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"Bei Ihnen gibt es sicher nichts Neues" seufzte ich am Stand von Kretzer auf der H+H 2013 in Köln. Denn... ganz ehrlich... das Prinzip Schere ist ausgereift, aber auch ausgereizt. Dachte ich. Deswegen war ich auch sehr überrascht, als mich der nette Herr mit einem verschmitzten Lächeln zu einem Display führte und meinte, sie hätten Scheren, die nicht schneiden. "Danke, habe ich schon. Aus dem 3er Pack für fünf EUR beim Discounter" entlockte ihm nur ein noch breiteres Grinsen. Und was er mir zeigte, resultierte in ungläubigen Blicken meinerseits. Und in einem Testexemplar, das uns die Firma Kretzer aus Solingen freundlicherweise für einige Wochen zur Verfügung stellte. Die Schere hinterläßt Druckspuren an der Hand, aber keine Schnitte. Zunächst mal suchte ich dann ein wagemutiges freiwilliges Forenmitglied, das versucht, sich mit der Schere kräftig in den Finger zu schneiden. Wie das Photo zeigt.... geht das nicht. Eine kräftige Druckstelle ist drin, die Haut ist aber heil. (Ich hatte es natürlich selber auch versucht. Man kann sich zwicken, wenn man sich große Mühe gibt. Aber in die Hand oder den Finger schneiden... das geht nicht.) Schneiderschere "Finny Safecut", 20 cmPhoto mit freundlicher Genehmigung der Firma Kretzer, Solingen "Finny" Scheren von Kretzer in Solingen sind ja vielen Hobbyschneiderinnen ein Begriff. Und diese gibt es jetzt in einer ganz speziellen Variante namens "Safecut". Damit kann man Papier, Stoff oder auch Haare schneiden, aber sich nicht versehentlich, ja nicht mal absichtlich selber verletzen. Die Kunst liegt hier im Schliff und eigentlich hat man ihn zuerst für Kinderscheren eingeführt. Daß das "nicht Schneiden" gut funktioniert, hatte ich ja schon gesehen, aber wie funktioniert dann das Schneiden? Das habe ich ausprobiert. Die Kandidaten:Finny Safecut 15 cmZIPZAP für Kinder 13 cm Zum Testen hatte ich sowohl eine der Kinderscheren "ZIP ZAP" als auch eine kleine 15 cm Haushalts- und Nähschere. Dementsprechend habe ich den Testparcours gewählt. Ich habe auf verschiedenen Materialien einlagig geschnitten, einmal gradeaus mit dem Ziel, möglichst genau auf einer Quermarkierung zu enden. (Ich hatte mir T-förmige Markierungen aufgezeichnet. Auf der Längslinie habe ich geschnitten, die Querlinie gab den Endpunkt.) Und dann beim Schneiden einer Rundung. Ich habe einen Kreis mit gut 8 cm Durchmesser gewählt, einmal habe ich direkt auf dem Stoff markiert und an der gezeichneten Linie entlang geschnitten und ein zweites Mal habe ich einen Kreis aus Papier auf den Stoff gesteckt und versucht, möglichst exakt dran entlang zu schneiden. Hier die Schnittkante auf Baumwolle in Hemdenstärke. Und da ich das Kinder-Bastelscherchen nun mal auch da hatte, habe ich es benutzt, die aufgedruckten Kreise aus dem Papier auszuschneiden. Ich habe darauf geachtet, wie genau ich den Linien folgen kann, wie gut die Schere in der Hand liegt und natürlich auch, wie so eine Schnittkante dann aussieht. Das Ganze dann mit ganz unterschiedlichen Stoffen und Materialien. Zur Kinderschere kann ich nur sagen, daß ich mir als Kind so eine gewünscht hätte. Wir bekamen im Kindergarten meist nur diese Plastikscheren und mit denen kann man allerhand, aber schneiden nicht wirklich. Und als es ab einem gewissen Alter endlich Metall-Kinderscheren gab, waren die ziemlich stumpf und bei dickerem Papier oder Pappe waren