
Beschwingt hat sich Vogue den Sommer 2020 vorgestellt. Der ja auf der Nordhalbkugel der Erde vorbei ist. Wir zeigen trotzdem einige Modelle, denn zum einen wird es nächstes Jahr wieder einen Sommer geben und zum anderen sind interessante Details doch zeitlos.

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Das nicht nur Röcke schwingen können zeigt gleich die Hose V1702 von Claire Shaeffer. Dabei bleibt es nicht nur bei weiten Hosenbeinen, sondern ein Überwurf verstärkt den Eindruck. An der Hüfte fällt es hingegen schön schmal. Ganz einfach zu Nähen ist es allerdings nicht.
Overall V1708 hingegen ist ein Easy-Modell. Zumindest beim Nähen. Das Oberteil muß man sich nämlich hinterher passend in Form wickeln und knoten. Damit wäre ich dann vermutlich überfordert...
Schwingende Röcke sind natürlich keine Überraschung. Modell V1703 liegt ebenfalls schmal an der Hüfte und schwingt zum Saum aus, ohne niedlich oder romatisch zu wirken. Die zusammengesetzten Bahnen ermöglichen es auch, mit Stoffmustern zu spielen. Wahlweise in kniebedeckt oder in Maxi. Und auch ganz klar Herbst oder aus Wollstoff auch wintertauglich.
Ebenfalls eher "sportlich" beschwingt mit klaren Linien ist Modell V1694 von Marcy Tilton. Wahlweise als Kleid oder kurz als Tunika.

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In vielerlei Hinsicht ungewöhnlich die kurze Jacke V1710 von Rachel Comey. Romantische Rüschen an einer reduziert, schlichten Grundform ohne Kragen, dazu Cut Outs, wie man sie nicht überall sieht. Ja, am Ellbogen. Kurzum, ein echtes Designerstück.
Wer Schößchen mag, die Ärmel aber doch zu ungewöhlich findet, der kann sich die Bluse V1700 ansehen. Wobei die auch eine nicht zu übersehende Ärmelvariante dabei hat... aber alternativ mit schlichtem kurzen Ärmel genäht werden kann.
Kleider sind natürlich auch jede Menge dabei. V1693 von Badgley Mischka kombiniert ein schmales Kleid mit tief angesetztem Rock und Ärmelvolants. Aus weißer Stickereispitze genäht bietet es sich auch als Brautkleid für die Vintage oder Strandhochzeit an.
Auf den ersten Blick ist der Look von V1699 ähnlich, doch hier sitzt der Fokus auf der Taille und vor allem ist es ein "Easy" Modell. Das aus edlen, fließenden Stoffen nicht weniger elegant wirkt. (Na gut, wenn man es aus Seidensatin näht, ist es vermutlich wieder etwas weniger "easy" zu nähen. )
In einer Hinsicht ein seltenes Modell ist Kleid V1691 von Tom and Lind Platt: sowohl ein Designer Modell als auch "Very Easy". Damit das weite Kleid reduziert elegant wirkt, sollte der Stoff sicher eine schöne Oberfläche und einen angemessenen Fall haben, aber es zeigt doch, daß es auch wenig kompliziert geht.
Nachgenäht: Kleid V1692

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Edel ist auch das Designerkleid Kleid V1692 von Júlio César NYC dass sich unsere Testerin Rumpelstilz ausgesucht hat. Wieder ein "Easy" Schnitt (an der Stelle muß man sich dann wieder dran erinnern, dass sich das nicht auf die Anpassung an die eigene Figur, sondern nur auf die Anfertigung des Kleides bezieht...), allerdings atemberaubend figurbetont. Wobei ich mir sicher bin, der hohe Schlitz im Rock läßt den auch schwingen. Aber nur, wenn man sich bewegt.
Erhältlich ist der Schnitt in den Größen 34-50 bzw. 8-24. Unsere Testerin hat sich irgendwas zwischen Größe 10-14 gewünscht. Laut Tabelle liegt sie zwischen 12 und 14, die eigene Erfahrung mit der Firma Vogue sagt eher 10. Aber da das alles in der gleichen Schnitttüte ist, ist das schon mal kein Problem.
Und so hat sich unsere Testerin mit der Größenwahl auch viel Mühe gegeben:
"Bei der Maßtabelle steht der Text „Maße beziehen sich auf Umfang des fertigen Kleidungsstückes“ (englische Version: „refer to“) Das hat mich verblüfft – bei Vogue eine Maßtabelle, die sich nicht auf den Körper bezieht? Auf der Homepage von Voguepatterns nachgeschaut: Es ist die gleiche Maßtabelle. Und dort steht: „Pattern size is determined by your circumference (width) measurements. Refer to the Measurement Charts to select the size corresponding to the Bust, Waist and Hip measurements closest to your measurements. “
Beim Ausmessen des Schnittes kam ich in der Taille bei Grösse 12 auf eine Weite von 79cm. In der Maßtabelle ist bei Größe 12 67cm angegeben! Das bestätigt meine bisherigen Erfahrungen mit Vogue Schnitten: Die Bequemlichkeitszugaben sind gewaltig. Bei einem „close fitting“ Kleid aus einem tendenziell elastischen Stoff brauch ich keine 12 cm Bequemlichkeitszugabe in der Taille
Leider lässt sich die Hüfte nicht wirklich ausmessen, da sie im Schnitt nicht markiert ist. Auch die Taille ist nur auf zwei Schnitteilen markiert.
Laut Maßtabelle liege ich zwischen Größe 12 und 14, genäht habe ich letztlich am Oberteil Größe 10 (+SBA) und an der Hüfte 12."

