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Ausbildung zur Maßschneiderin


Piper1013

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Seid ihr denn der Meinung, das dieses spezielle Handwerk noch in den nächsten Jahren gefragt sein wird?

 

Ich würde sagen, daß dieses Handwerk sicher schon seit 20 oder 30 Jahren ein Nischenberuf ist. (Vor allem, wenn man nicht nur ändern will.)

 

Diejenigen, die gut sind, die dürften aber auch weiterhin gefragt bleiben.

 

Aber ein "ich habe eine feste Stelle und feste Arbeitszeiten"-Beruf dürfte es nicht sein und auch nicht mehr werden. (Es sei denn, als Gewandmeisterin am Theater. Da gibt es noch ein paar Festangestellte. Aber das ist auch wieder eine ganz spezielle Orientierung.)

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...es kommt sicher auch darauf an, WO du dich niederlassen würdest.

 

Im fernen Outback von Vorpommern ist die Lage mit Sicherheit wenig goldig - in den boomtowns HH und München geht es nachfrageseitig bestimmt bedeutend besser ...

 

Das Potential "deiner" Gegend musst du selbst bewerten ;)

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Ja wobei es in den Großstädten auch am teuersten ist, was Raummieten betrifft und sich auch besonders viele niederlassen wollen.

 

Mittelgroße Städte oder in der Nähe einer Großstadt kann durchaus ein attraktiver Standort sein.

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Bezüglich Zukunftsplanung: es dauert ca. 7 Jahre, bis ein Schneiderbetrieb voll und vor allem übers Jahr gleichmäßig ausgelastet ist. Ähnliche Erfahrungswerte gibt es auch in anderen Branchen. Hast du den langen Atem dafür?

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Hier gab es im Umkreis bisher 4 Schneiderinnen.

 

Nr.1 hat Änderungen gemacht und Dessous verkauft und diese bei Bedarf auch angepasst. Kleidung komplett genöht hat sie nach eigener Aussage nur für sich selbst, weil sich das nicht rechnet. Aus Gesundheitsgründen hat sie das Gewerbe aufgegeben.

 

Nr.2 ist ein Modeatelier, die hat eine eigene kleine Kollektion und näht sonst nach Maß. Eine Bekannte sagte mal, dass sich dort die oberen 100 der Umgebung die Klinke in die Hand geben.

 

Nr.3 ist spezialisiert auf die Maßanfertigung von Abend- und Brautroben, Weinköniginnen, Kanevalsprinzessinnen etc sind ihre Hauptkundinnen. Da sie damit nicht rumkam, hat sie Nähkurse gegeben, in den Abendstunden, so dass ein 15 Std. Tag die Regel war. Das war ihr dann zu stressig und jetzt verkauft sie Braut- und Festmode nebenbei und macht daran Änderungen.

 

Nr.4 macht einen Mix aus allem, ist aber in erster Linie Hausfrau und Mutter. Also Maßkonfektion, Weinköniginnenroben, Nähkurse, sie hat alles im Repertoire, muss aber davon nicht leben.

 

LG Rita

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Weitere Beispiele aus Wien:

Eine Freundin von mir hat in der Wiener Staatsoper gelernt und machte sich nach der Meisterprüfung selbstständig. Im ersten Jahr hat sie nur für ihr Schaufenster gearbeitet und stundenweise in der Staatsoper ausgeholfen. Dann tröpfelten langsam die Aufträge herein, aber sie verlor ihr untergemietetes Atelier, weil der Hauptmieterin gekündigt wurde. Klugerweise hat sie im richtigen Grätzl nach einer Werkstatt gesucht und sogar gefunden: mitten unter den Designerboutiquen im 1. Bezirk, aber ohne eigene Auslage. Seither macht sie Änderungen für Couturekundinnen (wird zum Beispiel von Louis Vuitton angerufen, wenn Stammkundinnen einkaufen), englische Maßanzüge und Maßkostüme, Braut- und Abendmode ebenfalls nach Maß und hat zur Bewältigung der Aufträge mittlerweile zwei Angestellte.

