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Pfaff 93


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Nachdem ich ja der Meinung bin, die Pfaff 93 ist die schönste Nähmaschine überhaupt (die 90 finde ich noch einen Tick proportionierter, beide machten sich m. E. am besten in einem Nähzimmer mit Vitsœ-Mobiliar und zusammen z. B. mit einem Braun SK-25 Radio) und weil sie einer lieben Bekannten gehört, hab ich mich nochmal sehr intensiv mit ihr beschäftigt. Ihre Greifer-Blockade beseitigen und sie grob einstellen konnte ich ja bereits....

 

Am Greifer, der Unterkapsel (Kapselhalter) und dem Greiferbügelring hab ich dann doch nichts weiter gemacht (außer Reinigen und Ölen): Im Normalbetrieb quietscht, bremst und klackert da nichts, da waren meine Stresstests wohl zu forciert und unter der Uhrmacher-Lupe sieht auch nichts wirklich eingelaufen, sondern so gewollt aus. Das Timing konnte ich aber noch ein wenig verbessern, wobei ich nicht weiß, bei welchem Material sich das evtl. auswirken wird. Es war etwas mühsam, da anscheinend alle Feststell-Schrauben beim endgültigen Anziehen in ihren alten Sitz zurück wollten und es ja nur um 0,5 mm Greiferabstand oberhalb des Nadelöhrs ging (links). Ok, ich las jetzt, das hätte ich mit der Nadelstange machen sollen... ("Meine" 294 aus dem anderen Thread war tatsächlich so eingestellt, die hatte ich gestern noch mal "akademisch" vor mir.)

 

Jetzt bleiben mir bei der 93 noch zwei Baustellen: Im Rahmen der schon etwas zurückliegenden Sanierung der Elektrik muss ich noch eine bessere Isolation für eine nicht in den Motor (unter die Plastik-Kappe) passende Entstörkombination vorsehen - für den Fall, dass die mal platzen sollte, ist die derzeitige Montage evtl. nicht ausreichend. Schwieriger und interessanter jedoch: Es gibt ein Spiel in der Nutzstichscheiben-Automatik, das durch unschönes Klacken zu Beginn jedes Zicks auf sich aufmerksam macht.

 

Sie zickt also beim Zicken (Zacken funktioniert). Bei genauerem Betrachten der Bewegungsabläufe zeigt sich, dass die Nadel beim Beginn jeder Bewegung nach rechts dieses Spiel quasi aufnimmt - sie bewegt sich dadurch etwas zu früh, bevor sie ganz aus dem Stoff heraus ist. Hier möchte ich nun gerne Josef um Hilfe bitten:

 

An diese ganze Nadelsteuerung kommt man ja nicht so einfach heran. Eventuell kann man einen Teil mittels der Schraube(n) unter der Musterscheibe abheben. Vielleicht kann man sogar die ganze Mimik durch Lösen einer Schraube innen (weit hinter dem Handrad, etwas im Schatten) herausheben? Aber meine Phantasie verlässt mich, wie man das dann von der Nadelstangen-Kinematik getrennt und später wieder korrekt eingehangen kriegt. Man kommt ja an nichts dran... (es gibt keinen Armdeckel).

 

Braucht man ein Endoskop und Spezialwerkzeug, Hilfsfäden wie beim Buddel-Schiff zum Aufrichten der Masten, oder ist das "Drop In"? Und wie und wo könnte man das Spiel im Antrieb der Musterscheibe finden und beseitigen, wenn man dem Ganzen nicht bei der Arbeit zuschauen kann? Ich konnte es nur als Täter fürs Klacken und die verfrühte Nadelbewegung dingfest machen, indem ich die Scheibe stark bremste, also quasi verspannte und dadurch die Nadelbewegung ohne das Klacken auch von links nach rechts nahezu korrekt begann. Oder ist das ein nicht zu beseitigender Verschleiß? (Die Maschine sieht aber fast unbenutzt aus und die ZZ-Scheibe auch nicht abgenudelt. Zudem zickt sie mit allen Scheiben gleichermaßen - nur logischerweise öfter oder seltener pro Umdrehung.)

