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Nachbau oder Kopie einer HOWE Nähmaschine


merrit

Empfohlene Beiträge

Liebe Historiker im Forum,

 

Bei dieser Maschine handelt es sich offensichtlich um einen Nachbau eines Produktes der "Howe Machine Company"

So wie bei diesen ist auch hier eine Plakette in die Grundplatte eingelassen, mit dem Bildnis des Produzenten.

Ebenfalls ist auf der Trittplatte des Antriebes der Schriftzug HOWE ausgeführt.

Nicht aber wie im Original

HOWE

M*Co

(das steht für Howe Machine Company)

 

sondern hier

HOWE

M**S

(soll möglicherweise Howe Machine System heißen)

 

 

Es scheint ja wirklich eine ziemlich getreue Nachbildung zu sein.

Mit Schiebe-Rad-Transport, so wie es die frühen Maschinen hatten.

 

Was ist es aber wirklich ?

 

Ist es eine Lizenzfertigung in New York gefertigt ?

Gab es den Herrn J.Anger Jr. (auch ein Junior wie Elias Howe Jr.) tatsächlich, oder ist es eine plumpe Fälschung aus europäischer Fertigung, die nur die Merkmale der HOWE Maschinen nachahmt?

 

Ziemlich alt dürfte sie jedenfalls trotzdem sein.

Nehme mal an, das dieses Maschinensystem (in den Grundzügen 1854 entwickelt) schon 1880 spätestens aber 1890 als veraltet und überholt gegolten hat. Und nur als Schaustück hat man es sicher nicht produziert.

Dazu hätten Material und Werkzeuge für die Herstellung zu viel Geld gekostet. War also sicher als Produktionsmittel gedacht.

Die Verkäuferin hat übrigens berichtet, ihr Vater hätte das Stück vor ca. 40 Jahren auf einem Flohmarkt erworben. (Die historisierende Fernost Fälschung einer Antiquität scheidet damit ebenfalls aus.)

Damit würde ich jedenfalls ..... "vor 1890" schätzen. (Eine C64 Datierung der Holzteile ist mir leider zu teuer :rolleyes:)

 

Zwar sind keine weiteren Zubehörteile dabei,

soweit ist sie aber komplett, mit Schiffchen und einer Spule.

Eine Nadel war eingespannt die funktioniert. (Kolben-lose ziemlich lange Nadel)

Sie näht zwar geräuschvoll aber ordentlich. Stichlänge bis 6mm.

Zur Einstellung der Stichlänge wird übrigens der schräge Kegel am Ende der Grundplattenwelle mit der Stellschraube verschoben.

 

Die beiden großen Kurvenwalzen der Grundplattenwelle steuern die Bewegung des Schiffchens und des Nadelstangen-Antriebes. Dabei warten jeweils Schiffchen und Nadelstange in den Endlagen bis das andere Teil fertig ist, um dann möglichst schnell die eigene Bewegung auszuführen. Stop and Go sozusagen. Nicht die günstigste Voraussetzung für einen geräuscharmen und vibrationsfreien Lauf.

Ebenfalls nachteilig an dieser Konstruktion sind die vielen offenen Gleitflächen. (soviel zu "veraltet und überholt")

 

Seriennummer:

Am Schieber hinten ist außen 15489 und auf der Unterseite 115489 eingestanzt.

am Schieber vorne ist 4596 eingestanzt.

 

Bedienungsanleitungen für die Originale von HOWE Sewing Machine Company (die älteren Maschinen produziert vom Bruder des Erfinders Amasa Howe) und der HOWE Machine Company findet man verschiedentlich im Netz.

 

Vielleicht helfen die Bilder bei der Fragestellung - Lizenzfertigung in New York - Kopie oder Fälschung.

 

herzliche Grüße

 

merrit

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Veröffentlichte Bilder

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Maschine.

 

Also ich glaube nicht das es sich um einem Klon handelt. Bislang habe ich nur eine original Hower beobachten können, die in der Bucht zu astronomischen Geboten unter den Hammer kam.

 

Eigentlich wurde die Hower ja unrechtmässig von Singer produziert, so steht es nachzulesen. Da der gute Hower m.E. große finanzielle Schwierigkeiten hatte, wäre es denkbar das das Hower- Projekt anfänglich von einem fähigen Unternehmer umgesetzt/ unterstüzt wurde. ( Vielleicht dem damaligen Arbeitgeber Howers??? ) Genau hier würde ich meine Recherche ansetzen.

