haniah Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 (bearbeitet) Hallo zusammen, Paspeltaschen fand ich ja schon immer faszinierend. Nur so richtig herangetraut habe ich mich nicht und immer irgendwelche Ausreden erfunden - brauche ich nicht, muss jetzt schnell gehen, aufgesetzte Tasche reicht, das hält bestimmt nicht... Im einzigen sommertauglichen Hosenschnittmuster, das sich in meinem Besitz befindet und (!) das mir gefällt, waren aber Paspeltaschen drin. Es handelt sich um Modell 118 aus der Burda 05/2011. Die ist jetzt schon zweimal hintereinander entstanden, einmal aus Hemdenstoff und einmal aus Leinen. Jetzt will ich sie nochmal haben und zwar in Baumwolle mit Streifen Blöderweise ist der Stoff leicht durchsichtig, ich muss mir also was einfallen lassen. Aber das ist eine andere Geschichte, hier geht es um die Paspeltaschen. Was habe ich bislang gelernt? Ordentliches Anzeichnen zahlt sich absolut aus. Bei den dunkleren Stoffen habe ich mit scharf geschnittener Seife alle Linien aufgezeichnet; leider scheidet das auf dem hellen Stoff aus, da ich nur weiße Seife habe. Frixion-Stifte wären natürlich super, aber man liest das ein oder andere Mal davon, dass die Farbe nicht raus geht oder je nach Temperatur wieder sichtbar wird. Bleibt also das gute alte Durchschlagen: Über die markierten Eckpunkte der Tasche wird auf die linke Stoffseite Vlieseline gebügelt in etwas breiter und höher als die Markierung. Außerdem werden die Paspelstreifen mit Vlieseline bebügelt und einmal der Länge nach links auf links geklappt und gebügelt. Hier sind alle benötigten Teile zu sehen: Der Taschenbeutel, der nachher am nächsten am Außenstoff liegen wird, wurde aus hautfarbenem Futter zugeschnitten. Wie bereits erwähnt, ist der Stoff leicht durchsichtig. Wäre dieser Beutelteil aus dem Oberstoff, würde er sich deutlich abzeichnen und das will ich gern vermeiden. Laut Anleitung soll 1,2 cm unterhalb der Paspelansatznaht (das ist die Untere) eine Hilfslinie gezogen werden. Auch dazu nutze ich einen Heftfaden, den ich länger einziehe, als ich es eigentlich brauche. Man sieht hoffentlich gleich, weshalb. Man arbeitet hier von rechts! Der Paspelstreifen wird mit der Bruchkante nach unten zeigend auf dieser Hilfslinie ausgerichtet und zwar ziemlich mittig, so dass links und rechts jeweils gleich viel Stoff übersteht. Dazu finde ich es superpraktisch, wenn die Hilfslinie länger ist, als nötig, weil man sie dann unter dem Streifen noch sieht. Dann nehme ich ein Patchworklineal und richte das parallel an dieser Hilfskante aus, um die Nahtlinie der unteren Ansatznaht auf der Paspel markieren zu können (hier in türkis): Danach stecke ich das fest und beginne genau in der Markierung zu nähen. Wenn man vor oder hinter dem markierten Punkt der späteren Taschenöffnung näht, wird die Paspel schief oder steht ein Stückchen weit offen. Aus demselben Grund näht man genau bis in das markierte Ende. Danach nimmt man sich einen der Taschenbeutel (wie man sieht, wird dieser Beutelteil später innen am Körper liegen, deshalb habe ich den aus dem Oberstoff zugeschnitten und entlang der Oberkante mit der Overlock versäubert) und legt die versäuberte Kante genau an der Naht der Paspel an, Beutel zeigt nach oben. Auch hier wird die Naht wieder markiert und man fängt genau am Eckpunkt an und hört genau am Eckpunkt der Markierung auch wieder auf zu nähen. Als nächstes wird der Streifen zwischen Beutelansatznaht und Paspelansatznaht aufgeschnitten. Dabei markiere ich mir gern mittig zwischen den Nahtzugaben von Beutel und Paspel den Schnittverlauf und zeichne zu den Nahtenden schräg verlaufende Dreiecke ein. Die sind wichtig und ich mache sie so lang wie möglich. Die erste Öffnung zum Schneiden mache ich mit einem Knopflochstecher, dann habe ich eine absolut gerade Kante, wo ich mich in beide Richtungen vorschneiden kann. An den Dreiecken bloß nicht zu weit einschneiden, wirklich nur bis zur Eck-Markierung! Nun wird die Paspel und der Taschenbeutel nach innen durchgezogen. Erst der Beutel... Mist, jetzt komm' ich nicht zwischen die