 

Im Web und hier sowie in zwei anderen Foren habe ich nichts dazu gefunden, obwohl ich meine, schon irgendwo mal etwas über diese Automatik gelesen zu haben. Für Hinweise, was ich tun kann und was ich besser lassen sollte, wäre ich sehr dankbar. Fotos von den Schrauben, die ich meine, folgen.

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Du hast zwei Schrauben, die den ganzen Block halten.

Eine hast Du schon gefunden, die andere müßte von hinten erreichbar sein.

 

Ich vermute mal, daß Du das ganze Ding ein wenig drehen kannst und die Zahnräder damit dichter stehen.

 

Die Schraube oben drin, versetzt zum Rand, müßte Dich eigentlich den Skalenring entfernen lassen. Kann sein, daß Dir dann was entgegenspringt, also vorsichtig bitte.

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die andere ist unter dem garnhalter versteckt :D

 

beide nur lösen !

 

durch verdrehen dichtstellen

 

unbedingt lauftest machen, damit du dir da keinen schwergang eingehandelt hast

ach ja : hinterher die schrauben wieder festdrehen ;)

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Vielen Dank für Eure Hilfe. Die Schraube von hinten hätte ich ja wirklich selbst sehen können... Aber ich wollte eh nicht herumschrauben, ohne vorher gefragt zu haben. Was man anderen rät, ist einem ja auch selbst zu raten...

 

Und die Maschine hat bei aller Schlichtheit doch einige kleine "Geheimnisse" auf Lager, die dem speziellen Design geschuldet sind. Ein bisschen eine Anmutung wie die von 3D-Puzzles aus Metall oder den technischen Objekten aus Myst und Riven, den einzigen Adventure-Games, die ich je (mit)gespielt habe. Auf jeden Fall ansprechender als das undurchdringliche Gewurschtel in manch anderen Maschinen. Über den Reibrad-Antrieb lässt sich allerdings streiten - wobei ich die schnelle Entkopplung von Motor und Mechanik wiederum gut finde. Man kann so die Mechanik oder den Nähvorgang besser "erfühlen".

 

"Eng stellen" konnte ich das Getriebe mit Eurer Hilfe nun, aber wie von Josef befürchtet, gab es ganz schnell Schwergang. In dem konnte ich aber zumindest sehen, was mir in der Asymmetrie durch das Spiel entgangen war: Auch beim Zack (rechts) erfolgt die Bewegung minimal zu früh. Ich hab dann mal ein bisschen herumprobiert, zumal ich nach versehentlichem Weit-Stellen eh den berühmten richtigen Zahn wieder finden musste:

 

Wie sich aus der Zickzack-Musterscheibe schon ableiten lässt, erfolgt deren vollständige Umdrehung während 18 Stichen, also 18 Umdrehungen der Armwelle. Dazu untersetzt die Armwellenschnecke auf das Schneckenrad 9 zu 1 und dessen Rotation geht mit 12 Zähnen auf das Zahnrad zum Schablonenantrieb mit 24 Zähnen, also 2 zu 1.

 

Es war mir leider nicht vergönnt, einen Versatz zwischen Schnecke und Schneckenrad oder den beiden weiteren Zahnrädern zu finden, bei dem die Nadelbewegung gepasst hätte. Also muss ich wohl irgendwie die Schnecke ganz leicht verdrehen. Da kommt man aber nicht ran. Das ist wohl mit ein Grund, warum der vordere Exzenter mit Inbusschrauben festgesetzt ist, oder? Wenn ich daran justiere, ist natürlich mein Timing wieder hin, ist schon klar... Der Stellring vorne innen, dessen Schrauben durch das Armloch unten erreichbar sind, ist doch nur ein solcher und keine Kupplung, oder?

 

Aber bevor ich mich daran begebe, hätte ich eigentlich gerne diese Mustermatik mal zum Fotografieren und kapieren komplett ausgebaut. Geht das oder kriegt man die ohne spezielle Hilfsmittel* und Lehren nicht wieder richtig hinein? Ich fand bislang keine Fotos davon im Netz - das gibt mir zu denken.

