
Da die letzte Know Me Vorstellung sehr lange gedauert hat, kommt die nächste gleich hintendrein. Insbesondere war unsere Testerin diesmal blitzschnell.
Viele der Schnitte aus der Know Me Kollektion haben ja eher ungewöhntliche Proportionen und ich höre auch von unseren Testerinnen immer mal, dass sie dies oder jenes interessant finden, sich aber nicht so ganz sicher sind, ob es ihnen steht. (Zum Glück findet sich oft jemand, der mutig genug ist, es mal zu probieren...
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Die relaxte Kombination ME2052 von Beaute' J'Adore bleibt hingegen ziemlich im Rahmen. Blaue Jeans, weißes Hemd gehen immer, trotzdem ist das Thema sehr aktuell interpretiert. Das Hemd unterstreicht den Oversized-Look mit stark überschnittenen Schultern und übergroßen Manschetten, auch die Hose sitzt lässig, unterstreicht mit den Teilungsnähte einen Look, der auch aus recycelten Jeans hätte entstehen können.
Eleganter ist die Kombination von ME2043 von Erica Bunker. Das enge Oberteil sitzt immer perfekt, weil es ein Body ist, die Hose betont Hüfte und Taille und setzt schöne Knöpfe in Szene. Ausbalanciert wird die Silhouette durch die luftigen, weiten Ärmel.
Sehr ähnlich ist eigentlich ME2053 von The Stitch Fitz, ebenfalls ein schmales Oberteil und eine Hose mit viel Beinweite, aber das Modell wirkt viel romantischer. Das liegt sicher an der Farbe des gezeigten Modells, aber auch am Ausschnitt des Shirts.
Die Männer kommen bei KnowMe ja auch nicht zur kurz. Mit Hose und Hemd ME2058 von Donny Q kann man auch nichts falsch machen. Auf den zweiten Blick zeigen sich auch hier schöne Details, überschnittene Schultern, die weich fallen, der Sattel, der im Rücken mit einer Falte betont wird und vorne mit Taschenklappen.
Dass bei dieser Kollektion doch an die kalte Jahreszeit gedacht wurde erkennt man daran, dass viele Jacken und Mäntel dabei sind.
Schlicht und zeitlos in der Form, gleichzeitig trendig durch Color-Blocking gefällt mit der Schnitt ME2058 von Handmade Millenial. Je nach verwendetem Material passt er sich unterschiedlichen Jahreszeiten oder einfach Klimazonen an, bietet keine großen Schwierigkeiten beim nähen und man kann den Trend knalliger oder auch dezenter umsetzen. Auch in der Länge hat man die Wahl... Mantel oder lieber Jacke? Beides geht.
Mehr Details hat die Jacke ME2057 von Alissah Threads. Mit der Rückenpasse, den runden Saumschlitzen und den Brusttaschen ist sie ganz klar vom klassischen Herrenhemd inspiriert. Zusätzliche Pattentaschen machen die Jacke dann aber tauglich für den Alltag. Und je nach Lust (und Wetter) kann das Modell mit oder ohne Kapuze genäht werden.
Rasant ist die Jacke ME2051 von Duana M. Chandler. Auf den ersten Blick eine Art Regenjacke, mit großen Reißverschlüssen und Kordeldurchzug in der Taille. Auf den zweiten Blick ist aber der Schnitt schon deutlich tailliert, der untere Teil als Schößchen angesetzt. Die schwarzen Einsätze betonen den Look. Und die kleinen Schulterteile sind ein spannendes Detail. Dass hier "Athleisure" gemeint ist zeigt sich an der zugehörigen Leggings und dem BH-Oberteil. Aus dem richtigen Stoff kann man vermutlich auch damit joggen gehen.
Bei den Know Me Schnitten sind Herrenmodelle ja vergleichsweise stark vertreten. Der Mantel ME2059 von Julian Creates ist einen Blick wert. Auf den ersten Blick ein klassischer Mantel mit Riegel im Rücken. Aber die Schnittführung, vor allem der Ärmel, ist einen zweiten Blick wert.
Schnitte mit ungewöhnlichen Details oder Form sind natürlich auch in dieser Kollektion vertreten.
ME2055 von The Corny Rainbow hat ein bisschen was von Barbie meets Tankgirl... okay, die Farbe kann man ändern und wer sagt, dass ein Body immer schmale Ärmel haben muss?
Cargohosen sieht auch Keechii B Style bei der Kombination ME2054 vor. Der Hoodie dazu hingegen ist absolut spacig mit diesen Schulter... flügeln? Ich habe jedenfalls ein dringendes Bedürfnis, mit das zu nähen.
