Alles in Öl
Als ich da so sitze und mit meiner Nähmaschine lerne, wie man Flicken aufsetzt und alte Dinge repariert, da fühle ich mich irgendwie auf einmal in die 50er Jahre zurückversetzt: Es gibt zwar fast irgendwie alles, was man zum Leben braucht, aber man weiß die Dinge noch zu schätzen. Da ist das Kleid der Tochter, welches ein Loch aufweist. Man könnte es stopfen. Gut, es würde nicht mehr ausshehen wir neu, aber es wäre nch das alte und natürlich würde es noch seinen Zweck erfüllen. Ich blättere in der Anleitung zu meiner NäMa, welche schon ca. 30 Jahre alt ist. Dreißig Jahre, sind eigentlich nicht so viel. In Lebensjahren schon mehr und wenn man erst den technologischen Fortschritt sieht, dann sind 30 Jahre ein Quantensprung. So sitze ich da und versuche mich in den Kopf einer Hausfrau der ausgegehenden 70er Jahre zu versetzen. Gerade eben war man auf dem Mond und nun soll dieses Kleid gestopft werden.
Mittlerweile ist das Stopfen eines Kleidungsstücks eine Art Statement geworden: Seht her, ich schmeiße nichts weg, nur weil es ein Loch hat. Klar kann ich losgehen und was Neues kaufen - einfach so! Aber ich tue es nicht - ich versuche, es zu retten. Erstens, weil es Kindern eh egal ist und zweitens, weil es einfach viel mehr Energie und menschliche Ressource verbraucht, ein neues zu erstellen. Ich stopfe es und meine Tochter wird mich verstehen.
Seit längerem zeige ich meine Flicken auf der Jeans voller Stolz. Und es fühlt sich gut an. Verdammt gut!
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