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Nähmaschine - Anlasser - Pedal - Fußschalter

 

Ein Bericht, der vielleicht für manchen Verbraucher hilfreich sein könnte.

 

Nach dem Einstecken des Kabels brummte die Nähmaschine, wie vor dem Anlaufen des Motors, obwohl niemand auf das Pedal drückte. Sie nähte auch, aber beim Loslassen des Pedals war das Brummen weiterhin hörbar.

Als ich die Nähmaschine mitsamt Anlasser zur Untersuchung an einem anderen Platz wieder einsteckte, lief diese langsam von selbst an, auch bei Schalterstellung Null an der Maschine. Jetzt bestätigte sich mein Verdacht, dass es nur der Fußschalter sein konnte.

 

Die Maschine ist eine Haushaltsnähmaschine Marke FIF NM-800 von Aldi und hat damals ungefähr 80 Euro gekostet. Sie hat schon jahrelang gute Dienste geleistet, nur im Handrad brach einmal der Mitnehmerdorn ab. Weil es keine Ersatzteile gab, musste ich selbst eine Lösung dazu finden und am nächsten Tag lief sie wieder. Wie alle Haushaltsnähmaschinen stammt auch die Maschine mitsamt Fußschalter aus chinesischer Produktion. Der Steckertyp ist auf Bild 1 zu sehen.

 

Ich hebelte, wie auf Bild 2 ersichtlich, das Pedal vom Gehäuse ab. Hierbei muss man vorsichtig vorgehen, da das Material ein Hartkunststoff (Duroplast) ist.

Dazu ein allgemeiner Tipp: Nie bei Kälte mit Kunststoffen hantieren (z. B. draußen am Auto, Türverkleidungen, Armaturenbrett, usw.), denn bei Kälte werden Kunststoffe spröde und brechen leicht, wenn man sie biegen will.

 

Nach dem Abhebeln des Pedals sieht man auf Bild 3 links im Gehäuse eine lange Schraubenfeder als Druckfeder zum Anheben des Pedals.

Neben der Schraubenfeder ist der metallene Schieberegler zu sehen, der zum "Gasgeben" dient. Davor ist ein Schalter mit einem Metallhebel zu sehen, der bei Entlastung den Stromkreis unterbricht. Rechts davon befindet sich die weitere Elektronik mit Kondensatoren, Widerständen, usw. auf der Platine, bis zum Eingang der Netzspannung.

Im Bild oberhalb des Schiebereglers ist eine Gleitbahn aus Kunststoff mit einem Kunststoffgleiter zu sehen, der von einer Schenkelfeder mitsamt dem Schieberegler zurückgehalten wird. Die Schenkelfeder ist in einem Zapfen befestigt und wird mit der Scheibe und der Kreuzschlitzschraube gesichert.

Das Funktionsprinzip ist so: Der Keil des Pedals (auf Bild 4 zu sehen) wird beim Betätigen des Pedals heruntergedrückt und schiebt den Kunststoffgleiter auf dem Bild nach rechts. Dabei nimmt die Schenkelfeder auch den Schlitten des Schiebereglers mit. Dieser betätigt zuerst den Metallhebel des Schalters, der die Stromzufuhr freigibt und mit weiterem Druck auf das Pedal nimmt die Geschwindigkeit zu.

 

Wie ich unmittelbar nach dem Öffnen sehen konnte, war der Schieberegler nicht ganz zurückgestellt, deshalb lief die Maschine von selbst an. Die Schenkelfeder war gebrochen. Beim Abnehmen der Scheibe mit der Kreuzschlitzschraube sah man die Bruchstelle am Übergang von der Wicklung zum oberen Schenkel. Sie hielt noch an einigen Fasern zusammen und stellte deshalb den Regler noch bis zur Hälfte zurück. Beim ersten Herausnehmen brach sie dann ganz. Siehe Bild 5, diesmal ohne den Kunststoffgleiter und ohne Sicherungsscheibe dargestellt.

 

Die Schenkelfeder (Bild 6) im Wert von einigen Cent gibt es natürlich nicht einzeln zu kaufen, schließlich wollen die Händler ein gutes Geschäft machen. Jeder, der einen Metallberuf erlernt hat, kann sich so eine Feder ohne weiteres selbst anfertigen. Dazu sind lediglich ein Federstahldraht im richtigen Durchmesser (hier 1mm), ein Schraubstock, ein passender Dorn oder ersatzweise ein Bohrerschaft für die Wicklungen und geeignete Zangen notwendig. Und wenn die erste Feder nicht ganz gelingt, dann die zweite oder dritte.

