
Es stellen sich ja viele Menschen oft die Frage, ob etwas denn qualitativ gut sei?
Und dann ist die nächste Frage oft - was heißt denn qualitativ gut und was heißt das bei Nähmaschinen?
Jeder kennt die Geschichten von den alten Nähmaschinen, die schnurrten wie Nähmaschinen und toll und unzerstörbar waren usw. usf.. Nur ist da auch eine Menge Glorifizierung der Vergangenheit bei und man hat die ganzen Probleme, die man mit solchen Maschinen auch immer wieder gerne mal hatte, alle verdrängt. Das ist menschlich und nicht zwingend unsympathisch.
Nun schauen wir uns hier einmal eine Nähmaschine von Brother an, die schon ein paar Jahre brav genäht hat und benutzt wurde.
Brother ist über die letzten Jahre dafür bekannt geworden, in beeindruckender Qualität finanziell erschwingliche Nähmaschinen zu bauen, die sehr gut funktionieren und sehr viele Feature dabei bieten.
Die NV-55 war eine Maschine aus dem gehobenen Einsteigersegment, die mechanisch mit der allseits bekannten NV-10a sehr stark verwandt ist.
Wir sehen, das gute Stück zeigt Spuren der Benutzung und Zeit und näht nicht mehr immer vorwärts.
Die Stichplatte zeigt Kratzspuren von Nadeln und Nähgut, hat aber erfreulicherweise keine nennenswerten Beschädigungen durch "kreative" oder "sportliche" Bedienung hinnehmen müssen, bei denen durch falsche Bedienung das Stichloch durch Nadeleinstiche zerstört wird.
Hier reicht ein leichtes Polieren völlig aus.
Der Spulenträger sieht leider nicht ganz so gut aus, weil er zwei unschöne Durchstiche von Nadeln zeigt. Diese sind nicht in einem Bereich, in dem der Faden vorbeikommt. Man sieht auch eine Menge Schmutz im Korb, die die Spule bremst und im Ablauf behindern wird, was das Spannungsbild unschön macht.
Je mehr man auseinandernimmt, um so mehr Staub und Nähschleiß kommt zum Vorschein. So erschreckend das auch aussehen mag - es ist völlig normal. Zumindest solange man seine Nähmaschine nicht öfters mal selber mit einem Staubsauger und Eckdüse oder Ohrwatscheln und Wattepads reinigt. Dann kann eine Maschine in so einem Alter und Benutzungsgrad auch blitzblank innen aussehen.
Auch in den Zahnrädern und den Exzentern findet sich der besagte Schmutz und setzt sich dort in die Zwischenräume rein. Verklebt mit dem Fett und kann zu einem beträchtlichen Schwergang und verstellten Greifern oder anderen Schäden führen.
Obendrauf fand sich noch eine alte zerquetschte Rolle Garn und um den Spuler herum waren einige Fäden untergelaufen, die auch gerne mal Probleme dort machen können:
Hier waren das relativ wenige, manchmal aber bekommt man den Fadenabschneider kaum noch abgezogen. Auch ein typisches Handhabungsproblem, wenn man mal beim Spulen nicht aufpasst.
Soweit sieht das alles nach einer alten Nähmaschine aus. Typische Beschädigungen und Verschmutzungen. Benutzt wurde sie also eindeutig und da stellt sich die Frage, wie sie das alles denn so überstanden hat. Also ist putzen, reinigen, schmieren und polieren angesagt.
Also Zahnräder wieder sauber ...
Schmutz raus und Greifer poliert und geölt - die Mitte nie vergessen!
An einigen Stellen ist Fett noch reichlich vorhanden, an anderen ist es nicht mehr vorhanden oder schwergängig geworden. Teilweise muß man Teile zerlegen, um es sauber und neu gefettet zu bekommen.
Und so sieht die Nähmaschine dann von innen bzw. meine Schuhe von außen aus ...
Sauber und ordentlich aufgebaut.
Auch von außen kriegt man vieles wieder sauber und Streifen und Schmutz weg.
Der Einfädler hatte noch ein Problem in Form einer rausgesprungenen und verbogenen Feder unter dem Einfädelhaken. Kann man mit Geschick gut richten und hat einen erstklassig funktionierenden Einfädler wieder zurück.
Alles leichtgängig, alles poliert, alles geschmiert und die Spannung leicht optimiert - dann schauen wir, wie es funktioniert:
Stichbild oben oben und unten unten
Man sieht ein sauber eingezogenes Stichbild bei maximaler Breite und mittlerer Länge über die rechte und linke Seite, einen ebensolchen Geradstich mittlerer Länge und Zickzack mittlerer Breite und Länge.
Lediglich die transportgesteuerte simulierte Overlocknaht, zieht den Oberfaden in der Spitze leicht nach unten. Das kann man als Anwender über die Spannung problemlos selber korrigieren und wenn man es intern insgesamt fester stellt, bekommt man schnell Probleme mit Nahtkräuseln bei dünnen und elastischen Materialien und wir wollen ja ALLES nähen.
Das Laufgeräusch ist wie aus der Fabrik ruhig, gleichmäßig und leise, die Bedienung einwandfrei und sie näht auch wieder in die richtige Richtung.
Nach meiner Erfahrung ist das eine beeindruckende Qualität, die noch viele Jahre Spaß machen wird, wenn man sie pfleglich behandelt und immer wieder mal warten und schmieren läßt.
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