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  • 8. Dezember 2021 - Challenge - Vom Wissen, vom Glauben und der Freiheit


    Das Thema Corona, aber vor allem die darum entstandenen Maßnahmen, Zwänge, Vorschriften sind sicherlich das bestimmende Thema der letzten fast zwei Jahre und ich merke überall im Leben, wie um die richtige Position gerungen wird - welche immer das auch sein mag. Und ich bemerke dabei auch, wie es mehr und mehr darum zu gehen scheint, daß andere etwas tun oder lassen müssen, damit es mir gut geht. Da gehen dann bei mir immer alle Warnlampen und -glocken an und ich mache ein sehr großes Ausrufezeichen an die Zeile. Denn für mich ist das immer ein sicheres Zeichen, daß ich Probleme mit meinen eigenen Emotionen habe, wenn ich es brauche, daß andere sich in einer bestimmten Art und Weise benehmen müssen.

    Auch in dem Thread vom 6. Dezember scheint das gerade selbstverständlicherweise in der Art hochzukochen.

     

    Und so halten wir doch einfach bitte fest, daß beim aktuellen - und wichtigen (ich halte es für eine existenzielle Auseinandersetzung) - Streitthema Impfen/Nicht Impfen, es wichtig ist, die persönliche Freiheit und den gegenseitigen Respekt zu wahren. Und wenn wir das nicht können, bei uns zu suchen und zu lernen, wie das geht. Ich glaube, daß wir alle dazu das Zeug haben und wenn nicht, wir alle das miteinander lernen können. Und was gibt es wichtigeres für eine Gesellschaft, als dem anderen in Respekt begegnen zu können?

     

    Ich persönlich bin ein großer Freund der Wissenschaft. Wissenschaft als Methode zum Erkenntnisgewinn, der aber immer auch beschränkt bleibt. Zum einen können wir nicht nachweisen, daß etwas wahr ist, wir können nur zeigen, daß etwas nicht falsch ist und auch das unterliegt dann noch einer zeitlichen Limitierung, weil das beim nächsten Versuch schon anders sein kann.

    Das lehrt mich eine gewisse Demut vor der eigenen Überheblichkeit.

     

    Es gibt ein sehr unterhaltsames Video von Richard Feynman, was sich damit beschäftigt. Leider nur in Englisch, aber nichtsdestoweniger sehr sehenswert:
     

     

    Lustigerweise funktioniert Nähmaschinen reparieren übrigens genau so. Du beobachtest ein Geschehen, Du entwickelst eine Idee dazu, Du machst quasi ein Experiment dazu und erstaunlich oft, dreht Dir die Wirklichkeit eine Nase ... dann fängst Du von vorne an. 

    So hatte ich die Tage den Fall eines problematischen Fadenabschnittes auf einer Seite bei einer Maschine, was völlig unerwartet an der Stichplatte und Nadelposition lag. Wieder was dazu gelernt. Ich hab denn ungefähr so geschaut ...

     

    reindeer-horns-decorated.gif

     

    Ich bin auch Christ und mir ist im Lauf der Zeit klar geworden, daß ich nicht zwingend christlich bin, sondern meinen Herrn Jesus als das annehme, wonach ich mein Leben im Hier und Jetzt ausrichte und das schenkt mir die Zuversicht und das Vertrauen, daß mein Leben hier nicht das allerwichtigste auf dieser Welt ist und es Dinge gibt, die wichtiger sind. Ich kenne nichts auf der Welt, was eine größere Freiheit lehrt als das Christentum. Ich kann meinen eigenen Gott verwerfen, ich kann mit ihm in Widerspruch gehen, kann auf ihn Schimpfen und egal was ich mache, ich kann ihm immer wieder begegnen und immer wieder geht es um Freiheit. Freiheit so wie Moses den Ägyptern sagte, daß sie frei wären und gehen würden, so wie Jesus das Kreuz nahm, weil er frei entschied seinen Weg mit Gott und den Menschen zu gehen.