 

Ach ja, mit dem Klackern wird die Bekannte wohl leben müssen. Eine Engstellung, bei der das fast aufhört, bremst die Maschine schon zu sehr. Dann gibt es sogar Anlaufschwierigkeiten. Einen sinnvollen Kompromiss in Richtung "deutlich weniger Klackern" mit kaum bemerkbarem Schwergang habe ich bisher noch nicht finden können.

 

Dann bin ich mal gespannt, ob ich Eurer Ansicht nach meine Neugierde befriedigen darf und kann, ohne die Maschine zu himmeln.

 

Allen ein schönes Wochenende!

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So, das Adventure Game ist fast durchgespielt, die Geheimzugänge liegen alle offen, die Uhr ist draußen und ihre Funktion dekodiert. Wie zu erwarten: Ein kleiner Analogrechner ohne allzu besondere Spezialitäten, aber trotzdem ziemlich aufwändig für das bisschen Rechnerei, eine recht einfache Gleichung mit drei Variablen. Das machte Pfaff bei späteren, ähnlichen Nachfolgern einfacher - aber dabei ging das Design vor die Hunde. Andererseits sieht man, dass dessen Vorgaben offenbar gar nicht so einfach einzuhalten waren:

 

Vielleicht hat man sich erst später entschieden, einen Sicherungsring in die Bohrung für die Stichmusterautomatik einzufügen, um sie direkt auf der richtigen Höhe zu halten. Eventuell kragten aber frühere Ausführungen (reiner Zickzack ohne wechselbare Musterscheiben) oben bzw. außen auch einfach über. Bei mir saß nun die Öffnung des genannten Ringes so ungünstig, dass ich einen Übertragungshebel demontieren musste, bevor ich die Automatik herausbekam, weil er an eben diesem Ring hängen blieb. Glücklicherweise sitzt er auf einer abgeflachten Achse, sodass er für die Justage keine Rolle spielt. Da ich die Verhältnisse aber noch nicht kannte und nichts zerstören wollte, hat es trotz der aufgefundenen "Geheimgänge" der Maschine noch lange gedauert, bis ich mir sicher war, so vorgehen zu können.

 

Den Ring hab ich nun natürlich passend verdreht und damit ist das Ding fast "Drop In", bis auf das Einhängen der Schubstange für die Nadelbewegung. Jetzt will ich erst einmal alles fotografieren, mir dann überlegen, ob man kleine Unstimmigkeiten in den Funktionsmaxima und -minima noch beseitigen kann und wo und dann hoffe ich auf ein glückliches Finale, eine an der Armwellenschnecke korrekt auf den Stich abzustimmende seitliche Nadelbewegung. (Die Idee von den Inbusschrauben am Nadelexzenter war falsch, das ist wohl ein durchgehender Hohlsplint.)

 

Außerdem muss ich noch weiteren Schrumpfschlauch besorgen... Kommt Zeit, kommt Rat.

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Hier nun noch etwas zu der nur mit Mühe dem Rücken der "93" entrissenen Muster-Uhr. Ich hoffe, die noch vorzunehmende Justage nach dem Wiedereinbau straft meine Neugierde nicht. Da ich aber gar nichts darüber im Web fand, habe ich einige Bilder von verschiedenen Einstellungen machen wollen, damit man sich mit Nähmaschinen-Grundkenntnissen die Funktion herleiten kann - das finde ich anhand einzelner Fotos nur schwer möglich. Besser hat man so einen Mechanismus natürlich in der Hand und am besten, man kann ihm bei der Arbeit zuschauen. Aber das lässt diese Maschine in situ nun mal nicht wirklich zu...

