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Hallo liebe Damen und Herren,

 

ich habe aus dem Nachlass meiner verstorbenen Oma einen Sessel mitgenommen, den ich immer sehr liebte. Nun kommt der aus dem Ferienhaus und riecht leider nach Ferienhaus, und auch so geht es ihm nicht sonderlich gut:

 

1D0OTc2.jpg

 

Ich habe also einen Polsterer kontaktiert, der grob ein kleines Auto veranschlagte, von daher mache ich das halt selbst. Es kann ja nun nicht so schwer sein, einen Sesselbezug zu nähen, oder? Man zieht den Sessel aus, hat dann eine hübsche Vorlage, schneidet das passend und wupps-fertig.

 

So einfach wird es dann nicht; dem Sessel geht es noch sehr viel schlechter, als er oberflächlich aussah, aber damit bin ich bereits einer anderen Community auf den Geist gegangen und das scheint sich mit Epoxidharz und Glasfasermatten beheben zu lassen. Von daher zum Nähteil:

 

Der Sessel ist mit einem für die 60er üblichen Polyesterstoff bezogen, den ich - mit Ausnahmen eines bösen, bereits vorhandenen Risses - im Original abziehen konnte. Es sind nur zwei Stoffteile, die an der Rückseite der Oberkante der Lehne vernäht sind - vor dieser Naht habe ich am meisten Angst, weil die nicht gerade ist. Entgegen meiner Erwartung bei der sehr konkav-konvex-komplexen Sesselform ist der Stoff kaum stretchig (ich sage mal, irgendwo zwischen Biber-Kissenbezug und Mako-Satin-Kissenbezug), und da ich nicht annehme, dass man auch in den 1960ern keine Stoffe in nicht-flach hergestellt hat, kann ich das auch neu in flach nähen.

 

Nun, da ich - mit Ausnahme eines Grundschulkurses vor 30 Jahren - noch nie eine Nähmaschine benutzt habe, möchte ich mir das nicht so einfach machen und das Ganze in Leder haben. Da aber der alte Stoff so eine Vließschicht drunter hatte und mir das einen gewissen Puffer gibt, wenn ich nicht auf den Millimeter treffe, werde ich den Originalbezug erstmal aus irgendeinem schaumigen Vließstoff nähen.

 

Meine erste Frage wäre daher: Was nimmt man denn da? Filz? Ich habe keine Ahnung, wie Stoffe heißen.

 

Dann kommen wir zum schwierigen Teil: Dem Leder. Ich habe da diese Seite gefunden, laut der man zwei Lederteile einfach mit einer geraden Naht zusammennähen kann, von daher muss ich eigentlich nur lernen, wie man eine gerade Naht macht, was jetzt so klingt, als wäre das nicht die schwierigste Aufgabe.

 

Da ich das Ganze patchworken werde (ich weiß noch nicht genau, wie, aber ich denke an 1.2-1.5mm Ziegenleder), werde ich auch wirklich nur gerade Nähte haben. Von daher zweite Frage:

 

Auf der verlinkten Seite ist beschrieben, man vernäht rechts auf rechts, bügelt die Nahtzugaben nicht um und vernäht dann nochmal, diesmal auf der Vorderseite "knappantig" entlang den ganzen Wumms zusammen. Frage: Mein Sofa sieht so aus, als wären die Nahtzugaben auf beiden Seiten vernäht. Ist das besser? Warum? Warum brauche ich da eine 3,5er Stichlänge? Oder mache ich das einfach so, ist schon gut?

 

Dann traue ich meinen (nicht vorhandenen) Nähkenntnissen wie meiner Einschätzung der Elastizität des Stoffs nicht zu, wahnsinnig toll zu sein, von daher werde ich die Lederteile für Vorder- und Rückseite nicht vernähen, sondern sehe da einen Reißverschluss vor. Dritte Frage:

 

Will ich eher einen schmalen oder einen breiten Reißverschluss, und wie berechne ich das in meinen danach-weniger-notwendigen Stoff ein? Es werden beide Seiten, vorne wie hinten, eh nach unten gespannt, von daher ist ein Zentimeter insgesamt hin oder her wahrscheinlich egal, aber trotzdem?

 

Tjo, das wären meine aktuellen Fragen. Ich bin für alle Tipps dankbar und - nur falls das wen interessiert - habe mir nach reichlicher Lektüre verschiedener Foren eine W6 N1800 gekauft. Der Grund dafür war, dass ich über nahezu alle Maschinen viel negatives gelesen habe, und meine Alternativen dann eine 30 Jahre alte Singer-Maschine oder die W6 waren. Ich muss ja nur gerade nähen, mir genug Wumms für Leder. Ich brauche ja keine Sperenzchen wie Bördelkanten mit Katzenumrissen oder so.

 

Die W6 war dann schlicht günstiger. Ich bin nicht sicher, ob ich eventuell doch eine variable Stichbreite haben wollen würde, aber da ich weder weiß, wozu das gut ist und v.a. nur lineare Nähte plane, habe ich mich dagegen entschieden. Noch kann ich die Maschine zurückschicken, falls das jetzt total doof war und ich unbedingt eine 1930er XYZ mit Pedalantrieb brauche; ich bin da offen.

 

Ich denke, ich habe da ein paar Sachen übersehen und Ihr habt sicher ein paar tolle Hinweise, ich habe z.B. keine Ahnung, ob ich einen "Reißverschlussfuß" will oder nicht oder so. Oder ob man unter das Leder ein Vließ unterlegt - oder besser nicht. Oder so. Aber: Ja, ich habe eine Ledernadel gekauft. Die hat eine ganze Menge Zahlen bei, aber es gab nur eine Sorte.

