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Kreativ/Nähtreff mit und für Flüchtlinge - Austausch, Erfahrungen, Wissenswertes


Martina2011

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

Da hier einige sind, die sich aktiv im Näh- und Kreativbereich für und mit Flüchtlingen engagieren, würde ich hier gerne einen Austausch machen.

 

Was macht ihr dort? Welche Projekte klappen gut, was funktioniert nicht so gut. Vielleicht auch mal schreiben, ob etwas benötigt wird.

 

Was dieser Thread nicht sein soll, ein reiner "ich such/ich benötige" Thread. Denn vor Ort bekommt man auch sehr viel Hilfe,wenn es publik gemacht wird.

 

Ich möchte hier von dem Vorort Projekt berichten.

 

Nachdem ich schon von einigen interessanten Projekten gelesen und gehört hatte, hier in der Gegend aber noch kein Bedarf war, hat es sich jetzt geändert. Vor einiger Zeit kamen auch hier Flüchtlinge an, und aus eine Turnhalle würde zu einer Notunterkunft innerhalb kurzer Zeit umgewandelt.

 

Bei einem anderen Nähtreff kam dann das Gespräch auf das Thema „Langeweile und nix zu tun haben in der Unterkunft“. Und da wir beim nähen waren, kam von mir die Idee ein Nähtreff für und mit Flüchtlingen zu machen. So dass kleine praktische Dinge gemacht werden konnten wie z.B. Taschen, oder kleine Decken in der Art von „Minidecki“. Aber auch Stricken, Häkeln und Sticken.

 

Alles ging dann ziemlich schnell auf dem „kurzen Dienstweg“. :DManchmal sind die „Dorftrommeln“ doch sehr hilfreich.:D

 

Und so wurde ich gefragt, ob ich es machen wollte. Und nun ist es alles offiziell. Erst einmal soll es nur für Frauen sein, aber über eine spätere Öffnung für alle wird nachgedacht.

 

Also den Text geschreiben, weitergereicht um ihn in die anderen Sprachen zu übersetzten, und vor Ort aufgehängt. Auf der Helfer-Webseite einen Aushang gemacht, das wir für das Projekt noch Material suchen.

 

Es wurden sogar schon 5 ältere Nähmaschinen vorbeigebracht. Ich bin ganz baff, mit so vielen hatte ich nicht gerechnet!:eek: Das tolle ist, das wir einen Raum haben, wo die Dinge auch bleiben können.

 

Die ersten Materialien sind schon da:klatschen:, von den Kleiderspenden die „Ausschußware - also kaputte und schmutzige Bekleidung noch durchsucht, nach netten Materialien“ (Upcycling). Die werden jetzt vor Ort im „hauseigenen Waschcenter“ noch gewaschen. Bettwäsche für Minidecken sind auch schon da. Strick und Häkelnadeln auch.

Allerdings feht im Moment noch Wolle - nicht nur zum stricken und häkeln, sondern auch zum sticken, da ist sehr wenig da.:( Ich hoffe da kommen noch Spenden.

 

Die Erwartung war, das vielleicht 4-5 Frauen kommen würden. Heute habe ich die Liste gesehen - es haben sich 10 Frauen angemeldet!!!! :eek: Das war erst einmal ein Schock. Denn die Frauen kommen auch mit ihren kleine Kinder!! Also erst einmal versuchen Verstärkung zu organisieren. Und für die Kinder muss noch eine Spielecke her, und auch einige Ideen womit die basteln können. Meine erste Idee war, so Stickkarten zu machen - also dickes Papier und dann Löchter reinstanzen, so dass diese dann ausgestickt und ausgemalt werden können. Das wäre etwas für Jungs und Mädels.

 

Also alles ein wenig umdisponieren. Checken welche Übersetzungsmöglichkeiten es für Sprachen gibt, und festgestell es wird dringend jemand gebrauch, der Farsi spricht!. Bei allen anderne kann über mehrer Sprachen - Englisch/Arabisch übersetzt werden.

 

Jetzt noch einige Bilderkarten machen mit Bildern von Werkzeugen und darunter die jeweilige Übersetzung in den verschiedenen Sprachen als „Arbeitsgrundlage“. Auch eine Möglichkeit die Sprache zu lernen.