     

    Lassen wir uns also gegenseitig frei. Frei sein und Frei lassen.

     

    gifts.gif

     

    Und damit ist der Begriff für die Challenge heute: Freiheit

     

    Ihr dürft Gedanken dazu äußern, Stimmungen beschreiben, Geschichten erzählen, was dazu malen, basteln, nähen - alles ist erlaubt und ich freue mich darauf. :) 


    Benutzer-Feedback

    Empfohlene Kommentare



    stofffetzerl

    Geschrieben

    Freiheit ist ein dehnbarer Begriff, den gern jeder zum eigenen Vorteil auslegt.

    Für mich zählt die Definition von Immanuel Kant: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.

    Das kann so durchaus auch mit der christlichen Einstellung gesehen werden: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

    Nehmt also Rücksicht aufeinander, seht euch selbst nicht als den Mittelpunkt. Wichtig ist, dass wir das Miteinander nicht aus den Augen verlieren. Ich kann auf meine Freiheit beharren, wenn ich dabei aber die Menschen um mich herum ignoriere, wird das schnell zur Einsamkeit.

    Brummelmama

    Geschrieben

    @Stofffetzerl: Das hast du aber schön formuliert. Genauso sehe ich es auch. 

    steinmetz

    Geschrieben

    Freiheit ist ein großes, sehnsuchtbehaftetes Wort.

    Keine Ahnung, wie es Euch geht, ich hab das unglaubliche Glück, ein völlig freies, unabhängiges Leben führen zu können und ich bin mir dessen bewußt, was die Sache noch besser macht.

    Aber ich kenne keinen, der mit mir tauschen würde...

     

    Viel wichtiger finde ich, mal was zu den Erwartungen an Andere loszuwerden:

    Meiner Erfahrung nach ist JEDE Erwartung oder etwas milder ausgedrückt, jede Hoffnung, die man in das Verhalten seiner Umgebung legt, ein ziemlich guter Garant für Enttäuschung. Wenn ich nichts erwarte, wird alles als Geschenk zu mir kommen, was ich tue, tue ich gern und freiwillig, wenn´s sich mit Hoffnungen anderer deckt, super, wenn nicht, na, auch gut.

    Damit ist auch dieses "wie du mir, so ich dir" ausgehebelt...

    Mir geht´s sehr gut damit,

    in diesem Sinne,

    schönen Advent noch,

    liebe Grüße,

    Iris

    Junipau

    Geschrieben

    Mein erster Gedanke ist derselbe wie der, den ich dann in @stofffetzerls Beitrag lesen durfte, nämlich der Hinweis auf Immanuel Kant. Meine Freiheit endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt.

     

    Damit holt man den zur Zeit schon fast hysterisch überhöhten Freiheitsbegriff wieder auf ein Maß herunter, das nicht von Egoismus geprägt ist, sondern wie er nötigerweise zu beschränken ist, wenn eine Gesellschaft zusammen leben möchte (bzw muß, anders geht es ja kaum, wenn nicht jeder eine Insel für sich hat).

     

    Und ich bringe das ebenfalls problemlos mit meinem christlichen Denken zusammen. Eine Gemeinschaft funktioniert dann am besten, wenn jeder sein Gegenüber genauso respektiert, wie er selbst respektiert werden möchte (um mal nicht das christliche Vokabular von der  Nächstenliebe zu benutzen). Ohne Rücksicht und Beschränkung meines unendlich ausdehnungsbedürftigen  Ego geht das nicht (es sei denn, man hat seine völlig autarke Insel und keinerlei Kontakt mit anderen).

     

    LG Junipau

    mawentelina

    Geschrieben

    Diesen Text habe ich bei dem Besuch einer Kirche fotografiert. Hoffentlich ist es lesbar, denn es spiegelt ziemlich. Ich finde ihn zum angesprochenen Thema sehr passend.

     

     

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    Dackelmom

    Geschrieben

    FREIHEIT

     

    Da fiel mir spontan der Song von Marius Müller West..... ein.

