. Aber der Stoff verträgt sich nicht gut mit dem groben Reißverschluß - wenn die Jacke offen steht, bleibt man vor allem mit den Ärmeln schnell in den Zacken hängen, da habe ich jetzt schon einige Fäden gezogen... Aber das passiert bei jedem Schnitt bei der Kombi aus locker gewebtem Stoff und grobzahnigem Reißverschluß - das nächste Mal nähe ich den Schnitt aus einem festeren Stoff!

 


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Danke für den Bericht! Das Vorgehen und die Tücken dabei hast Du schön beschrieben und fotografiert. Nun weiß ich, so richtig geeignet für mich wäre diese Methode nicht.

 

Ich denke, der vorgesehene Lederstreifen würde dem Mantel ein wenig Pfiff geben. Und vielleicht sogar die RV-Zähnchen etwas vom Stoff abhalten? Aber wenn nicht beschrieben wird, wie man den annähen soll, na gut, dann eben nicht.

 

Auf der verlinkten Blogseite finde ich folgende Mengenangabe

Conseils métrage tissu :

 

Pour une laize de 130 cm vous aurez besoin de 1.55 m de tissu du 34 au 42 ou de 1.95 m du 44 au 52

(Bei einer Breite von 130 cm brauchen Sie 1,55 m Stoff bei 34 bis 42 oder 1,95 m für 44 bis 52)

 

... nach Deinem Bild hätten 1,55 m auch nicht für Größe 42 gereicht? Oder müsste der Schnittbogen quer aufgelegt werden, und Du hättest massenhaft Verschnitt?

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sehr interessant,aber doch ein tragbares Teil entstanden, da gibts für den Hersteller noch ein paar Baustellen, dank deiner Erfahrung hast du dich ja wacker geschlagen

danke für den Bericht

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Ich denke, der vorgesehene Lederstreifen würde dem Mantel ein wenig Pfiff geben. Und vielleicht sogar die RV-Zähnchen etwas vom Stoff abhalten? Aber wenn nicht beschrieben wird, wie man den annähen soll, na gut, dann eben nicht.

 

Auf der verlinkten Blogseite finde ich folgende Mengenangabe

(Bei einer Breite von 130 cm brauchen Sie 1,55 m Stoff bei 34 bis 42 oder 1,95 m für 44 bis 52)

 

... nach Deinem Bild hätten 1,55 m auch nicht für Größe 42 gereicht? Oder müsste der Schnittbogen quer aufgelegt werden, und Du hättest massenhaft Verschnitt?

 

Deshalb habe ich ja den Überstand fotografiert: Selbst die kleinste Größe hat oben und unten deutlich hervorgehschaut.

Und quer auflegen hängt dann sehr vom Stoff ab - habe ich gar nicht erst ausprobiert, weil ich mich dann doch lieber am Fadenlauf orientieren wollte... Aber bei der vorgesehenen Stoffbreite von 130cm könnte das auch nicht klappen - der Bogen war ja unzerschnitten fast 2 m lang und knapp 160 cm breit.

 

Das Lederbändchen würde wohl nicht gegen die Zähnchen vom RV schützen - die würden ja noch auf dem Stoff befestigt. Und der RV ist "aggressiv", wenn die Jacke offen steht - was mir lieber ist, weil das den zu kurzen RV kaschiert:D

 

LG Junipau

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Was es nicht alles gibt! Sehr interessant - Danke für den Test und Bericht. Aber mal ehrlich, ist dieses ganze Prozedere nicht komplizierter als ein paar Stecknadeln?! Für mich persönlich ist das keine Alternative zur herkömmlichen Arbeitsweise.

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