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Zum Hintergrund: ich würde mich als... fortgeschrittene Anfängerin mit Ambitionen bezeichnen, oder so? Hier möchte ich ein Projekt mit euch teilen, was für mich noch etwas komplex ist und bei dem ich seit einiger Zeit fest stecke. Ich bin selbst gespannt, in welche Richtung es weiter geht. Techniken vorführen kann ich in dem Sinne sicher nicht, aber vielleicht ist der Prozess für manche interessant, die in einem ähnlichen Stadium sind (und Ratschläge von denjenigen, die weiter sind, sind natürlich herzlich willkommen).

 

Nach langer Nähpause habe ich in den letzten Jahren wieder mehr genäht, und habe dann beschlossen, dass ich so langsam unter anderem auch gut sitzende Kleidung aus schönen Stoffen für mich selbst produzieren möchte. Bei einem Besuch bei Freunden in einer anderen Stadt (und damit verbundenem Besuch bei einem Stoffgroßhändler, der so ziemlich bei ihnen nebenan ist) habe ich mich dann vor ca einem Jahr in diesen Stoff verliebt: IMG_5202.JPG

 

Zugegebenermaßen nicht wirklich ein Anfängerstoff, schon vom Muster her. Es handelt sich um eine Viskosemischung, Webware mit etwas Dehnbarkeit (genaue Zusammensetzung könnte ich vermutlich noch nachsehen, aber 70% Viskose, etwas Polyester und etwas Elasthan habe ich so ungefähr in Erinnerung. Möglicherweise auch ein minimaler Wollanteil. Angeblich ein Produktionsüberhang eines italienischen Designerlabels).

 

Da es wirklich ein Spontankauf war, hatte ich keinen Plan, wieviel ich brauche, dachte in Richtung Jacke/Blusenkleid/Mantelkleid, und habe mir aus den dort vorhandenen Büchern diesen Schnitt hier rausgesucht: IMG_5203.JPG

 

Es handelt sich um Brigitte Büge, Das Jacken- & Mäntelbuch, Christophorus-Verlag 2018 (daraus Modell 'Naya'). Der Stil von dem Mantelkleid war mir insgesamt sympathisch, ich mag insbesondere den Stehkragen, und vom Überfliegen der Anleitung her hörte es sich so an, wie etwas, wobei ich noch etwas lerne (Kragen hatte ich noch nie genäht), aber auch nicht so komplex, dass ich keine Chance hätte, das Projekt abzuschließen.

 

Das Mantelkleid ist im Buch aus Jersey genäht, sitzt aber, wie man auf dem Bild sieht, beim Model recht locker, und die (insgesamt sehr kompetent wirkende) Verkäuferin versicherte mir, mein Stoff mit Stretchanteil sollte für dieses Teil auch funktionieren. (Was mir erst später klar geworden ist, und was mich an dem Buch etwas stört, ist, dass nie angegeben ist, was für alternative Stoffe für ein Modell möglich wären, nur, welcher verwendet wurde. Das kenne ich von Burda her anders und finde es auch sehr sinnvoll, Alternativen anzugeben. Möglicherweise ist das Teil meines Problems. Jedenfalls finde ich schade, dass ich raten muss, ob der Stretch für die Passform notwendig ist, oder ob er einfach verwendet wurde, weil der Stoff dann schöner fällt). Für mich sieht es auf dem Bild auch so aus, als hätte das Model, das das Kleid trägt, nicht allzu breite Schultern, aber vielleicht sehe ich hier durch die Brille von dem, was ich inzwischen weiß, und ihr seht das Bild ganz anders.