 

Am Anfang werden es erst einmal einige einfache Taschen werden. Dazu wollte ich Paperpiercing machen, so dass die Frauen auch etwas zu tun haben, außerhalb des Kreativ-Treffs. Und das verbraucht nicht so viel Material - so das man auch dünne Stoffe von Hemden nehmen kann.

 

Ich bin gespannt wie das wird! Und worauf die Frauen lust haben?

 

Ich würde hier gerne eine Thread zum Austausch von gleichgesinnten machen, aber auch ein wenig berichten.

 

Wäre schön, wenn auch andere ihre Erfahrungen mal schreiben würden.

 

Liebe Grüße

Martina

Bearbeitet von Martina2011
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Hallo Martina,

 

für Wolle wurde hier im Wollgeschäft nachgefragt, einige Spendenwillige haben dort auch Wolle gekauft zum Weitergeben, und ansonsten gab es Wollreste für Socken und viele die es durch den Aushang im Wollgeschäft mitbekommen haben, haben "ungeliebte Wolle" abgegeben, das reichte bestimmt für einige Pullis oder Jacken, ich hab die ganzen Tüten und Kartons gesehen

 

Liebe Grüße,

 

Lieby

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Hallo Martina,

ich möchte dich ganz herzlich zu deinem Mut und dem Projekt beglückwünschen!

Und bei den vielen häßlichen Äußerungen, die es heutzutage in Deutschland zu dem Thema " Flüchtlingshilfe" gibt, möchte ich dir einfach "Danke!" sagen. :klatsch1:

 

Die Welt braucht Menschen wie dich, die sich um Menschen in Not kümmern. :hug:

Von den anderen gibt es eh genug!

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Ich treffe mich seit einigen Wochen jeden Montagnachmittag mit Frauen in einer Flüchtlingsunterkunft, um mit ihnen gemeinsam kreativ zu sein. Eine Freundin unterstützt mich dabei und eine weitere Helferin hat sich spontan angeschlossen. Zu dritt probieren wir nun alle möglichen Handarbeitstechniken aus, um herauszufinden, was den Frauen wirklich Spaß macht.

 

Beim ersten Treffen haben wir aus Perlen Ketten und Armbänder gemacht. Das fanden alle prima.

 

Beim zweiten Treffen wollten wir häkeln, ein Stirnband oder eine Mütze anfertigen. Drei Wochen später sind wir immer noch dabei und mussten festgestellt, dass die meisten Frauen überhaupt keine Grundkenntnisse mitbringen. Das hatten wir so nicht erwartet, deshalb geht es jetzt eben sehr langsam vorwärts.

 

Letzte Woche hatten wir auf Wunsch einer Frau aus Afghanistan auch eine Nähmaschine dabei. Sie wollte die Hosen ihre Kinder damit kürzen. Allerdings gab es ein paar Missverständnisse - wir hatten die Nähmaschine nur zum Gebrauch während des CreativCafés dabei, sie dachte allerdings, die Nähmaschine wäre ein Geschenk für sie. Das war natürlich eine große Enttäuschung, aber wir können nun wirklich nicht für jede eine Nähmaschine organisieren.

Am Ende jedes Treffens packen wir die angefangenen Projekte in eine große Zip-Lock-Tüte, die mit dem Namen der Frau beschriftet ist und packen es bis zum nächsten Treffen ein.

Das Material, das wir verarbeiten, wurde uns von Freunden, Bloglesern und Usern hier aus dem Forum zur Verfügung gestellt. Ein Zeitungsbericht brachte uns eine ganze Menge Wolle, Strick- und Häkelnadeln und auch Stoffreste. Dafür sind wir sehr dankbar, denn sonst könnten wir das ganze nicht finanzieren.

 

Durch einen Kuchenverkauf an der Hochschule in München haben wir Spenden eingenommen und dafür zwei günstige Nähmaschinen bei eBay gekauft. Zwei weitere bekamen wir bei Haushaltsauflösungen geschenkt, nachdem wir von unserem Projekt erzählt hatten. Im Dezember wollen wir einfache Taschen nähen.

 

Wir sind auch auf Facebook in einer Gruppe des örtlichen Helferkreises und berichten dort immer wieder über unsere Treffen. Das hat uns ziemlich bekannt gemacht und dazu beigetragen, dass wir sehr gut vernetzt sind.

