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Heute habe ich mir wieder meine Fußschmerzen auf der h&h in Köln ehrlich verdient. Gefühlt ist die Messe noch mal ein ganzes Stück gewachsen, de facto habe ich dieses Mal tatsächlich nur drei von den vier Hallen geschafft. Und die dritte auch eher im Schnelldurchlauf. (Zum Glück ist morgen auch noch ein Tag und die Messe geht noch bis Sonntag.) Filzschablonen von Clover Bild: nowak Trotzdem will ich euch meine ersten Eindrücke nicht vorenthalten. Wie immer sehr subjektiv und vielleicht noch etwas konfus, denn die Messe überwältigt mich doch jedes Jahr aufgrund ihrer Fülle ein wenig. Neben den vielen etablierten und auf der Messe bekannten Anbietern kommen jedes Jahr auch neue dazu. Hier hatte ich den Eindruck etwas gegenläufiger Trends. Auf der einen Seite etliche Stände aus China (?) mit Nadeln, Kurzwaren,... Kleinkram nach dem Motto "was die anderen machen, machen wir auch". Da wirkten teilweise die Stände schon beinahe wie geklont. Auf der anderen Seite dann aber genauso verstärkt Anbieter, die in Europa produzieren. Sei es in ihrem jeweiligen Heimatland, sei es in den Nachbarländern. Wer ein zuverlässiges GOTS Zertifikat haben will, stellt offensichtlich mehr oder weniger schnell fest, daß er um so mehr Zeit vergeblich aufwendet, je weiter der Produktionsort weg liegt. Im eigenen "Hinterhof" funktioniert die Kommunikation besser, die Wege sind kürzer und oft sind die lokalen Anbieter schlichtweg flexibler. MichaelDUS strickt bei Prym Bild: nowak So erfuhr ich, daß man aus Frankreich Knöpfe mit eigenem Motiv schon ab 100 Stück bekommt (da sind wir schon in einem Bereich, wo es als Giveaway für eine größere Hochzeit oder als Werbemittel auch für einen kleineren Laden interessant wird). Und die letzte deutsche Jacquardweberei arbeitet in Krefeld und bietet ihre Muster und Farben nicht nur über lange Zeiträume identisch an, sondern kann schon Mengen ab 5 Meter produzieren und liefern. Da können die großen Anbieter nicht mal mit "Kurzballen" mithalten. Generell ist die Anzahl der Stoffverkäufer gewachsen. Neben den großen Ständen der Großhändler, die ein breites Angebot vorhalten, findet man dieses Jahr wieder etliche kleinere Designer, die ihre eigenen Muster im eigenen Stil produzieren lassen. Hier würde ich sagen geht der Trend ganz klar zur GOTS Zertifizierung. Nicht "billig" ist das Ziel, sondern hochwertig. Das zumindest mein Eindruck nach den drei Hallen... Aber natürlich sind mir wieder das eine oder andere Detail ins Auge gesprungen. So gibt es bei Clover jetzt kleine Webrahmen, die man aus Kunststoff zusammenstecken kann. Wollreste werden so zu Mugrugs oder kleinen Täschchen. In der breite kann man zwei davon zusammenstecken, in der Länge bleibt es allerdings unverändert. Also eher etwas für überschaubare Projekte. Generell bietet Clover ja sehr gerne Schablonen und Gestaltungshilfen für die, die nicht so geschickt sind, sich selber etwas zu zeichnen. Mir sind die Silikonschablonen fürs Nadelfilzen aufgefallen. Ein bißchen wie Plätzchenausstecher, nur aus Silikon. Je nach Modell kann man damit flache Applikationen auffilzen, oder, wie im Bild gezeigt, richtige 3D Modelle arbeiten. Prym - die Stricknadel mit der Kugelspitze Bild: nowak Bei Prym habe ich mich natürlich zuerst darüber gefreut, mit Michael einen alten Bekannten wieder zu treffen. Wenn die Leute keine Zeit mehr fürs Internet haben, kann man sie ja auch in der wirklichen Welt treffen. Mindestens genauso hat mich allerdings interessiert, was er so in der Hand hatte. Denn von den neuen Nadeln von Prym hatte ich schon gelesen, verbunden mit der Frage, ob der "Knubbel" vorne nicht beim Stricken stört. Als ich die Nadeln in der Hand hatte, stellte ich mir die Frage auch. Zum Glück lagen einige dieser Kunststoffnadeln zum Probieren bereit, so daß ich mir eine eigene Meinung bilden konnte. - Es stört überraschend wenig. Rechte und linke Maschen liefen eigentlich wie immer, nur beim Zusammenstricken von zwei oder drei Maschen war es vielleicht eine Spur schwieriger. Was ich persönlich nicht so mag ist, daß der Kunststoff etwas rauher ist als meine gewohnten Holznadeln und die Maschen so etwas weniger gleiten. Je nach verwendetem Garn kann das aber auch ein Vorteil sein. Ein weiterer Vorteil