 

Als erstes zeige ich zum Design-Vergleich die deutlich vielseitigere, aber auch größere, fast genau so alte Uhr aus einer heute noch gebauten und ständig weiterentwickelten UDSSR-Hochgeschwindigkeits-Maschinenklasse, der МиГ-29 von Mikojan-Gurewitsch. Die sind für ihre komplexen, teils zwar etwas altmodisch erscheinenden, aber vielleicht gerade deshalb so belastbaren Produkte bekannt. Inwieweit die damals irgendetwas von Pfaff kopiert haben könnten, entzieht sich meiner Kenntnis. Der gezeigte Timing-Mechanismus basiert aber weitgehend auf einer älteren Konstruktion der Schweizer Feinmechanik-Schmiede Jaeger-LeCoultre. Mit nur zwei Knöpfen lassen sich durch Drehen, Ziehen und Drücken alle Funktionen logisch und folgerichtig bedienen.

 

Das zweite und dritte Foto zeigen die viel einfachere, deutlich preiswertere, aber ebenso ästhetische Pfaff-Uhr mit aufgesetzter Zickzack-Scheibe und ohne diese, wobei der Abtasthebel in seiner Versenkung (ca. auf 4-Uhr-Position) so etwa halbe Arbeitsstellung hat. (Nadel in der Mitte der Auslenkung - es fehlt ja die Rückstellkraft über die Schubstange für die Zickzack-Bewegung). Die beiden Öffnungen auf 5 und 7 Uhr dienen dem Ölen, wie auch die in der Zentralschraube.

 

Das vierte Bild entstand in der selben Einstellung nach Abnahme des Skalenrings. Der Abtaststift ist ewas über seine Maximalposition hinausgerutscht. Auf dem fünften kann man die "Parkposition" zum Wechseln der Scheiben erkennen, die durch den Stichbreitenhebel in Null-Position erzwungen wird. Die nächste und übernächste Abbildung zeigen den Stichlagenhebel in Rechts- und Linksstellung, wobei eine kleine Nocke in ihrer Funktion sichtbar wird, eine speziell geformte Blattfeder gegen den Stichbreitenhebel zu drücken, ihn so in Linksstellung mit Rasten zu versehen, die das Knopflochnähen erleichtern sollen. Ich hab mich immer gewundert, warum die linke Nadelstellung mit so viel mehr Kraft zu schalten ist als die rechte...

 

Das letzte Bild soll die Verbindung des Antriebsrades und des Schablonen-Abtasters zur Unterseite der Automatik verdeutlichen, zum Zahnrad für die Verbindung zur Schnecke auf der Armwelle und zu einem "Eingangshebel" des Drei-Variablen-Analogrechners dort, um später bei dessen Erklärung zu helfen, der sich normalerweise im Inneren der Maschine weitgehend der Beobachtung entzieht.

 

(Fortsetzung folgt)

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Freut mich, wenn's ankommt und ich hoffe auf Nachsicht für den etwas selbstironischen Gag mit der MIG-Uhr :D. Weitere Bilder folgen noch und ich spekuliere zugegebenermaßen auch auf Interesse und Ergänzung der "92" oder "93" im Naehmaschinenverzeichnis...

 

Bei den von mir bisher gerne betrachteten Designstücken aus dem HfG Ulm-Umfeld erschien mir (insbesondere zeitloses) Design einfach eine Frage des Könnens und des guten Willens (beides vermisse ich bei heutigen technischen Massenprodukten total - sicher ist das jedoch intentional). Bei dieser Nähmaschine erkennt man aber einen immensen mechanischen Aufwand, geradezu eine Anleihe an die damalige robuste Feinmechanik in militärisch-funktechnischem Gerät. Viel eher noch, als an Uhren.

 

Die Tonbandgeräte der 50er waren teilweise auch so konstruiert. Später bietet sich der Vergleich mit den ersten Festplatten (erst EDV, dann PC) an. Dagegen haben Videocassettenrecorder und Nähmaschinen aus deren Zeit auch wieder viel gemein (erst Metall-Spritzguss-Chassis und Kunststoffverkleidung sowie -teile, später immer mehr Blech-Plastik-Kombination). Die Entwicklung der CD war übrigens auch eine hin zu immer anspruchsloserer Mechanik - wie die Typenrad-Schreibmaschine im Gegensatz zum Kugelkopf.

