Armloch zu klein, anpassen aber wie?

Ich bin dabei, einen Mantel aus gewachster Baumwolle zu nähen und war sogar so vermessen, ein WIP dazu zu starten. Ich drücke mich jetzt jedoch seit einer Woche davor, weiter zu machen, da ich Angst habe, was falsch zu machen. Um eure Hilfe wäre ich also sehr dankbar.

Mein Problem ist, dass das Armloch zu klein ist. Beim Armloch habe ich eine Idee, wie ich es angehe, beim Ärmel jedoch gar nicht. Aber erstmal Fotos für euch:

Das Probemodell aus Bomull saß soweit in Ordnung, so dass ich mich an den richtigen Stoff getraut habe. Hier hatte ich ein Poloshirt und eine Strickjacke drunter, eine realistische Kombi fürs tatsächliche Tragen.

Ich vermute, das Hauptproblem ist, dass der Probestoff und der Originalstoff zu unterschiedlich sind. Bomull ist ja so locker gewebt, dass er etwas ausleiern kann und die gewachste Baumwolle ist ein sehr dicht gewebter und etwas steifer Stoff.

Mein Plan war, alle Nähte als Kappnähte zu verarbeiten. Deswegen habe ich am rechten Ärmel das entsprechend abgesteckt. Ich vermute aber, dass der Stoff dafür zu steif ist und ich werde am Armloch wahrscheinlich eine andere Versäuberung wählen. Das nur zu Erklärung für die Nadeln und den unterschiedlichen Sitz.

Meine Vorgehensweise für das Armloch wäre, es so auszuschneiden, bis ich genug Platz habe und es nicht mehr unter dem Arm kneift. Ich habe jedoch keine Idee, wie ich den Ärmel anpasse. Habe ich eine Chance, den fertigen Ärmel abzuändern? Die Naht ist schon eine Kappnaht mit entsprechend wenig NZG an einer Seite. Oder muss ich auf jeden Fall neu zuschneiden? Wenn zweiteres, wie muss ich das Schnittmuster verändern?

Mir gefällt schon die Schulter nicht, auch beim Bomull. Du hast entweder einen starke Nacken, der die hintere Mitte hochzieht oder abfallende Schultern. das würde ich am Bomull Modell noch ändern u d wenn du fertigbist schauen, ob das beim richtigen Stiffnoch umzusetzen ist. Das beeinflusst ganz stark das Armloch. Das rutscht dannnämlicv tiefer, ohne zusätzliches schneiden, der Ärmel würde wieder passen.

Dazu findest du hier sicher eine Anleitung

Bei solchem Stoff wäre evt eine flachere Armkugel mit überschnittenen Schultern zwar nicht schöner aber bewegungsfreundlicher.

Viel Erfolg

Rita

Was passiert denn, wenn du du am Ärmel keine Kappnaht machst? Ich kann mir das bei einer körpernahen Jacke nicht gut vorstellen; kenne das nur von eher leger geschnitten (Herren-)Hemden an der Stelle.

Wenn du das Armloch tiefer ausschneidest, kannst du die Arme nicht mehr so hoch heben wie vorher; mit so einer Änderung wäre ich vorsichtig.

(Was den Sitz angeht, stimme ich Rita zu; der Ärmel sieht aus, als ob er vielleicht besonders vorne etwas "angehoben" werden müsste, damit die Falten verschwinden; also den Ärmel etwas weiter nach innen reinschieben ins Armloch - hmpf, wie erklärt man das am besten...? Jedenfalls wäre das eine Sache, die ich mal durch Abstecken am Bomull testen würde.)

Ich würde hier diese Änderung durchführen.

Der Ärmel würde damit auch etwas länger werden, was für mich aufgrund der Falten im Bomull-Modell sinnvoll scheint.

Und wie bereits im WIP erwähnt: Wenn du den Mantel eh füttern willst, würde ich das mit den Kappnähten seinlassen bei einem Schnitt mit sovielen Rundungen. Gerade an den Ärmeleinsatznähten wird das nicht schön.

Ich würde die Nähte ganz einfach tapen.