der Kugelspitze liegt laut Michael darin, daß man gerade bei gefachtem Garn oder anderweitig eher locker gezwirnten Garn nicht so leicht zwischen die einzelnen Fäden gerät. (Hat jemand von euch die Nadeln schon ausprobieren können? Wie ist euer Eindruck?) Zonen09, männliche Schnitte aus Gent Bild: nowak Bei den Schnittanbieter haben ich natürlich bei den "alten Bekannten" vorbeigeguckt (soweit ich sie bislang gefunden hatte...), neu aufgefallen ist mir Zonen09 aus Gent in Belgien. Die Schnitte mit ausführlichem Anleitungsbuch decken nämlich eine auch hier immer wieder nachgefragte Lücke ab: Schnitte für Jungs und (noch spärlich, aber wachsend) für Männer. Angefangen beim Kleinkindalter bis hin zu den Teenagergrößen gibt es tragbar sportliche Schnitte für den Alltag, die jeweils gleich in verschiedenen Designabwandlungen geliefert werden. Wahlweise mit der hübschen Krawattenverpackung oder als Download. Geboren wurde die Idee, als Sharon für ihre eigenen Söhne nähen wollte und nicht recht fündig wurde. Sie designt die Schnitte auch selber, die technische Umsetzung dürfen dann Profis machen. Die Übersetzung der Anleitungen ins Deutsche läuft und wenn alles klappt, werden wir im Sommer auch einige Schnitte zum Testen bekommen. Nähende Mütter und Väter können also schon mal ihre Söhne und ihren Zeitplan im Sommer ins Visier nehmen... (Und weil den Eltern auch die gängigen "Jungsstoffe" zu niedliche waren, gibt es eine kleine Stoffkollektion auch dazu. Farbig, aber ohne Autos und Eisenbahnen. Und mit einigen interessanten Jacquard Strickstoffen. Aus Baumwolle und in Belgien produziert.) Auf der Gegenseite zum modernen Design stehen die Knöpfe (und Applikationen) von Princesse du Coeur aus Frankreich. Groß und auffällig, in verschiedenen Techniken und viele (wenn auch nicht alle) mit Retromotiven. Daß mich (neben den Paris Motiven...) die Nähmotive besonders interessiert haben muß ich nicht extra erwähnen, oder? Princesse du Coeur, bezaubernde Knöpfe Bild: nowak Retro im Design gibt es aber auch bei den Nähmaschinen. Zum einen wird der Name Veritas wieder verwendet und mit neuen Modellen bestückt, die Farbgebung der Einstiegsklasse fand ich aber auch charmant 50er. Oder so. Seit 2014 werden wieder Maschinen unter diesem Namen vertrieben, gebaut wird in Taiwan und angepeilt werden Näheinsteiger mit einem Budget bis etwa 600 EUR. Dafür gibt es kein Stickaggregat aber einen Touchscreen mit Menuführung. Ersatzteile will man für wenigstens 10 Jahre vorhalten, also Maschinen mit einer Perspektive. Natürlich habe ich auch bei den anderen Hersteller vorbei geschaut, nur dummerweise bin ich ganz schlecht, mir die technischen Unterschiede zu merken... Veritas, alter Name, neue Maschinen Bild: nowak Bei Bernina gibt es neue Bernettes, die konnte ich aber nur aus der Ferne sehen, denn am Stand war schon die Standparty mit DJ und Happchen im vollen Gange, bei Brother sind mir vor allem die netten Designs mit allerlei Mustern auf unterschiedlichen Maschinen aufgefallen, bei Elna eine Maschine mit einem genialen zweiten Nählicht (und einer an Knight Rider erinnernden Laufbandbeleuchtung...) und bei Babylock stellte ich nach einem Blick auf die Ovation mit dem Kniehebel fest, daß dann vielleicht doch mal die Zeit für eine Coverlock für mich gekommen ist. So in diesem Jahrzehnt oder wenn ich das Geld dafür zusammen habe. (Wer für seine Babylock nicht so viel ausgeben will... es gibt drei neue Modelle der "success" Einstiegsklasse. Eine davon als Covermaschine. Wäre natürlich auch eine Option. Aber ich glaube, für mich darf es der Luxus sein. Und der Kniehebel. ) Und am Stand von Amann-Mettler stellte ich fest, daß es tatsächlich auch noch Seidennähgarn in normaler Nähgarnstärke gibt (also fein, nicht als Knopflochgarn), in durchaus ergiebiger Farbauswahl. Bleibt mein ewiges Rätsel, warum ich das nie in einem Laden finde... Soweit für heute... auch wenn meine Füße im Moment sagen, daß sie nie wieder den Boden berühren wollen... morgen stürze ich mich noch mal ins Getümmel, mal sehen, ob noch Perlen dabei sind. Und am Sonntag ziehen zwei weitere Redaktionsmitglieder los... Die Messe ist leider nicht für Endverbraucher, nur für Gewerbetreibende. Aber sicher gehen noch einige andere hier aus dem Forum hin. Wie ist euer Eindruck?