meikeka Geschrieben 8. November 2011 Melden Geschrieben 8. November 2011 Hallo! Zu meiner Robe Francaise soll es einen neuen Stecker geben! Nicht dass der alte nix mehr wäre, aber ich habe die Stickerei für mich entdeckt. Meine Inspirationen waren unter anderem diese: Aus: Fashion - Sammlung des Kyoto Costume Institute Aus: Avril Hart und Susan North, Fashion in Detail, V&A Museum Aus: Gail Marsh, 18th Century Embroidery Techniques. Der erste Schritt war das Festlegen des Materials. Meine Francaise ist smaragdgrün mit mintgrünen Schleifen. Dazu, fand ich, würde Silber und weiß ganz gut passen. Dann habe ich also folgendes Material bestellt: Im Einzelnen sind dies: Silberlahn, Silbergespinst, Silberbouillon, silberne Pailletten und weiße Soie ovale. Mehr dazu später. Nächster Schritt ist der Entwurf des Motivs. Hierzu habe ich ein Büchlein mit lauter Rokoko Blumen- und Blätter Motiven zuhilfe genommen. Die erste Skizze sah so aus: Heute habe ich das Ganze in Inkscape nachgezeichnet, damit ich mit den Farben experimentieren kann. Das ist das erste Experiment: So, und darüber werde ich jetzt erst einmal eine Nacht schlafen und morgen (oder Übermorgen...) weiterprobieren. Ich freue mich über zahlreiche Leser und Kommentare :-) Nun erst einmal gute Nacht!
Caroline Geschrieben 9. November 2011 Melden Geschrieben 9. November 2011 Da lese ich gerne mit. Ich kann mich dank Stickmaschine überhaupt nicht zum Handsticken aufraffen.
Brigantia Geschrieben 9. November 2011 Melden Geschrieben 9. November 2011 Hallo Meike Ich bin auch ganz "auge". Du hast mich mit deiner Stickerei und dem Besuch im Modemuseum ganz wuschig gemacht. Ich werd dir also fleißig über die Schulter schauen. ( und aus deinen Fehlern lernen ) mit der Hand sticken find ich klasse.
Libby Geschrieben 9. November 2011 Melden Geschrieben 9. November 2011 Oooh, das interessiert mich aber auch! Ist das auf den grünen Spulen Sterling Silber Draht? (Meiner ist auf genau solchen grünen Spulen). Kann man damit sticken? Was ist, wenn das anläuft? Und bei dem Silberpreis wird das ein sehr wertvoller Stecker (ist er durch die tolle Handarbeit nätürlich auch, wenns kein Echtsilber ist...)
meikeka Geschrieben 10. November 2011 Autor Melden Geschrieben 10. November 2011 Dankeschön! Die linke Spule ist ein ca. 2mm breiter versilberter Streifen, die rechte Spule ist ein versilbertes Garn ("Gespinst"), also Draht ist das beides nicht. Der Streifen ist aber schon etwas hart. Das Gespinst ist eher ein Garn als ein Draht würde ich sagen. Ja, hat bissel was gekostet das Material... aber ich wollte echt Silber haben und kein Plastik. Wenn es ein wenig anläuft fände ich das gar nicht so arg schlimm, hätte es dasselbe in "Altsilber" gegeben wäre mir es lieber gewesen. Da ich gestern noch meine Chemise durch einen missglückten Färbeversuch ruiniert habe, komme ich wohl erst am WE wieder zum Stecker - ich brauche übernächstes WE wieder eine Chemise und muss mir nun eine neue nähen, grmpf!