 

Der Maschinenkopf sieht jedenfalls nach einem Original aus, weshalb ich vermute das die Maschine tatsächlich aus Howers Anfängen stammt. Gerade das würde sie 'nähmaschinengeschichtlich' noch wertvoller machen.

 

 

M.f.G.: Martin

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sd15.gif

 

jedenfall ist es eine außergewöhnliche Konstruktion

das Schiffchen geht rechts von der Nadelstange vor und zurück

 

singer langschiffchen gingen hinter der nadel von links nach rechts und zurück

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Herzlichen Glückwunsch zu dieser Maschine.

 

Also ich glaube nicht das es sich um einem Klon handelt. Bislang habe ich nur eine original Hower beobachten können, die in der Bucht zu astronomischen Geboten unter den Hammer kam.

 

Eigentlich wurde die Hower ja unrechtmässig von Singer produziert, so steht es nachzulesen. Da der gute Hower m.E. große finanzielle Schwierigkeiten hatte, wäre es denkbar das das Hower- Projekt anfänglich von einem fähigen Unternehmer umgesetzt/ unterstüzt wurde. ( Vielleicht dem damaligen Arbeitgeber Howers??? ) Genau hier würde ich meine Recherche ansetzen.

 

Der Maschinenkopf sieht jedenfalls nach einem Original aus, weshalb ich vermute das die Maschine tatsächlich aus Howers Anfängen stammt. Gerade das würde sie 'nähmaschinengeschichtlich' noch wertvoller machen.

 

 

M.f.G.: Martin

 

 

Hallo Martin,

 

also ganz so alt dürfte die Maschine nicht sein.

Das mit der Plakette haben Elias Howe und die Stockwell Brothers (seine Schwägern) erst mit der eigenen Produktion eingeführt. Diese Fabrikation wurde 1865 eröffnet. Da war Elias Howe schon ein reicher Mann.

 

Sein Bruder Asmasa hatte ja ein sehr ähnliches Modell aber mit anderen markenspezifischen Merkmalen (und auch mit Unterstützung von Elias) bereits seit 1854 fabriksmäßig hergestellt. Und seit 1854 erhielt Elias Howe schon Lizenzgebühren von den anderen Produzenten, einschließlich Isaac Singer.

 

Ich tippe daher schon eher auf eine spätere Lizenzfertigung oder Produktpiraterie.

 

herzliche Grüße

 

merrit

Bearbeitet von merrit
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Hallo Tammy,

 

danke für den Link. ist aber nur ein Photo.

Gibt es erkärenden Text dazu auch?

 

Danke

 

merrit

 

Hallo Merrit,hier kannst Du lesen was unter dem Bild steht. Irgendwo habe ich mal vor einigen Jahren Online gelesen damals konnte man auf alten Maschinen den Kopf von Leuten auf dem Medallion finden,wie hier weiter unten auf dem Howe Medallion.Deshalb denke ich Deine Maschine ist eine echte,seltene alte Nähmaschine von J.Anger Jr. für "Howe S.M.Co" und von Firma "Howe S.M.Co" hergestellt.

 

Tante Google ist eigenartig,je länger und öfter man etwas sucht was sich nicht leicht finden lässt erinnert sich Tante Google dran.Eines Tages findet man was man gesucht hat und wundert sich warum man das nicht gleich gefunden hat. :D So geht es mir mit dem Nähmaschinen Namen J. Anger den ich schon mal irgendwo gelesen habe. ;)

Bearbeitet von Schnuckiputz
irgendwo
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Hallo merrit,

das ist ein Nachbau von dem Josef Anger. Auf der Plakette steht zwar, das der J. Anger Jr. von New York kommt, aber er hat dort nur gewohnt / gearbeitet. Nach seiner Heimkehr nach Wien gründete der J. Anger da eine Nähmaschinen-Produktionsstätte.

Die Kurvenwalzen sehen bei einer originalen Howe Maschine auch anders aus. Die sind der Kurvennut nach entsprechend gearbeitet.

