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meikeka

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So! Hallo, es geht weiter.

 

Für mich ist es immer so'n bissel der magische Moment wenn ich anfange den Stoff zu zerschneiden - so auch gestern. Ich bin da fast schon sowas wie aufgeregt.

 

Ich habe gestern mit dem Rock angefangen. Eigentlich habe ich ja schon eine Rock als Unterrock genäht, den ich einfach hätte wiederholen können. Da mir am Unterrock aber irgendwie die Falten nicht gefallen haben, und ich den Rock doch nicht mehr hinten gebunden haben wollte sondern seitlich an den Taschen, und weil Cecilia vom Rokoko Thread geschrieben hat dass man früher ganz viel am Körper modelliert hat, habe ich das mit dem Rock einfach ausprobiert.

 

Es macht total Spaß mit Seidentaft zu arbeiten! Ich kannte Seidentaft vorher nur vom Namen, historische Sachen habe ich vorher ja auch nie genäht. Es macht echt Spaß, Seidentaft zu drapieren, er macht alles was man will. Und mit dummen Kräuseln ärgert er mich auch nicht.

 

So, jetzt an die Erläuterungen, was ich gemacht habe:

 

Zuschneiden natürlich:

picture.php?albumid=2506&pictureid=27793

 

Der Stoff liegt auf dem Bild vierfach. Die rechte Kante ist die vordere und die hintere Mitte, die linke Kante sind die Seiten. Ihr seht die geschwungene Linie - das ist die Linie, an der der Bund verläuft. In der Mitte ist der Rock "kürzer" als an den Seiten, weil er seitlich ja erst den Weg über die Poschen nehmen muss. Mehr dazu auch auf marquise.de.

 

Dann habe ich die Seite (singular, der Rock hat nur eine Seitennaht, auf der anderen Seite geht er durch) geschlossen, mit der Maschine und mit einer französischen Naht. Einige Nähte am Manteau möchte ich von Hand machen, dort wo man es auch sieht. Die Seitennaht des Rocks dagegen wird größtenteils vom Manteau verdeckt, da ist es egal. Den Saum musste ich gar nicht versäubern, weil da die Webkante ist.

 

Dann habe ich den Rock an die Puppe gesteckt und an ihr die Falten gelegt:

picture.php?albumid=2506&pictureid=27794

Ich habe jeweils in der Mitte angefangen, wobei vorne in der Mitte ca. 15 cm ungefaltet bleiben. Die Falten verlaufen immer auf die Seitentaschen zu. Anschließend habe ich die Falten festgesteckt, das Ganze abgenommen und auf dem Tisch ausgebreitet und nochmal die Falten kontrolliert, ob sie wirklich in etwa gleichmäßig sind.

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=27796 picture.php?albumid=2506&pictureid=27795

 

Hinten hat es prompt nicht ganz gestimmt, da waren auf der einen Seite drei Falten mehr als auf der anderen. Wäre wahrscheinlich völlig wurscht gewesen, aber es war mir ein Bedürfnis das zu korrigieren *g*.

 

Ja und dann habe ich eben vorne und hinten den Bund angenäht, mit jeweils seitlich genug Zugabe um ihn zu binden:

picture.php?albumid=2506&pictureid=27798

 

Und so sieht er in der Totalen aus:

picture.php?albumid=2506&pictureid=27797

 

Und wieder war das Blitzlicht gnadenlos - keiner wirds glauben, ich habe den Rock tatsächlich vor dem letzten Foto nochmal gebügelt, Ts.

Natürlich fehlt noch jegliche Auszier. Aber ich mache erst einmal die Basis (Rock und Manteau) und dann erst das Tüteldüh. Das heißt, als nächstes geht es mit dem Manteau weiter - auch wieder am Körper der Puppe. Wahnsinn, da mussten die Mädels früher stundenlang rumstehen und an sich herumdrapieren lassen :rolleyes:

 

Man befiehlt mir jetzt den Rechner auszuschalten. Gute Nacht!