 

Freundin Nr. 2 hat sich gemeinsam mit einer Freundin im stylischen 7. Bezirk selbstständig gemacht. Sie ist spezialisiert auf Maßhemden und -blusen, Abend- und Brautmode, entwirft pro Jahr zwei kleine Prêt-à-porter-Kollektionen, die sie teils in einer Innenstadtboutique verkauft, und stattet Hotels mit Uniformen aus. Ihre Freundin hat mittlerweile die Branche gewechselt und sie hat jetzt zwei SchneiderInnen und einen Lehrling.

 

Freundin Nr. 3 hat ihr sehr günstiges Atelier im Hinterhof einer zweitklassigen Straße im 2. Bezirk, aber direkt neben einer U-Bahn-Station. Ausgebildet wurde sie in einem Couturesalon und arbeitete später als Änderungsschneiderin bei Escada. Sie macht jetzt viele Änderungen, aber auch Maßanfertigungen. Ihre Kundinnen sind Beamtinnen der UNO (direkte U-Bahn-Verbindung zur UNO-City) und ein Teil der Jewish Community, die traditionell im 2. Bezirk wohnt. Sie arbeitet alleine und verkauft Wickelkleider in Anschlussgrößen in der schon erwähnten Innenstadtboutique.

 

Freundin Nr. 4 besitzt diese Boutique. Sie verkauft dort österreichische DesignerInnen (Kleidung, Schmuck, Accessoires) und ihre eigenen Entwürfe (Prêt-à-porter). Auf das Geschäftsmodell ist sie gekommen, weil sie Maßanfertigungen nicht besonders mag und sich selbst mehr als Designerin sieht. Sie beschäftigt zwei Schneiderinnen und zwei Verkäuferinnen und ist selbst immer zugegen.

 

Freundin Nr. 5 betreibt einen Co-Making-Space, wo man sich stundenweise, tageweise und für einen längeren Zeitraum einmieten kann. In der Miete inkludiert ist die Benutzung der professionellen Maschinen, der Küche, des Besprechungs- und des Anprobenraums, sowie ihre Betreuung (sie ist Schneidermeisterin). Sie hat einige DauermieterInnen und ist ständig vor Ort.

 

Kollegin Nr. 6 betreibt eine Kombination aus Boutique und Maßatelier auf einem nicht so tollen Abschnitt der Ringstraße. Sie fliegt regelmäßig zu den Coutureschauen nach Paris, um sich über Trends auf dem Laufenden zu halten. Leider kenne ich sie zuwenig, um etwas über ihren Werdegang zu wissen. Sie ist aber das Atelier mit der höchstwertigen Verarbeitung (z.B. Abendkleider aus Spitze in reiner Handarbeit) und der bestzahlenden Kundschaft.

 

Kollegin Nr. 7 betreibt ihr eigenes Atelier in einem bürgerlichen Außenbezirk als eine Mischung von Couturesalon (sie hat ihre Lehre in einem solchen Betrieb gemacht) und Schnittdienstleistung, ist aber daneben Lehrerin an einer Fachschule. Sie hat viele Kunden aus der Konfektion (Schnitte) und der Theaterbranche, wo sie eng mit KostümbildnerInnen zusammenarbeitet (als Schneiderin und Gewandmeisterin). Maßanfertigungen nimmt sie dazwischen, wenn es ihre Kapazitäten erlauben, und sie arbeitet alleine.

 

Was ich damit zeigen möchte: die Geschäftsmodelle können sehr unterschiedlich sein, aber die Grundlage ist immer eine gediegene Ausbildung und Berufserfahrung vor dem Schritt in die Selbstständigkeit, gepaart mit einer Vision davon, welche Marktnische man besetzen möchte.

 

Mach dir also nicht nur Gedanken, was du anbieten möchtest, sondern überlege dir deine Kundschaft. Wo wohnt sie, wo arbeitet sie, wie hoch ist ihr Einkommen, welche Lebenseinstellung hat sie? Wer sind die Mitbewerber und was bieten die an? Wodurch unterscheidest du dich? Spiegelt sich das in deinem Webauftritt und in deiner Geschäft?

 

Auf jeden Fall eine superspannende Sache.

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Ist das nicht bei jedem selbständigen Beruf so?