 

Ludger

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Hallo merrit,

das ist ein Nachbau von dem Josef Anger. Auf der Plakette steht zwar, das der J. Anger Jr. von New York kommt, aber er hat dort nur gewohnt / gearbeitet. Nach seiner Heimkehr nach Wien gründete der J. Anger da eine Nähmaschinen-Produktionsstätte.

Die Kurvenwalzen sehen bei einer originalen Howe Maschine auch anders aus. Die sind der Kurvennut nach entsprechend gearbeitet.

 

Ludger

 

Danke, Ludger ! :)

 

Anger,Josef.Produziert wurden nun Nähmaschinen nach dem Howe-System, die eigene Anger-Nähmaschine und auch Spezialnähmaschinen für Schuster. 1886 traten seine Söhne in die Firma ein, die sich ab nun "Anger & Söhne" nannte.

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wien war ein wichtiges stichwort, danke, ludger! (*)

 

 

Josef Anger war schlosser und arbeitete in einer buchdruckmaschinenfabrik. 1852 wanderte er mit seiner frau nach new york aus. dort erlebte er den hype um die neuen nähmaschinen, arbeitete bei singer und entwickelte eine eigene nähmaschine, die "Anger Nähmaschine", die 1863 prämiert wurde. in der folge betrieb er in new york bis 1865 eine eigene kleine nähmaschinenproduktion, die er wegen der schlechten wirtschaftlage wieder schließen musste.

 

nach wien zurückgekehrt gründete er 1866 im damaligen vorort hernals eine nähmaschinenfabrik. die hieß Maschinenfabrik Anger und Müller, später Nähmaschinenfabrik Josef Anger und ab 1886 Anger & Söhne.

 

also stammt deine entweder aus new york aus der zeit bis 1865 oder er hat später in wien noch die alten plaketten aufgebraucht. (**)

 

Anger, Josef | Biographien im Austria-Forum

Liste der Straßennamen von Wien/Hernals – Wikipedia

 

(*) heute vormittag hatte ich schon ziemlich lang erfolglos gesucht, aber immer in verbindung mit new york und "sewing machine" auf englisch.

 

//ps (**) oder die plaketten waren ein marketingschmäh. "j. anger jr - new york" klingt ja viel weltmännischer als "j. anger - hernals" ;)

Bearbeitet von ju_wien
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Also erstmals vielen Dank für die vielen Recherchen und Beiträge.

Meine Vermutung, daß es sich um einen in Europa hergestellten Nachbau handelt, wird immer wahrscheinlicher.

Ich denke, den Handel über den Großen Teich konnten sich damals nur wirklich große Firmen leisten.

 

Alles in allem legen die von ju_wien zuletzt genannten Fakten folgenden Schluß nahe:

 

Die Maschine wurde in Wien, Hernals von Josef Anger hergestellt. und zwar frühestens ab 1866.

Ob seine Söhne die nach dem Ableben des Vaters 1882 erst 1886 (???? lt der Info im Austria Forum) in die Firma eintraten noch dieses veraltete Modell herstellten wäre noch zu klären. Wahrscheinlich erscheint es mir nicht.

Ebenso ist offen ob es ein autorisierter Nachbau oder Kopie ist. Möglicherweise waren damals schon die, 1854 an Howe erteilten Patente erloschen. Ich würde also sagen - hergestellt zwischen 1866 und 1880.

 

Die Maschine ist tatsächlich eine sehr getreue Kopie der Howe MCo Produkte.

Walzenförmige Kurvenscheiben gab es auch dort.

Sewing Machines | Historical Trade Literature in Smithsonian Collections

Allerdings hat meine Maschine einen etwas längeren Arm. Daher ist die Walze für den Schiffchentreiber etwas nach links versetzt. Die materialsparenderen Kurvenscheiben gab es bei der Howe MCo erst bei der Serie B, bei der auch die Stichlängeneinstellung nach oben auf die Grundplatte verlegt wurde.

Sewing Machines | Historical Trade Literature in Smithsonian Collections

 

Möglicherweise handelt es sich auch bei der hier vorgestellten Maschine um eine Handwerker Ausführung für Schuster oder Sattler.

Der verlängerte Arm, sowie Schieberadtransport und Rollenfuß würden gut dazu passen.