Nachdem die neuen Probeteile seit 2 Tagen fertig sind, habe ich es eben endlich mal geschafft rechtzeitig, also bei ausreichend Licht Fotos machen zu lassen.

Ich hab mich jetzt als erstes mal an den Änderungsvorschlag von Rita gemacht, nochmal die Schulternähte zu überprüfen. Ich weiß, dass ich hängende Schultern habe und das auch noch asymmetrisch.

Ich bin nach der Anleitung aus dem Hofenbitzer Band 2 vorgegangen. Zum Glück ist genau die Stelle in der Leseprobe, da ich den Band noch nicht habe. Dort wird das Armloch mit zwei senkrechten Linien (parallel und im Lot zum Fadenlauf) abgeschnitten und entsprechend tiefer wieder angeklebt. Die Nahtlinien werden dann angepasst. Um die Änderungen am Vorderteil zu machen, habe ich die beiden Schnitteile wieder zusammen gefügt und die Wiener Naht angepasst.

Meine erste Vermutung war, dass ich 2 cm an jeder Seite wegnehmen muss. Gleichzeitig habe ich die Schulternaht um 2 cm nach vorne gelegt (Einen Keil an der Schulternaht am Vorderteil wegnehmen und an das Hinterteil ansetzen.)

Das war aber wohl zu viel. Beim Foto von der Rückansicht, sieht man leider nicht, wie der Halsausschnitt absteht, aber das ist ja bei der Frontansicht gut zu erkennen.

Auslassen der Schulternaht um 0,5 cm (mehr hat die NZG nicht hergegeben) war jetzt auch nicht das gelbe vom Ei. Also habe ich nochmal eine zweite Version gemacht und dabei die Schulternaht nur um 1 cm gesenkt und die Schulternaht um 1,5 cm nach vorne gelegt:

Meine Einschätzung wäre, dass 1cm an der Schulter reichen, aber das Armloch sogar bei der Version mit 2 cm noch zu hoch ist. (Das Armloch ist mit 1cm NZG zugeschnitten.) Aber was sagen die Profis dazu?

Im oberen Rücken sieht es so aus, als ob da Stoff fehtlt und das Teil nach oben gezogen wird.

Da würde ich es mal mit der Änderung für den oberen " Rundrücken" versuchen. Dadurch ändert sich auch der Sitz des Armlochs.

Ich habe mal einFoto von meinem "Fit for reale people" gemacht:

Ist nicht die beste Qualität, aber man erkennen das hier in der hinteren Mitte im Nackenbereich ein Einschnitt gemacht wird, der dann leicht auseinander geschoben wird, praktisch keilförmig zum Armloch auslaufend.

Zum ersten Foto und zu dem, wo eine "kleine Maus" hinter dir turnt:

Deine rechte Schulter ist etwas höher und dadurch sitzt der Brustpunkt nicht. Wenn du dir da eine Linie denkst, läuft die schief. Du solltest also die NZG etwas auslassen. Wenn das Schiefe daher kommt, dass du mit rechts und Fernauslöser fotografierst - vergiss es. (Mein letztes Kleid sah allerdings genauso aus. Die NZG um 0,6 cm ausgelassen: Zack saß alles gerade und da, wo es hin sollte).

Außerdem scheint mir die vordere Mitte für einen Mantel etwas sehr anliegend, will sagen: eng.

Die Schulternähte hast du, finde ich, außen etwas zu sehr nach vorne geholt. Da ist die Naht schon im Vorderteil.

PS: Auf dem Bild von hinten sieht man auch gut, dass es rechts hochzieht. Ich glaube nicht, dass es einer Änderung für einen Rundrücken bedarf.

Das Hauptproblem ist wieder einmal ein depperter gradierter Schnitt. Du brauchst vorne mehr und hinten weniger Platz. Das Armloch kann ja gar nicht passen, weil es ganz einfach falsch = zu weit vorne platziert ist.

Du musst also zuerst eine FBA machen, dann den Rücken und die Schultern verschmälern und den Schulterwinkel steiler stellen. Erst dann macht es Sinn einen Ärmel einzuheften.