 

Ich denke, das ist neben der Elektronik auch eine Frage der zur Verfügung stehenden Werkstoffe und deren rationeller Verarbeitungsmöglichkeiten. Man erinnere sich an die Skepsis, die der ersten Swatch entgegengebracht wurde. Diese Maßgenauigkeit der Kunststoffformung wurde anfangs einfach nicht für möglich gehalten...

 

Ja, bei Pfaff hat sich danach wohl die normative Kraft des Faktischen durchgesetzt - angesichts der billigen japanischen Alleskönnermaschinen aus dem Versandhandel mit Null-Design außer der 70er-Jahre Farbgebung. Damals haben die Leute sich ja sogar Grundigs (war das hässlichste) alufurniertes Plastik mit wackeligen Knöpfen und Fake-Holzgehäusen ins Wohnzimmer gestellt...

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Die folgenden beiden Bilder zeigen die Entstehung der Rasten fürs Knopflochnähen (nach Anleitung) nochmals aus einer anderen Perspektive. Da sieht man den kleinen Hubbel auf der Blattfeder, der den Wechsel zwischen diesen beiden leicht macht im Gegensatz zu den anderen Positionen.

 

Die nächsten Fotos sollen eine 3D-Struktur verdeutlichen, die sich ohne Analyse durch das weitere Auseinandernehmen wohl kaum ganz erschlossen hätte - welch ein verborgener Aufwand, der dem speziellen Design geschuldet ist: Es gibt da sozusagen eine Ölkunst (in Anlehnung an historische Wasserkünste oder -spiele). Zuerst wird beim Abnehmen des Skalenringes klar, wohin die Ölbohrungen führen. Die eine in eine extra Zentralbohrung der Antriebsachse, von wo aus deren langes Lager geschmiert wird.

 

Beim zweiten Loch wird's interessanter. Darunter ist ein "Auffangbecken" mit Überlauf zu finden in ein tieferes Becken mit Auslauf zur Schmierung der Achse (mit Sicherungsring), um die der weitere Zickzackmechanismus spielt. Klar dürfte sein, dass auch das obere Becken einen Auslauf hat - zur im Bild links liegenden Achse des Abtasters. Um diese beiden und eine weiteren Achsstummel außen bewegt sich der ZZ-Steuermechanismus am intensivsten. Dass das zwischen den Becken ein Überlauf ist und kein Auslauf, erkennt man besser am zweiten der Bilder. Ein drittes zeigt die Situation bei herausgenommenem Abtaster und das vierte dieser Serie zeigt den Abtaster auf seiner Achse, die wahrscheinlich zur besseren Ölverteilung nach unten und zur Reduktion der Reibung noch extra eingeschnitten wurde. So ählich wird die Antriebsachse wohl auch aussehen.

 

Ebenfalls wird sichtbar, dass der Takt-Eingangshebel des Analogrechners, zu dem wir dann später kommen, mit einer seiner Schrauben auf einer Abflachung der Achse gesichert ist. Da gibt es also außer der Engstellung des Lagers der "Zeitachse" nichts zu justieren.

 

Zum Schluss dieses Teiles noch ein Gruppenbild, das die Proportionen zusammenfasst. Die beiden Schrauben mit Unterlegscheiben dürften zur Feinjustage der Maximaldurchgänge der Analogrechnerfunktion dienen. Ich weiß noch nicht, ob ich das ausprobieren möchte. Es dürfte sich darum handeln, dass bei maximaler ZZ-Auslenkung der Stichlagehebel ohne Wirkung sein soll und die Nadel bei minimaler Stichbreiteneinstellung in keiner Position zuckt (also vermutlich auch kurz nach 0, der Scheibenwechselstellung, noch nicht).

 

Bis zum nächsten Teil...

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  • 2 Wochen später...

So, nun endlich zum eigentlichen Funktionsteil der Musterautomatik, quasi dem analogen Rechenwerk dieser Nähmaschine. Bisher kennen wir ja nur die Eingabe (Hebelchen), den Speicher (Musterscheibe) und den Zeitgeber (Getriebe). Der Blick auf die Unterseite ist ohne Bewegung (oder Kenntnis der Funktionsweise bei weniger "verwickelt" aufgebauten Maschinen) erst einmal wenig aufschlussreich...

