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Ich klone meine Jeans – nach Threads Magazine 09/2015


haniah

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Erstbeitrag vom 15. November 2017 (Originalbeitrag erstellt von haniah)

 

Hallo zusammen,

 

im Threads-Magazine September 2015 gab es einen absolut lesenswerten Artikel über das Klonen von Jeans mit dem Titel „Duplicate your favorite Jeans“.

 

Yeah! Wer von uns hat nicht schon seine Lieblingsjeans „totgetragen“ und sie vielleicht sogar noch Jahre im Schrank liegen gehabt, obwohl sie gar nicht mehr tragbar war? Im Frühjahr 2016 hatte ich dann lange genug überlegt und habe es ausprobiert: Message - Hobbyschneiderin 24 - Galerie . Also in meinen Augen hat das absolut geklappt, dabei war das Original eine vielfach getragene Jeans und die war ziemlich verbeult.

 

Zeit für ein Remake – ich hab' mir nämlich eine Jeans im Ausverkauf gegönnt, die mir recht gut gefällt und etwas enger geschnitten ist als das, was ich sonst so trage. Und diesmal mache ich Fotos und zeige hier im Forum, wie ich das mache.

 

Was sollte man also idealerweise zur Hand haben, bevor man beginnt? Rischtisch, eine Jeans :engel:. Und zwar am besten eine frisch gekaufte, noch nicht gewaschene, ungetragene Jeans. Außerdem Stecknadeln, Schneiderkreide dunkel und weißen Baumwollstoff – ich habe Bomull von Ikea genommen, das hatte ich gerade auf einem Ballen und musste es nicht bügeln. Ein Schneiderlineal und bestenfalls ein langes Patchwork-Lineal.

Jeans Klon Bild02

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Man legt von einem der beiden Beine Seiten- und Innenbeinnaht aufeinander und richtet die Nähte sauber aus. Das steckt man auch so zusammen (auf dem Foto einmal von vorne und von hinten betrachtet):

Jeans Klon Bild03

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Dann steckt man Nadeln mit kleinem Kopf (hier wären die schönen Nadeln mit Knopfgriff fehl am Platze) genau auf die entstandene Falte vorne und hinten. Damit wird der Fadenlauf markiert (a).

Das sieht dann aufgeklappt so aus (b - weil man die Nadeln nicht gut sehen konnte, habe ich hier den Verlauf markiert in orange):

Jeans Klon Bild04

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Die Hose wird so glatt wie möglich ausgelegt.

 

Jetzt kommt der Bomull ins Spiel. Den lege ich glatt und in ausreichender Größe auf das glattgestrichene Bein und stecke zwischen den Fadenlauf-Markier-Nadeln von oben den Bomull fest. Es empfiehlt sich, vom Saum nach oben zu stecken. Dann wird innen neben den Nähten ebenfalls der Bomull festgesteckt. Nicht direkt in die Nähte stecken, ein bisschen Abstand ist da nicht verkehrt.

Jeans Klon Bild05

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Und dann schubbert man mit der Schneiderkreide alle sich durchdrückenden Nähte ab wie bei Bleistiftbildern von Blättern (falls die noch jemand kennt?). Und, total wichtig: man schubbert auch über die Stecknadeln, die den Fadenlauf markieren. Also über die Nadeln, die man nicht sieht, aber fühlen kann. Bei der Vorderhose schubbert man bis zum Bundansatz, den braucht man ja auch. Wo man es ganz genau haben will, also z.B. an der Schrittkurve, am Sattelansatz, Bundansatz, Taschen etc., nimmt man den Bleistift:

Jeans Klon Bild06

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Jetzt kann der Bomull schon runter von der Hose. Die Fadenlauf-Nadeln lasse ich immer in der Jeans stecken. Das ist auch gut so; wir sehen später, wozu das gut sein kann ;)

Jedenfalls lege ich das Stück Bomull glatt und gerade auf den Tisch und nehme mein Schneiderlineal zur Hand.