Im übrigen ist die Ärmelkugel zu flach für das Armloch, weshalb diese Schrägzüge bei Bomull und dem roten Modell antstehen. Auch das macht Probleme beim Tragen.

Deine rechte Schulter ist etwas höher und dadurch sitzt der Brustpunkt nicht. Wenn du dir da eine Linie denkst, läuft die schief. Du solltest also die NZG etwas auslassen.

Ich sehe, was du meinst. Meine rechte Schulter hängt nicht ganz so stark runter wie meine linke Schulter. Damit ein Kleidungsstück wirklich perfekt sitzt, muss ich also auch entsprechend unterschiedlich anpassen. Das bedeutet dann, dass ich ein asymmetrisches Rückenteil und zwei unterschiedliche Vorderteile mache, aber das Armloch und somit die Ärmel gleich sind, oder?

Außerdem scheint mir die vordere Mitte für einen Mantel etwas sehr anliegend, will sagen: eng.

Ich hab immer Angst, dass wenn ich vorne zu viel zu gebe, dass es wie ein Sack an mir herunter hängt. Dadurch, dass im Rücken so viel Spiel ist, denke ich nicht, dass der Mantel später tatsächlich obenrum zu eng ist (bevor er mir am Bauch nicht mehr passen wird, da versteckt sich nämlich eine zweite Maus drin).

[Wenn ich aber den Rücken verschmäler, wie eboli vorschlägt, dann müsste ich vorne doch wieder was zugeben.]

Die Schulternähte hast du, finde ich, außen etwas zu sehr nach vorne geholt. Da ist die Naht schon im Vorderteil.

Für das Foto hab ich die Probeteile ohne Spiegel angezogen. Aber wahrscheinlich hast du Recht. Ganz so drastisch müsste ich es nicht ändern.

Das Hauptproblem ist wieder einmal ein depperter gradierter Schnitt.

Sagst du das, weil du den Schnitt kennst oder aufgrund der Fotos? Ich hab da auch schon einiges dran rumgepfuscht.

Du brauchst vorne mehr und hinten weniger Platz. Das Armloch kann ja gar nicht passen, weil es ganz einfach falsch = zu weit vorne platziert ist.

Du musst also zuerst eine FBA machen, dann den Rücken und die Schultern verschmälern und den Schulterwinkel steiler stellen. Erst dann macht es Sinn einen Ärmel einzuheften.

Eine FBA (2x 5cm) hatte ich schon gemacht, dabei ist auch die Wiener Naht entstanden. Und die Änderung des Schulterwinkels sind die beiden neuen Probemodelle von heute.

Den Rücken schmaler machen kann ich ja mal durch Abstecken und die Weite vorne an der Öffnung zugeben. Die Wiener Nähte könnten eh ein bisschen weiter außen lang laufen, denke ich.

Im übrigen ist die Ärmelkugel zu flach für das Armloch, weshalb diese Schrägzüge bei Bomull und dem roten Modell antstehen. Auch das macht Probleme beim Tragen.

Die Erklärung für die Schrägzüge macht Sinn. Die hatte ich schon häufiger auch bei anderen Schnitten, wusste aber nie, wo das her kommt. Das meinte wahrscheinlich auch Rumpelstilz in ihrem Kommentar.

Ja, das habe ich gemeint!

Zum Urteil über den Schnitt komme ich aufgrund der Fotos.

Wenn Du schon eine FBA gemacht hast, war sie nicht ausreichend. Im Vorderteil reicht das Armloch noch nicht bis zum Arm, außerdem geht die Kurve der Prinzessnaht nicht über Deinen Brustpunkt (sie ist zu hoch platziert und zu weit innen). Du musst also beim vorderen Mittelteil Weite zugeben und die Kurve nach unten verlegen.

Rücken schmaler machen "quick and dirty": Armlöcher ausschneiden = sie weiter zur Rückenmitte verschieben, Schulternaht kürzen (nur bis zur Gelenkskugel!) und Rückenteil beim Schultergelenk anheben, bis er glatt liegt und nicht mehr absteht. Dann den neuen Verlauf der Seitennaht und der Schulternaht festlegen.