 

Aber zuerst noch ein kleiner Rückgriff auf die Pfaffschen Ölkünste und Justagetricks. Man sieht am Lager der Antriebsachse ein fast verdecktes seitliches Loch, aus dem das Öl, wenn genug in die Mitte des oberen Antriebsrades gelangt, nach der Schmierung dieses Lagers weiter auf das Schneckenrad und die Schnecke tropft. Ich vermute, dass die Antriebsachse einen ebensolchen Einschnitt wie die gezeigte Schwenkhebel-Achse hat, quasi als Öl-Pipeline.

 

Jedenfalls ist es bei diesen Maschinen mit Ölen in den sonst empfohlenen homöopathischen Dosen mittels Ölgeber ("Geizhals") hier nicht getan - schon für diese "Überlauf-" oder "Kaskadenschmierung" der Hebelei braucht es mindestens drei Öltropfen direkt hintereinander. Auch fürs Getriebe erwiesen sich drei Tropfen als sinnvoll, damit direkt etwas bis zur Schnecke und zudem auf die inneren Zahnräder selbst gelangt. Sicherer ist eine gelegentliche Kontrolle und Wartung mit Entfernen des Skalenringes und durch die Öffnung hinter dem Garnrollenhalter.

 

Die Abflachung am konischen Teil des ganz leicht exzentrisch gestalteten Lagers wiederholt sich gegenüber und dient dem Verdrehen desselben mittels eines Gabelschlüssels, um das innere Getriebe möglichst spielfrei zu stellen. Dazu ist vorher eine seitliche Madenschraube im Gehäuse zu lösen, die man hier nicht sieht. Dann lässt sich auch eine begrenzte Höhenjustage vornehmen, um den Eingriff in die Schnecke zu optimieren. Deren Rundung bildet sich im Rad ja ab. Die eigentliche Engstellung dort erfolgt dann allerdings durch Drehung der kompletten Musterautomatik in ihrem Einbauschacht, wie Josef es beschrieben hat.

 

An beiden Stellen gilt es, einen Kompromiss zwischen leichtestem Lauf und Spielfreiheit zu erreichen (ohne Mahlen und Schwergang), damit keine Unregelmäßigkeiten im Stichbild durch zu frühe Nadelbewegungen entstehen, kein Zerren der Nadel im oder am Stoff. Die Federkraft der Nadelverstellung, die die Nadel nach rechts zieht, ist nämlich stark genug, das Spiel auszunutzen - dadurch entsteht ggf. ein Klackern am Beginn eines jeden "Zick" nach rechts. Das langsame Wiederaufholen des Spiel beim "Zack" macht hingegen kein Geräusch.

 

Aber jetzt endlich suchen wir das Rechenwerk, die CPU! Dazu noch zwei Bilder der Situation in der Maschine: Ein Blick von oben durch den Schacht und einer von hinten in die geschickt durch den Garnrollenhalter verdeckte Öffnung. Beide lassen eine der zwei Schrauben an der Schnecke auf der Armwelle erkennen, die das Passen der seitlichen zur senkrechten Nadelbewegung einzustellen gestatten - durch Verdrehen der Schnecke oder ihr seitliches Verschieben. Das ist fummelig, da einem die Federkraft der Nadelrückstellung da immer wieder hineinpfuscht. Ich hab daher vor jedem einzelnen Optimierungsversuch die Mechanik entlastet, indem ich den Stichbreitensteller auf 0 gestellt habe.

 

Die weiteren wichtigen Details sind die Gabel der Schiebestange und ihre Asymmetrie. Das erschließt sich im nächsten Foto. Sie gleitet nämlich mit ihrem Ausschnitt in den zweien des dort vordergründigen Stellhebels vor und zurück und wird von ihm und dem dahinter liegenden Plastikteil gleichzeitig auf Höhe gehalten. Ihre runde Nase kann so in dem langen Schlitz der Plastikschiene verschoben werden und deren Position und/oder Bewegung abtasten. Aha - sie beide bilden also offenbar den Output des Analogrechners mit nebenbei integriertem Amplitudensteller, der Stichbreite, sowie der Stichlage, die wir dann analog zur Amplitude wohl als Offset bezeichnen dürfen.

