"In Amerika drehen Männer mit Nadeln fast durch"

Kulturmanager Stefan Arnold über die erste Schweizer Strickmeisterschaft, den Verzicht auf Sanitäter, überholte Vorurteile und kratzende Unterhosen

Stefan Arnold, was war für Sie das wichtigste Ereignis der Woche?

Da muss ich hirnen. Aehm...mein Treffpunkt-Termin beim Radio und der Fernsehauftritt in "Schweiz aktuell", würde ich sagen.

In Liestal haben Sie die erste Schweizer Strickmeisterschaft gestartet, die bis zum Juni an 16 Orten ausgetragen wird. Warum wollen Sie das Volk an die Nadeln bringen?

Ich möchte den Stellenwert der Lismerei steigern. Und das Gemeinschaftsgefühl, das dabei entstehen kann. Zudem ist es befriedigender, Unikate herzustellen als Labelware zu konsumieren.

Wer tritt ausser Grünen und Grosis zum Wettbewerb an?

Alle Angestellten, von der Rechtsanwältin bis zur Handsgi-Lehrerin. Wir entsprechen keinem Vorurteil. Sandalen oder Hanfschuhe muss niemand tragen bei unseren Anlässen.

Wer ist Sponsor - Heimatwerk oder Schafzüchterverband?

Unsere einzigen finanziellen Mittel sind die Startgelder. Man zahlt 40 Franken für Nadeln, 200 Gramm Baumwollgarn, einen Dreier Mineral, Kaffee und Kuchen.

Zu denen mit Stricktick gehören auch Sie. Was ist in Ihrer Entwicklung fehlgelaufen?

Ich habe mich nie für Autöli oder sonst was Technisches interessiert. Was mich fasziniert, sind Farben und Formen.

Mein Hobby hat mir bisher zwar einige dumme Bemerkungen eingetragen, aber die zeugen vermutlich von purer Hilflosigkeit.

Sie wollen mir jetzt aber nicht weismachen, Stricken werde demnächst zum unverzichtbaren Breitensport für Männer?

Doch. In Amerika drehen Männer fast durch, wenn sie mit Nadeln hantieren,

und in Deutschland zieht das Interesse ebenfalls an.

Vom Pullover bis zur warmen Unterhose - alles homemade bei Ihnen?

Auf kratzende Unterhosen kann ich verzichten.

Dafür habe ich aber zwanzig Pullover im Kasten. Ich stricke jeden Abend,

denn das befreit den Kopf.

Ich würde mir vermutlich eher ein Auge ausstechen als eine gerade Rippe hinkriegen

So ungeschickt können Sie gar nicht sein. Für unsere Anlässe biete ich jedenfalls keine Samariter auf . Stricken ist Feinarbeit und somit gefahrenfrei.

Wenn Sie nicht als Präsident des Vereins strickmeisterschaften.ch amten, sind Sie Kulturmanager. Mit Spezialgebiet Gobelins?

Solche habe ich auch schon gemacht.

Bis vor kurzem war ich aber wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv Sursee und mehr oder weniger Mädchen für alles. Jetzt bin ich auf Stellensuche.

Dabei habe ich eigentlich gar keine Zeit zum Arbeiten. Ich muss ja dauernd Interviews geben...

Selbst auf freche Fragen kommen Ihre Antworten angoraweich. Geraten Sie denn nie in die Wolle?

Ich gehe relativ rassig obsi. Sie hätten mich hören sollen, nachdem meine Mutter einen Pulli aus Seide und Kaschmir in die Waschmaschine gesteckt hatte.

Was gibt es in Ihrer Meisterschaft eigentlich zu holen ausser Blasen an den Fingern?

Warengutscheine im Wert von 120 Franken für den ersten, 100 für den zweiten und 80 Franken für den dritten Rang.

Zudem kann man sich für den Final am 20. November qualifizieren.

Wo wird der sein? Im schwyzerischen Wollerau oder im zürcherischen Wollishofen?

Nein, im bernischen Kirchberg. Alle Wolldörfer wären unpassend, denn wir verstricken ausschliesslich Garn.

Sie haben die Lismerei doch nur organisiert, um bestrickende Frauen anzuziehen. Mit welcher Masche punkten sie bei denen?

(lacht) Ou, damit liegen Sie bei mir ganz falsch

(Quelle: Sonntagszeitung, 17.4.05; Interview: Roland Falk)

(wobei der geneigten Leserschaft natürlich freigestellt bleibt, ob sie manche der Falkschen Fragen 'frech' oder einfach nur doof finden soll oder ob sie ev. mit purer Unwissenheit zu entschuldigen sind)

Ich war ja schon am hirnen...allerdings ist ein Föteli dabei, welches S.Arnold mit besagtem Baumwollgarn und verdammt dünnen Nadeln (1.0, 1.5??) am Kunststricken zeigt. Allerletzter zu werden fände ich allerdings gar nicht so prickelnd...also wohl doch nur zugucken

Gruss

Schoggi

Hi Schoggi,

wollte schon fragen, ob du da auch mit machst, aber das hast du ja schon selbst beantwortet.

Übersetz doch noch mal für die Nicht-Schweizer das Wort "Lismerei" bitte.

Interessant finde ich die Aktion schon und vor allem die Info, das die Amis (männl.) an der Nadel hängen. Davon ist noch gar nicht viel hierüber geschwappt.

Viel Spaß wenn du hingehst, kannst dann ja mal berichten, oder Fotos machen.