die Griffe sehr unbequem. Das ist mit der ZIP ZAP ganz anders, sie schneidet nämlich wirklich ohne Probleme. Die Griffe sind weich und liegen gut in der Hand, wobei ich relativ kleine Hände habe und sie auch als Erwachsene gut benutzen konnte. Das Papier war gut zu schneiden, allerdings habe ich es letztlich nicht geschafft, meine Kreise ganz exakt zu schneiden, eine "Strichbreite" blieb immer auf dem Restpapier zurück. Aber für eine Kinderschere ist das m.E. mehr als ausreichend und zur Benutzung von Plastikscheren aus Sicherheitsgründen eine mehr als hervorragende Alternative. Damit macht Schneiden Spaß und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch der Schnitt mit der Stoffschere auf meinem ersten Stoff, einer glatt gewebten Baumwolle in etwa Hemdenstärke war sehr glatt. Selbst die Vergrößerung im Bild zeigt keine Fusseln oder abstehenden Fasern. Jetzt zu den Details aus meinem Testprotokoll: Von links nach rechts: Baumwolle in Hemdenstärke, dicker Baumwollcanvas, sehr starker Denim-Jeans Stoff 1 ist eine glatt gewebte Baumwolle in Hemdenstärke. Hier schneidet die Schere problemlos und, wie oben gezeigt, fusselfrei. Der Stop auf der Linie gelingt exakt, auch der Kreis ist gut auszuschneiden. Beim Schneiden um den Papierkreis herum ist es etwas schwieriger. Ich würde wegen der steifen Schablone die Schere lieber auflegen können, dazu ist sie aber zu klein. Trotzdem bleiben die vereinzelten Abweichungen von der Schablone im kleinsten Bereich. Stoff 2 ist wieder aus Baumwolle, ein Canvas, der dicker ist, aber nicht allzufest gewebt und dadurch relativ leicht franst und fusselt. Auch bei dem dickeren Stoff gelingt der Schnitt mit der Spitze exakt bis zu meiner Quermarkierung. Beim Schnitt des Kreises spüre ich den Widerstand des Stoffes stellenweise, je nach Winkel zum Fadenlauf. (Das dürfte jedoch dem Format der Schere geschuldet sein.) Auch gibt es an zwei oder drei Stellen einzelne Fasern, die abstehen. Beim Schneiden um die Schablone herum ist mein Kreis systematisch etwas kleiner als das Papier, die Abweichung liegt aber bei weniger als einem Millimeter. Stoff 3 ist ein extrem dichter und dicker Baumwoll-Jeans. Die Konsistenz ist beinahe wie dünne Pappe und der Stoff steht mehr oder weniger von alleine. Hier war ich sehr gespannt, wie sich die kleine Schere schlägt: Auch wenn meine Hände etwas mehr arbeiten mußten, war das Ergebnis ein scharfer und völlig fransenfreier Schnitt. Den exakten Stop auf der Markierung habe ich um etwa 1,5mm verpaßt, beim Kreis war es nicht einfach, gegen den Widerstand des Materials die Linie zu halten, dafür gelang der Schnitt um die Papierschablone herum sehr gut. (Spaßeshalber versuchte ich es dann auch noch an zwei Stoffschichten: Das schaffte die Kleine nicht mehr. Aber mit dem hatte meine große Schneiderschere auch zu kämpfen.) Von links nach rechts: Gardinenstoff aus Kunstfaser, Webstoff aus Viscose, Futterstoff aus Triacetat Stoff 4, feiner Gardinenstoff aus Kunstfaser. (Ob Polyester oder Polyamid weiß ich leider nicht.) Hier hat die Schere einen exzellenten Grip, hält den Stoff förmlich fest, so daß er nicht davonrutschen kann. Der Gradschnitt geht exakt bis zum Stop, auch rund, egal ob mit oder ohne aufgelegter Schablone schneidet sich alles sauber und problemlos. Stoff 5 ist ein weich fließender Webstoff aus Viscose, der einmal recht fludderig ist, andererseits aber dicht gewebt, so daß er