     

    ich persönlich empfinde die größte Freiheit, wenn ich im Wald spaziere und in kleinen unscheinbaren Dingen etwas besonderes sehe...frei nach dem Motto

                         "Die Gedanken sind frei",

     

    Habt einen schönen Tag

     

     

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    IMG_20211124_093647.jpg

    haniah

    Geschrieben

    Für meine Wahrnehmung ist der Begriff der Freiheit ziemlich überstrapaziert. Die Freiheit propagieren in den sozialen Medien gefühlt genau die Menschen, die die Freiheit der Anderen damit einschränken und damit auch kein Problem zu haben scheinen. 
     

    Es ist mir völlig egal, ob jemand sich impfen lässt oder nicht und ob er die Maske korrekt trägt oder nicht. Was mir hingegen nicht egal ist: durch diese freiheitlichen Entscheidungen, die im Fall der Maske gegen geltendes Gesetz verstoßen, werden andere Menschen beeinträchtigt. Indem sie sich bspw anstecken, indem sie einen großen Bogen um den Maskenlosen schlagen müssen, indem der Ungeimpfte ggf im Krankenhaus landet und dort massenhaft Personal bindet (3 Intensivpfleger sind zeitgleich für einen beatmeten Coronapatienten zuständig). Pfleger arbeiten an der Grenze des Machbaren, weil Einzelne ihre Freiheit über die der Pflegekräfte stellen - das kann doch nicht Sinn der Sache sein! Ich mach Dich kaputt, damit es MIR besser geht? 
     

    Ich habe das Gefühl, eine Minderheit nimmt durch ihre Forderungen, selbst frei sein zu können, die gesamte Bundesbevölkerung in Geiselhaft. Und da hört es auch wirklich für mich auf mit der Freiheit des Einzelnen, wenn die Freiheit aller dadurch beschränkt wird.
     

    Wenn man falsch herum auf die Autobahn fährt, sollte man sich nicht über soviele Geisterfahrer wundern.

    balzac

    Geschrieben

    Ich frage mich nur immer und gerade jetzt, wie frei eigentlich das Klinikpersonal auf den Intensivstationen ist? Oder die Menschen, die gerade einen Angehörigen verloren haben. Oder die Menschen, die mit Spätfolgen zu kämpfen haben. Sei es Folgen einer Erkrankung oder Folgen der Einsamkeit....

     

    Freiheit darf nie allein stehen, sondern nur im Zusammenhang mit Solidarität.

    Nixe28

    Geschrieben

    Freiheit...!?

    So wirklich frei sind doch nur die Gedanken...

     

     

     

    ...und mein Kleidungsstil von Modezwängen, mal so aus dem Nähkästchen im Hobbyschneiderforum geplaudert...:classic_biggrin:

    running_inch

    Geschrieben

    Danke @peterle für deine Worte und die Challenge.

     

    Ich finde es immer wieder spannend, dass Freiheit (zumindest in unserer Gesellschaft) so oft mit Egoismus gleichgesetzt wird. Dabei hat das eine nicht zwingend etwas mit dem anderen zu tun.

     

    Ich kann eingesperrt in einer Zelle sitzen und trotzdem frei sein. Genauso gut kann ich allein und mitten in einer grenzenlosen Landschaft unfrei und eingesperrt sein. Alles eine Frage meiner persönlichen Sichtweise, meiner eigenen geistigen Beschränkungen und des Rahmens, den ich selbst in meinem Leben festgelegt habe.

    Ich kann in einer Gemeinschaft leben, mich dort zu 100% einbringen - und trotzdem "absolut" frei sein. (Absolute Freiheit ist imho nicht möglich, da wir immer von irgendwem/-was abhängig sind. Schlußendlich sind wir Teil der Natur und daher von ihr abhängig für alles, was überlebenswichtig ist: Luft, Licht, Wasser, Nahrung, Kleidung...)