Ich wundere mich immer, warum es Menschen gibt, die sich massiv selber ausbeuten? Gerade bei Schneidern und Änderungsschneidern vermisse ich oft eine gesunde Kalkulation - keine Ahnung, warum ausgerechnet denen das fehlt?

 

Was Du zu Herren- und Damenschneidern schreibst, sehe ich auch so - nur stirbt das Wissen halt weiterhin aus und das hat IMHO viel mit den dicken Daumen der Handwerkskammern zu tun, die zwar einen Beruf reglementieren wollen bis zum geht nicht mehr, dann aber nach kurzer Zeit Wissen und Personal nicht mehr vorhalten können oder wollen.

 

 

Zum ersten Punkt: viele müssen nicht davon leben und machen somit die Preise kaputt. Des weiteren gibt es oft keine Kundschaft, die bereit ist, für z.B eine maßangefertigte Hose 400,- € Lohn zu bezahlen. Desweiteren gibt es dann diejenigen, die den Beruf nicht von der Pike auf gelernt haben, geschweige den eine Meisterprüfung besitzen, und sich nur ein Zubrot verdienen wollen, kein Gewerbe angemeldet haben usw.........

Wenn ich jetzt mal nur vom Handwerk ausgehe, die meisten Zweige sind enorm gut ausgelastet und können somit auch einen ganz anderen Stundenlohn aufrufen.

 

Zum zweiten Punkt: Vor der Abschaffung des Meisterzwangs für viele Berufe, durften nur Meister Maßanfertigungen vornehmen. Daraus ergab sich, dass viele den Meister schon alleine deshalb gemacht haben und somit auch berechtigt waren, auszubilden. Heute sind viele ohne Meisterbrief selbständig und bilden somit auch nicht aus. Viele Betriebe, die noch von einem Meister geführt werden, müssen oft knapp kalkulieren, und wollen keinen Lehrling ausbilden. Ich würde gar nicht unbedingt sagen, dass es die Schuld der Handwerkskammern ist. Immerhin kann man den Beruf jetzt auch komplett in einer Schule erlernen. (z.B in Nürnberg)

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Was ich damit zeigen möchte: die Geschäftsmodelle können sehr unterschiedlich sein, aber die Grundlage ist immer eine gediegene Ausbildung und Berufserfahrung vor dem Schritt in die Selbstständigkeit, gepaart mit einer Vision davon, welche Marktnische man besetzen möchte.

 

Mach dir also nicht nur Gedanken, was du anbieten möchtest, sondern überlege dir deine Kundschaft. Wo wohnt sie, wo arbeitet sie, wie hoch ist ihr Einkommen, welche Lebenseinstellung hat sie? Wer sind die Mitbewerber und was bieten die an? Wodurch unterscheidest du dich? Spiegelt sich das in deinem Webauftritt und in deiner Geschäft?

 

Die Fragen sind spitze! Die Handwerkskammern bzw die IHK bieten auch immer wieder Kurse an für Leute, die sich selbständig machen wollen. Standortbestimmung spielt eine große Rolle (Kollegin Nr. 6 scheint die große Ausnahme von der Regel zu sein, oder sie macht etwas anderes im Ausgleich mehr als richtig), Marketing und natürlich Kalkulation. Ohne kann man noch so gut sein, aber wenn man die Kosten wegen Fehlkalkulation oder schlechtem Standort und Marketing nicht reinholt, überlebt man nicht.

 

Zum ersten Punkt: viele müssen nicht davon leben und machen somit die Preise kaputt.

 

Das ist in der Fotografie und beim Gesang auch gang und gäbe und ich finde es unmöglich. Wenn ich der Meinung bin, ich biete gleiche Qualität wie eine, die davon leben muss, nehme ich auch den üblichen Lohn. Punkt. Sollte mir das Geld zu viel werden, kann ich es immer noch irgendwo sinnvoll spenden. Wollen es die Kunden nicht zahlen, kann ich immer noch überlegen, ob es daran liegt, dass die Qualität nicht passt oder die Kunden einfach knörzig sind.

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Zum ersten Punkt: viele müssen nicht davon leben und machen somit die Preise kaputt.