 

Viele Grüße,

Meike

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Sieht toll aus! Kann man soetwas überhaupt ohne Puppe machen? Man kann ja schlecht an sich selbst rumwuseln oder?

Zu welchem Anlass trägt man das? (Für Fasching allein find ichs fast zu schade) Und wieviel Wissen sollte man mitbringen übers Nähen?

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Sarah, ohne Puppe würde ich das nicht zustandebringen. Ich habe allerdings auch kein richtiges Schnittmuster, sondern nur verkleinerte Abbildungen von Originalen, die vor mehreren Hundert Jahren einer bestimmten Person maßgeschneidert wurden. Die müssen erst auf meine Maße angepasst werden. Außerdem arbeite ich überhaupt gerne an der Puppe.

 

Es gibt aber auch fertige Mehrgrößen Schnittmuster für historische Kleidung zu kaufen, mit denen habe ich aber noch nie gearbeitet und ich weiß nicht, inwieweit sie schnittechnisch für heutige Bedürfnisse angepasst sind. Mich reizte es einfach, nach überlieferten Originalschnitten zu arbeiten.

 

Wieviel Wissen sollte man mitbringen... ich kann Dir nur beschreiben was ich selbst an Skills aufweisen kann und was nicht. Ich habe keinerlei Schneiderausbildung, ich habe keinen einzigen Nähkurs gemacht. Ich habe vor vielen Jahren mit ganz einfachen Burda Schnitten angefangen, in denen jeder Schritt in Bildern dargestellt wird und mich dann über die Jahre unterschiedlich intensiv mit Nähen beschäftigt. Vor einem Jahr kam mir dann die Idee, "irgendwas historisches" zu machen. Ich hatte keine Ahnung über die verschiedenen Epochen und überhaupt. Abhilfe schuf http://www.marquise.de - hier erhält man einen super Überblick, viele Detailinfos und Tipps. Außerdem war man erstes Buch das zweibändige Werk "Die Mode" von Max von Boehn. Viele weitere Bücher folgten, wenn Du magst, kann ich Dir mal eine Liste zuschicken. Auch im Internet habe ich Stunden um Stunden verbracht, und mache es heute noch. Zuweilen werde ich zuhause gefragt, ob ich wieder am Computer nähe, aber darüber muss man stehen :)

Ja und das wichtigste eigentlich, das sind Geduld und Lust am Frickeln sowie offen sein, neue Sachen auszuprobieren - siehe zum Beispiel meine in diesem Thread beschriebenen Erfahrungen mit dem Handnähen. Und den Gedanken "Kann ich eh nicht, schaff ich nie" komplett aus dem Kopf schlagen!

 

Mehr braucht man gar nicht :)

 

Viele Grüße,

Meike

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Du hast ja noch nach dem Anlass gefragt. Richtig, Fastnacht werden meine Kleider bestimmt nicht erleben, jedenfalls nicht rheinische oder alemannische Fastnacht. Venzianischen Karneval aber schon: Ende Februar ist in Hamburg der Maskenzauber, das ist ein venezianischer Karneval mit Maskenball, da will ich hin. Vielleicht klappt auch der Karneval in Venedig irgendwann mal.

 

viele Grüße,

Meike

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*vor-Ehrfurcht-niederfall*

Der Hammer! Ich habe EXTREM großen Respekt vor so einem Projekt - was man bis jetzt sehen kann ist echt super!

Mir gefallen auch Deine Beschreibungen, vor allem die "lessons learned" total gut!

ich gucke auf jeden Fall weiter zu!

...langsam kommt der Februar ja schon deutlich näher...