 

 

nochmals vielen Dank

 

merrit

 

P.S.: zu den Ähnlichkeiten -

Sogar das Gestell sieht genauso aus wie bei Howe MCo.

Vergleiche hier: Sewing Machines | Historical Trade Literature in Smithsonian Collections

und das Photo unten. Der Anguß für die Montage des Spulers unter dem Tisch wie in der Anleitung vom Smithsonian dargestellt ist übrigens ebenfalls vorhanden. Auch wenn bei dieser Maschine der Spuler hinter dem Arm auf der Grundplatte montiert ist.

 

Anbei ein Bild vom Schiffchen. Auch diese Konstruktion stimmt exakt mit der Beschreibung in der Original HOWE Bedienungsanleitung überein. Einschließlich des Linksgewindes bei der Stellschraube für die Fadenspannung.

kIMG_5115.jpg.3e12ae66ba1c5d6369cd3280dd038c06.jpg

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Bearbeitet von merrit
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1846: Elias Howe patents the first practical sewing machine and threads his way into the fabric of history.

 

Smithsonian The National Museum of American History.1846 Howe Jr.'s Sewing Machine Patent Model.Howe’s patent claims were upheld in court to allow his claim to control the combination of the eye-pointed needle with a shuttle to form a lockstitch. Howe met with limited success in marketing his sewing machine. Subsequent inventors patented their versions of sewing machines, some of which infringed on Howe’s patent. He quickly realized his fortune depended on defending his patent and collecting royalty fees from sewing machine manufacturers. These royalty licenses granted companies the right to use the Howe patent on their machines.

 

In 1856, after years of lawsuits over patent rights, Elias Howe and three companies, Wheeler & Wilson, Grover and Baker, and I. M. Singer, formed the first patent pool in American industry. The organization was called the Sewing Machine Combination and/or the Sewing Machine Trust. This freed the companies from expensive and time-consuming litigation and enabled them to concentrate on manufacturing and marketing their machines.

 

The royalties for Howe ended when his patent ran out in 1867, but received money for all sewing machines produced in the United States. (Howe’s sewing machine only went so far,but Singer is the man who made it a household name).

 

Singer wurde als achtes Kind des Mühlenbauers Adam Reisinger geboren. Wie er selbst 1853 in einem Interview sagte, waren seine Eltern "deutscher Herkunft").

 

Angergasse (Dornbach), 1979 benannt nach dem Fabrikanten und Erfinder Josef Anger (1837–1882). Er wanderte nach Amerika aus und arbeitete in der Nähmaschinenfabrik Singer; dort entwickelte er die „Anger-Nähmaschine“. Nach Österreich zurückgekehrt, gründete er in Hernals eine Nähmaschinenfabrik und Eisengießerei. Anger erfand auch eine verbesserte lithografische Presse. Für seine Arbeiter errichtete er Wohnhäuser,und er gründete eine Stiftung für bedürftige Schulkinder.

 

Merrit,Du hast eine echte Nähmaschine,ob von J. Anger Jr. nachgebaut oder für "Howe S.M.Co" und von Firma "Howe S.M.Co" hergestellt.

 

Wichtig für mich ist nicht nur die Geschichte von alten Nähmaschinen die ich habe,oder nicht. J. Anger war ein guter Mensch der für seine Arbeiter Wohnhäuser hatte und für bedürftige Schulkinder eine Stiftung gegründet hat. Ich kenne heute keine Nähmaschinenfabrik die für ihre Arbeiter Wohnhäuser errichtet hat. Oder kennt jemand anders so eine gute Nähmaschinenfabrik heute ?

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Ob seine Söhne die nach dem Ableben des Vaters 1882 erst 1886 (???? lt der Info im Austria Forum) in die Firma eintraten

 

über dieses detail bin ich zunächst auch gestolpert. allerdings kann das verlassenschaftsverfahren, wenn sich im nachlass ein größeres unternehmen befindet, durchaus 1-2 jahre oder noch länger dauern (habe ich bei unseren kunden immer wieder erlebt). mit in die firma "eintreten" ist hier offenbar das eintreten als erben und eigentümer gemeint und nicht die frage, ob sie schon früher dort gearbeitet haben und ggf. auch als nachlassverwalter schon leitungsaufgaben übernommen haben.