sich sogar Stecknadeln erst mal widersetzt. Hier hatte ich vor allem Probleme, meine Linien bzw. meinen Kreis sauber anzuzeichnen. Das wurde etwas eierig. Auch hier gibt es scharfe Schnittkanten. Der Gradschnitt schaffte keine exakte Linie, weil der Stoff sich schon beim Anheben verzieht. Das hätte mit Auflegen und einer größeren Schere vermutlich besser funktioniert. Dafür stoppt die Scherenspitze wieder exakt auf der Markierung. Ebenso gestaltete sich der Schnitt um den Kreis, ich konnte zwar auf meiner Markierung schneiden, aber je nach dem, wie man den Stoff hielt, zog die Linie mal zur einen, mal zur anderen Seite. Um die Papierschablone herum funktionierte es etwas besser, allerdings mit etwa 1mm Abweichung nach innen. Stoff 6 ist dann wieder ein Standardstoff für Bekleidungsnäher, nämlich ein Markenfutterstoff aus Triacetat. Dünn, aber mit ausreichend Stand. Auch hier glänzt die Schere wieder mit gutem Grip, der Stoff wird "festgehalten" und kann gut geschnitten werden. Gradeaus schneidet die Spitze wieder exakt bis zur Markierung, auch rund schneidet die Schere sauber und fusselfrei. Um die Papierschablone herumgeschnitten liegt die Abweichung wieder bei unter einem Millimeter. Von links nach rechts: Seidenpongé, Mantelstoff aus Wolle, Single Jersey aus Baumwolle Stoff 7 ist ein dünner Seidenpongé. Erneut beweist die Finny Safecut ihren guten Grip und schneidet nicht nur im Fadenlauf, sondern auch schräg zum Fadenlauf absolut gerade und sauber. Natürlich auch mit der Spitze wieder genau bis zur Markierung. Da auch dieser Stoff wieder sehr fludderig war mußte ich beim Kreis schneiden häufig neu ansetzen und die Ansatzstellen sieht man auch. Ebenso liegen die Abweichungen beim Schneiden an der Schablone entlag teilweise über einem Millimeter. Stoff 8 ist ein Mantelstoff aus Wolle, dicht gewebt und leicht angefilzt. Hier braucht die Hand wieder mehr Kraft, aber das Ergebnis ist erneut gerade, hat saubere Kanten und die Spitze erreicht diesmal genau die Markierung. Rund schneiden ist wegen des Kraftaufwands etwas schwieriger, dafür ist der Stoff in sich stabil, so daß man ihn aus der Hand und ohne Schablone gut schneiden kann. An der Schablone läßt er sich nicht ganz so gut entlang führen. Stoff 9 ist wieder Baumwolle, diesmal als Single-Jersey. Dieser Stoff rollt sich an den Kanten sehr stark ein. (Deswegen habe ich dann auch mal probiert, ob die Schere eine stark und eng gerollte Kante auch noch bewältigt. Da stößt sie dann aber irgendwann an ihre Grenzen und mag nicht mehr.) Trotzdem gelingt der Geradschnitt exakt auf der Linie und die Spitze schneidet sauber bis zur Markierung. Beim runden Schneiden spürt man den unterschiedlichen Maschenlauf und die Schere fühlt sich irgendwie weniger "drehfreudig" an. Trotzdem ist der Schnitt gut zu bewältigen. An der Schablone entlang wieder ein leichter Versatz nach innen, aber nirgendwo mehr als ein Millimeter. Von links nach rechts: Viscose-Elasthan Jersey, Dessoustoff (Microfaser), Fleece Stoff 10 ist ein Viscose-Jersey mit Elasthan, der sich durch den dafür typischen weichen Fall auszeichnet. Auch hier braucht es etwas Kraft beim Schneiden (wie gesagt, die Schere ist klein) und doppellagig bewältigt sie zwar auch noch, man hätte aber keine Lust, ein ganzes Kleidungsstück daraus zuzuschneiden. Einlagig schneidet sie hingegen ganz gerade, exakt an der Markierung entlang und stoppt auch genau auf dem