 

Dem ist wohl so, die Frage ist aber immer noch, warum die gerne ihr eigenes Geld verbrennen?

Und da sind wir dann wieder beim Selbstwertgefühl und einem gewissen Narzismus.

 

Des weiteren gibt es oft keine Kundschaft, die bereit ist, für z.B eine maßangefertigte Hose 400,- € Lohn zu bezahlen.

 

Gerade wenn ich keine Kundschaft finde, die bereit ist für mein Produkt zu bezahlen, sollte ich mir mal ernste Gedanken machen, was ich sonst noch so alles falsch mache. Hirsche schießt man auch nicht regelmäßig im Bonsaigarten.

 

Desweiteren gibt es dann diejenigen, die den Beruf nicht von der Pike auf gelernt haben, geschweige den eine Meisterprüfung besitzen, und sich nur ein Zubrot verdienen wollen, kein Gewerbe angemeldet haben usw...

 

Die sind ein Quell ewiger Freude und eine recht erbitterte Konkurrenz - vor allem, wenn man den Mist der oft bei deren Arbeit rauskommt, dann für einen Apfel und ein Ei wieder geradebiegen soll ...

 

Wenn ich jetzt mal nur vom Handwerk ausgehe, die meisten Zweige sind enorm gut ausgelastet und können somit auch einen ganz anderen Stundenlohn aufrufen.

 

Es geht ja nicht um irgendwelche Phantasielöhne, die einige Gewerke vor allem im Bau und KFZ aufrufen, sondern um eine realistische Kalkulation der eigenen Kosten und daraus resultierender Preise.

Sicherlich muß man den Atem haben, die ersten Jahre sehr sehr sparsam zu leben und sehr sehr fleißig zu arbeiten.

Wer den alten Benedikt und sein Ora Et Labora verinnerlichen kann, hat da bessere Karten als der Luftikus.

 

Zum zweiten Punkt: Vor der Abschaffung des Meisterzwangs für viele Berufe, durften nur Meister Maßanfertigungen vornehmen. Daraus ergab sich, dass viele den Meister schon alleine deshalb gemacht haben und somit auch berechtigt waren, auszubilden. Heute sind viele ohne Meisterbrief selbständig und bilden somit auch nicht aus. Viele Betriebe, die noch von einem Meister geführt werden, müssen oft knapp kalkulieren, und wollen keinen Lehrling ausbilden. Ich würde gar nicht unbedingt sagen, dass es die Schuld der Handwerkskammern ist. Immerhin kann man den Beruf jetzt auch komplett in einer Schule erlernen. (z.B in Nürnberg)

 

Ich sehe das ja vor allem bei den Nähmaschinenmechanikern - die sind erst mal den Feinmechanikern zugeordnet worden und ich kenne mittlerweile mehrere Kollegen mit Meister, die gerne ausbilden wollen, bei denen aber die Handwerkskammern sich nicht mehr in der Lage sehen, die Ausbildung fachgerecht zu begleiten. So bilden diese nun nicht mehr aus, bzw. sie geben ihr Wissen auf alte Art an den nächsten dann ohne Stempel und Siegel weiter - was zumindest das Wissen in Teilen erhalten wird.

 

Das Problem der Nähmaschinenmechaniker liegt aber auch darin, daß unser Beruf theoretisch recht simpel ist, der praktische Alltag aber zu 98% aus Erfahrung besteht und die bekommt man nur unter Anleitung eines Meisters, der eben diese Erfahrung in Teilen von seinem Meister mitbekommen hat und in Teilen halt weiterentwickelt hat. Die sind so eine Art Kräutermännlein der Nähmaschine. :p

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Eboli - Deine Freundinnen klingen ja alle nach erfolgreichen Laufbahnen - mich würde interessieren, wie lange die jeweils schon im Geschäft sind - oder genauer - wie viel Zeit nach ihrer Ausbildung vergangen ist, bevor die jeweiligen Geschäfte dann tatsächlich so liefen wie Du es dargestellt hast?