Die entstandenen Linien und Punkte verbinde ich mit dem Schneiderlineal so gut und weich, wie es eben geht. Und bin angenehm überrascht: da passt das meiste ohne großes Zirkeln. Das war bei der getragenen Jeans ganz anders, da war einiges an Feintuning zu leisten!

Jeans Klon Bild07

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Der Fadenlauf wird markiert sowie die Schrittlinie, welche bekanntermaßen waagrecht über den Fadenlauf quer durch die Schrittspitze verläuft. Da kommt dann schon etwas Schnittähnliches bei heraus (hier noch ohne Schrittlinie):

Jeans Klon Bild08

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Das wird entlang der Markierungen ausgeschnitten und ist dann auch schon fertig:

Jeans Klon Bild09

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Das gleiche geschieht jetzt mit der Hinterhose, wobei es da nicht ganz so leicht ist. Schließlich ist da normalerweise ein Po drin, also entsprechend viel Stoff, der eindimensional nicht so einfach glatt liegt.

 

Deshalb stecke ich zunächst zwischen die Fadenlauf-Markier-Nadeln den Bomull auf der Hose fest. Dabei achte ich besonders darauf, diesmal nur die oberste Lage der Jeans zu stecken. Auf keinen Fall darf die unten liegende Vorderseite mitgefasst werden!

 

Dann wird die Hose so gerade wie möglich hingelegt, so dass der äußere Teil von der Seitennaht bis zur Fadenlauf-Markierung glatt liegt. Entlang der Seitennaht und am Bund wird der Bomull festgesteckt. Auch hier arbeitet man am besten von unten nach oben.

 

Schubbern! Entlang der Seitennaht, Ansatzkante zum Sattel, Ansatzkante zum Bund (den hab' ich hier glatt vergessen...wäre aber wichtig gewesen) und Kanten der Po-Tasche.

Jeans Klon Bild10

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In der Naht markiere ich mit Bleistift.

Jeans Klon Bild11

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Nun hebe ich den Bomull über der Innenbeinnaht und der Schrittkurve ab, denn ich will die Jeans in diesem Bereich jetzt so glatt wie möglich auslegen.

Jeans Klon Bild12

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Dabei kommt jetzt zum Tragen, dass das Vorderbein beim Stecken nicht mitgefasst wurde. Denn ich kann die Hose so gegeneinander verschieben, dass der innere Bereich glatt liegt. Entlang der Innenbeinnaht, Schrittkurve, Sattel- und Bundansatz wird der Bomull glatt festgesteckt. Und dieser Bereich wird auch mit der Schneiderkreide abgeschubbert.

Jeans Klon Bild13

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Wenn man den Bomull dann abnimmt, hat man wieder sowas (und Achtung! Fälschlicherweise hier ohne Sattel, der gehört aber mit dazu!!!):

Jeans Klon Bild14

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Auch hier werden die Linien wieder mit dem Schneiderlineal verbunden, Fadenlauf und Schrittlinie werden eingezeichnet. Das entstandene Teil wird ausgeschnitten.

Nun will ich bei beiden Teilen die Knielinie markieren. Dazu lege ich den Saum auf die eingezeichnete Schrittlinie und markiere die entstandene Falte links und rechts.

Jeans Klon Bild15

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Und dann wird’s spannend. Also finde ich jedenfalls. Ich nehme ein großes Stück Schneiderpapier und ziehe eine sehr lange, durchgehende, gerade Linie mit dem Patchwork-Lineal (ich habe drei benutzt). Dabei muss man zusehen, dass man links und rechts genug Platz lässt.

Dann lege ich das abgenommene Schnittteil der Vorderhose mit dem eingezeichneten Fadenlauf auf die lange Linie, die ich gerade aufs Papier gebracht habe. Ich richte sozusagen Fadenlauf auf Fadenlauf aus. Oben und unten stecke ich das fest, der Rest wird mit Gewichten beschwert (man kann auch alles stecken, aber ich habe schon den Eindruck, dass das die Form beeinträchtigt.

