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Hi,

 

bin neu neu hier und habe eine Frage. Kennt jemand diese Maschine und deren Alter?

Habe sie in Wien aus einer Verlassenschaft bekommen. 

Auf der Vorderseite ein Messingschild der Fa. OPELIA, von Altgriechisch φέλεια (ōphéleia, "Vorteil"). Diese Firma könnte die Vertriebsfirma von der Maschine gewesen sein, Korpus im Eigenbau?

Eintüriger furnierter Holzkorpus im Stil von Art Deco (?) mit gerundeten Ecken, aussen in gespiegeltem Feuermahagoni-Furnier (?). Ausklappbarer Nähtisch.

Die Vorbesitzerin war ein 1923 geborenes Wienerkind, dass die Nähmaschine in jungen Jahren bekam. Also in den späten 1930ern (?). Unser Wienerkind wollte eigentlich Schneiderin lernen, aber die Wirtschaftskrise und Krieg verhinderten das. Nun wurde das Nähen zum nützlichen Hobby. 1943, während der 2. WK, bekam sie Ihren Sohn Richard. Mit 97 Jahren starb sie und ihr Sohn löste die Wohnung in der Adalbert-Stifter-Strasse, in Wien XX, auf, wo das gute Stück die letzten 50 Jahre stand. „Meine Mutter nähte bis vor 20 Jahren, sie passte auf die Maschine gut auf, die war Ihr Heiligtum“, erzählte mir Richard. Darum wohl der gute Zustand.

 

Und durch diese Verlassenschaft wechselte im November 2020 diese Nähmaschine, mit dem ausnehmend selten schönen Furnierbild am Korpus, der meine Kaufentscheidung beeinflusste, in unser Haus. 

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Veröffentlichte Bilder

Geschrieben (bearbeitet)

Wenn ich wegen "Opelia" im Netz nach Opel-Nähmaschinen suche, finde ich, dass einige Bilder eine verdammt ähnliche Figur zeigen. Intimere Bilder habe ich leider nicht gefunden. Aber es wäre ja möglich, dass Opel damals schon als OEM auftrat oder die Nähmaschinenfabrikation / Maschinen / Formen oder Teile verkauft wurden nach dem Brand von 1911 und der folgenden Einstellung des Nähmaschinenbaues. (Quelle: Wikipedia)

 

Es könnte sich also um eine historisch recht interessante Maschine handeln, vor allem auch mit der bekannten Historie von Kundenseite.

 

P.S.:

Vergleiche das Innenleben mal mit diversen Bildern aus dem Nähmaschinenverzeichnis, die CB-Greifer-Umgebung sieht mir irgendwie "Singersch" aus und Opel hat ja zum Ende der Produktion wohl nach Singer-System gebaut. (Quelle: s. o.)

 

Bearbeitet von Technikus
Geschrieben

Vielen Dank für die schnelle Antwort und den informativen Link!

:-) :-)

 

Ist der aufgedruckte Name “Bobbin” am Arm vielleicht richtungsweisend? Oder bezieht sich Bobbin (= Spule) auf den Greifer?

 

Liebe Grüße aus Wien

 

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Geschrieben

PS

 

Es gibt auch eine Nummer:

2288

mit einem kleine “W” zwischen den Achtern.

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

die niedrige Seriennummer deutet  darauf hin, dass es keine Opel sein kann.

Ich weiß auch nicht, ob Opel noch CB-Greifer Maschinen wie diesen Singer 15 Klon gebaut hat (CB = Central Bobbin), bei needlebar ist nur von Lang- und Schwingschiffmaschinen die Rede.

Edit: Doch, haben sie, wenn man den ebay-Bildern glauben darf, aber dann eher mit Seriennummern um 1 Million.

 

Es gab damals zig Hersteller, die Singer 15 Klone, beziehungsweise wie hier, verbesserte Singer 15 Klone, die im Gegensatz zum Original sogar rückwärts nähen konnten, gebaut und teilweise unter Handelsnamen vertrieben haben, so wie später z.B. Brother, Maruzen oder Janome unter dem Namen Privileg.

 

Eventuell wissen die Oldie-Experten ja mehr.

 

Gruß

Detlef

Bearbeitet von det
+e
Geschrieben (bearbeitet)

Das muss schon eine speziell Österreichische Geschichte sein - es lohnt sich vielleicht, willhaben.at zu durchforsten. Selbst wenn man die Central Bobbin Treffer ausnimmt, kommt man auf eine erstaunliche Anzahl von angebotenen Maschinen, teilweise auch mit Gussgestell mit BOBBIN-Schriftzug. Ich nehme an, zu einer gewissen Zeit war in Österreich "Bobbin" eine Art kolportiertes Innovations- oder Qualitätsmerkmal.

 

Ich glaube auch nicht, dass das eine "OPEL" ist, aber sie könnte mit Opel-Maschinen, Formen oder Teilen gebaut oder nachgebaut sein oder der Hersteller/Inverkehrbringer/Verkäufer wollte zumindest eine Assoziation mit Opel hervorrufen. Solches Vorgehen ist ja nicht eine neue Erfindung heutiger Waren- bzw. Markenfälscher (bes. Mode, Accessoires & Parfüm). Da ergibt sich automatisch das Nebenforschungsthema (internationaler) Warenzeichen- und Markenschutz zu der Zeit...