Punkt. Die Schnittkanten sind wieder sehr klar und sauber. Rund zu schneiden war hier wieder schwieriger, weil es eben wieder ein "Fludderstoff" ist. Dafür ließ sich gut um die Schablone herum schneiden und obwohl ich die Schere häufig neu ansetzen mußte, weil sie nicht so recht im Material drehen wollte, ist der Kreis hinterher sauber und zeigt kaum Versatz. (Die Falten auf dem Kreis im Bild kommen vom Stecken, die Schere kann da nichts dafür. ) Stoff 11 ist ein Microfaserstoff aus dem Dessousbereich, hier ein stabiler Interlock. Der sich doppellagig überraschend gut schneiden ließ, jedoch glitscht der Stoff beim geraden Schnitt im Maschenlauf systematisch einen Millimeter nach links weg. (Quer zum Maschenlauf funktioniert es hingegen problemlos.) Auch hört hier der Schnitt einen Millimeter vor der Endmarkierung auf und trifft sie nicht genau. Dafür geht das runde Schneiden, egal ob mit oder ohne Schablone wieder gut. Stoff 12 ist dann ein kuscheliger Fleece aus Polyamid. Hier schneidet die Schere gradeaus wieder exakt und gut und endet mit der Spitze auch sauber auf der Markierung. (Doppellagig mag die Schere hier im vorderen Drittel nicht mehr, aber mit so einer kleinen Schere würde man das normalerweise auch nicht schneiden.) Auch beide Kreise schneidet sie gut und fühlt sich sogar erstaunlich drehfreudig an. Fazit: Ich muß gestehen, daß ich bislang Vorbehalte gegen Scheren mit Kunststoffgriff und einer in der Draufsicht breiten Klinge hatte. Ich hatte mal so eine von einer durchaus bekannten deutschen Marke für Kurzwaren und fand immer, daß sich damit sehr schlecht wirklich exakt schneiden ließ. (Inzwischen ist sie in der Küche gelandet, Milchtüten kann sie gut aufschneiden. ) Dieses Vorurteil mußte ich völlig begraben, denn die Finny Safecut hat sich hier hervorragend geschlagen. Ich bekam in den meisten Situationen auf Anhieb sehr exakte Schnitte, dazu hat mich der "Grip" mit dem etliche Stoffe gehalten wurden beeindruckt. In einigen Disziplinen war sie hier meiner Lieblingsschneiderschere überlegen. Da wo es nicht perfekt war... nun, ich habe natürlich vor allem Stoffe aus meiner Restekiste gesucht, die nicht einfach zu schneiden gewesen waren. Und auf denen ich mit verschiedenen anderen Scheren teilweise schlechtere Ergebnisse produziert hatte. Von mir ganz persönlich eine klare Empfehlung für die Finny Safecut und auch die ZIP ZAP Kinderschere. Meine nächste eigene Scherenanschaffung, eine Applikationsschere, wird von Kretzer kommen. Anwendungsgebiete für Safecut Scheren für Erwachsene gibt es im Übrigen auch mehr, als ich mir so vorgestellt hätte. Während die Scheren bei mir waren, erzeugten sie auch im Freundeskreis reges Interesse. So musste ich sie unter anderem gegen eine Ergotherapeutin "verteidigen" und klar machen, dass mein Leihexemplar auch nicht mit in ein sicherheitsbewusstes Labor mitgenommen werden darf. Das Modell "Finny Safecut" gibt es in vier Ausführungen: Haushalts- und Nähschere 15 cm, Artikelnummer 752015, UVP 16,00 EUR (Das war unser Testexemplar.) Haushalts- und Nähschere 20 cm, Artikelnummer 752020, UVP 18,50 EUR Industrieschere 20 cm, Artikelnummer 753020, UVP 23,00 EUR Schneiderschere 20 cm, Artikelnummer 753225, UVP 34,50 EUR (Das ist die auf dem Bild oben.) Wir danken der Firma Kretzer aus Solingen, die uns die Scheren für den Test zur Verfügung gestellt hat.
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