
Die Herbstkollektion von Vogue bietet nicht nur viele interessante Varianten von Jacken und Mänteln, sondern präsentiert generell sehr unterschiedliche Silhouetten. Das macht Mode nicht nur spannend, sondern es ist auch für jede Figur und jede Vorliebe etwas dabei.

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Der Mantel V1649 ist ein klassischer doppelreihiger Mantel, der am Oberkörper auch klassisch tailliert die Figur nachformt. Doch unter der Klappentasche springt dann ein weich fallendes Drapéteil auf und lockert die konservative Form mit einem asymmetrischen Saum auf. Das braucht man nicht mal farblich absetzen, damit es wirkt! (Seit ich das gesehen habe, verspüre ich ja den ganz dringenden Bedarf nach einem weiteren Wintermantel... nur die Nähzeit fehlt leider.) Figurbetonten Wintermäntel sind überhaupt eine schöne Abwechslung im Outdoorjackeneinerlei der kalten Jahreszeit.
Eine figurbetontes Trendteil mit klassischen Elementen ist auch Overall V1645 von Rachel Comey. Pur auf den ersten Blick, aber mit der auffälligen Gürtelschnalle und dem Wickelteil auf einem Hosenbein alles andere als langweilig. Okay, in unseren Breiten sollte man da wohl lieber noch einen Rollkragenpulli drunter ziehen. Oder schon für einen heißen Bürosommer nähen - macht sich aus einem strukturieren Leinen sicher auch nicht schlecht.
Kleider bieten sich für figurbetonte Modelle natürlich ohnehin an. Bei V1632 mit Drapierung und Saumrüsche gilt ganz klar mehr ist mehr. Damit wird niemand übersehen. (Und wer keine Kleider mag, es gibt auch eine Variante aus langem Oberteil und Hose. Leider kein Photo davon, das hätte mich doch auch interessiert.)
Kleid V1631 ist etwas schlichter. Und erleichtert als "Custom Fit" Modell die Anpassung an verschiedene Cup Größen. Aber mit den schrägen Nähten an Po und Hüfte legt es den Fokus genauso auf die weiblichen Formen.
Wer lieber Hosen oder generell kombinierbare Kleidungsstücke trägt, es dennoch figurbetont und klassisch mag, den interessiert dann vielleicht das Top V1636. Alles läuft auf eine schmale Taille hin und darunter gibt es ein asymmetrisches Schößchen, das mit dem eckig fallenden Saum aber gar nicht romantisch rüschig wirkt, sondern klar strukturiert.

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Genauso auf ihre Kosten kommen in dieser Kollektion aber auch alle, die lässige Weite bevorzugen.
Sandra Betzina lässt unter ihrem "Today's Fit" Kleid V1634 noch jeden Menge Platz für warme Unterwäsche und erinnert daran, dass die Bouleform auch nicht aus der Mode gekommen ist. Und wem das noch nicht auffällig genug ist... die Teilungsnähte bieten natürlich auch die Möglichkeit, unterschiedliche Reste zu verarbeiten und Farben oder Strukturen zu mixen.
Das "Gegenstück" für die passionierte Hosenträgerin wäre dann vielleicht die Kombination V1642. Eine lässige und extra weite Hose wird von einem kurzen Oberteil mit vielen sportlichen Details wie Taschen oder Kordeldurchzug begleitet.
Immer noch kastig aber deutlich strukturierter zeigt sich der Hosenanzug V1644 von Kathryn Brenne. Die kurze Jacke mit den weit außen liegenden Teilungsnähte bietet sich für auffällige und gemusterte Stoffe an, die Hose hat interessante Taschendetails, so daß sie auch ohne Jacke dazu nicht langweilig wirkt.
Für den auffällig gemusterten Jersey im Stoffschrank bietet sich Marcy Tilton Top V1637 an. Die Teilungsnähte liegen nahe der Seitennaht, so daß auch große Motive gut zur Geltung kommen. Andererseits wirkt der Schnitt durch die asymmetrischen Details auch alleine. Das kommt bei einem einfarbigen Stoff dann vielleicht sogar besser zur Geltung...
Nachgenäht: Designer Jacke V1648