     

    Für mich ist Freiheit eng verbunden mit (freiwilliger) Verantwortung - für sich selbst und andere. Je mehr Verantwortung ich übernehme(n kann/will), desto mehr Freiheit habe ich. Und diese tangiert nicht zwingend die Freiheit von anderen. Auf jeden Fall ist sie frei von Zwängen für andere; sprich: niemand muss etwas bestimmtes tun oder lassen, damit ich frei sein kann.

     

     

    Werner Heisenberg sagte: "Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, doch auf dem Grunde des Bechers wartet Gott!"

    Für mich ist das Göttliche der Inbegriff der Freiheit; bin ich in Gott/mit Gott verbunden, bin ich frei - und das hat absolut nichts mit Egoismus zu tun.

     

    gabi die erste

    Geschrieben

    Freiheit

    - die persönliche

    - die natürliche

    - die physikalische

    - die menschliche

    frei von

    - bildung

    - wohnung

    - leben

    - freuden

    - freunden

    - geld

    - familie

    ... beides sehr lang fortzusetzen.

    Freiheit ist immer gebunden an die jeweiligen grundlagen und den jeweiligen standpunkt. Das ist mein grund, warum ich mit diesem begriff sehr sparsam umgehe. Momentan fühle ich mich nur frei vom weihnachtsmarkt und sehr unfrei, was die physikalischen gegebenheiten betrifft. Denn eigentlich würde ich gerne auf einen planeten umziehen, auf dem jeder wie ein mensch leben darf und kann.

     

    Lehrling

    Geschrieben

    Angst macht unfrei, deswegen wird sie so kräftig geschürt.

    vor 34 Minuten schrieb gabi die erste:

    Denn eigentlich würde ich gerne auf einen planeten umziehen, auf dem jeder wie ein mensch leben darf und kann.

    den Wunsch habe ich auch.

    peterle

    Geschrieben

    vor einer Stunde schrieb Dackelmom:

    FREIHEIT

     

    Da fiel mir spontan der Song von Marius Müller West..... ein.

     

    Freiheit von Westernhagen - Ein toller Song, 1989 - Das Ende der DDR, der Bevormundung durch den Staat, das Leben in Ruinen und Armut - auch wenn es sich da viele gut eigerichtet haben und das meine ich nicht negativ, aber ich erinnere mich an die Schlange Menschen, die als sie endlich ausbrechen durften, dies auch taten und zwar sofort und gefühlt durch alle Ritzen. Ein wenig wie Aliens kamen uns unsere Verwandten vor.

     

     

    Und zu dem Lied fällt mir immer Reinhard Mey und sein "Sei Wachsam" ein. Die gehören irgendwie für mich zusammen.

     

     

    Nera

    Geschrieben (bearbeitet)

    vor 23 Minuten schrieb Lehrling:

    Angst macht unfrei,

    Hier das ganze Zitat

    Die Angst macht unfrei, der Glaube frei.
    Die Angst lähmt, der Glaube gibt Kraft.
    Die Angst macht mutlos, der Glaube ermutigt
    Die Angst macht krank, der Glaube heilt.
    Die Angst macht untauglich, der Glaube tauglich.

    Ralph Waldo Emerson

    (1803 - 1882), US-amer. Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller

    Die Kirche und der religiöse Glaube hat ja viel mit Angst gearbeitet.

    Natürlich arbeitet da ein Prediger damit, daß man glauben soll um die Angst zu überwinden.

    Ich bin nicht gläubig und habe keine Angst vor nix.:classic_biggrin:

    Bearbeitet von Nera
    peterle

    Geschrieben

    vor einer Stunde schrieb running_inch:

    Ich finde es immer wieder spannend, dass Freiheit (zumindest in unserer Gesellschaft) so oft mit Egoismus gleichgesetzt wird.

     

    Ich nehme da auch so wahr und das hat sich in den letzten Monaten verschoben. Allerdings fürchte ich, daß es auch etwas damit zu tun hat, daß wir gerade sehr massiv in Richtung eines Totalitarismus ins Rutschen gekommen sind und es wird sehr schwierig da wieder raus zu kommen und festen Boden unter den Füßen zu kriegen.