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Für die Feinanpassung und letzte Änderungen am Schnitt gab es noch ein Probemodell:
"SBA (Small Bust Alteration). Ich habe Cup AA und das Kleid würde ich wohl ohne BH tragen.
Da ich sowieso ein Probekleid genäht habe, habe ich dort die Verkleinerung abgesteckt. Da das Kleid eine Prinzessnaht hat, ging das ganz leicht.
Weiter musste ich die Taille an allen Nähten noch etwas enger machen.
Den RV habe ich weggelassen, da ich in den elastischen Stoff auch ohne gut reinschlüpfen kann."
Die Schnittwahl lies einiges an Freiheiten, wobei Rumpelstilz sich letztlich für etwas entschieden hat, was so nicht vorgesehen war, aber offensichtlich funktioniert:
"Angegeben ist „Crepe, Crepe Back Satin, Matte Jersey“. Hier fehlt mir die Angabe, ob der Schnitt für elastischen Stoff ausgelegt ist. Jersey ist ja eindeutig elastisch, aber Crèpe nicht zwingend.
Da mir Jersey zu „labbrig“ vorkam, habe ich einen Crepestoff mit Elasthan gewählt, da ich ihn gerne „close fitting“ (wie angegeben) haben möchte.
Ich wollte einen Stoff, der nicht zu schwer ist, aber trotzdem nach unten fällt. Baumwolljersey hat normalerweise nicht so diese Schwere, die ich mir gewünscht habe. Außerdem wollte ich, dass es nach etwas eleganterem Kleid aussieht, nicht nach Strandbekleidung. Trotzdem sollte es bequem und nicht zu teuer sein.
Den Stoff habe ich im Stoffladen gekauft. Dort gab es eine sehr große Auswahl an in Frage kommender Stoffe. Online wäre es schwer gewesen, so konnte ich jeden Stoff anhalten und den Fall beurteilen.
Gewählt habe ich einen Polyestercrèpe mit 5% Elasthan. Dazu ein rotes Wirkfutter."
Bei so einem eleganten Schnitt fragen wir uns ja oft, wozu braucht man das denn? In diesem Fall lautet die Antwort "Gar nicht". Aber es gefiel so gut, dass es tatsächlich für den Fall der Fälle einziehen durfte.
"Ich brauche kein elegantes, langes Kleid. Aber wenn ich mal eins brauche, dann habe ich mir immer gedacht, dass ich ein schlichtes Kleid haben möchte, dass einen gewissen sportlichen Charakter hat. Es müsste bequem sein und klare, saubere Linien haben (kein Schnickschnack). Als ich dieses Kleid gesehen habe, habe ich mir gedacht, dass es all dies super erfüllt. Ich mag sehr gerne Ringerrücken und ich denke, dass mir der Ausschnitt ganz gut passt. Ich mag es, dass es am Ausschnitt mit dem „Keyhole“ etwas Interessantes gibt, ohne tief ausgeschnitten zu sein. Deswegen wollte ich es gerne nähen."
Der Stoff brachte dann ein paar unerwartete Probleme, aber unsere Testerin fand Lösungen:
"Beim Maschine einstellen und Probenähen hat es mir den Stoff bei jeder Naht stark zusammengezogen. Man konnte gegenhalten oder es nachher ausstreichen, aber ganz zufriedenstellend war es nicht.
Die Lösung war es, einen Nylonfaden (Nylbond von Coats) zu verwenden. Der funktioniert super. Zudem ist Nylon elastischer, ich habe also weniger Bedenken, dass die Nähte irgendwo reissen.
Als Problem hat sich herausgestellt, dass sich der Stoff nicht besonders gut bügeln lässt. Es ist schwierig, Futter und Außenstoff am Saum und Schlitz akkurat zu bügeln. Auf den Fotos schaut es zT aus, als ob der untere Saum Zug hätte. Das hat er nicht – ich kann ihn nur nicht akkurater bügeln."
Die Anleitung gefiel genauso gut wie der Schnitt:
"Die Anleitung ist sehr gut. Wie immer bei Vogue gibt es viele Passzeichen. Das schätze ich, vor allem bei so langen Stoffbahnen.
Es sind auch Stütznähte vorgesehen, das mag ich an Vogueschnitten sehr. Ich bin ein Freund von Stütznähten und habe noch mehr genäht (an allen oberen Kanten).
Besonders gefallen hat mir, dass Handnähte vorgesehen sind: Das „Binding“ an den Armausschnitten, dem Halsausschnitt und dem Keyhole wird von Hand umgenäht."
Natürlich gibt es immer noch ein paar persönliche Vorlieben:
"Außenstoff und Futter werden am Saum und Schlitz zusammengenäht, dann am Oberteil mit Schrägband verbunden. Das ist logisch. Trotzdem finde ich es etwas schwierig, da Stoffe ja jeweils unterschiedlich längen, wenn sie hängen. Dh. ich nähe gerne zuerst oben zusammen und länge dann ab. Das hiess in dem Fall: oben heften, unten schneiden, Heftnaht öffnen, unten zusammennähen, oben wieder heften, binden…
Ich hätte mir auch noch ein paar weiter Verarbeitungsschritte gewünscht. So habe ich an Saum und Schlitz die Nahtzugabe auf das Futter gesteppt, damit sich auf keinen Fall das Futter nach unten bzw. außen dreht. Diesen Schritt finde ich bei diesem Modell wichtig und habe mich gewundert, dass er nicht enthalten ist (ich kenne ihn von anderen Vogueschnitten)."
Ein paar Modifizierung hat Rumpelstilz dann vorgenommen, nicht zuletzt vom Stoff diktiert:
"Ich habe den RV weggelassen, weil dieser bei meinem elastischen Stoff nicht notwendig ist. Die hintere Mittelnaht habe ich aber belassen, weil es so einfacher ist, am Rücken und Po anzupassen.
Es ist jetzt recht eng zum reinschlüpfen, aber es geht.