Grüssli

Siggi

Gekicher von oben bis unten

bestrickt

Kerstin

Alle Achtung! Ich weiß nicht, ob ich diese Art von Fragen so ruhig hätte antworten wollen/können...

Ich hatte jetzt auch gerade meine fröhlichen 5 Minuten!

liebe Grüße

silvi

Hallo,

Mußt auch gerade schmunzeln

Christina

Ist das ein köstlicher Beitrag, ich stelle mir schon mein Göga an der Nadel vor

 

Übersetz doch noch mal für die Nicht-Schweizer das Wort "Lismerei" bitte.

 

Siggi

Lismen heisst übersetzt stricken, also ist die Lismerei das Stricken und eine Lismette ist das angefangene Strickzeug. Soviel zu unserem wundschönen Dialekt aus der Innerschweiz (in vollem Wissen, dass rundherum das Ganze ein wenig anders ausgesprochen wird.)

Liebe Grüsse

Schnipsli

@Rainer

es geht noch schlimmer: ich hab noch 0.75 Nadeln von meiner Mutter (die empfand allerdings auch jede Nadel jenseits von 1,75 als Prügel!). Und auch noch einiges Garn 30ger Stärke in écru. Für ein mittleres Deckchen reicht es bestimmt!

Wer will, wer will, wer hat noch nicht?

LG

ma-san,

die sich schon wieder eine Woche vor dem Zuendeführen ihrer ersten Bumerangferse drückt. Es ist ein Kreuz!

ich hab noch 0.75 Nadeln von meiner Mutter

zu dünn, die seh ich schon gar nicht mehr

auch noch einiges Garn 30ger Stärke in écru. Für ein mittleres Deckchen reicht es bestimmt!

sowas für Home Deko?

Wer will, wer will, wer hat noch nicht?

(ich muss mal Schaui anfunken, die macht sowas gerne...Deckch...(deleted) stricken natürlich

Schöne Morge

Hoiiiii

(ich muss mal Schaui anfunken, die macht sowas gerne...Deckch...(deleted) stricken natürlich

stricken tu ich gerne ... das stimmt .....

kunststricken hab ich auch schon gemacht ...

aaaaber .... mit den deckli hab ichs net so ........

für so ein fraktal-bildli wär natürlich so ne feine auflösung suuuper ...

hmm .... hmmm ....

welche farbe hat das garn denn .... ??

schoggi, wenn du bei dem wettbewerb mitmachst, mach ich auch mit ;-)

Hallole,

na ja, in erster Linie find ich das mal zum Schmunzeln - obwohl mir ja nun ein "strickender" Mann relativ nahe ist. Dieser Abschnitt

>>Ich möchte den Stellenwert der Lismerei steigern. Und das Gemeinschaftsgefühl, das dabei entstehen kann. Zudem ist es befriedigender, Unikate herzustellen als Labelware zu konsumieren.<<

erinnert mich stark an Horst Schulz, das waren auch seine Beweggründe, jedenfalls der erste Satz. Ich denke, die hat er stark zurückschrauben müssen -- und in Bezug auf nur-Männer-die-stricken wird das wohl eine sehr kleine Meisterschaft.

Siehe Creativa Dortmund und Friedrichshafen -- da hat man ja kaum "handarbeitende" Männer zusammen gesammelt.

Und dann mit dünnsten Nadeln und Baumwollgarn stricken ....

Gab es eigentlich schon viele Schweizer, die die Welt ein bißchen aus den Angeln gelupft haben

Bin schon weg

Grüßle

Liane

aaaaber .... mit den deckli hab ichs net so ........

...dann hab ich mich da wohl geirrt

für so ein fraktal-bildli wär natürlich so ne feine auflösung suuuper ...

....ööhm....

welche farbe hat das garn denn .... ??

ECRU

schoggi, wenn du bei dem wettbewerb mitmachst, mach ich auch mit ;-)

Grüsse

welche farbe hat das garn denn .... ??

Na, wie gesagt: écru = leicht crème, hellbeige, so etwa 30 Knäuelchen.

LG

ma-san

juhuu

jaja. aber ich hab keine Lust auf den Trostpreis

dann musst du halt schneller lisme ....

wg. dem garn überleg ich mal noch .....

wenns blauuu wär, hätt ich sofort zugeschlagen ;-)

Ich hab eine Bekannte, deren Vater liebt das stricken heiß und innig, ein heiß ersehnter Wunsch für ihn ging mit dem Besuch der "Insel der strickenden Männer" (Taquile in Peru, Titicacasee) in Erfüllung. Die haben wohl nicht schlecht gestaunt, dass da mal einer kam, der nicht nur Fotos machen wollte, sondern unbedingt mitstricken

In meiner näheren Umgebung haben die Männer für sowas leider nichts übrig. Aus technisch interessierten Beweggründen hat sich mein Freund von mir sowohl stricken als auch häkeln genau zeigen lassen, er meinte jedoch, er bekäme davon Handkrämpfe - ganz zu schweigen von meinen Augenkrämpfen beim nicht-hinsehen-können:lol:

Schön dass es auch andere Beispiele gibt!

z. B. auch hier

bestrickende Grüße,

Also das Handkrampf-Argu kenn ich auch, allerdings von meinen Damen!

Die eine strickt mittlerweile ganz ordentlich, die andere hingegen hat die Kurve noch nicht bekommen. Und es liegt nicht daran, dass sie Linkshänderin ist!

Also: was ist zu sagen: langsam anfangen, nicht mehr als 5 Reihen pro Tag und allmählich steigern.

Lg

ma-san