Bilder...also nach dem Beutel wird die Paspel nach innen gezogen und die überstehenden Nahtzugaben (diese Dreiecke) ordentlich zur Seite raus gezuppelt. Der Beutel wird nach unten gelegt, dann sieht es von innen aus wie auf dem vorstehenden Bild und von außen so wie auf dem Bild darüber. Das Ganze wird sorgfältig gebügelt, wenn sich hier die ein oder andere kleine Falte an den Eckpunkten zeigt, kann man das vielleicht noch rausarbeiten mit dem Bügeleisen. Nun wird der noch fehlende Beuteltaschenteil (das wär' mal ein Wort für Galgenmännchen ) entlang der Paspelansatznaht (wir erinnern uns, das war die Untere) gesteckt und knapp unterhalb der Ansatznaht nur auf der Nahtzugabe befestigt. Dazu unbedingt die Hose aus dem Weg ziehen! Dieser Futterbeutelteil wird nach unten gelegt und kurz mal umgebügelt. Ergibt einfach ein besseres Ergebnis. Wenn man nun die Innenseite der Hose vor sich liegen hat und den oberen Beutelteil nach unten klappt, bietet sich diese Ansicht: Da die Beutelteile gleich groß zugeschnitten, jedoch in unterschiedlicher Höhe befestigt wurden, ergibt sich ein überstehendes Teil. Das ist hier besonders groß ausgefallen, da ich die Futterbeutel einige Tage vorher zugeschnitten und zwischenzeitlich vergessen hatte, dass ich die Beutel eigentlich etwas länger haben wollte Okay, ist jetzt nicht tragisch, muss ich nur mehr abschneiden... Und wo die Beutel jetzt gerade so hübsch aufeinander liegen, kann man die Hose wegschlagen und die Dreiecke nochmal ordentlich zur Seite raus zuppeln. Danach werden die mit dem Reißverschlussfuß ganz knappkantig entlang der weggefalteten Kante genäht - gerne mit etwas Überstand nach oben und unten. Genäht wird hier ja nur auf den Beutelteilen sowie der Paspel. Jetzt fehlt nicht mehr viel. Die Beutelteile werden entlang der Seiten und unteren Kante aufeinander genäht, ich versäubere die nochmal mit der Nähmaschine, weil beide Stoffe stark fransen. Overlock wäre hier wirklich fein, aber die Nähte würde man durch den Stoff sehen und fühlen. Bleibt also der normale Zickzack der Nähmaschine. Und hier das fertige Ergebnis: Auf dem dunklen Untergrund schimmert die Tasche natürlich durch. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass das nicht mehr passiert, wenn die Hose mit dem gleichen Futter wie der Beutelteil gefüttert wurde. Ich werde sie bis zum Knie füttern. Mein erstes Mal, bin schon ganz uffjerescht Ganz viele Grüße und viel Spaß beim Ausprobieren! haniah Bearbeitet 24. Juli 2022 von haniah Optik
Großefüß Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 Danke sehr für die Anleitung . Ich habe einen schönen leichten Viskosestoff in dunkelblau mit schmalen weißen Streifen. Da hätte ich schon länger gern eine lange Sommerhose draus. Aber ich brauche ständig Hosentaschen hinten, und für die Hose sind mir auch nur solche Leistentaschen eingefallen, die ich mir nicht zutraue - bislang. Mal sehen zum nächsten Sommer .
elbia Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 Danke für diese tolle anschauliche Anleitung vor 16 Minuten schrieb haniah: ... , wenn die Hose mit dem gleichen Futter wie der Beutelteil gefüttert wurde. Ich werde sie bis zum Knie füttern. Das soll doch eine Hose für heiß werden, oder Dann würde ich dir vom Füttern bis zum Knie aber abraten Zu warm und außerdem finde ich Futterstoff klebt auf schwitziger Haut Probier doch erstmal ein Schnittteil auf einem hautfarbenen Panty - wie stark man das durchsieht Wenn du dann immer noch denkst, dass da zwingend ein Futter rein muss, dann mach dir mal über einen dünnen beigen/hellcamel/hautfarbenen Batist Gedanken in Hot-Pants-Länge - trägt sich bei Hitze angenehmer Bei meiner weißen Leinenhose habe ich so ein Batist-Futter in Hot-Pants-Länge an den Unterkanten zur leichteren Verarbeitung festgesteppt. Das wollte ich eigentlich später wieder auftrennen, aber die Stiche sind in meinem Leinen so versunken, dass sie gar nicht auffallen, also habe ich es so belassen, weil das Batistfutter dann gut fixiert ist, sich die Kanten unten nicht umkrempeln, es einfacher ist zu bügeln.