Nachgenäht ME2038
Für eine etwas ungewöhnliche Silhouette hat sich auch unsere Testerin Rumpelstilz entschieden.
Kleid ME2038 von Alisha Grace ist locker und fließend, mit mehreren lockeren Lagen. Ich muß bei solchen Modellen immer an asiatische Ästhetik denken, wo Weiblichkeit nicht in erster Linie in der Betonung der Körperform gesehen wird.
Unsere Testerin hatte hier genau diese Zweifel, war aber einfach mal mutig, was Neues auszuprobieren:
Ich wollte ein leichtes, lockeres Sommerkleid nähen. Kleider, die gerade geschnitten, Empireschnitt oder reine Hängerchen sind, stehen mir nicht.
Die ungewöhnliche Silhouette fand ich interessant, allerdings hatte ich keine Ahnung, ob mir das steht und ob ich es tragen möchte. Deswegen wollte ich den Schnitt sehr gerne ausprobieren.
Bei der Größenauswahl gibt es zwar keine gesonderten Hinweise, welche Körpermaße besonders relevant sind. Aber die Maße des fertigen Kleides waren hilfreich:
Hilfreich sind die zusätzlichen Angaben zur Grösse des fertigen Kleidungsstückes, da diese eine Vorstellung der Bequemlichkeitszugabe vermitteln. Meiner Erfahrung nach fallen die amerikanischen Schnitte immer gross aus (reichliche Bequemlichkeitszugabe). Das ist auch hier der Fall. Durch die Angabe konnte ich, da ich zwischen zwei Grössen liege, die kleinere Grösse wählen.
Das Ergebnis ist immer noch eher gross.
Genäht hat sie eine 12, was etwas über ihrer Taillenweite liegt, die Hüfte wäre schon Größe 14 gewesen. (In solchen Situationen sind Angaben zum Umfang des fertigen Teils wirklich immer hilfreich.
Mit dem Schnittmuster kam Rumpelstilz gut klar und entschied sich für ausschneiden (wofür der Schnitt ja auch gedacht ist), statt für kopieren (was wir ja gerne machen, für den Fall, dass man doch mal eine andere Größe braucht, was dann letztlich fast nie der Fall ist...
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Das Schnittmuster ist auf das typische braune Seidenpapier der amerikanischen Schnitte gedruckt. Ich mag, dass bei Einzelschnitten jedes Schnittteil einzeln gedruckt ist. Ich habe den Schnitt ausgeschnitten, da ich das Kleid nur für mich nähen werde. Der Druck ist gut, man muss das Papier bügeln.
Mit der Stoffwahl gab es gar kein Problem. denn unsere Testerin hatte Seidecrêpe geschenkt bekommen. Der lag allerdings nur 90 cm breit, was zu einer kleinen Änderung am unteren Volant führte. Mit einem guten Ergebnis:
Die Volants werden als Halbkreise zugeschnitten. Deshalb „zipfelt“ vor allem der mittlere und der untere Volant. Vorne in der Mitte wirkt der Volant kürzer als links und rechts davon, wo der Stoff schräg geschnitten ist. Man kann das als Feature sehen – mich stört es eher.
Den untersten, weitesten Volant habe ich als Viertelkreise zugeschnitten (musste ich, weil mein Stoff nicht breit genug war). Das schaut meiner Meinung nach schöner aus. Die zusätzlichen Nähte stören mich weniger als das „zipfeln“.
Die deutsche Anleitung war größtenteils klar.
Es gibt eine ausführliche Schritt-für-Schritt Anleitung mit Zeichnungen und Text auf Englisch, eine deutsche Übersetzung davon sowie eine Videoanleitung auf Youtube.
Die Textanleitung ist gut, es werden Fachausdrücke verwendet. Bei einigen Schritten (Kragen) wäre eine oder zwei Zeichnungen mehr hilfreich. Die deutsche Übersetzung ist ok, aber nicht perfekt. Man schaut besser hie und da in der englischen Version nach.
Es gibt immer Passzeichen, das ist sehr hilfreich.
Rumpelstilz hat sich allerdings auch ausführlich mit der vorhandenen Videoanleitung auseinandergesetzt:
Die Aufmachung und die Schnitterstellerin, die die Anleitung präsentiert, vermitteln mir heftige American Housewife-Vibes…
Sie näht das Kleid im Video aus einem wild geblümten Stoff, Futter und Außenstoff ist der gleich. Das wirkt auf mich unprofessionell. Die Nähte sind kaum sichtbar, oft ist es nicht nachvollziehbar, welcher Teil hier gerade genäht wird.