 

Wie erwähnt, ich habe gar keine Ahnung. Aber etwa 10 Kilometer Garn zum Üben; ein paar Hundert Meter werden für das eigentliche Projekt ja hoffentlich reichen.

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Geschrieben

Uff! :D

 

Ich fange mal hinten an: Mir erschließt sich nicht so ganz, warum du lieber einen Reißverschluss einbauen willst, anstatt die Naht oben zu schließen. Besser anzupassen dürfte es dadurch nicht werden. Ein RV ist zwar grundsätzlich auch nicht schwieriger als jede andere Naht, aber ich finde, es macht die Sache eher unnötig kompliziert. So richtig bequem stelle ich mir das an der Stelle auch nicht vor. Ich tät´s lassen. :)

 

Das Absteppen der Naht kann zwei Funktionen haben; bei der Tasche vom Link hat das eher den Zweck der Zierde. Bei deinem Sessel vermutlich eher praktische Gründe: Durch das beidseitige Absteppen wird die Naht stabiler und die Nahtzugaben liegen flach zu beiden Seiten, bilden also keine unegalen Knubbel direkt im Sichtbereich. (Darüberhinaus kann Stoff ausfransen, Leder tut das nicht, aber das ist bei einem Teil dieser Art eher nicht so relevant.)

 

Die Stichlänge wählt man bei diesen sichtbaren Zierstichen immer etwas länger; das sieht meist einfach schöner aus. Ab 3 mm Stichlänge aufwärts wird für solche Absteppungen empfohlen; darüber je nach Geschmack und Material. (Je länger der Stich, desto auffälliger ist natürlich wiederum eine Abweichung von der Soll-Linie, also Obacht.)

 

Wenn deine Maschine eine seitlich verstellbare Nadelposition hat, kann das in Verbindung mit einem Kantensteppfuß helfen, eine schöne gerade Naht in gleichmäßigem Abstand zu Linie X zu steppen. Der Kantensteppfuß hat z.B. eine Führungsleiste aus Metall in der Mitte, und heißt von Hersteller zu Hersteller anders. Schau mal im Zubehörkatalog der W6, was da so angeboten wird.

 

Leder hat den Vorteil, dass es, genau wie unsere eigene Haut ja auch, etwas elastisch und dehnbar ist; in gewissen Grenzen kannst du dran ziehen und das formen, was bei dieser Form sehr hilfreich ist. :)

 

Was das Vlies angeht, bin ich grad überfragt. Der bekannteste Hersteller von Einlagen ist Vlieseline; die Website informiert dich über die Produkte, aber ich halte es für aussichtsreicher, dein Projekt im Stoffladen zu schildern und dir die einzelnen Vliese zeigen zu lassen, so dass du die Dicke, Reiß-/Abriebfestigkeit und geeignete Verarbeitung für Leder konkret besprechen (und befühlen) kannst. Mir fällt sonst noch Molton ein; das gibt es in vielen verschiedenen Dicken. Oder ein gummierter Schaumstoff; in jeder Großstadt gibt es spezielle Shops, die Schaumstoff in allen Dicken und Arten führen, da könntest du mit deinem Projekt auch noch mal vorstellig werden.

 

Wenn ich mir das so ansehe, habe ich eine Vorstellung davon, warum der Polsterer dafür einen "Kleinwagen" veranschlagt hat... Aber nichts ist unmöglich. :)

Geschrieben

Nachtrag: Gerundete Nähte sind auch nicht viel schwieriger als gerade. :)

 

Einfach ein paar (Kilo)Meter Übungsnähte machen; dann wird das schon. ;)

Wichtig ist, den Stoff gleichmäßig zu führen; wie wenn du mit dem Auto eine gleichmäßige Kurve fährst; also nicht zu stark in die eine oder andere Richtung einschlagen/ziehen. Zum Üben kannst du dir einfach auf Stoff solche Linien mit Bleistift, Filzstift oä aufmalen und dann nachnähen. Langsam. Und gleichmäßig führen. Das Stoffstück nicht zu groß, und beim Führen darauf achten, dass der Stoff links der Nadel möglichst gerade liegt und nicht zu stark hinterher hinkt oder sonstwie in andere Richtungen zerrt; das verzerrt auch das Gewebe in Richtung Nadel.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Falls es noch aktuell ist:

 

Vielleicht magst Du zum Polstern eine dünne (?) Lage Schaumstoff nehmen? Und - solltest Du echtes Leder nehmen - ggf. eine Roßhaarunterlage?

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Vielen Dank an alle. Ich habe meine ersten paar Hundert Meter Übungsmaterial hinter mir, das scheint sehr viel Übungssache zu sein. Ist aber für den Anfang nicht so schlimm geworden, wie ich erwartet hatte...

 

QAWc2b4.jpg

 

(dehnbaren Polyesterstoff an Baumwolle nähen ist Mist)

 

Das mit dem Sesselbezug ist dann mal verschoben, bis ich meine Linien treffe... Aber es macht Spaß. Meine Frau wird zwar wahnsinnig, weil man zum Nähen echt viel Platz braucht und eine unendliche Sauerei veranstaltet, aber dafür bekommt sie ein Kleid.

Geschrieben

Auch wenn erstmal verschoben, unter einen Möbelstoff oder -Leder macht man meistens eine Lage Polsterwatte. Die gibt es in Polstereibedarf in verschiedenen Stärken als Rollen oder Meterware. Das gleicht kleine Unebenheiten aus und läßt den Bezug schön gleichmäßig aussehen.

 

Viele Grüße

 

Nina

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