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Für eine weite Silhouette hat sich auch unsere Testerin froggy entschieden. Und auch der Designer Júlio César nutzt die Flächigkeit des Schnittes der Jacke V1648 als Spielwiese für aufwendige Details. (Womit sich der Schnitt dann genauso für Stoffe eignet, die selber schon sehr auffällig sind. Dazu unten mehr, denn diesen Schnitt habe ich zufällig auch selber genäht... nur ganz anders. )
Und das Design war es auch, was unsere Testerin angezogen hat: "Besonders gut gefällt mir das lustige und phantasievolle Design (ohne dabei albern zu wirken) und die spezielle Schnittführung. Auch die Taille, die nur durch die dunkleren Applikationen angedeutet wird, finde ich sehr interessant und wollte wissen, ob das am echten Menschen auch so wirkt."
Erhältlich ist der Schnitt in den Größen 32-48 bzw. 6-22. Gewünscht hat sich unsere Testerin Größe 12 bzw. 38.
Da froggy nicht so groß ist, suchte sie erst einmal auf dem Schnitt die Körperlänge, für die konstruiert ist. Hier mußte am Ende das Internet weiterhelfen. "Leider fehlt die Angabe zur Körpergröße, wie bei den meisten Schnittmustern. Da ich ziemlich klein bin, kann das aber entscheidend sein. Einen Schnitt der auf eine Körpergröße von über 1,70 m ausgelegt ist, kann ich auch mit Anpassungen nicht wirklich verwenden, deswegen informiere ich mich normalerweise schon vor dem Kauf des Schnittmusters darüber. Hier habe ich die Info nach einiger Googelei auf der Website von Vogue gefunden. "
Die Wahl der passenden Größe war dann einfacher: "In diesem Fall habe ich mich nach der Oberweite gerichtet. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht sehr gut in die Voguemaßtabelle passen (wahlweise zu wenig Oberweite oder zuviel Hüfte bzw. Taille), weil der Schnitt aber praktischerweise nach unten hin weiter wurde, habe ich ihn nach der Oberweite passend aussuchen können. Meistens sitzt das dann am besten. In diesem Fall war er trotzdem noch etwas zu weit."

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Wie die meisten von uns, hat sie natürlich ihre eigenen üblichen Änderungen gemacht: "Zunächst habe ich den Schnitt auf meine Körpergröße angepasst, was ich immer machen muss, am Schluss ein klein wenig Finetunig an den Schultern."
Bei der Stoffwahl macht die Anleitung wenig Vorgaben, was unsere Testerin dann aber letztlich die Wahl nicht einfacher machte: "Weniger einfach, als ich dachte. Leider ist die Anleitung da wenig hilfreich, hier stand doch tatsächlich „unsuitable for obvious diagonals“, was angesichts des Originalmodells doch irgendwie seltsam ist, weil hier ja gerade auch mit dem diagonalen Muster gespielt wurde. Außerdem habe ich es tatsächlich geschafft, den falschen Stoff zu erwischen, wie man leider deutlich am Foto sehen kann. Zuerst war er etwas zu schlabberig, also habe ich ihn verstärkt und es wohl etwas übertrieben, jedenfalls hat die Jacke jetzt doch mehr Stand, als gut wäre." Am Ende wurde es ein recht dünner Wollstoff.
Ich habe den Schnitt ja auch genäht und mir fiel an der Stelle auch auf, dass die Schnittteile einen geraden Fadenlauf vorsehen, das Designbeispiel auf der Schnitttüte aber ganz offensichtlich ein Karo im Schrägfadenlauf verarbeitet hat. Was sich zudem nicht unwesentlich auf den Fall des Stoffes, besonders am weiten Rückenteil auswirken dürfte.