 

in den osterferien ist das hernalser bezirksmuseum geschlossen, aber nachher werde ich einmal hinschauen. vielleicht findet sich dort noch mehr, auch über das weitere schicksal des unternehmens.

 

wer den wilhelm im regal stehen hat, könnte auch einmal reinschauen. mich würden zb details zu der 1863 prämiierten "Anger Nähmaschine" interessieren, die er ja in seiner zeit bei singer konstruiert hat.

 

zu nachau / raubkopie usw noch ein patentrechtliches detail: patente gelten territorial. dh, wenn Howe ein patent in den USA hatte, dann konnte er anderen nur das herstellen und "in verkehr bringen" (= verkaufen) in den USA verbieten. in allen anderen teilen der welt konnte und durfte jeder die maschine nachbauen, solange er sie bloß nicht in die USA exportiert hat.

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Liebe Freunde,

 

danke, durch Eure Beiträge weiß wissen wir nun schon so viel mehr über diese Maschine.

 

Bitte nicht falsch verstehen - bin ja auch begeistert, daß ich ein solch geschichtsträchtiges Exemplar einfangen konnte.

Ich habe mich um sie bemüht weil ich die Chance sah ausprobieren zu können, wie eine der ersten industriell gefertigen Nähmaschinen funktioniert.

Um so größer die Freude, daß an der Maschine keine größeren Schäden feststellbar und das Gerät komplett ist. D.h. Schiffchen, Spuler, Fadenleitösen, Fadenanzugsfeder usw. waren dabei. Keine Selbstverständlichkeit nach ca. 140 Jahren seit der Herstellung.

Ja, und nachdem ein großteil der eingetrockneten Wagenschmiere entfernt war konnte sie nach relativ kurzer Zeit gängig gemacht werden.

 

Ich möchte auch nicht die Leistung von Josef Anger kleinreden, der als Nähmaschinenfabrikant der ersten Stunde auf diese neue Technologie vertraut hat.

Und bemerkenswert ist auch sein soziales Engagement, das heute viele Fimen vermissen lassen, vorallem dann, wenn sie sich nur am Börse-Wert orientieren.

 

Die Bemerkungen zur Technologie sind ein Versuch den Herstellungszeitraum möglichst einzugrenzen.

 

Dazu einige historische Daten

 

Seit 1865 hatten die Singer A - Langschiffmaschinen weite Verbreitung gefunden.

Wheeler & Wilson Maschinen mit Umlaufgreifer wurden schon seit 1852 gebaut.

Mit der neuen No. 8 wurde 1872 eine richtungsweisende höchst attraktive Alternative zu den Schiffchen Nähmaschinen vorgestellt. Nun mit gerader Nadel arbeitend und mit einem gesteuerten Fadenanzugshebel sowie einer Spulenkapsel mit einstellbarer Unterfadenspannung ausgestattet.

1878 wurde der Bahnschwinggreifer wie er u.a in der Singer 18 oder Pfaff 24 angewendet ist marktreif gemacht.

Eine Idee die in der Weiterentwicklung von Diehl 1887, als CB-Greifer bis heute in vielen Haushaltsnähmaschinen zu finden ist.

Und all diese Neuerungen wurden als Nachbauten, oder Weiterentwickungen von der Nähmaschinenindustrie in Deutschland Frankreich und England aufgegriffen und führte zu einer Vielzahl von neuen Modellen mit verbesserten Eigenschaften.

Die Firmen Howe Sewing Machines und Howe Machine Co. waren dann 1886 Geschichte, nachdem aus sie vorher schon neuere Modelle (auch angelehnt an den Mitbewerbern) in das Programm aufgenommen hatten.

 

Und auch die Konkurrenz in Österreich schlief nicht.

 

Seit 1867 handelt Johann Jax in Linz mit Nähmaschinen (System Wheeler & Wilson), und beginnt ab 1892 mit einer eigenen Erzeugung (Markennamen "Christoph Columbus"). http://www.ooegeschichte.at/uploads/tx_iafbibliografiedb/hjstl_1971_0191-0218.pdf

 

August Rast macht sich 1868 als Nähmaschinenerzeuger in Wien selbstständig. Er hatte bei dem nach Wien ausgewanderten amerikanischen Fabrikanten L.Bollmann gearbeitet, der bereits in den 1860er Jahren in Wien Nähmaschinen nach System Groover & Baker herstellte. Zur Jahrhundertwende galt dann Rast & Gasser als größte Nähmaschinenfabrik der Österreichisch Ungarischen Monarchie. Rast, August

 

 

Die hier gezeigte Maschine ist wohl nach der Rückkehr von Josef Anger aus New York entstanden.