elbia Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 Jetzt habe ich mal Fotos von meiner weißen Leinenhose gemacht - sorry ungebügelt Vielleicht eine Überlegung wert Wie bereits erwähnt : dünner Batist in hellcamel, in Hot-Pants-Länge. Wie 1 Lage verarbeitet : (Bilder sollten sich durch anklicken vergrößern lassen) vorne von innen / hinten von innen : Fixiernaht von innen / und von außen Ich musste lange eine Position für die Kamera suchen, bis ich die Naht gut sichtbar drauf hatte
haniah Geschrieben 24. Juli 2022 Autor Melden Geschrieben 24. Juli 2022 Hm, der Hinweis hat natürlich was, @elbia Ich muss mal schauen, was ich so an hautfarbener Wäsche in der Schublade habe - wäre ja eine Gelegenheit, wieder etwas zu nähen Batist oder ähnliches müsste ich erst kaufen - und finden. Das ist hier nicht so das Stoff-Eldorado...ist aber auch nicht schlimm, deshalb würde ich im Fall der Fälle vielleicht versuchen, aus dem Viskose-Futter diesen panty-ähnlichen Einsatz zu machen. Aber erstmal ein Versuch mit hautfarbener Wäsche
chittka Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 @haniah Ganz lieben Dank das du dir solche Mühe für uns machst! Hab ich neulich schon gedacht, da wusste ich noch gar nichts von dieser Sammlungsseite!
Großefüß Geschrieben 24. Juli 2022 Melden Geschrieben 24. Juli 2022 @elbia Die Idee find ich super, danke fürs Zeigen. Ich denke, das könnte ich gegebenenfalls auch in eine Kaufhose einnehmen.
AndreaS. Geschrieben 25. Juli 2022 Melden Geschrieben 25. Juli 2022 Toll Katja! Danke für den WIP Vllt. bau ich mir eine Paspeltasche in meine Leinenhose ein
slashcutter Geschrieben 25. Juli 2022 Melden Geschrieben 25. Juli 2022 Toll erklärt liebe Katja😘👍, danke und viel Spaß beim Hosennähen🥰 Herzliche Grüße Christiane
Junipau Geschrieben 25. Juli 2022 Melden Geschrieben 25. Juli 2022 (bearbeitet) Von mir auch Dankeschön und Kompliment für die schöne Anleitung! Paspeltaschen stehen auf der Liste, falls ich demnächst Ruhe finde für die Kopie eines Kaufkleids, allerdings mit zwei Streifen zur Einfassung... Und den Vorschlag von @elbia finde ich prima, viel besser als Futter bis zum Knie. Das müßte ja zur Not auch ohne Fixierung am unteren Rand gehen, falls der Außenstoff weniger verzeihend ist als das Leinen. Auf einem glatteren Stoff wäre die Naht wahrscheinlich schon etwas irritierend? LG Junipau Bearbeitet 25. Juli 2022 von Junipau
elbia Geschrieben 25. Juli 2022 Melden Geschrieben 25. Juli 2022 vor 18 Stunden schrieb Großefüß: @elbia Die Idee find ich super, danke fürs Zeigen. Gerne doch Ich finde es ja prima, wenn andere auch profitieren vor 5 Stunden schrieb Junipau: Das müßte ja zur Not auch ohne Fixierung am unteren Rand gehen, falls der Außenstoff weniger verzeihend ist als das Leinen. Auf einem glatteren Stoff wäre die Naht wahrscheinlich schon etwas irritierend? Wie gesagt, ich wollte das ursprünglich wieder auftrennen, wenn alles zusammengenäht ist. Aber dann habe ich gesehen, dass die Naht sich so in den Stoff integriert, dass man die Naht fast nicht sieht Und so fixiert verkrumpelt die untere Kante vom Futter nicht Katja wird uns sicher "erzählen", wie sie es bei ihrer Hose letztendlich gelöst hat Hautfarbene Panties sind da häufig die einfachste Lösung
haniah Geschrieben 10. August 2022 Autor Melden Geschrieben 10. August 2022 Am 25.7.2022 um 16:51 schrieb elbia: Katja wird uns sicher "erzählen", wie sie es bei ihrer Hose letztendlich gelöst hat Hautfarbene Panties sind da häufig die einfachste Lösung Sind sie tatsächlich. Allerdings sah man schon eine schwarze Unterhose nicht durchscheinen, ich war ziemlich überrascht. Jedenfalls habe ich noch ein schönes Stück hautfarbene Mikrofaser und daraus werde ich noch ein paar Panties nähen. Die Hose ist ungefüttert fertig geworden und trägt sich sehr angenehm
elbia Geschrieben 10. August 2022 Melden Geschrieben 10. August 2022 vor einer Stunde schrieb haniah: Sind sie tatsächlich. Allerdings sah man schon eine schwarze Unterhose nicht durchscheinen, ich war ziemlich überrascht. Jedenfalls habe ich noch ein schönes Stück hautfarbene Mikrofaser und daraus werde ich noch ein paar Panties nähen. Die Hose ist ungefüttert fertig geworden und trägt sich sehr angenehm Na, das klingt doch prima Das freut mich sehr Gefüttert wäre sie vermutlich zur Schrankleiche geworden - für heiß(es Wetter) und gefüttert beißt sich Das sind dann diese von mir Mumpitz-Teile genannt - für warm zu warm und für kalt zu kalt Oder dünner Sommerstoff in eine Farbe, die man eigentlich nur im Winter trägt Jedenfalls schön, dass du zufrieden bist
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