Jeans Klon Bild16

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Mit einem spitzen Bleistift zeichne ich die Konturen nach. Außerdem übertrage ich markante Punkte wie die Gesäßtaschen (man kann gut die Eckpunkte markieren und dann später mit einem Lineal verbinden), Eingrifftaschen vorne, Gürtelschlaufen – all sowas halt.

Danach kann man das Stoffstück abnehmen und alle Linien mit dem Schneiderlineal nachzeichnen. Mit etwas Glück hat man so genau gearbeitet, dass es ohne viel Zirkelei geht.

Sieht fast schon aus wie ein Schnitt, was?

Jeans Klon Bild17

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So, bei mir folgt jetzt ein Zwischenschritt, der nicht notwendig gewesen wäre, hätte ich besser aufgepasst...:rolleyes: Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat (Gratulation zum Durchhaltevermögen!!!), weiß, dass ich den Sattel vergessen habe zu kopieren. Also nehme ich ein weiteres Stück Bomull (und hier zahlt sich jetzt aus, dass ich die Fadenlauf-Markier-Nadeln noch in der Jeans habe stecken lassen) und stecke das auf die Hinterhose. Dann wird wieder in zwei Etappen der Sattel abgenommen (also erst Außenseite, dann Innenseite - eben genau wie bei der Hinterhose vorher).

Jeans Klon Bild18

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Sicherheitshalber vergleiche ich natürlich das ausgeschnittene Sattelstück mit der Hosen-Abnahme:

Jeans Klon Bild19

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Hm. Das ist viel weniger kurvig, als das damals bei meinem ersten Versuch war. Allerdings war das auch ein anderer Schnitt. Ich kann das jetzt nicht auflösen; das muss warten, bis ich den Schnitt probenähen kann. Jedenfalls, wenn man es gleich richtig gemacht hätte und den Sattel mit kopiert hätte, müsste man ihn jetzt abschneiden. Jawoll, richtig gelesen!

 Und dann wird das Hinterhosen-Teil auf der langen Linie ausgerichtet, oben und unten festgesteckt und mit Gewichten beschwert. Dabei richte ich zuerst die Säume aufeinander aus und arbeite von unten nach oben.

Jeans Klon Bild20

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Das Hinterhosen-Teil wird dann genauso kopiert wie die Vorderhose. Und dann sieht das ungefähr so aus wie das hier:

Jeans Klon Bild21

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Jetzt ist noch wichtig, die Teile aufeinander abzustimmen. Die Säume sollten natürlich gleich hoch sitzen, deshalb haben wir ja unten angefangen, die Hinterhose auf die Vorderhose zu zeichnen. Wenn die Schrittlinie der Hinterhose etwas tiefer sitzt als bei der Vorderhose, ist das durchaus üblich und normal. Oft ist die Hinterhose im Bereich zwischen Knie und Schritt etwas kürzer (max. 1 cm, hat Heidi mal gesagt). Ausnahmsweise ist das bei mir gerade nicht der Fall, weil beides gleich lang ist – bei meinem ersten Versuch war das aber so (wie gesagt: anderer Hersteller, anderer Schnitt, andere Hose).

 

Dann messe ich die Seiten- und Innenbeinlängen. Die sollten (bis auf die Sache mit der kürzeren Innenbeinnaht an der Hinterhose, die auftreten kann) gleich sein. Wenn da gravierende Unterschiede auftreten sollten, müsst Ihr natürlich prüfen, woran das liegen kann.