Bis wann aber könnte dieses doch recht altertümliche Modell hergestellt worden sein - um den spätesten Zeitpunkt der Herstellung einzugrenzen ?

 

herzliche Grüße

 

merrit

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Und auch die Konkurrenz in Österreich schlief nicht.

 

Die hier gezeigte Maschine ist wohl nach der Rückkehr von Josef Anger aus New York entstanden.

 

Bis wann aber könnte dieses doch recht altertümliche Modell hergestellt worden sein - um den spätesten Zeitpunkt der Herstellung einzugrenzen ?

 

herzliche Grüße

 

merrit

 

Hallo Merrit,vielleicht kann ein Nähmaschinenmuseum in Österreich mit Hilfe von der Seriennummer Deine Frage genau beantworten.

 

Das älteste Modell im Museum in Hafnerbach ist aus dem Jahre 1810,steht Online.Es gibt noch mehr,zum Beispiel eine historische Nähmaschinensammlung im Kulmhof in Tauplitz.Dort befinden sich z. B. einige Rast & Grasser - Maschinen, eine der ältesten und bedeutendsten Nähmaschinenfabriken, gegr. 1868 von August Rast (1846-1922) in Wien, in der Sammlung. Es sind unter anderem auch Maschinen für die eigens eingerichtete Schusterwerkstatt dabei,steht Online.

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Bis wann aber könnte dieses doch recht altertümliche Modell hergestellt worden sein - um den spätesten Zeitpunkt der Herstellung einzugrenzen ?

vielleicht kann dir das hernalser bezirksmuseum zumindest sagen, bis wann die Maschinenfabrik Josef Anger & Söhne bestanden hat. kontaktdaten: Industrialisierung - Startseiteportal (von all den auf dieser seite genannten industriebetrieben besteht heute afaik nur mehr die schokoladefabrik manner), weitere mögliche informationsquellen wären das technische museum in wien Technisches Museum Wien

das stadt- und landesarchiv Wiener Stadt- und Landesarchiv (MA 8) und die wienbibliothek Wienbibliothek im Rathaus (MA 9)

 

außerdem gibt es noch ein nähmaschinenmuseum in kufstein Nähmaschinenmuseum Madersperger Kufstein - Urlaub Tirol im Ferienland Kufstein - Urlaub Angebote für die Ferien in Tirol von dem ich aber keine e-mail adresse oder telefonnummer gefunden habe und eine in tauplitz (steiermark) Gemeinde Tauplitz: Nähmaschinenmuseum

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Hallo Tammy, hallo ju-wien,

 

vielen Dank für die vielen Hinweise.

Werde mich auf die Suche machen. Wenn ich was rausfinde melde ich mich wieder.

 

Aber erstmal schöne Ostern.

 

herzliche Grüße

 

merrit

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zur datierung deiner maschine hilft das noch nicht, aber ich habe wieder ein mosaiksteinchen gefunden: im "Lehmann" (das ist ein historisches wiener adressverzeichnis, sozusagen das google des 19. jhts) fand ich im band von 1885, im abschnitt protokollierte firmen den eintrag:

 

Anger, Josef & Söhne, Hnls. [=Hernalser] Hauptstr. 124, Nlge. Opernring 17, Öff. Ges. seit 1. April 1881: Josef Anger, Franz Anger u. Alois Anger, Maschinenfabrik. 1182 - A - B - Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger - Seite - Wienbibliothek - wbr01 - wienbibliothek

 

und 1893 steht dann: Anger, Josef & Söhne, Hnls. Hauptstr. 124; Öff. Ges. Franz Anger, Alois Anger u. Wilhelm Anger.

 

Also waren die Söhne Franz und Alois schon zu Lebzeiten des Josef Anger Mitgesellschafter, Wilhelm erst später.