Sinnvoll wäre es für das Video meiner Meinung nach gewesen, eine Farbe für das Futter und jeweils eine pro Volant zu verwenden. Dann wäre immer klar, woran sie gerade arbeitet. Auch hätte man, wenn sie das nächste Stück zur Hand nimmt, jeweils im Split Screen die technische Zeichnung einblenden und das entsprechende Teil einfärben können.
Jetzt sieht man leider die meiste Zeit, wie sie irgendwelche blumigen, undefinierbaren Stoffstücke zusammennäht. Natürlich nennt sie jeweils das Teil, aber es hätte sehr geholfen, dies zu visualisieren.
Die Verarbeitung des Kragens wird gut gezeigt, hier ist das Video für mich auch richtig hilfreich.
Die Verarbeitungsschritte werden als absolut angemessen bewertet:
Es ist kein Schnitt, bei dem sich die Arbeitsschritte völlig von selbst erschließen, deshalb ist es sehr hilfreich ,dass die Anleitung gut ist!
Es werden Techniken wie Sicherungsnaht und untersteppen der Nahtzugabe angewendet. Diese vermisse ich oft bei anderen Schnittfirmen. Sie helfen sehr, das Kleid wird einfach schöner damit. Es wird auch erklärt, wie man eine abgerundete Naht arbeitet und wie der verdeckte Reißverschluss eingenäht wird.
Abweichung von der Anleitung gab es auch nur wenige.
Den untersten Volant habe ich aus Viertelkreisen genäht, das hätte ich auch beim mittleren machen sollen.
Bei den Volants habe ich französische Nähte gearbeitet (keine Overlocknähte).
Die Säume habe ich teilweise wie in der Anleitung (Kante abnähen, umbügeln) gearbeitet und teils mit dem „Schneckenfüßchen“. Ich bin mit beidem nicht ganz zufrieden, was aber eher an meinem Können als an der vorgeschlagenen Technik liegt.
Das Ergebnis war dann auch, wie erwartet.
Mit der Form fremdelt Rumpelstilz noch. Aber man darf auch mal mutig zu neuen Ufern schauen. (Ich persönlich finde, es sieht sensationell aus und hoffe, die Liebe kommt noch!)
Im Sommer muss ich erst mal testen, ob ich das Kleid tragen möchte! Die Silhouette ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftihg, aber das Kleid trägt sich leicht und fühlt sich „fluffig“ an.
Ich kann in der Taille locker noch 10cm wegkneifen, das würde die Ansicht noch etwas verändern. Allerdings möchte ich ja ein lockeres Sommerkleid haben. Anliegende Kleider habe ich genug, weil mir auf Taille geschnittene Modelle besser stehen. Deswegen ist der Anblick für mich recht ungewohnt.
Da das aber natürlich ohnehin Geschmackssache ist, gibt es eine Empfehlung für den Schnitt:
Der Schnitt ist nicht sonderlich kompliziert, aber man muss bereit sein, mit der schriftlichen Anleitung zu arbeiten. Das Video hilft meiner Meinung nach nur beim Kragen gut weiter.
Ich würde unbedingt einen sehr leichten, flatterigen Stoff verwenden. Das Kleid wird auch damit überraschend schwer, weil es zwei Lagen, eine davon voluminös, sind.
Es ist sicher kein Basisschnitt, aber wenn man etwas ausprobieren möchte, das ein bisschen ungewöhnlich ist, ist der Schnitt empfehlenswert.
Und unsere Testerin ist im Ganzen mit ihrem Kleid zufrieden:
Danke das Schnitttestes habe ich mich endlich mal an eine andere Silhouette eines Sommerkleides gewagt. Ansonsten trage ich immer taillierte Kleider. Alle Versuche mit Hängerchen und Empirekleidern sind gescheitert, das steht mir einfach nicht.
Ich bin noch nicht so ganz überzeugt davon, ob ich das gerne so tragen mag, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen.
Der Schnitt ist professionell gestaltet und lässt sich gut nacharbeiten. Das Video ist vermutlich eher eine Konzession an den Trend der Videoanleitungen. Hier wäre meiner Meinung nach Potential vorhanden, ein Video hilfreicher zu gestalten.
Wir danken der Firma Cremer KG aus Euskirchen (Generalvertrieb für McCall's (Butterick, McCall's, Vogue) in Deutschland), für den zur Verfügung gestellten Schnitt.
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