 

Liebe Grüßen

 

Daniela

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Vielen Dank! Das freut mich, wenn mein WIP gefällt. Es macht mir auch Spaß das alles zu dokumentieren :)

 

Mittlerweile ist der (das?) Manteau in Arbeit. Kann mir jemand den richtigen Artikel für Manteau sagen :confused:

 

Auch hier habe ich komplett an der Puppe gearbeitet und dabei komplett anders vorgegangen als beim Probestück. Am Probestück habe ich z.B. unglaublich lange versucht, die Falten so zu legen wie sie eingezeichnet sind und dass das Ganze passt - war völlig unnötig, ich gehe weiter unten noch mal näher darauf ein. Auch kann man altes Bettzeug und Seidentaft nicht miteinander vergleichen, wenn es um das Fallen und drapieren des Stoffes geht. Trotzdem war das Probestück nicht umsonst, es hat mir geholfen, die Konstruktion zu verstehen und gab mir das Gefühl der Sicherheit, nicht gleich mit einem teueren Stoff in ein solch unbekanntes Projekt zu gehen.

 

Nun also zur Arbeit:

Zuerst habe ich, wer hätts gedacht, zugeschnitten:

picture.php?albumid=2506&pictureid=28056

 

Die Ecken, die im Schnitt wegen den Falten eingezeichnet sind, habe ich ignoriert, weil das im Probestück ja ohnehin so nicht gepasst hat. Daher habe ich stattdessen die Falten direkt an der Puppe gelegt, sie dürften daher mit den im Schnitt eingezeichneten überhaupt nicht mehr übereinstimmen.

 

Für eine Robe Francaise braucht man ganz schön viel Platz zum Zuschneiden. Ich habe zwischen den Jahren mein Atelier umgestaltet, nun habe ich vier gleiche Kommoden aneinander gestellt und habe darauf jetzt eine Fläche von 1,00 x 1,60 m in rückenfreundlicher Höhe von 1,00 m. (Und in den Kommoden viel neuen Platz für Nähzubehör). Natürlich passt die Robe da auch nicht drauf, aber ich finde, es hilft schon viel, wenn man wenigstens die Stoffbreite ausgebreitet bekommt. Ein Buch hat den Stoff am Rutschen gehindert.

 

Dann habe ich die hintere Mitte zusammengenäht, mit der Maschine. Diese Naht verschwindet ohnehin größtenteils in den Falten. Das zusammengenähte Rückenteil habe ich dann in der hinteren Mitte an die Puppe gesteckt und an der Puppe die Rückenfalten gelegt. Dabei bin ich Falte für Falte, jeweils rechte und linke Seite, vorgegangen. In eine Puppe kann man ja beherzt reinstechen. Die armen Mädels von früher :p ... na, das Befestigen ohne jemanden zu verletzen dürfte nochmal eine Nummer schwieriger sein.

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28065 picture.php?albumid=2506&pictureid=28058 picture.php?albumid=2506&pictureid=28059

 

Nachdem das erledigt war, habe ich den Stoff wieder von der Puppe abgenommen und auf den Tisch gelegt, um die Falten festzuheften, dabei kam mir der Gedanke - gäbe es einen Glühbirnen Smiley, würde ich ihn jetzt hinmalen - dass ich auch die Schulterbreite der Puppe hätte messen können und den Stoff auf dem Tisch falten hätte können. Egal, das Ergebnis ist das gleiche.

 

Dan ging es weiter mit den Falten an der Taille. Vorher noch schnell die beiden fehlenden Rockbahnen angenäht, also die beiden Bahnen, die dann vorne liegen. Die Naht zwischen den vorderen Bahnen und dem Rückenteil hat einen Schlitz als Tascheneingriff. Diesen habe ich allerdings erst einmal zugenäht, 1. weil ich mich damit beim Faltenlegen leichter getan habe und 2. weil ich mir nicht sicher war, wie lang der Schlitz sein muss. Ich konnte ja noch nicht absehen, wie hoch das rutscht durch die Falten. Später werde ich also den Schlitz auftrennen.