    Nera

    Geschrieben

    Zitat aus dem Reinhard Mey Lied

    "Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm

    "Halt' du sie dumm, ich halt' sie arm!"

     

    running_inch

    Geschrieben

    vor 2 Minuten schrieb peterle:

    Allerdings fürchte ich, daß es auch etwas damit zu tun hat, daß wir gerade sehr massiv in Richtung eines Totalitarismus ins Rutschen gekommen sind

     

    Genau das macht mir auch Sorgen. Noch mehr Sorge bereitet mir allerdings, dass das offenbar nur wenige Leute wahrnehmen - oder dass es vielen egal zu sein scheint....?

     

    Die Lieder von Westernhagen und R. Mey sind mir in der letzten Zeit auch öfter wieder in den Sinn gekommen. Sie sprechen mir aus der Seele, besonders "Sei wachsam"...

     

     

    vor 7 Minuten schrieb Nera:

    Hier das ganze Zitat

    Die Angst macht unfrei, der Glaube frei.
    Die Angst lähmt, der Glaube gibt Kraft.
    Die Angst macht mutlos, der Glaube ermutigt
    Die Angst macht krank, der Glaube heilt.
    Die Angst macht untauglich, der Glaube tauglich.

    Ralph Waldo Emerson

    (1803 - 1882), US-amer. Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller

    Die Kirche und der religiöse Glaube hat ja viel mit Angst gearbeitet.

     

    Danke für das komplette Zitat. Das Arbeiten mit der Angst als Mittel zur Manipulation ist - leider - kein exklusives Privileg der Kirchen. Auch Staatsoberhäupter machen noch immer gern und rege (auch mit Hilfe der Medien) Gebrauch davon.

    Es sind halt die zwei Prinzipien, die nach wie vor hervorragend funktionieren:

    a. Brot und Spiele - und wenn das nicht mehr reicht

    b. Teile und herrsche

     

    Die Mittel ändern sich; die Prinzipien bleiben immer dieselben. Ob die Menschheit je aus diesem "Spiel" aussteigt?

    Jana

    Geschrieben

    vor 3 Stunden schrieb Dackelmom:

    FREIHEIT

     

    Da fiel mir spontan der Song von Marius Müller West..... ein.

     

     

    Mir auch.
    Macht mir heute noch Gänsehaut, ich erinnere mich noch genau an die Zeit, die Aufbruchstimmung.
    Hier die Lyrics dazu.
    Und der Song auf Youtube.

    Jana

    Geschrieben

    vor 1 Minute schrieb Jana:

    Mir auch.
    Macht mir heute noch Gänsehaut, ich erinnere mich noch genau an die Zeit, die Aufbruchstimmung.
    Hier die Lyrics dazu.
    Und der Song auf Youtube.

    Ups, das war doppelt mit Peterle, ist bei mir in der Speichernschleife hängen geblieben.

    Kitkath

    Geschrieben

    Danke dir für das Herauskitzeln wichtiger Gedanken, Peterle!

    Gleichwohl finde ich es immer ermüdender, in Diskussionen einzusteigen. Früher konnte mir das in meinem jugendlichen Idealismus nichts anhaben, inzwischen desillusioniert es mich zu häufig. Wie las ich es vor kurzem: steige nur in eine Diskussion ein, wenn du deinem Gegenüber eine zumindest winzige Möglichkeit einräumen kannst, dich zu überzeugen...

     

    Freiheit.

     

    Ich bin Philosophin und Ökonomin. Ich bin überzeugt von der Effizienz des Marktes - wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Doch mit verkehrten Regeln kann der Markt nicht funktionieren, nicht zu einem sinnvollen Ergebnis kommen. Was hat Markt nun mit Freiheit zu tun?