 

Als Stoffverbrauch ist 2m angegeben, wegen des Karos habe ich mir mehr abschneiden lassen, ich meine es müssten 2,60 sein. Dann fing zu Hause die Recherche im Internet an, ich habe über das richtige Zuschneiden von Karostoffen gelesen und danach beschlossen, dass ich besser nicht direkt mit dem richtigen Stoff anfange, sondern ein einfarbiges Probestück nähe. Der Gedanke war, dass ich die Nähtechniken mit einem 'einfachen' Stoff übe, bevor ich dann als zusätzliche Schwierigkeit das Karo hinzufüge. And Schnittanpassung außer evtl. in der Länge (bin mit 177 etwas größer) habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht, da es wirklich schon länger her war, dass ich Kleidung für mich selbst genäht hatte, und damals eigentlich nicht auf größere Schwierigkeiten gestoßen war. (Ok, die Figur ändert sich. Damals hatte ich Größe 40-42, jetzt 44. Aber, spoiler, die Schultern? Wirklich?)

 

Fürs Probestück, und das war evtl. ein Fehler, habe ich mir einen bordeauxfarbenen Leinen-Mix ausgesucht (ich dachte, dann kann ich es im inzwischen letzten Frühjahr gut tragen, wenn es denn wird...). Also einen Stoff ganz ohne Stretch, aber wie gesagt, das Mantelkleid sah locker sitzend aus und ich wollte einen recht einfach zu verarbeitenden Stoff nehmen, um mich wirklich ganz auf die Nähtechnik konzentrieren zu können.

 

Verlängern hat gut geklappt, den Brustpunkt habe ich auch nach Anprobe mehrere cm nach unten verlegt, das hat auch erst mal geklappt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, mein Brustpunkt 'wandert' momentan ständig? Bei manchen Anproben sitzt er nun an der richtigen Stelle, bei anderen ist er nun etwas zu weit unten. Interessant, aber, denke ich, irgendwie zu lösen, für die Endfassung werde ich den Brustpunkt wieder etwas nach oben legen, aber nicht so weit hoch, wie er ursprünglich war. (Außerdem habe ich nur die Spitze des Abnähers verlegt und habe inzwischen gelesen, dass ich den ganzen parallel hätte verschieben sollen).

 

Leider habe ich, nachdem ich diese Anpassungen vorgenommen habe, nicht mehr daran gedacht, dass noch irgendwas kommen könnte (in sonstigen Bereichen hatte ich noch nie Probleme gehabt, mit der Passform) und den Rest dann mehr oder weniger in einem Rutsch fertig genäht. Entschuldigt die katastrophalen Photos, evtl. muss ich es noch mal morgen bei Tageslicht versuchen, wenn ihr nichts erkennen könnt. Aber jedenfalls seht ihr vielleicht, dass da unter dem Kragen eine deutliche Querfalte ist. Die hat sich glaube ich auch erst gebildet, nachdem Kragen und Ärmel dran waren, vorher schien jedenfalls alles gut zu laufen, und dazwischen habe ich nichts mehr kontrolliert.

IMG_5204.jpg

 

Die Schultern spannen auch etwas, und wenn ich die Arme komplett beuge, sind die Ärmel auch etwas eng in der Ellenbogenbeuge. Da wird sich wohl die Webware ohne Elastik bemerkbar machen...

Schade, denn insgesamt war ich sonst ganz zufrieden für einen ersten Versuch (ja, hier können bestimmt viele sehr viel fortgeschrittenere Sachen, aber für mich war das das erste Mal Kragen, das erste Mal Nahteingrifftaschen - wobei ich die in der Endversion evtl. weglassen werde, weil sie ja doch auftragen... das erste Mal Druckknopfleiste etc.). Der Kragen ist auch symmetrischer geworden, als er auf diesem Foto aussieht.

IMG_5206.jpg

 

Ich denke, in einem weicheren Stoff, der weniger Stand hat, was ja bei dem geplanten Endstoff der Fall ist, wird sich das auch noch besser machen und weniger auftragen.

 

Das ist jetzt schon länger der Stand der Dinge, und jetzt stecke ich fest. Ich habe seitdem schon etliches über Schulteranpassung gelesen, aber bin mir nicht ganz sicher, ob meine Schultern nun zu breit, zu gerade, oder beides sind. In einer englischen Anleitung habe ich gelesen, man solle jemand anders die Falte, die sich im Nacken bildet, so weit zwischen die Finger nehmen lassen, bis der restliche Stoff glatt liegt, diese Falte dann messen lassen, und das würde die Menge ergeben, um die man die Schulterlinie nach oben verschieben muss. Ich nehme an, den Messwert muss man dann noch mit zwei multiplizieren, weil man ja nur eine Seite der Falte (vermutlich) misst. Aber irgendwie... traue ich mich nicht so recht ran.