 

Eine Rolle könnte die Vereinigte Fahrrad- & Nähmaschinen Fabriks-Niederlage Jacobi in der Porzellangasse in Wien dabei gespielt haben. Vielleicht hat in Österreich so manche Gießerei von der Teilefertigung profitiert und kleinere Firmen haben das dann relativ individuell zusammengebaut (Korpus mit Mechanik, Spuler, Tische/Gestelle/Kästen - sogar Greiferkonstruktionen könnten relativ kleinteilig auswechselbar gewesen sein wie das heute noch beim CB-Greifer ist: Nur das Shuttle ist immer gleich).

 

Vielleicht mag und kann ja der eine oder andere Anbieter bei Willhaben ein wenig Auskunft über seine Maschine geben?

 

P.S.:

Da tauchen auch noch die Namen Rast & Gasser, Köhler und J. Handl auf... Die Plaketten und Decals sind recht individuell und teilweise erstaunlich gut erhalten. Am schönsten fand ich eine Nähmaschinen-Lampe namens "Nähsonne". Vielleicht gehörte in diesen Zeiten eine Nähmaschine in bestimmten Kreisen zur Aussteuer oder zu den Hochzeitsgeschenken oder sollte der Anfertigung der Aussteuer dienen? Und da gab es gerade einen (Central) Bobbin Hype?

 

Je nach (eigenem oder Maschinen-) Baujahr fühlte man sich da ja auch noch im ausklingenden Fin de siècle oder trauerte ihm hinterher, besser: Der Wiener Moderne, dem "Zeitalter der Erkenntnis" und es gab noch den Salon "Schwestern Flöge". Nähmaschinen auch als Zeichen der Emanzipation? Zumindest die besser gestellten Mütter hatten sicher noch Reformkleider getragen. Und dann kam 1938...

Bearbeitet von Technikus
Geschrieben

Hallo Technikus,

 

Danke für den ausführlichen Beitrag, mit guter Feder geschrieben, speziell der letzte Absatz.

 

Ich habe die Anregung nach Bobbin Maschinen zu recherchieren aufgenommen und einiges gefunden. Die gleichen Nähmaschinenschränke mit verschiedenen Maschinen. Wie von Technikus richtig angenommen, haben Betriebe die Schränke (im Auftrag der Kunden? Bei Hochzeitsgeschenken?) mit Nähmaschinen verschiedener Hersteller assembliert.

 

Ich habe einige furnierte Schränke gefunden, die ident mit meinen sind. Zwei Beispiele anbei:

- aus Korneuburg, Niederösterreich, Dachbodenfund

- aus Znaim, heute CZ, vorher Sudetenland. Wurde 1945 nach Wien gebracht

 

Baujahre sind wohl zwischen

1920(?) und 1940(?)

 

 

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Geschrieben

Und Vielleicht noch ein Vergleich:

 

„ Deutschland“ Nähmaschine August Stukenbrok in Einbeck

ungefähr von 1920-1925

Nähmaschine im originalen Nähschrank Nussbaum furniert. Marke des Herstellers der durch seine Fahrräder berühmt wurde .

 

- und heute 2020 eine Pfaff Anlage.

 

Tempus fugit 

:-)

 

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Ja, tatsächlich schrieben Nähmaschinen auch Zeitgeschichte. Falls Du Wien um die gemeinte Jahrhunderwende mal mit anderen Augen sehen willst, kann ich Dir wirklich "Das Zeitalter der Erkenntnis: Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute" von Eric Kandel und "Auf Freiheit zugeschnitten: Emilie Flöge - Modeschöpferin und Gefährtin Gustav Klimts" von Margret Greiner empfehlen.

 

Mal etwas andere "Reiseführer", die auch Einheimische interessieren könnten. Ich war beim letzten Mal erstaunt, das Buch von Kandel nicht im Museumsshop des Wien-Museums zu finden. Zur Felix Salten Ausstellung dort werde ich es leider nicht schaffen. Aber irgendwann wird der Corona-Spuk ja wohl mal wirklich beherrschbar geworden sein...

 

Und schau mal hier: sammlung.wienmuseum.at

 

Richtig ergiebig wird es in der Nationalbibliothek, bis hin zu Kleinanzeigen! (Oder so... und auch so)

 

 

Bearbeitet von Technikus
Geschrieben

Die Links, speziell zur österreichischen Nationalbibliothek, sind sehr reich an Nähmaschinen Werbung, dass man gute Datierung machen kann.

Chapeau!

 

Bei den noch seltenen Nähmaschinen Schränken (es wurden meist Gusseisen Gestelle verwendet) um 1907 sind Gründerzeit Verzierungen zu sehen.

 

Und im Art Deco:

...ist ihre mondäne Wirkung durch hervorragend verarbeitete edle Hölzer und die Verwendung von exotischen Materialien. Der plakative Eindruck ist dabei besonders wichtig.

1912 bis 1935...

 

 

 

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Geschrieben

Mir hat das auch Spaß gemacht, fast wie die Besuche im Technischen Museum Wien, wo ja auch bei vielen Themen Wert auf die zeitliche und soziale Einordnung gelegt wird, ähnlich auch im Deutschen Technikmuseum in Berlin oder bei uns in den Museen des LVR.

 

Dann wünsche ich noch viel Freude an und mit der Maschine und viel(e) Geschichte(n) dazu!

 

 

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