 

Wer Elektriker ist und z. B. einen übrigen Anlasser mit anderem Maschinenstecker hat, kann natürlich auch einfach das Kabel austauschen.

 

Beim Zusammensetzen des Anlassers darauf achten, dass die Schraubenfeder in der runden Hülse des Pedals sitzt (Bild 4).

 

Nach dem technischen Teil zum kaufmännischen Teil oder besser gesagt zur Abzocke:

 

Leider hatte ich nicht die Möglichkeit zur Reparatur, denn die Nähmaschine musste am nächsten Tag wieder laufen, weil meine Frau dies teilweise auch beruflich benötigt. Flohmarkt und Ersteigerung bei Ebay schied hiermit aus, wie auch eine Bestellung des Federstahls. Meine Suche nach Federstahldraht in den einschlägigen Geschäften und auch die Suche nach einem günstigen Pedal im Second-Hand-Shop oder in den China-Läden blieb leider erfolglos.

So musste ich wohl oder übel ins Nähmaschinen-Fachgeschäft. Die freundliche Geschäftsinhaberin lobte mich, dass ich einen Stempelabdruck des Steckers mitgebracht hatte und hatte auch prompt den richtigen Anlasser. Aber zum Preis von 39 Euro, also die Hälfte des Preises der kompletten Maschine. Auf meine Frage, ob sie nicht einen günstigeren hätte, hielt sie mir vor, wenn ich nicht so ein Billigprodukt gekauft hätte, wäre das Pedal auch nicht kaputt gegangen. Ein Markenprodukt sei zwar in der Anschaffung teurer, aber durch seinen längeren Lebenszyklus im Endeffekt doch billiger. Natürlich insgeheim eine Aufforderung, dass ich die nächste Maschine bei ihr kaufen solle. Weil sie nur Markenmaschinen verkaufe, sei dies natürlich auch ein besserer Anlasser und deshalb dementsprechend teurer.

Als Haus- und Hofmechaniker meiner Frau u.a. bei Problemen mit ihren diversen Nähmaschinen habe ich mittlerweile einige Erfahrung und weiß, dass mittlerweile fast alles, was mit Nähmaschinen zu tun hat, aus China kommt und nur mit äußerlich kleinen Abwandlungen als No-Name- oder Markenprodukt erscheint.

So war es auch mit dem teuer gekauften Pedal. Zuhause konnte ich mich überzeugen: anstatt schwarz, jetzt weiß aber sonst exakt das selbe Modell, der selbe Name und aus dem selben Hause wie mein defekter "Billiganlasser".

 

Fazit: 40 bis 50 Euro für einen neuen Anlasser ist einfach Wucher, 10 bis 15 Euro wäre noch tragbar.

Und ich werde mir den Federstahl besorgen, um den alten Anlasser zu reparieren.

Werfen Sie übrige Anlasser nicht einfach weg, sondern verkaufen diese, damit noch andere einen Vorteil davon haben.

 

Wünsche weiterhin einen erfolgreichen und nützlichen Austausch in diesem Forum.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Stephan Pausch

1-Stecker.jpg.3fd722af5f6d4352fd60a41c97645d72.jpg

2-Oeffnen.jpg.ebbf46261894f16e2bb40bf48035886a.jpg

3-Innen.jpg.c147a0b455079d813b6ba6315b774e5a.jpg

4-Pedal.jpg.27c5e8083eded08430c235113cad3547.jpg

5-Bruch.jpg.b6b5e04a50ce9b7a3490afc4da34aa0c.jpg

6-Feder.jpg.730845680e7597ff058c4ad277e609d2.jpg

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Hallo Stefan!

 

 

Ich möchte es einmal bewußt provokant formulieren:

 

In den alten qualitativ höherwertigen Anlassern war bei den Symptomen, die Du geschildert hast, meist "nur" der Kondensator kaputt! :)

 

Was ich aber sehr interessant finde ist, daß in Deinem Anlasser kein gewöhnlicher Widerstand verbaut ist, sondern der Motor allen Anschein nach über Thyristoren geregelt wird.

 

 

Alles Gute!

 

Ramses298.

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Als Haus- und Hofmechaniker meiner Frau u.a. bei Problemen mit ihren diversen Nähmaschinen habe ich mittlerweile einige Erfahrung und weiß, dass mittlerweile fast alles, was mit Nähmaschinen zu tun hat, aus China kommt und nur mit äußerlich kleinen Abwandlungen als No-Name- oder Markenprodukt erscheint.

So war es auch mit dem teuer gekauften Pedal. Zuhause konnte ich mich überzeugen: anstatt schwarz, jetzt weiß aber sonst exakt das selbe Modell, der selbe Name und aus dem selben Hause wie mein defekter "Billiganlasser".