 

Neulich habe ich noch mit meiner Schreinerkurslehrerin, die auch viel schneidert (auch Blazer für sich und sowas), gesprochen, und die meinte spontan: die Burda-Schnitte haben doch immer so breite Schultern. Dadurch frage ich mich jetzt auch, ob sie Recht hat, und ob ich mir einfach einen alternativen Schnitt suchen und ausprobieren soll, statt eine komplizierte Schnittanpassung zu versuchen. Irgendwas in dem Stil wird es da ja auch geben. Und der Schnitt gefällt mir zwar an sich, war aber als Schnellschuss ausgesucht, weil ich wissen wollte, wieviel Stoff ich kaufen soll. Ein anderer Schnitt, der mit meiner Stoffmenge funktioniert und ungefähr den gleichen Stil hat, könnte auch funktionieren.

 

Und als weitere Möglichkeit geistert mir noch im Kopf rum, dass ich auch noch einen hübsch gemusterten Cretonne liegen habe, aus dem ich sowieso ein Kleid nach einem Burdaschnitt machen wollte; also könnte ich das auch dazwischenschieben, bei diesem Zwischenprojekt feststellen, ob mir die Burdamaße tatsächlich immer noch passen (als Teenager/Studentin hatte ich mit den Schultermaßen bei Burda jedenfalls keine Probleme, aber das ist auch schon eine ganze Weile her), und mir dann je nachdem einen neuen Schnitt für dieses Projekt suchen.

 

Ihr seht, ich mache es mir gerade, wahrscheinlich unnötig, kompliziert.

 

Stimmt das so überhaupt, dass Burdaschnitte tendenziell eher breitere Schultern haben?

 

Mache ich besser einfach weiter mit dem bisherigen Schnitt, mit einem weiteren Probemodell? Ich habe inzwischen mindestens 7 Meter Ikea Bomull hier liegen für Probemodelle, denn die Anpassung wird wohl komplex und ich möchte nicht ohne Ende teuren Stoff verschwenden. Allerdings hat der ja auch wieder keinen Stretch.

Oder sollte ich mir einen günstigen Jersey irgendwo holen und das noch mal als Probemodell nähen? Allerdings ist mein Endstoff ja Webware, wenn auch mit etwas Stretch.

 

Reicht es, wenn ich bei einem weiteren Probeteil nur die obere Hälfte bis zur Taille mache, weil die Probleme ja in dem Bereich sind? Oder hängt dann der Stoff anders und es bringt nichts?

 

Das ist so der Stand, ich weiß nicht, was der richtige nächste Schritt ist, also prokrastiniere ich. :classic_blush:

 

Morgen versuche ich, noch mal ein besseres Foto von dem Probemodell bei Tageslicht nachzureichen.

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Veröffentlichte Bilder

Geschrieben

Der wandernde Brustpunkt kann an unterschiedlichen BH liegen.

 

Das Rückseitenbild ist leider viel zu dunkel, da kann ich nichts erkennen.

 

Ich würde vermuten ,dass dein Schnitt auch für elastische Webware geeignet ist.

Geschrieben

@Großefüßich glaube, dass ich bei keiner der Anproben einen BH getragen habe. Da ich im Alltag öfter keinen trage, schien es mir sinnvoll, das auch beim Anpassen so zu machen. Evtl. ist mein Busen einfach von der Tagesform her sehr unterschiedlich... aber wo ich noch mal drüber nachdenke, der Leinenstoff ist ja eher sportlich, aber der Endstoff ist schicker, und insofern würde ich da evtl schon eher einen BH tragen... Und dann sollte ich wahrscheinlich das nächste Probeteil auch mit BH anpassen. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht.