     

    Aus meiner Sicht darf Freiheit nicht die Freiheit von Konsequenzen bedeuten. Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Sonst nehmen sich die einen die Freiheit, ins Fußballstadion zu gehen, während die anderen gezwungen sind, im Krankenhaus über Leben und Tod zu entscheiden und sich selbst dabei nicht selten zu verlieren.

     

    Zudem versagen in einigen Bereichen menschliche Köpfe darin, rationale Entscheidungen zu treffen. In Experimenten wurde immer wieder gezeigt, dass zum Beispiel Risikobewertung echt nicht so unsere Paradedisziplin ist. Leicht hat man mehr Angst vor einem Meteoriteneinschlag als vor Brustkrebs. Man überblickt also gar nicht die eigenen Entscheidungen. Wie kann dort Entscheidungsfreiheit aussehen? Meine Überzeugung ist daher, dass Freiheit richtig gut nur auch mit Wissen funktioniert. 

     

    Freiheit. Verantwortung. Wissen. 

     

    Persönlich fühle ich mich aber zur Zeit schon frei, wenn ich alleine aufs Klo gehen kann. So hat halt jeder sein eigenes Freiheitsverständnis...

    KiraMG

    Geschrieben

    Mir kam auch als erstes die Definition von Immanuel Kant in den Sinn. Das hört sich so einfach an, aber oft liegt der Teufel im Detail, in diesem Fall vielleicht daran zu erkennen, wo die Freiheit des anderen beginnt. M.E. hat das viel mit sozialer Verantwortung zu tun. Ein soziales Gefüge kann nur funktionieren, wenn man sich in die Position des anderen versetzt und wenn es Regeln gibt, an die sich alle halten... Auch wenn die Regeln eine persönliche Einschränkung bedeuten können und sich die Sinnhaftigkeit nicht immer erschließt oder es sich im Nachhinein zeigt, dass manche Regeln nicht gut waren. 

    Für Corona gibt es keine Blaupause. Das ist Neuland für uns alle und dass Fehler und Fehleinschätzungen gibt, finde ich persönlich absolut nachvollziehbar. Ein "das hätte man anders machen müssen" ist halt oft die Weisheit der Retrospektive... 

    Diese Wahrheit gilt wahrscheinlich auch für Nähmaschinenreparatur, @peterle 😉.

     

    Für meinen Hund ist Freiheit übrigens beim Spaziergang ohne Leine laufen zu dürfen... Und das geht, weil er sich an die Regeln hält. Meistens 😉

    froggy

    Geschrieben

    vor 5 Stunden schrieb peterle:

    Allerdings fürchte ich, daß es auch etwas damit zu tun hat, daß wir gerade sehr massiv in Richtung eines Totalitarismus ins Rutschen gekommen sind und es wird sehr schwierig da wieder raus zu kommen und festen Boden unter den Füßen zu kriegen.

    @peterle und @running_inch: interessanterweise finde ich das gerade im Moment nicht. Am Anfang der Pandemie hatte ich auch diese Befürchtung, nur finde ich jetzt, dass gar nicht so schlecht damit umgegangen wird. Ich meine damit nicht die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen (das wäre ja so was von verbesserungsfähig), aber man kann beobachten, dass sich die Politik mit dem Thema auseinandersetzt, einzelne Entscheidungen trifft, die möglichst allen gerecht werden sollen und ihre Gangart aber auch überprüft und ggf revidiert, und das auch noch unter Einbindung wissenschaftl. Erkenntnisse. Das alles klingt so selbstverständlich, finde ich aber trotzdem faszinierend zu beobachten. Zur Zeit würde ich eher ein Problem in der Gesellschaft sehen. Der Freiheitsbegriff ist keine einfache Sache, weil sich ein Individuum immer mit anderen auseinandersetzen bzw. in Beziehung setzen muss. Da kann es nicht vollkommen ungestört sein, ich fürchte, es geht nicht ohne Regeln, um miteinander auszukommen und eine einigermaßen große Freiheit für alle zu gewährleisten, und seien es nur die 10 Gebote. 