(Auf zu hohen, weil
geliehenen Schuhen. )
Bild: Rumpelstilz
Ausserdem die beiden letzten oben erwähnten Punkte (mehr Stütznähte / erst oben heften für Saum ablängen)
Zudem habe ich alle Nähte abgesteppt. Ich hatte Bedenken, dass das dann zu sportlich wirkt. Aber man kann den Stoff nicht so richtig gut bügeln und ohne Absteppen sind die Nähte nie ganz glatt geworden. Ich bin jetzt ganz zufrieden damit, wie es aussieht."
Das Ergebnis fiel dann auch aus wie erwartet:
"Ich war mir etwas unsicher, wie eng ich das Kleid letztlich abstecken und nähen soll. Ich wollte es nicht knalleng, vor allem nicht an Hüfte/Po. Deswegen hat es jetzt dort einige Dellen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das ok finde (weil bequem und nicht auftragend) oder ob es dort doch enger sein sollte.
Da ich die gleichen Farben wie auf dem Umschlag verwendet habe, schaut es recht ähnlich aus, obwohl ich natürlich keine Modelfigur habe."
Eine weitere Variante in kurz als Sommerkleid ist auch schon angedacht.
Nicht überraschend hat unsere Testerin eine klare Empfehlung:
"Ja, für jeden mit Grundkenntnissen beim Nähen. Ich finde, er lässt sich gut elegant, aber auch sportlich umsetzen (auf patternreview gibt es ein Beispiel dafür). Er lässt sich für verschiedene Körperformen gut umsetzen. Im Internet habe ich ein Beispiel in Grösse 16 und wesentlich kurviger (ich meine damit nicht „dünn“ oder „dick“, sondern eben Kurven -also Taillenschwung, Hüften und Oberweite) als ich (mit FBA) gesehen und das Kleid sieht großartig aus. Das Model auf dem Umschlag hat nicht viel Kurven und es sieht gut aus."
Und ein positives Fazit:
"Ein toller, unkomplizierter und leicht anzupassender Schnitt, der sowohl als elegantes wie auch schlichtes, sportliches Kleid umsetzbar ist. Bei der Anleitung hätte ich mir ein paar zusätzliche Schritte gewünscht, aber es geht auch so."
Wir danken der Firma Cremer KG aus Euskirchen (Generalvertrieb für McCall's (Butterick, McCall's, Vogue) in Deutschland), für den zur Verfügung gestellten Schnitt.
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