 

Ja, tut mir leid mit dem Bild, es war irgendwie schwieriger, mich selbst von hinten zu fotografieren und dabei möglichst nicht durchs Verrenken alle möglichen weiteren Falten zu produzieren, als gedacht, und dann noch die Beleuchtung... Ich werde das morgen noch mal machen bzw. meinen Mann am Besten dazu animieren das Foto zu machen, dann wird es besser.

Geschrieben

@Ariadne_naeht

Motivierter Mann und gutes  Licht ist für Fotos am besten.

 

Ansonsten wäre eine Möglichkeit, am Handy zeitverzögerte Auslösung einstellen und das Handy in ein Regal o. ä. stellen. Evtl  mit Blitz.

Geschrieben

*editiert*

(keine Shoplinks bitte- zumal alleine der Name Fold-back-Klammer schon hilft ;))

 

 

Solche kann man fürs Handy aufstellen benutzen.

Geschrieben

Was den Brustpunkt betrifft, hat Dir @Großefüß schon die Erklärung geliefert. Für den Rest würde ich Dir wärmsten ans Herz legen, auf einen Schnitt für Webware zu wechseln, denn die Konstruktion ist einfach eine andere. Oder den Stoff für den vorhandenen Schnitt austauschen. Alles andere ist frustrierend.

Geschrieben (bearbeitet)

Danke für die Tipps. Heute habe ich erst mal meinen Mann aktiviert, aber falls ich in Zukunft noch öfter in die Situation komme, werde ich mal nach solchen Handyaccessoires schauen.

 

Hier mal Fotos auf denen man hoffentlich deutlich mehr erkennt. Ich bin verwirrt. Heute sitzt der Brustpunkt von dem Teil wieder deutlich zu tief, dafür sitzen die Schultern hinten oben besser, andererseits gibt es seitlich am Ärmelansatz mehr senkrechte Falten. Ich denke, es liegt wirklich daran, was ich jeweils drunter trage: gestern war es ein kurzärmliges T-Shirt, heute ein ärmelloses Shirt. Das scheint den Sitz an den Schultern dann wohl deutlich zu beeinflussen.

IMG_1014.jpg

 

IMG_1017.jpg

 

Im Echteinsatz würde ich so ein Teil über einem Shirt tragen, evtl. sogar eher offen, hier habe ich es geschlossen, damit man den Sitz besser beurteilen kann. Aber es scheint so, als müsste ich für die Zukunft lernen, immer das Gleiche beim Probieren unterzuziehen, was dem, was ich in der Realität drunter ziehen würde, möglichst nahe kommt.

 

Und @achchahaiich habe es so langsam schon befürchtet. Ich habe gestern schon mal bei Burda nach ähnlichen Alternativen gestöbert aber noch nicht so richtig was gefunden... mal sehen, ob ich an diesem Schnitt noch etwas weiter werkele so lange... zumindest etwas lernen werde ich dabei ja auf jeden Fall.

 

Und jetzt kommt das Probeteil erst mal in die Wäsche, damit ich dann beim feucht bügeln hoffentlich zumindest mal den Stoffbruch rauskriege ;-) ich hatte beim Nähen zwischendurch natürlich gebügelt, habe mich aber nicht getraut, das zu heiß zu tun, wegen Leinen. Dadurch habe ich dann den Stoffbruch, den ich nach dem Vorwaschen des Stoffs reingebügelt hatte, nicht wieder richtig rausbekommen.

Bearbeitet von Ariadne_naeht
Tippfehler
Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb Ariadne_naeht:

habe mich aber nicht getraut, das zu heiß zu tun, wegen Leinen

"Leinen" ist schon immer die heißeste Einstellung auf dem Bügeleisen. Am besten gut Dampf dazu. Oder noch leicht feucht.

 

Ich finde, es sitzt an der Schulter gut. Aber zu den Armauschnitten hin sind senkrechte Falten. Die kommen davon, dass die Schulter zu breit ist.

Tja, da kannst du jetzt sagen "Das ist der Schnitt, das soll so". Oder den Schnitt ändern auf deutlich schmalere Schulter. Dann müssen die Armkugeln aber entsprechend weiter werden. Die Brust-Abnäher sind deutlich zu niedrig.

 

Doch lieber ein anderer Schnitt?

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