 

Und - wenn man sich diese erfolgreichen Beispiele ansieht - darf man nicht vergessen, dass es vermutlich eine deutlich höhere Zahl von gelernten Schneiderinnen gibt, die nicht wirklich von ihrer Arbeit leben können - und schon gar nicht so einen "glamourösen" Job machen wie Deine Beispiele. Und was mir auch noch auffällt - da stehen so Dinge wie "Ausbildung im Couture-Salon", "arbeitete als Änderungsschneiderin für Escada" - ich denke, dass das ein weiteres wichtiges Thema ist - eine Ausbildung "in der Änderungsschneiderei um die Ecke" dürfte einen eher nicht dafür qualifizieren, anschließend direkt mal eben selbständig zu werden und dann auch mit Aufträgen von Hotelketten oder Opernhäusern überhäuft zu werden.

 

Sabine

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Das sind ja sagenhafte Erfahrungen von Dritten, diese sind ja auch selten.. Das Glück muss man haben, dann zu wissen was die Menge braucht. Ich hab mich extrem oft drüber geärgert das es keine Kleider zu bezahlbaren Preisen gibt. Die auch wirklich schmeichelnd sind und passen. Irgendwie muss man da "bezahlbar" bleiben, aber wie? Am eigenen Lohn zu sparen ist schwachsinnig wie einige schon bemerkt haben. Vielleicht bleibt es auch ein kleiner Traum.

Die Ausbildung kann man ja auch für sich selbst machen, um danach seinen Nutzen zu ziehen, ja, aber nach den Erzählungen jetzt glaube ich eher weniger, das man am Ende sogar gut davon leben kann. Es sind ja Einzelfälle, nicht von vielen Leuten sondern von den wenigen, die es geschafft haben.

 

Liebe grüße

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Ich hab mich extrem oft drüber geärgert das es keine Kleider zu bezahlbaren Preisen gibt. Die auch wirklich schmeichelnd sind und passen. Irgendwie muss man da "bezahlbar" bleiben, aber wie?

 

"Bezahlbar" ist ganz sicher kein Attribut von Maßschneiderei.

 

Wenn du so was willst, könntest du zwar hier designen, die Fertigung müßte dann aber auswandern. Irgendwohin zwischen Osteuropa und China.

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Kollegin Nr. 6 scheint die große Ausnahme von der Regel zu sein, oder sie macht etwas anderes im Ausgleich mehr als richtig.

 

Das ist ein Missverständnis. Die Ringstraße geht anstelle der ehemaligen Stadtmauer um den 1. Bezirk herum. An ihr liegen Staatsoper, Parlament, Hofburg, unzählige Museen, Rathaus, Burgtheater, Universitäten usw. Das Atelier dieser Kollegin hat eine nur im Vergleich dazu weniger glamouröse Umgebung, aber trotzdem noch Ministerien, große Hotels und den Stadtpark.

 

Das Problem der Nähmaschinenmechaniker liegt aber auch darin, daß unser Beruf theoretisch recht simpel ist, der praktische Alltag aber zu 98% aus Erfahrung besteht und die bekommt man nur unter Anleitung eines Meisters, der eben diese Erfahrung in Teilen von seinem Meister mitbekommen hat und in Teilen halt weiterentwickelt hat.

 

Ah! Men! Das gilt definitiv auch für die Schneiderei. UND man muss einen Arbeitsschritt einfach sehr oft machen, bis das Ergebnis super aussieht.

 

Eboli - Deine Freundinnen klingen ja alle nach erfolgreichen Laufbahnen - mich würde interessieren, wie lange die jeweils schon im Geschäft sind - oder genauer - wie viel Zeit nach ihrer Ausbildung vergangen ist, bevor die jeweiligen Geschäfte dann tatsächlich so liefen wie Du es dargestellt hast?

 

Und - wenn man sich diese erfolgreichen Beispiele ansieht - darf man nicht vergessen, dass es vermutlich eine deutlich höhere Zahl von gelernten Schneiderinnen gibt, die nicht wirklich von ihrer Arbeit leben können - und schon gar nicht so einen "glamourösen" Job machen wie Deine Beispiele. Und was mir auch noch auffällt - da stehen so Dinge wie "Ausbildung im Couture-Salon", "arbeitete als Änderungsschneiderin für Escada" - ich denke, dass das ein weiteres wichtiges Thema ist - eine Ausbildung "in der Änderungsschneiderei um die Ecke" dürfte einen eher nicht dafür qualifizieren, anschließend direkt mal eben selbständig zu werden und dann auch mit Aufträgen von Hotelketten oder Opernhäusern überhäuft zu werden.