 

Das sind die ersten Versuche:

picture.php?albumid=2506&pictureid=28067

 

Die Falten werden immer in Richtung Seitentaschen gelegt, genau wie beim Rock. Die Falten am Vorderteil zeigen also nach hinten und die am Rückenteil nach vorne. Am Taschenschlitz ergibt sich dann eine Kellerfalte. Dort, wo der Schnitt für das Rückenteil senkrecht Richtung Schultern nach oben weitergeht, habe ich beim Drapieren noch einige cm eingeschnitten, das hat sich beim Legen so ergeben. Ich mach mal ein größeres Foto, denn ich möchte noch etwas anderes aufzeigen:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28072

 

Hinter der letzten Falte hat sich hartnäckig diese Querfalte gehalten. Ich hab hin und her und her und hin gefaltet, ich habe sie nicht weg gelegt bekommen. Und dann geschah etwas für mich völlig unverständliches: Ich habe ja keinerlei schnittechnische Ausbildung, Schnittänderungen mache ich durch Try and Error. Aber dass ich eine QUER Falte durch eine fast Senkrechte, leicht nach hinten verlaufende Falte geheilt bekomme, hat mich doch überrascht:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28073

 

Kann man erkennen auf dem Bild, oder? Die ganz rechte Falte kam neu dazu. Auf diesem Bild ist auch schon das vordere Miederteil angesteckt. An ihm muss ich noch den Armausschnitt anpassen. Beim Probeteil hatte ich meine Müh und Not mit der umgeschlagenen Vorderkante, mir hat sich das damals nicht erschlossen. Oder es lag daran, dass sich Baumwolle eben anders legt als Seide. Jedenfalls, ich habe die Kante nochmal in Angriff genommen, und nun sieht das ganz gut aus:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28082

 

So. Bevor ich das Vordere Miederteil jetzt annähe, probiere ich das Ganze mal wieder an mir selbst an - nicht dass die Puppe auf einmal schlanker geworden ist :D

 

Bis bald und viele Grüße,

Meike

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Liebe Meike,

 

immer wieder eine Freude dir zuzusehen, da bekomme ich Lust auch an der Puppe zu drapieren, stecken und legen. Werde ich auch machen.

 

Die Farbe des Stoffes ist wie gesagt super, sag', ist der Unterschied zwischen Poly- Taft und Seidentaft bei der Verarbeitung groß?

 

Deine Beschreibungen sind wirklich sehr genau - danke dafür.:hug:

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@meikeka:

Mach dir keine Gedanken wegen Querzügen! Es ist ja quasi unmöglich sie ganz wegzubekommen, wenn du keine Taillennaht hast - der Stoff muss ja auch den Gesetzen der Geometrie folgen ;)

Wenn's irgendwo klemmt - patsch- Falte rein. Man kann auch Abnäher machen, wenn sie historisch korrekt sein sollen, dann näht man sie allerdings nicht wie heute, rechts auf rechts, sondern man näht sie von aussen knappkantig durch alle Lagen durch (die Naht sieht man dann natürlich) - nur so als Info.

 

Es heißt übrigens "le manteau" also der Manteau, denn "das" gibt's ja im Französischen nicht

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Hallo, da bin ich wieder.

 

Vielen Dank Euch allen für's Zuschauen!

 

Heidi, der blaue Polytaft ist aus Polyester und Polyamid. Er ist viel labberiger als der Seidentaft, der in der Verarbeitung um Welten besser ist als der blaue Polytaft. Ich würde heute auch für das Renaissance Kleid Seidentaft verwenden - grrr, warum hab ichs nicht gemacht... Die Seide raschelt total schön beim gehen (ich freu mich aufs Tanzen!), sie haut nicht ab beim Nähen, es kräuselt sich nichts und sie ist fest und stabil und beim Drapieren bleibt sie immer da wo man sie hin gebogen hat. Naja, fast, gewissen physikalischen Gesetzten folgt sie natürlich auch. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass der goldene Taft, den ich beim Renaissance Kleid für das Schößchen verwendet habe, im Griff ähnlich dem Seidentaft ist. Der goldene Taft ist halb Polyester und halb Nylon. Eine lange gerade Naht habe ich aber noch nicht mit ihm genäht, deshalb kann ich nicht sagen, ob er sich nicht auch kräuseln würde.