 

Jetzt kommt es also darauf an, wie diese Plastikschiene oder -kulisse jeweils statisch und dynamisch positioniert wird...

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Für die weitere Erklärung ist der leicht "gestrippte" Zustand der Musterautomatik im jetzigen ersten Bild hilfreich. Ich hatte ja den Übertragungshebel demontiert und so hat man einen freien Blick auf die Wirkung des Stichlagenstellers außen: Dieser kleine Stift im Langloch wird durch den Hebel exzentrisch gedreht und kippt damit ein Bumerang-förmiges Blech um seine Achse, die sich im Winkel befindet und teilweise im Bild zu erkennen ist.

 

Unmittelbar einleuchtend ist, dass dadurch die im Bild linke Achse der Kunststoffkulisse weiter vom vorher beschriebenen Stichbreitenstellerhebel (hier in Null-Position) entfernt oder an ihn angenähert wird. Das kann man auf den drei nächsten Bildern gut sehen. "Angenähert" schiebt die Nadel nach links, "entfernt" lässt sie dank Federkraft nach rechts rücken. Damit haben wir die Maxima der Stichlageverstellung.

 

Die rechte Achse der Kulisse, sichtbar in der Nähe der Metallrolle, wird hingegen von dieser mittels der gemeinsamen Halterung "geschaukelt" und diese Rolle ja letztlich per Abtast- und Übertragungshebelei von der Musterscheibe betätigt. Da wird also die maximale Amplitude der Zickzackbewegung auftreten, aber gleichzeitig der minimale Einfluss der Stichlageneinstellung, da das ja weitestgehend deren Drehpunkt (im Bumerangwinkel) ist. Und umgekehrt tritt an der linken Achse fast kein Schaukeln auf, da dort auch der Drehpunkt des Rollenhebels liegt. Die letzten beiden Bilder zeigen Tal und Berg der Musterscheibe bzw. deren Einfluss an der Maximalposition des Stichbreitenhebels. (Dazu muss man sich die asymmetrische Nase der Schubstange mitdenken, dann passt das zielgenau.

 

Man sieht, wenn man alle Bilder nochmals genau analysiert, dass die entsprechenden Achsen nur in der Neutralstellung des Mechanismus genau fluchten - also die des Bumerangs mit der im ersten Bild rechten der Kulisse und die des Rollenhebels mit der linken. Die beiden Nadelpositions-Variablen "Stichlage" und "Zickzack" sind also nicht perfekt gegeneinander rückwirkungsfrei, wo sie es theoretisch sein sollten, nämlich bei der Maximalauslenkung der Nadel.

 

Aber für die Genauigkeitsanforderungen eines Outputs mit Garn auf Gewebe ist das mehr als ausreichend und für die kritische gerade Naht wird der Abtast- und mit ihm der Rollenhebel ja ganz ausgeschwenkt (auch zum leichteren Wechsel der Musterscheibe). Dann steht die Kulisse still und selbst gröbere Ungenauigkeiten würden nicht zu einem Minimalzickzack führen. Insofern habe ich mir jede Nachjustage mit den von oben sichtbaren Schrauben (mit Unterlegscheiben) erspart.

 

Nicht geschenkt habe ich mir hingegen das Mittig-Stellen der Nadelbewegung durch die vordere große Bohrung oben im Kopf der Maschine. Darunter sitzt ein Exzenter mit Schraubenschlitz zwischen Schubstange und Nadelstangenhalterung, der durch eine Stellschraube festgelegt ist. Diese erreicht man durch den Schlitz des Fadenzughebels. So lässt sich die Nadelbewegung symmetrisch zum Schlitz in der Stichplatte einstellen.

 

So, ich glaube, das war's - der ganze Unter- und Überbau zu dieser Pfaff-Serie ist im Nähmaschinenverzeichnis zu finden und ich kann bald mit meinen Sticheleien weitermachen...

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