Jeans Klon Bild22

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Sozusagen zum Schluss messe ich die Dehnbarkeit des verwendeten Jeans-Stoffs an der Hose (ich kann von 10 cm bis auf 12 cm dehnen, ohne zu zerren – also 20%). Eine entsprechene Notiz schreibe ich mir auf den Folienschnitt, wenn er fertig ist:

Jeans Klon Bild23

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Da an dieser Jeans ein gerade geschnittener Bund dran ist, messe ich einfach die Oberkanten des Schnitts aus und wie hoch der Bund ist. Aus diesen Maßen konstruiere ich ganz großartig und mit wichtiger Geste ein einfaches langes Rechteck :silly: und gebe dann einfach noch nach Gefühl vorne etwas zu. Habt Ihr einen Formbund, könnt Ihr den genauso abnehmen wie den restlichen Hosenschnitt. Bei meinem ersten Versuch war das nämlich so. Da Formbünde zusammengesetzt sind, kann man relativ einfach von Naht zu Naht kopieren.

 

Damit wären wir sozusagen schon fertig. Der Schnitt steht. Was jetzt noch folgt, sind Maler-Arbeiten. Man kopiert Vorder- und Hinterhosenteil auf Folie, Bund, auch der Sattel (dem man noch den Fadenlauf verpasst) und Taschen werden kopiert bzw. gezeichnet. Für den/das/die...ach wie heißt das jetzt schon wieder...auf Englisch Fly und Fly-Shield (?) schaue ich mir das Original ganz genau an und zeichne mir das einfach nach. Bei den Taschenbeuteln (die an diesem Jeans-Modell sehr klein ausfallen) mache ich das genauso.

 

Dann zeichnet man die Nahtzugaben an (wenn man das gerne möchte, manche machen das ja lieber erst beim Zuschnitt) und schneidet sich das aus. Jedes Teil wird natürlich genau beschriftet und zusammen mit dem Bomull-Klon in eine Klarsichthülle gesteckt.

Jeans Klon Bild24

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Jeans Klon Bild25

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Jeans Klon Bild26

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Und dann kann man das probenähen. Was ich jetzt nicht tun werde, weil ich andere Pläne habe :engel: Aber ich habe den Schnitt fertig in der Schublade und wenn ich Lust habe, schnappe ich mir den passenden Stoff (der am besten dem Original sehr nahe kommt) und nähe mein Probestück :)

 

Ich hoffe, Ihr konntet einen Einblick gewinnen in die Einfachheit dieser Methode. Da muss man nicht auf dem Kleidungsstück mit rutschiger Malerfolie hantieren oder die Hose auseinander nehmen, um die Schnittteile zu kopieren. Ich persönlich finde das hier genial und Spaß macht es auch.

 

Viel Erfolg, falls Ihr es einmal ausprobieren wollt!

 

Herzliche Grüße, haniah

bearbeitet 15. November 2017 von haniah
Bearbeitet von eufrosyne
doppelten Teil am Ende korrigiert
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@eufrosyne Du bist ja so ein Schatz - herzlichen, herzlichen Dank an Dich für Deine Mühe und Arbeit :powerknutscher: Dieser Artikel war und ist mir sehr wichtig, deshalb freue ich mich wirklich sehr, dass Du ihn gerettet hast :hug: 

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eufrosyne,

vielen vielen Dank fürs Wiederherstellen dieses Beitrags

und nochmal an haniah fürs Schreiben und Fotografieren des Beitrags.

 

liebe Grüße

Lehrling

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Grins, gern geschehen. Den Artikel fand ich sooo klasse :), und ausserdem kann ich ihn sicher mal brauchen. Wenn ich Zeit habe, bastele ich nach und nach bei den anderen weiter.

Ich weiss nicht, wie die Bearbeitung vom Originalartikel aussieht, möglicherweise kannst Du die Reparatur nehmen und in das Original einfügen. Dann würde auch der Anfang wieder stimmen.

 

Grüssle,

eufrosyne

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Auch von mir noch einmal herzlichen Dank an euch beide haniah und eufrosyne für diesen tollen Beitrag und eure Arbeit, die darin steckt!

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