 

der lehmann reicht zwar weiter zurück (1859), aber da Hernals damals noch nicht zu wien gehörte, waren die firmen in den vororten noch nicht enthalten. außerdem hat es früher ziemlich lang von der gründung eines unternehmens bis zur veröffentlichung der registrierung im handelsregister gedauert. 1885 ist der früheste eintrag zu anger, den ich gefunden habe. den spätesten muss ich erst suchen. falls jemand mittun will: Adolph Lehmann's allgemeiner W - Inhalt - Wienbibliothek - wbr01 - wienbibliothek

 

//nachtrag: die firma Josef Anger & Söhne bestand jedenfalls noch bis 1942, das ist der letzte "Lehmann" band 1524 - A - B - Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger - Seite - Wienbibliothek - wbr01 - wienbibliothek

 

in den jahren davor finden sich in den eintragungen immer wieder änderungen bei den gesellschaftern, offenbar sind die enkelsöhne eingetreten und die söhne sind entweder gestorben oder haben die firma verlassen. 1938 ist "josef anger" als inhaber angeführt. was nach 1942 passierte, ob die fabrik im krieg zerstört wurde oder nachher geschlossen wurde, werde ich vielleicht nach ostern im bezirksmuseum erfahren können. aber für deine maschine ist das dann ohnehin schon irrelevant, denn die ist von der bauart her viel älter.

Bearbeitet von ju_wien
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  • 2 Monate später...
Liebe Historiker im Forum,

 

Bei dieser Maschine handelt es sich offensichtlich um einen Nachbau eines Produktes der "Howe Machine Company"

So wie bei diesen ist auch hier eine Plakette in die Grundplatte eingelassen, mit dem Bildnis des Produzenten.

Ebenfalls ist auf der Trittplatte des Antriebes der Schriftzug HOWE ausgeführt.

Nicht aber wie im Original

HOWE

M*Co

(das steht für Howe Machine Company)

 

sondern hier

HOWE

M**S

(soll möglicherweise Howe Machine System heißen)

 

 

Es scheint ja wirklich eine ziemlich getreue Nachbildung zu sein.

Mit Schiebe-Rad-Transport, so wie es die frühen Maschinen hatten.

 

Was ist es aber wirklich ?

 

Ist es eine Lizenzfertigung in New York gefertigt ?

Gab es den Herrn J.Anger Jr. (auch ein Junior wie Elias Howe Jr.) tatsächlich, oder ist es eine plumpe Fälschung aus europäischer Fertigung, die nur die Merkmale der HOWE Maschinen nachahmt?

 

Ziemlich alt dürfte sie jedenfalls trotzdem sein.

Nehme mal an, das dieses Maschinensystem (in den Grundzügen 1854 entwickelt) schon 1880 spätestens aber 1890 als veraltet und überholt gegolten hat. Und nur als Schaustück hat man es sicher nicht produziert.

Dazu hätten Material und Werkzeuge für die Herstellung zu viel Geld gekostet. War also sicher als Produktionsmittel gedacht.

Die Verkäuferin hat übrigens berichtet, ihr Vater hätte das Stück vor ca. 40 Jahren auf einem Flohmarkt erworben. (Die historisierende Fernost Fälschung einer Antiquität scheidet damit ebenfalls aus.)

Damit würde ich jedenfalls ..... "vor 1890" schätzen. (Eine C64 Datierung der Holzteile ist mir leider zu teuer :rolleyes:)

 

Zwar sind keine weiteren Zubehörteile dabei,

soweit ist sie aber komplett, mit Schiffchen und einer Spule.

Eine Nadel war eingespannt die funktioniert. (Kolben-lose ziemlich lange Nadel)

Sie näht zwar geräuschvoll aber ordentlich. Stichlänge bis 6mm.

Zur Einstellung der Stichlänge wird übrigens der schräge Kegel am Ende der Grundplattenwelle mit der Stellschraube verschoben.

 

Die beiden großen Kurvenwalzen der Grundplattenwelle steuern die Bewegung des Schiffchens und des Nadelstangen-Antriebes. Dabei warten jeweils Schiffchen und Nadelstange in den Endlagen bis das andere Teil fertig ist, um dann möglichst schnell die eigene Bewegung auszuführen. Stop and Go sozusagen. Nicht die günstigste Voraussetzung für einen geräuscharmen und vibrationsfreien Lauf.