Bild: froggy
Was den Schnittmusterbogen betrifft, ist unsere Testerin ein Fan des Bügeleisens, um das dünne Papier glatt zu bekommen. Was mich persönlich ziemlich geflashed hat war, daß es tatsächlich für das linke und das rechte Vorderteil sowie für jeden Ärmel ein eigenes Schnittteil gibt, auf dem dann die Position der Applikationen verzeichnet ist. Ich habe die Applikationen nicht gemacht, daher brauchte ich das nicht, aber beeindruckt hat es mich schon.
Unsere Testerin konnte die Anleitung zwar inhaltlich überzeugen, aber nicht ganz in Form und auch nicht die Übersetzung: "Die Anleitung ist zunächst etwas verwirrend aufgebaut, es gibt sehr viele Stellen, an denen sich wichtige Information verteilt (z.B. Bedeutung der Zeichen, ist Nahtzugabe enthalten, welche Schnittteile gibt es). Insgesamt ist die Information sehr umfassend, wenn man sich einmal zurecht gefunden hat, geht es. Besonders gut gefallen haben mir die einzelnen Verarbeitungsschritte, sie haben eine Bebilderung, welche sehr gut gemacht ist. Auch die zugehörige Beschreibung ist absolut verständlich. Auf den Schnittteilen selbst ist ebenfalls sehr viel Information abgedruckt, im Prinzip könnte man den Schnitt auch komplett ohne geschriebene Anleitung nähen. Irgendwo auf dem Schnittmusterbogen ist auch ein Glossar mit Übersetzungen der wichtigsten Begriffe aus dem Englischen in verschiedene Sprachen abgedruckt. Das müsste man unbedingt überarbeiten, die Übersetzung ins Deutsche ist teilweise so schlecht, dass man besser mit google translate zurecht kommen würde."
Nur die Verarbeitung der Eingrifftaschen konnte nicht ganz überzeugen: "Nur die Anleitung zu den Eingrifftaschen fand ich etwas übertrieben, das hätte man auch einfacher lösen können." (Wozu ich nichts sagen kann, denn ich habe sie in meiner Version ganz weggelassen.)
Daher hat sich froggy auch weitgehend an die Anleitung gehalten: "Ich habe auf einen Teil der Dekoration verzichtet. Die diagonalen Streifen wollte ich nicht und die tollen Linien um die Taille darzustellen, habe ich versucht, aber leider war mein Band nicht passend, deswegen habe ich sie erst einmal wieder abgetrennt. Werde ich aber noch einmal versuchen. Die anderen Verarbeitungsschritte habe ich wie beschrieben durchgeführt." (Ich jetzt nicht so, ich habe tatsächlich vor allem die Schnittteile benutzt und nach eigenem Gusto genäht. Nur bei der Falte im Rücken war ich unschlüssig. Laut Anleitung soll man sie einbügeln, auf dem Photo fällt sie eher weich.)
Unsere Testerin hat jedenfalls den Eindruck, genau bekommen zu haben, was ihr der Schnitt vorher versprochen hat: "Bei Vogue bekommt man offenbar tatsächlich ziemlich genau das, was das Schnittmuster verspricht. Ein bißchen zu weit ist die Jacke, aber das fällt eher unter Geschmackssache und liegt auch daran, dass ich nicht so gut in die Voguemaße passe. Die Fotos täuschen etwas, weil die Knopflöcher noch nicht drin sind, sieht die Jacke noch deutlich weiter aus, als sie ist. Vor allem an den Ärmeln bilden sich bei geschlossener Jacke nicht so viele Falten. Mein einziger echter Kritikpunkt sind an dieser Stelle die fehlenden Nahtlinien. Leider enthält das Schnittmuster gleich die Nahtzugabe und das macht es mir persönlich etwas schwer, meine Anpassungen vorzunehmen."
Da die Jacke ein so außergewöhnliches Design hat, soll sie jedoch trotz der Begeisterung ein Einzelstück bleiben. Dennoch gibt es eine klare Empfehlung: "Der Schnitt steht erfreulicherweise kleineren Menschen, ansonsten ist er ziemlich passformunsensibel und dürfte so ziemlich jeder Figur passen."
Und ein positives Fazit: "Ein sehr extravaganter Schnitt mit einem wirklich gelungenen Design und interessanter Schnittführung. Die Anleitung setzt Nähkenntnisse voraus, ist aber nach meiner Meinung so gut, dass man sie auch als Anfänger befolgen könnte (dann vielleicht ein wenig im Blindflug), auf jeden Fall könnte man damit sehr viel über ordentliche Verarbeitung lernen. Leider ist die Beschreibung der geeigneten Stoffe bzw. Einlagen zu knapp ausgefallen, speziell für diesen Schnitt ist es außerordentlich wichtig, einen Stoff mit dem richtigen Fall zu finden."

Bild: froggy

aus gemustertem
Stoff
Bild: Göbel
Und zur Ergänzung gibt es auch noch meine eigene Interpretation in Größe 20. Ich hatte einen sehr "lebhaften" Stoff und ein knappes Zeitbudget und suchte einen Schnitt, der mir mein Stoffmuster möglichst wenig zerschneidet und wenige Nähte und Details hat. Daher habe ich die Taschen auch noch weggelassen (es gibt eine Innentasche im Futter) und auch das hat sehr gut funktioniert.
Wir danken der Firma Cremer KG aus Euskirchen (Generalvertrieb für McCall's (Butterick, McCall's, Vogue) in Deutschland), für den zur Verfügung gestellten Schnitt.
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