 

Fazit: 40 bis 50 Euro für einen neuen Anlasser ist einfach Wucher, 10 bis 15 Euro wäre noch tragbar.

Und ich werde mir den Federstahl besorgen, um den alten Anlasser zu reparieren.

Werfen Sie übrige Anlasser nicht einfach weg, sondern verkaufen diese, damit noch andere einen Vorteil davon haben.

 

Das ist nur bedingt richtig. Zum einen sind defintiv nicht "alle Teile aus China" und zum anderen steht es Dir frei einen schwunghaften Handel mit Anlassern für 10-15 Euro mit Kabeln für diverse Maschinen samt Lagerhaltung und Sofortlieferung aus der Taufe zu heben oder halt auch nur die Bauteile für ein paar Cent auf den Markt zu schmeißen.

Am besten noch mit einem netten Ladenlokal und ein oder zwei freundlichen Bedienungen.

 

Warum gab es eigentlich dort, wo Du die Maschine gekauft hast keine Ersatzteilversorgung, wenn die Maschine so billig dort ist, müssen die Teile ja noch viel billiger sein?

 

Du ahnst vermutlich die Antworten auf diese Fragen?

Es rechnet sich einfach nicht, man verdient kein Geld damit für billige Maschinen noch billigere Ersatzteile zu liefern - selbst wenn man sie erst mal vertreibt und eigentlich 10 Jahre Teile anbieten müßte.

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  • 3 Monate später...

Was immer wieder gerne gefragt wird.

 

Wie drossle ich die Geschwindigkeit meiner Overlock...

Habe für Euch einen Interessanten Link gefunden.

 

Schaut mal hier.

 

Gruss

Claudi

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Zitat: Fazit: 40 bis 50 Euro für einen neuen Anlasser ist einfach Wucher, 10 bis 15 Euro wäre noch tragbar.

Und ich werde mir den Federstahl besorgen, um den alten Anlasser zu reparieren.

Werfen Sie übrige Anlasser nicht einfach weg, sondern verkaufen diese, damit noch andere einen Vorteil davon haben.

 

 

 

Also mein Fußanlasser zu einer Bernina-Maschine kostet neu ungefähr 120 € und die Reparatur daran, die nach 12 Jahren Benutzung nötig wurde, hat ein Fachgeschäft für 40 € ausgeführt.

 

Ich empfand das keineswegs als Wucher.

Das Fachgeschäft und die dort Beschäftigten möchten auch von ihrer Arbeit leben.

 

 

Trotzdem gut, dass hier so eine ausführliche Reparaturanleitung für eine sorry "Billig-Maschine" eingestellt wurde.

Kann ja durchaus mal jemanden nützlich sein.

Nur hoffentlich passiert nichts schlimmes dabei....

Bearbeitet von charliebrown
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  • 1 Monat später...

Nähmaschine - Anlasser - Pedal - Fußschalter

 

Fortsetzung

 

Da ich ja einen Ersatzfußschalter für die Nähmaschine besitze, hatte ich es mit der Herstellung der Feder nicht eilig. Und zufällig bekam ich kürzlich eine Menge des benötigten Federstahls geschenkt.

Nach einigen Versuchen gelang mir die Feder und das sogar ohne Schraubstock, nur mit Zangen. Für die Wicklungen nahm ich einen Dorn mit Durchmesser 7mm, nach dem Zurückfedern wird der benötigte Durchmesser von ca. 8mm erreicht.

Siehe Bild 7 neue Feder oben, alte Feder unten.

Die neu eingebaute Feder ist auf Bild 8 zu sehen.

 

Funktioniert!

 

Not macht erfinderisch. Wenn man will, geht viel.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Stephan Pausch

7-FederNeu.jpg.8115ea7673a6e7246117a877a172c454.jpg

8-FederEingebaut.jpg.c51eeb635f6a9c7a578e4dc219a5e183.jpg

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Hallo Charliebrown,

 

Zitat:

Also mein Fußanlasser zu einer Bernina-Maschine kostet neu ungefähr 120 € und die Reparatur daran, die nach 12 Jahren Benutzung nötig wurde, hat ein Fachgeschäft für 40 € ausgeführt.

 

Keine Frage, 40 Euro für die Reparatur sind absolut O.K., da ist schnell mal eine halbe bis eine Stunde verbraten. Wahrscheinlich war an der Reparatur gar nichts verdient, so was läuft dann unter Kundenservice. Gutes Fachgeschäft!

 

Viele Grüße

 

Stephan

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