Ebenfalls nachteilig an dieser Konstruktion sind die vielen offenen Gleitflächen. (soviel zu "veraltet und überholt")

 

Seriennummer:

Am Schieber hinten ist außen 15489 und auf der Unterseite 115489 eingestanzt.

am Schieber vorne ist 4596 eingestanzt.

 

Bedienungsanleitungen für die Originale von HOWE Sewing Machine Company (die älteren Maschinen produziert vom Bruder des Erfinders Amasa Howe) und der HOWE Machine Company findet man verschiedentlich im Netz.

 

Vielleicht helfen die Bilder bei der Fragestellung - Lizenzfertigung in New York - Kopie oder Fälschung.

 

herzliche Grüße

 

merrit

 

Hallo merrit,

 

sehr interessante Maschine, ganz bestimmt keine Fälschung sondern offensichtlich eine (in Lizenz?) gebaute Weiterentwicklung des Modell C "heavy duty".

 

Sieht auf den ersten Blick genau so aus wie meine Howe Modell C, importiert von Johann Jax in Linz (Steht anstatt "Howe" auf dem Tretpedal). Bilder kann ich derzeit leider nicht posten, hole ich aber nach, wenn Du willst.

 

Deine Maschine hat aber den Radtransport und den Rollfuß für Lederarbeiten.

 

 

lieben Gruß Helmut

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Hallo merrit,

 

sehr interessante Maschine, ganz bestimmt keine Fälschung sondern offensichtlich eine (in Lizenz?) gebaute Weiterentwicklung des Modell C "heavy duty".

 

Sieht auf den ersten Blick genau so aus wie meine Howe Modell C, importiert von Johann Jax in Linz (Steht anstatt "Howe" auf dem Tretpedal). Bilder kann ich derzeit leider nicht posten, hole ich aber nach, wenn Du willst.

 

Deine Maschine hat aber den Radtransport und den Rollfuß für Lederarbeiten.

 

 

lieben Gruß Helmut

 

 

Hallo Helmut,

 

Ja, Photos würden mich natürlich interessieren.

 

Im Formular in dem Du deine Nachricht schreibst, gibt es unten einen Button "Anhänge verwalten".

Das is' es.

 

Vorher auf max 800x600 pixel verkleinern.

 

hertzliche Grüße

 

merrit

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  • 2 Wochen später...
  • 3 Wochen später...

Hallo Helmut,

 

nochmals vielen Dank für die vielen interessanten Photos von der sehr schönen Maschine. (Und auch Deine Unterstützung bei der MEWA KOMA)

Bin nur leider jetzt im Sommer ziemlich beschäftigt.

 

Werde wohl erst wieder im Herbst mehr Zeit für die Restauration der Teile finden.

 

herzliche Grüße

 

merrit

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Lieber merrit,

 

die Howe habe ich zusammen mit einem ziemlich umfangreichen Konvolut von Nähmaschinenteilen (nicht dazu gehörig) erstanden. Die Tischplatte war leider nicht mehr zu retten, erstens war sie auch nicht mehr original und zweitens völlig holzwurmzerfressen. Ich habe mich also für die schlichte Lösung einer Baumarkt-Buchenholzplatte entschieden (geölt).

Die Grundplatte der Maschine war ziemlich rostig, nur mehr Spuren von Lack vorhanden. Die habe ich abgeschliffen, mit Nitrorostschutzgrund behandelt und dann eine mit Spiritusbeize schwarz gefärbte Schellackpolitur (div. Schichten) aufgebracht. Die teilweise noch vorhandenen decals auf dem Korpus waren unter einer schwarzen Lackschicht versteckt, ich habe sie mühsam mit Lösungsmittel (WD-40 Universal-Schnellreiniger) freigelegt und dann mit klarer Schellackpolitur konserviert. Ich habe zwar noch keine passende Nadel aufgetrieben, aber ich denke sie wird nähen.

 

Bezüglich der Koma hast Du mir sehr viel mehr geholfen als umgekehrt. Wenn Du Detailfotos mit Maßen der Teile brauchst, die Dir fehlen, kann ich die Fadenspannung gerne noch einmal zerlegen.

 

lieben Gruß, Helmut

Bearbeitet von Hosenkürzer
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