 

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe, vergehen erfahrungsgemäß sieben Jahre, bis es richtig flutscht.

 

Zur Ausbildung: stimmt, die ist sooo wichtig. Ich würde mich definitiv um die beste Ausbildung bemühen, die ich kriegen kann, und sei es als unbezahltes Praktikum. (Bei angehenden Spitzenköchen ist es ja auch ganz und gäbe, auf Praktikum ins Noma oder früher ins El Bulli zu gehen.)

 

Die Wiener Beispiele habe ich auch deswegen gebracht, weil ich zeigen wollte, welche Angebote in unserer spezifischen Situation angenommen werden. Es gibt ein reges Kultur- und Gesellschaftsleben, eine starke Community von Expatriates (Mercer-Studie!), eine imperial-katholische Neigung zum Repräsentieren, ca. 8 wettermäßig angenehme Monate und viele Bälle während der Wintermonate usw. Das ist ein günstiges Klima für Maßschneiderei, auch zu sehr teuren Preisen.

In einer Garnisonstadt wird man sich hingegen vielleicht auf Uniformen spezialisieren, in einer protestantisch-nüchtern geprägten Gegend besser nicht auf Ballkleider, in Kurorten "geht" Sportkleidung, in Salzburg Alltagstracht. Sprich: ein Betrieb läuft dann gut, wenn das Produkt mit der Zielgruppe zusammenpasst.

 

Zur Frage, wieviele gelernte Schneiderinnen von ihrer Arbeit leben können: der Kollektivvertragslohn ist sehr niedrig und liegt auf dem Niveau von anderen weiblichen Handwerksberufen. Eine gute Schneiderin kann allerdings auch als Angestellte eine bessere Entlohnung herausholen.

Wobei ich einen großen Unterschied zwischen gelernten SchneiderInnen und AbsolventInnen von Modeschulen sehe. Grob gesprochen wollen die betrieblich ausgebildeten SchneiderInnen meistens den Beruf wirklich ausüben, während die ModeschülerInnen in verwandte Berufe oder ein Studium abwandern.

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Ich hab mich extrem oft drüber geärgert das es keine Kleider zu bezahlbaren Preisen gibt. Die auch wirklich schmeichelnd sind und passen. Irgendwie muss man da "bezahlbar" bleiben, aber wie?

 

"Bezahlbar" ist ganz sicher kein Attribut von Maßschneiderei.

 

Spätestens hier kommt für mich die Definition von "bezahlbar" an die Reihe.

 

Wenn z.B. eine Krankenschwester im 15. Berufsjahr ein Abendkleid für den Silvesterball möchte, wird sie mehr Geld ausgeben können, als eine Kinderpflegerin (Berufsanfängern), aber weniger als eine IT-Spezialistin.

 

Wenn alle den gleichen Typ Maßkleid möchten, mit der gleichen Qualität des Materials, müssen sie unterschiedlich lang dafür arbeiten.

 

 

 

Wer sich seltener so ein Stück leisten kann, sollte im Prinzip auf die beste Qualität sparen, dann hat er länger was davon;)

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Ich meinte nicht damit, das der Arbeitslohn voll auf der Strecke bleibt, nein!

Sondern viel eher das es Kleider sind, die man nicht verkompliziert zusammenschneidert weil das Schnittmuster sehr anspruchsvoll ist.

Klar, die Menge machts, und die Stellen sollten möglichst nicht in Westeuropa / Asien liegen und hoffen, genutzt zu werden.

 

charliebrown ich gebe dir vollkommen recht, jeder hat seine Meinung über das Geldausgeben, eine IT-Spezialistin gibt mehr aus als zb. eine Schülerin.

 

Man kann nie sagen wie und wo und wann und wiesoüberhaupt man davon leben kann und sein Brot damit verdient. Aber ein Versuch ist es wert :hug:

Morgen geh ich mal in die Stadt und schau ir die Schneidereien an :rolleyes:

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