
Nähmaschinen sind technische Geräte, der Kauf reine Kopfsache.
Man überlegt, welche Eigenschaften man braucht, welches Budget man hat und kauft dann das, was beide Kategorien erfüllt. Natürlich nur, nachdem man ausführlich im Laden getestet hat, ob die Maschine wirklich tut, was sie soll.
Ganz einfach.
Punkt.
Damit war ich auch etliche Jahrzehnte durch mein Nähleben gekommen.
Bis Bernina vor einigen Wochen im Blog die Bernina 770 QE Tula Pink Edition vorstellte. Das Einhorn unter den Nähmaschinen. Okay, keine Ahnung, wer Tula Pink ist. Punkte auf dem Gehäuse, na gut. Meine Bernina Virtuosa 160 aus den 1990er näht auch noch brav vor sich hin... Aber diese mehrfarbig schillerenden Metallteile... haben offensichtlich mein inneres Einhorn wachgeküsst. (Ich wußte nicht mal, daß ich eines habe...)
Ich wollte diese Maschine. Oder vielmehr, die Maschine wollte mich.
Ein Blick aufs Preisschild war dann allerdings eine gletscherkalte Dusche. Ist sie bestimmt wert... aber meine alte näht noch prima und sticken wollte ich auch nie.
Die Maschine wollte mich immer noch.

roter Schleife
Mit einer guten Freundin geredet, die zwar auch näht, aber nicht so viel. Und generell eher aufs Preisschild schaut.
Leider ist die gerade auf dem "kauf es dir, wenn es dich glücklich macht"-Trip.
Nicht hilfreich.
Zum Händler meines Vertrauens zu gehen, damit er sie mir ausredet war wohl auch nicht die beste Idee, denn von dem kam "Ne, die 7er Reihe von Bernina sind ganz prima ausgereifte Modelle. Nähen super, keine Probleme."
...
Und überhaupt ist meine Maschine schon über 20, man könnte anfangen, sie zu schonen, das BSR hätte ich schon immer gerne gehabt, seit es raus kam und die komfortable Knopflochfunktion mit dem Schlitten kam auch erst kurz nach dem Kauf meiner Maschine ins Modell.
Händler des Vertrauens hat auf der anderen Seite den Vorteil, es gibt Wege...

Das Ergebnis werdet ihr im Verlauf des nächsten Jahres hier in verschiedenen Artikeln lesen können. Ihr dürft mein Jahr mit dem Einhorn begleiten. Kein systematischer Test, sondern eine völlig unsystematische Reise, mit dem was so an Nähaufgaben am Wegesrand sein wird.
Erst Mal brauchte es einen großen Kofferraum für Maschine und Stickmodul in den beiden großen Kartons. Und viele Mukis, bzw. eine Tragehilfe, um das dann in das Auto und auch wieder heraus zu bekommen.
Nach dem Anschalten dann etwas Geduld, die Maschine fährt erst mal hoch... nun ja, ist ein Computer und mein Handy braucht länger, wenn ich es komplett abschalte. (Wenn man nur eine Nähpause macht, kann man einfach die Stromverbraucher Licht und Display ausschalten, man muß den Vorgang also nicht bei jeder Nähpause wiederholen. Schon mal praktisch.) Und das helle LED Licht... dagegen ist meine alte Maschine wirklich wie Kerzenbeleuchtung.

- Links was man schnell braucht (z.B. Oberfadenspannung,
Nähfußdruck und Informationen zur eingestellten Stichlänge und
Stichbreite.
- Rechts geht es weiter in die Untermenus.
Obwohl ich Maschinen mit Display Bedienung eher reserviert gegenüber stehe, kann mich Bernina hier auf den ersten Blick überzeugen. Stichlänge und Stichbreite kann man über eigene Drehregler direkt einstellen, die Nähgeschwindigkeit auch. (Was ich nicht brauchen werde, denn das Fußpedal ermöglicht mir eine sehr exakte Steuerung der Geschwindigkeit.) Und das Menue hat zwar viele Unterpunkte, um alles Mögliche einzustellen, häufig benötigte Basiseinstellungen wie Fadenspannung oder Nähfußdruck sind auf den ersten Blick zu finden und bleiben auch dauerhaft an der linken Seite des Displays eingeblendet. Ich verstehe auch sofort, was mit den einzelnen Symbolen gemeint ist.
Auch sonst bekomme ich spontan mit ein bißchen rumklicken schnell heraus, was sich hinter den jeweiligen Punkten verbirgt. Zusätzlich hilfreich bei einer Maschine mit so vielen Möglichkeiten finde ich dann, daß man zu jedem Menupunkt auf das kleine "i" Symbol tippen kann und dann gleich weitere Erläuterungen bekommt. Das Handbuch ist offensichtlich auf der Maschine gespeichert. Gerade bei selten benutzten Funktionen fand ich das bei meiner alten Maschine schon lästig, das Handbuch suchen zu müssen, um das eine Detail nachzuschlagen, was ich jetzt doch vergessen hatte.

Papier kommt dennoch nicht zu kurz. Das spiralgebundene Handbuch kommt in einem eigenen Karton... wenn man sich in eine Funktion neu einlesen will (oder vielleicht erst mal einen Überblick verschaffen) ist das doch deutlich praktischer als der kleine Monitor.
Irritiert bin ich zuerst, dass es offensichtlich keinen Hebel an der Maschine gibt, um den Nähfuß zu heben. Das geht nur noch per Knopf oder mit dem Kniehebel. (Weswegen es mir auch nicht fehlen wird, ich nähe ja seit Jahrzehnten nur noch mit Kniehebel.) Die weiche Staubschutzhülle gefällt mir ebenfalls gut. Sie ist gepolstert und hat einige Taschen, so daß man die Maschine so auch mal kurz transportieren kann. Lang transportieren will man sie ohne Rollkoffer schon wegen des Gewichtes nicht... Und im Gegensatz zu der harten Plastikhülle meiner alten Virtuosa kann man sie auch gut überlegen, wenn der Anschiebtisch dran ist. Ohne den nähe ich eigentlich auch nie.

Das Auspacken aus dem Originalkarton dauert übrigens eine Weile, denn Schicht um Schicht kommt Zubehör zum Vorschein. Aufbewahrungskästchen, verschiedene Nähfüße, BSR, Anschiebtisch und Kniehebel, ein bisschen Nähgarn... und natürlich das Scheren-Set, das im gleichen Design daher kommt. Scheren und Rollschneider habe ich zwar schon, aber zum einen kann man nie genug haben, zum anderen ist eine Applikationsschere mit Knick dabei, falls ich doch mal Sticken sollte, wird die Nützlich sein. (Nur die fünf zusätzlichen Unterfadenspulen und das kleine Stickgarnset für alle Fälle habe ich dazu gekauft.
Jetzt gehe ich die Maschine noch ein bisschen anhimmeln, bis ich Zeit für das erste Projekt finde. Von dem ich euch natürlich hier erzählen werden.

Was wird es wohl sein?
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