Wenn man ein Polytier im Schrank einsperrt

Vor knapp 2,5 Jahren habe ich aus so einem fiesen billigen Polyestertaft ein Probeteil für ein im grunde sehr einfach geschnittenes Abendkleid genäht. Ich habe damals entschieden, ja, der Schnitt darf's sein und ihn gedankenlich verstaut für den passenden Anlaß. Das damals genähte Polytierchen frißt ja glücklicherweise kein Brot und durfte deshalb im Schrank überwintern.

Jetzt habe ich es wieder hervorgezogen und mir über notwendige Änderungen Gedanken gemacht. Zunächst einmal hatte ich mir damals notiert, daß ich in der Rocklänge schon einmal 5 cm zugegeben hatte. Tja, das paßt auch wunderbar mit Saumzugabe wenn ich barfuß dastehe, wenn ich aber wie geplant Schuhe mit 7 cm Absatz anziehe, sieht die Sache schon anders aus. Außerdem mußte ich am Oberteil Länge herausnehmen, nur nicht an der entsprechend vom Schnittmusterhersteller vorgesehenen Linie (knapp über der Taillenlinie), sondern im Bereich der, ich nenne es mal Träger. Komisch, 3 cm am Oberkörper raus und 12 cm am Rock dazu? So komisch gebaut bin ich denn ja doch nicht. Hmm, aber nun ja, wahrscheinlich sind keine Absatzschuhe vorgesehen und lange Beine und einen kurzen Rücken habe ich auch, also relativiert sich das ja ein bißchen, dachte ich mir. Ich lege nun also den gekürzten Träger auf das entsprechende Schnittmusterteil auf und will die Änderung übertragen und was sehe ich da? Das gekürzte Stoffteil und das Schnittmusterteil sind identisch. Juchhu.

Das Stoffteil ist bestimmt beim Überwintern gewachsen, 2,5 Jahre sind eine lange Zeit, nicht wahr. Jaja, es ist ganz betsimmt gewachsen....

Ich vergesse jetzt einfach mal das Probeteil außer was die Rocklänge angeht, denn alle Änderungen, die ich sonst gemacht habe, kann ich bei Bedarf auch am Original abstecken.

Vielleicht sollte ich mal schauen, ob die benachbart gelagerten Stoffe nicht an Menge eingebüßt haben, denn irgendwas hat das Polytier vermutlich doch gefuttert, daß es gewachsen ist.