 

Cecilia, ich dachte, man näht *den* Manteau ;) hinten unter den Falten an das Miederfutter, damit es seitlich keine Falten gibt? Jedenfalls beruhigend zu lesen, dass die ohnehin nicht ganz verschwinden :p

 

Sooooo, in der Zwischenzeit ging es mit den Ärmeln weiter!

Ich habe die Ärmel zugeschnitten und die Naht geschlossen. Den bis dahin ärmellosen Manteau habe ich zuvor anprobiert, um zu schauen, ob denn alles so noch recht ist. Das war nicht ganz einfach, denn da das Futter ja noch fehlt, hat hinten alles noch nicht den rechten Halt. An der Puppe habe ich alles beherzt mit Stecknadeln befestigt, an mir selber konnte ich das ja nicht machen. Zumal ich mit dem Korsett nicht ganz so beweglich bin wie sonst. Mein Liebling wollte mir den Manteau auch nicht ans Korsett stecken, weil er Angst hatte mich zu stechen. bzw. weil er lieber Dschungelcamp schauen wollte. Soweit scheint aber alles zu passen.

 

Dann habe ich den Ärmel eingesetzt, und zwar zunächst nur bis dahin, wo er nicht in Falten liegt:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28334 picture.php?albumid=2506&pictureid=28332

 

Ihr seht vorne die Lücke von ca. 3 cm zwischen Ärmelnaht und Aufschlag? Das gibt ein Abnäher, er verschwindet später vollständig unter dem Aufschlag. Hier ist er noch offen.

 

Dann ging es wieder ans Faltenlegen, dieses Mal auf der Schulter:

picture.php?albumid=2506&pictureid=28331

 

Ich habe im ersten Wurf gemerkt, dass der Ärmel ziemlich eng wird. Daher habe ich den Schnitt so angepasst, dass er oben etwa 6 cm mehr Weite bekommen hat. Sonst hätte ich zuwenig zum Falten gehabt.

 

Die Falten habe ich dann vorsichtig mit Stecknadeln im Stoff fixiert und mit Reihgarn geheftet. Über die Falten wird dann der Träger gelegt. Also das Teil des Aufschlags oberhalb des Abnähers:

picture.php?albumid=2506&pictureid=28329

 

Dann habe ich die Stellen markiert, wo der Träger auf den Falten aufliegt und das Ganze von der Puppe genommen und alles geheftet.

 

Da war noch ein Punkt, der mir die ganze Zeit auch unklar war: Eine Schneiderpuppe hat ihren Busen ja fix in einer bestimmten Höhe. Deshalb ist das Korsett auch im Decolleté mit Watte ausgestopft. Ich male das mal zur Veranschaulichung auf:

picture.php?albumid=2506&pictureid=28347

Dadurch dass die Puppe keinen hochgedrückten Busen hat, fehlt ihr quasi an Fleisch. Das hat mir Kopfzerbrechen bereitet, wegen der vorderen Schulterpartie des Manteaus. Vorsorglich war ich deshalb recht großzügig. Bei einer erneuten Anprobe (aaah, wieder an mir selber stecken, welch Verrenkung!) stellte ich fest, dass der Rückenausschnitt klaffte, und mein Rückentattoo rausschnaut. Das war ja mal gar nicht erwünscht :mad: Auch der Aufschlag vorne stimmte nicht. So musste ich abstecken, damit alles wieder im Lot ist:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28328

 

Siehe da, das waren genau meine 4 cm Großzügigkeit! Um das zu korrigieren, musste ich nur den Träger nochmal auftrennen und die 4 cm weiter nach hinten versetzen. Jetzt klafft nix mehr und das Tattoo bleibt verborgen.