meikeka Geschrieben 24. November 2011 Autor Melden Geschrieben 24. November 2011 Schon wieder zwei Wochen her! Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn noch diverse andere Nähprojekte, Tanzproben, ein wunderschöner Ball und ach ja, auch noch ein Vollzeitjob anliegen... Aber in der Zwischenzeit bin ich doch etwas weiter gekommen. Das Motiv habe ich ausgedruckt und mit meiner Lieblingsmethode auf den Stoff gebracht: Meinen Plexianschiebetisch (den ich noch niemals nicht zum Nähen benutzt habe, aber er musste her) hervorgeholt, Motiv darauf legen, Stoff darüber legen, alles ein wenig mit Tesa befestigen, Lampe darunterlegen, Motiv auf dem Stoff nachmalen. Ich habe mir einen wunderbaren Schneiderkreide Feinminenstift von Prym gekauft, das Ding ist Gold wert!!! Die Mine ist gerade mal 1 mm dick. Fantastisch! So, Motiv ist drauf, jetzt muss der Stoff in den Stickrahmen. Da die mintgrünen Handschuhe leider doch einen Knick vom kleinen runden Stickrahmen behalten haben, habe ich mich entschlossen, den Stoff so einzuspannen, dass der Knick außerhalb des genutzten Stoffes liegen soll. Dazu habe ich mir einen großen, rechteckigen Stickrahmen angeschafft. Er lässt sich in der Größe anpassen. Der Stoff wurde, verstärkt durch eine Lage Leinen, also in meinen Stickrahmen eingespannt und es konnte losgehen: Wir hatten im Keller übrigens noch vier Tischbeine übrig, die ich am Stickrahmen angebracht habe, so dass ich mich wie an einen Tisch dransetzen kann. Das hat den Vorteil, dass ich mit zwei Händen arbeiten kann: Mit links steche ich die Nadel von oben nach unten, mit rechts führe ich sie wieder von unten nach oben. Außerdem habe ich mir noch eine helle LED Lampe an meinen Sticktisch befestigt. Angefangen habe ich mit dem Stengel. Die Technik, die ich dazu verwende, heißt in dem Buch von Gail Marsh "couching", ich glaube, das deutsche Wort dazu heißt "Anlegearbeiten", bin mir aber nicht sicher. Funktioniert so, dass der wertvolle Silberfaden nur auf die rechte Seite aufgelegt wird und punktuell mit einem zweiten, billigeren Faden befestigt wird. Wäre ja Verschwendung, wenn die Hälfte des Silberfadens am Schluss nicht mehr sichtbar wäre! Verwendet habe ich dazu das Silbergespinst. Von der Stärke her ist es etwa so fein wie mein Baumwollgarn, wem die Zahl etwas sagt: Die Stärke ist 60/70. Ich glaube, eine Nummer stärker wäre kein Fehler gewesen... Und so sieht das dann aus: Nach dem Stengel habe ich die Außenseite der Knospe gemacht. In verschiedenen Büchern und im Modemuseum habe ich an einigen Stickereien eine Stickseide gesehen, die offensichtlich nicht gezwirbelt ist und einen wunderschönen Schimmer hat. Längeres Googeln offenbarte, dass man so etwas noch heute unter dem Namen "Soie ovale" erhält. Ich habe sie online aus USA bestellt, wenn mir jemand eine europäische Quelle nennen kann wäre ich sehr dankbar! Da Soie ovale recht dick und ein wenig bauschig ist, ging das Sticken der Fläche sogar relativ fix. Aber wehe, man muss dn Faden zur Korrektur wieder aus dem Stoff rausziehen! Vergiss es. Es zerfasert schnell. Bei der Soie ovale habe ich, wo es nur möglich war, ebenfalls darauf geachtet, dass sowenig Faden wie möglich auf der Stoffunterseite verläuft, denn auch dieser Faden ist nicht billig. Den Kern der Knospe habe ich mit sog. Plätt gestaltet. Das ist ein silberner streifen, 1 1/2 mm breit, der, ähnlich wie das Gespinst, oben aufliegt und mit einem zweiten Faden befestigt wird. Plätt wird zickzackartig angelegt, damit kann man relativ schnell größere Flächen füllen. An dieser Stelle habe ich gemerkt: Immer besser von innen nach außen arbeiten! Denn als ich mit dem Plätt hantiert habe, bin ich einige Male in der Soie ovale hängen geblieben. So sieht das dann aus: Jetzt blinkt und glitzert es ja schon ziemlich. Das LED Licht blendet schon im Plätt! Und dennoch: Da sind ja noch die Pailetten - Silberpailetten! Wahrscheinlich erkennt es kein Mensch, wenn ich den Stecker dann trage, aber ich liebe diese Pailetten weil man, wenn man ganz genau hinsieht, noch erkennen kann dass das mal kleine Ringe waren, die dann plattgedrückt wurden, die Pailetten haben nämlich einen kleinen Schlitz. Jawoll! So wurden früher nämmich Pailetten hergestellt. Wie gesagt, wird hinterher vermutlich kein Mensch erkennen, es sei denn, ein Kavalier kommt mir nahe... näher... noch näher... *räusper* zurück zur Stickerei! Die unsäglichen Pailetten wurden ebenfalls angebracht und blenden nun mit dem Plätt im LED Licht um die Wette. Schauen: Nun ging es mit der sog. Bouillon weiter. Das sind im Prinzip ganz feine Spiralen, die man einfädeln kann. Auch sie liegen nur auf dem Stoff auf und werden mit einem zweiten Faden befestigt. Mit ihnen will ich die Blätter gestalten. Hierzu werden unterschiedlich kurze Bouillonstücke benötigt. Aber wie lang abschneiden? Das muss millimetergenau passen... langsam kam ich mir wie ein Chirurg vor. Anfangs habe ich mit der einen Hand den Bouillon mit der Pinzette festgehalten und in der anderen Hand hatte ich einen Auftrenner, mit dem ich an der Stelle, wo ich ihn schneiden muss, ein wenig eingedrückt habe. Später habe ich ihn ohne Pinzette mit dem Finger festgehalten. Hier der Chirurg bei der OP: Und hier der Patient nach der ersten OP: Einen Teil des Stengels und das Blatt habe ich noch einmal umrandet. Der Rand sieht von der Struktur ein wenig anders aus, ist aber derselbe Bouillon - nur ganz sachte ein wenig auseinander gezogen (ist ja eine Spirale). Gnaaaa, und hier offenbarte sich mein Denkfehler: Ich hätte natürlich einen Rand für die Umrandung lassen müssen. Statt dessen habe ich das Blatt schon bis ganz außen hin gearbeitet. Auch der Stengel hat das Problem. sieht etwas fett und bollig aus... Ich trage mich nun mit dem Gedanken, dieses Stück zum Probestück zu deklarieren und an den Blütenblättern weiter zu experimentieren. Die Silberteile können zur Not auch wieder entfernt und wiederverwendet werden. Mal sehen. Ich mache es davon abhängig, wie es weiterhin verläuft. Für heute wünsche ich jedenfalls erst einmal eine gute Nacht!