    Und auf ganz persönlicher Ebene wäre ich gerade sehr froh, wenn sich genügend Menschen hätten impfen lassen, weil z. B. meine schwer Asthma geplagte Mutter sehr gerne mal wieder ganz frei vor die Tür gehen würde. Ist wohl illusorisch. 

    Ausserdem finde ich sehr viele Gedanken hier sehr gut und spannend zu lesen. Macht wirklich Spaß. :-) 

    Nähbert

    Geschrieben

    Ich erlebe an meinen Kindern, wie ihre Freiheit schrittweise immer größer wird und wie schwierig es mir als Mutter fällt, sie die Fehler machen zu lassen, die diese neue Freiheit mit sich bringt.

     

    Wie oft muss ich mit mir ringen, nicht zu belehren, nicht ungefragt für sie regeln zu wollen, Problemen nicht vorzugreifen!

    Aber ich freue mich für sie, dass sie mit dieser Freiheit als Menschen wachsen.

    sisue

    Geschrieben

     

    vor 5 Stunden schrieb running_inch:
    vor 5 Stunden schrieb peterle:

    Allerdings fürchte ich, daß es auch etwas damit zu tun hat, daß wir gerade sehr massiv in Richtung eines Totalitarismus ins Rutschen gekommen sind.

     

    Genau das macht mir auch Sorgen. Noch mehr Sorge bereitet mir allerdings, dass das offenbar nur wenige Leute wahrnehmen - oder dass es vielen egal zu sein scheint....?

     

     

    Ich habe jetzt einige Stunden überlegt, ob ich das nun kommentiere oder nicht. Aber doch:

    Woah! Echt jetzt? Totalitarismus?!? Lebt ihr im selben Land wie ich?

     

    Im Totalitarismus wird alles und jeder einem politischen, diktatorischen Ziel untergeordnet, ja unterworfen und das ganze fußt in dem Anspruch im Besitz einer einzig wahren Weltanschauung, die nicht diskutiert werden kann und darf, zu sein. Demokratische Prozesse werden durch Entscheidungen der totalitären Organisation bzw. ihres Führers ersetzt und üblicherweise gewaltsam umgesetzt. Davon sind wir weit, weit entfernt.

     

    Das einzige, was auch nur im Ansatz ein wenig an Totalitarismus denken lassen könnte, ist, daß dort die Rechte des einzelnen mißachtet werden mit Verweis auf die (ggf. lediglich vermeintlichen) Bedürfnisse der Gemeinschaft. Im Rahmen der Pandemiebewältigung ist es zur Grundrechtseinschränkungen gekommen und diese Grundrechtseinschränkungen des Einzelnen sind durchaus begründet worden mit den Interessen der Gesellschaft als ganzen. Die Einschränkungen sind aber den demokratisch entstandenen Gesetzen gefolgt und sind teilweise auch von den Gerichten einkassiert worden wenn die Verhältnismäßigkeit fehlte bei der Abwägung von Rechten wie der freien Persönlichkeitsentfaltung oder der Versammlungsfreiheit gegenüber dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Im internationalen Vergleich hatten wir bislang verhältnismäßig wenig restriktive Maßnahmen. Wenn nun beispielsweise über eine (Teil-)Impfpflicht abgestimmt wird, dann tut dies ein frisch demokratisch gewähltes Parlament. Es gibt nicht nur Stellungnahmen verschiedener Interessengruppen und des Ethikrates, jeder darf seine Meinung dazu äußern, dazu wie auch zu allem anderen, was die Politik so treibt. Man darf demonstrieren (wenn man die Demonstration ordnungsgemäß anmeldet und die Hygieneauflagen einhält). Wir haben gerade kürzlich eine neue Regierung demokratisch gewählt. Wir haben eine funktionierende Gewaltenteilung. Wir sind weit entfernt von Totalitarismus.

    sewing Adam

    Geschrieben

    @sisue Vielen Dank dir! Du sprichst mal wieder aus was ich nicht in Worte fassen konnte.

     

    LG

    Adam




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