 

Nun habe ich die gehefteten Nähte richtig genäht, und zwar von Hand.

Mir war es einfach zu stressig, wegen den wenigen cm Naht den ganzen Stoffwust zur Nähmaschinen zu legen und die ganze Zeit beim Nähen schauen, dass er mir nicht im Weg liegt.

 

Wo wir beim Thema Handnähen sind, jetzt kommt wieder Lessons learned:

Mein Plan war, Nähte, die ins Auge fallen, von Hand nähen wegen Authentisch und so. Deshalb habe ich die Seitennaht von Hand gesteppt - und glaube mittlerweile, dass man Seitennähte gar nicht gesteppt hat. Jedenfalls besitze ich ein Buch vom Victoria & Albert Museum, das voller Detailaufnahmen von Kleidung aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist. Nur bei einem scheint die Seitennaht gesteppt zu sein, man kann es nicht richtig erkennen. Alle anderen haben wohl Kappnähte. Ist ja nicht so, dass ich vorher mal hätte schauen können, oder fragen! Nööö :banghead: Warum ich die Naht gesteppt habe? Ich hatte sie ja schon so an die Puppe gesteckt. Es lag total nahe, das auch gleich so zu steppen. Was soll's! Die bleiben jetzt so!

 

Außerdem dachte ich, nur bei Nähten, bei denen man den Garnfaden auch von außen sieht, kann man erkennen ob sie von Hand genäht sind oder nicht. Wenn man nur den "Falz" sieht, dachte ich, fällt das ja nicht auf. Stimmt auch nicht! Sieh:

 

picture.php?albumid=2506&pictureid=28346

 

Naht Nr. 1 ist von links und von Hand genäht.

Naht Nr. 2 und 3 sind von links und maschinengenäht.

In Natura kommt der Unterschied besser raus.

Naht Nr. 4 ist von rechts und von Hand genäht, hier habe ich die beiden Kanten jeweils ganz knapp eingestochen und verbunden.

 

Was soll's :) Nächstes Mal! (Ich hab schon das nächste Kleid im Kopf...)

 

Eigentlich ist jetzt das Futter an der Reihe, aber ich habe schon mal ein wenig Deko ausprobiert... bin mir aber noch ziemlich unschlüssig. Nur das gerüschte Band in grün erscheint mir ein wenig fad, aber mit dem anderen Zeugs ein bissel zuviel, hmmm...

 

picture.php?albumid=2848&pictureid=28356 picture.php?albumid=2848&pictureid=28354 picture.php?albumid=2848&pictureid=28357 picture.php?albumid=2848&pictureid=28358

 

Gute Nacht und bis bald!

 

Viele Grüße,

Meike

Bearbeitet von meikeka
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WOW, einfach nur WOW!!!

 

 

Und ich finde das grüne gerüschte Band am schönsten! Ich mag das Volumen. Und ich find den Kontrast mit dem Weiß zu krass.

 

Bin schon gespannt, wie es weitergeht.

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Liebe Meike!

 

Sehr schön wie du deine Fortschritte beschreibst, danke.

Einfach schön dir zuzusehen.

 

Nun zu den Rüschen: Mir pers. gefällt die grüne Rüsche allein am besten, alles andere verdeckt die schöne Rüsche. Hast du die selbst gemacht? Für die weiße Posamentenborte findet sich am Kleid bestimmt noch ein Platz. Verwendest du die Florentiner-Spitze für die Ärmel?

 

Übrigens- danke für die Beschreibung des Seidentaftes, das Rascheln des Taftes wird vielerorts als "Taftschrei" bezeichnet (habe ich mir sagen lassen).

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Die grüne Taftrüsche sieht spitze aus, hast die sie mit einem Stecheisen zugeschnitten??? (Faltenleger??)

 

Versuche doch mal, wie es aussieht, wenn die schmale weiße Borte genau in der Mitte (Kräuselnaht) der Rüsche verläuft.

 

:winke:

 

Martin

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