 

In der Zwischenzeit haben wir im Flüchtlingsheim einen eigenen Raum zur Verfügung und können dort in Ruhe mit den Frauen zusammen sein. Das Wichtigste ist dabei aber nicht das Handarbeiten, sondern der Kontakt untereinander. Die Flüchtlingsfrauen haben nach ein paar Wochen Vertrauen zu uns gefasst und öffnen sich immer mehr. Sie erzählen von ihrem Alltag in den Heimatländern und den Angehörigen, die sie vermissen. Sie genießen ein Stück Normalität, Gespräche unter Frauen und die Abwechslung.

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Hallo Martina,

ich möchte dich ganz herzlich zu deinem Mut und dem Projekt beglückwünschen!

Und bei den vielen häßlichen Äußerungen, die es heutzutage in Deutschland zu dem Thema " Flüchtlingshilfe" gibt, möchte ich dir einfach "Danke!" sagen. :klatsch1:

 

Die Welt braucht Menschen wie dich, die sich um Menschen in Not kümmern. :hug:

Von den anderen gibt es eh genug!

 

Die hässlichen Äußerungen sind das, was meist ganz schnell publik gemacht wird. Das "Heer von Helfern", die täglich oder auch nur hin und wieder aktiv sind, ist riesig. Aber die werden nicht so wahrgenommen, da viel im "Stillen" aktiv sind.

 

Für mich sind Politik und die Flüchtlinge (Menschen vor Ort) zwei paar Schuhe. Auch wenn ich vielleicht nicht mit allen Entscheidungen der Politik (jetzt ohne Wertung der pro/con Flüchtlingsdebatte) einer Meinung bin, sage ich, die einzelne Person, die hier sind, denen kann man jetzt helfen (wenn sie es möchten).

 

In der letzten Zeit habe ich mit vielen Helfern und Unterstützern aus der aktiven Szene gesprochen, und habe auch sehr oft den Satz "wir können nicht alle aufnehmen" gehört. Aber alle helfen denen, die jetzt hier ist und im Moment Hilfe benötigt - egal aus welchen Gründen die Leute hergekommen sind.

 

Wie die Politik dann entscheidet wie es weiter geht - das ist eine andere Sache.

 

Gutmenschentum, das zu machen? Für die einen ja, für mich eher Spaß an der Sache mit Frauen aus vielen Ländern gemeinsam kreativ zu sein. Das es auch noch einen "Nebeneffekt" - ja, denn jedes Medaille hat zwei Seiten.

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Gestern war ein allgemeines Treffen von Flüchtlingen und Aktiven beim regelmäßigen Treffen im Internationalen Cafe vor Ort. Die Flüchtlinge waren genauso betroffen, denn genau diese Verrückten sind es, vor denen sie aus ihrem Land geflohen sind.

Bei dem Treffen haben sich die Flüchtlinge öffentlich von den Fundamentalisten distanziert, und noch einmal ganz klar gesagt - das das nicht der Islam ist, sondern Terroristen.

 

Das hat mich sehr bewegt.

 

Es war für mich so, als wenn jemand von uns "Einheimsichen" sich für Taten entschuldigt, die jemand anderes (ein anderer Deutscher) begangen hat, nur weil er zufällig gleiche "Werte, Bekenntnisse, Glauben" hat.

 

 

Nun noch etwas erfreuliches.

Die Idee von dem gemeinsamen Kreativsein wird sehr gut aufgenommen, und alle freuen sich auf den praktischen Teil. Es haben sich auch noch einige "Einheimische" gefunden, die mitmachen möchten - alles Leute die auch gerne Kreativ sind und Nähen oder Handarbeiten. Als ich gestern noch weiter junge Mädchen und Frauen (mit hilfe von Übersetzern) beim Internationalen Cafe angesprochen habe, das wir zusammen ein Näh- und Kreativtreff machen wollen, habe ich vor Begeisterung strahlende Augen gesehen. Es kamen Reaktionen wie "oh, zuhause habe ich auch schon "Mode designed" und ähnliches.

 

Ist es nicht einfach toll, gemeinsam einem Hobby nachgehen zu können? Und ist es nicht egal, wer die Menschen sind, oder woher sie kommen?

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