hexentango Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 Hallo, da schau ich doch mal weiter gespannt zu. Stickgarn der Firma Au ver à soie aus Frankreich (Seidengarn "Soie d'Alger") bekommst du bei Frau Kanzi in Hamm. Die hat kein Ladengeschäft, dafür aber eine schöne HP namens Stickmustertcher, Kreuzstichvorlagen. (Falls das jetzt hier nicht erwähnt werden darf, bitte löschen). Die kann dir weiterhelfen. Geht völlig problemlos mit Elektropost. Kannst du mir den Namen des Buches verraten, aus dem du die Vorlage genommen hast? Würd mich sehr interessieren... Gruß Maria
Gast Pompadour Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 Boah! BRAVO!!! Ich freu mich schon darauf das Komplettergebnis zu sehen!
Caroline Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 Was für eine Arbeit. Sieht toll aus.
meikeka Geschrieben 24. November 2011 Autor Melden Geschrieben 24. November 2011 Vielen Dank Ihr Lieben :-) Maria, das Buch heißt 18th Century Embroidery Techniques. Ich kann es nur empfehlen, es ist in verschiedene Techniken unterteilt, die jeweils anhand von abgebildeten Originalen erläutert werden. Anhand von vielen Zeichnungen erschließen sich einem die Techniken sehr anschaulich, so dass man "nur" noch das richtige Material und die ruhige Hand und die Zeit zum Umsetzen benötigt. Ich habe gerade bei Amazon gesehen, dass es auch noch eins für das 19. und eins für das 20. Jahrhundert gibt. Vielen Dank auch für den Link zu Frau Kanzi, die Seite ist ja auch sehr inspirierend! Aber Soie d'Alger muss nochmal etwas anderes sein als Soie ovale, letztere lässt sich nämlich nicht teilen. Ich versuche sie mal zu fotografieren, ich hoffe ich bekomme das mit meiner Kompaktkamera so hin.
hexentango Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 (bearbeitet) Hallo meikeka, das Garn stammt von der selben Firma, nur meins ist teilbar, deines nicht. Qualität müsste die gleiche sein. Frag doch mal bei Frau Kanzi nach, die kann dir vielleicht weiter helfen... Und du bist so gemein . Jetzt werd ich schon wieder verführt, mir ein Buch zu kaufen, daß ich uuuuuunbedingt brauche Hab grad nochmal schnell nachgeschaut. Bei tentakulum (musst dich ein bischen durchhangeln zum E-Shop) gibt´s ein bischen Garn von beiden Sorten bzw. auch eine schöne Erklärung des Unterschiedes... Gruß Maria Bearbeitet 24. November 2011 von hexentango
Brigantia Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 Hallo Meike Wunderschön. Neben dir kann ich mich mit diesem Stecker wirklich nicht mehr sehen lassen. Ich habe das Buch auch, ist aber halt mal wieder auf englisch. Eine Frage zum Stängel: Werden die Fäden nacheinander angenäht und dann Reihe für Reihe, oder werden alle benötigten Fäden in einer Reihe gelegt und dann einzel angenäht? und den Stickrahmen finde ich genial. Werd ich mir im Hinterkopf abspeichern.
Tarlwen Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 *umfall* Das sieht ABSOLUT GENIAL aus!!!!!! Das Buch setz ich gleich mal auf meine haben-wollen-Liste, Rokoko ist bei mir demnächst irgendwann auch wieder dran.
tiggerentchen Geschrieben 24. November 2011 Melden Geschrieben 24. November 2011 Genial, das sieht so edel aus. Da würd ich auch ein Rokoko-Kleid nähen, nur um das auszuprobieren
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