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Singer 677G mit Königswelle


HAD

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Hallo Altertümchen-Fans,

 

da das Thema Königswelle jetzt schon öfter hier vorgestellt wurde, möchte ich noch die Nähmaschine vorstellen, mit der eigentlich alles bei mir begann. Es ist eine Singer 677G, ein der letzte fast vollständig mit metallener Mechanik gebauten Singer Haushaltsmaschinen aus Karlsruhe. Ich habe sie zwar schon im Nähmaschinenverzeichnis eingestellt und ein paar mal anderweitig erwähnt. Da sie aber wohl eher selten auftaucht, stelle ich auch hier ein paar meiner Bilder ein. Verzeiht die Fettbatzen an den Zahnrädern. Ich habe zunächst mit Getriebefett für meine Bohrhämmer geschmiert, das nicht sonderlich gut auf den Zahnflanken haftet. Immerhin weiss ich, dass es harz- und säurefrei ist.

 

Die Maschine stammt nachweislich von 1967 und wurde von meiner Mutter gekauft, kurz vor Ihrem viel zu frühen Tod mit nur 48 Jahren (durch einen OP-Fehler). Bei mit stand sie seit 1968 praktisch ungenutzt herum. Ein Versuch meiner Frau vor ca. 32 Jahren, Gardinen darauf zu ändern, war ziemlich unglücklich mit vielen Schlaufen geendet, weil wir uns mit der Fadenspannung damals nicht auskannten. Seitdem wurde das Stück nur aufbewahrt. Es war die erste Maschine die ich jetzt im Frühjahr wieder reaktiviert habe. Es ist nach vielen Anläufen auch gut geglückt.

 

Ich wusste nicht, das hier eine doch bei Haushaltsmaschinen recht seltene Technik mit der Königswelle verbaut wurde. Der waagerechte Umlaufgreifer ohne eigentliche Kapsel für die Spule ist eine ältere Singer-Spezialität, wie ich erfahren habe. Die Kegelradgetriebe sind nicht extra gekapselt -was nicht gerade geräuschdämmend ist. Andererseits ist die Freiarmmaschine ja von unten sowieso geschlossen.

 

Die Maschine näht, wenn man die richtige Fadenspannung herausgefunden hat, sehr sauber, schnell, ist aber recht laut. Die metallischen Zahradgetriebe sind doch gut hörbar. Sie besitzt neben dem Grad- und Zickzackstich noch die Möglichkeit, einen Kettenstich ohne Unterfaden zu erzeugen. Dabei wird eine Kunststoffkapsel mit einem Finger anstelle der Spule in den Umlaufgreifer eingelegt, die den Oberfaden auf der Stoffunterseite entsprechend verkettet.. Auch die damalige Singer"marotte" mit der Schrägnadel hat sich nicht bewährt, weil sie bei Rückwährtsnähen oder Verriegeln in dickem Material zum Hochbiegen/Brechen der Nadel neigt, wenn man nicht Vorsicht walten lässt. Ich habe etliche Jeansnadeln beim Stopfen meiner Jeans geopfert. Der Vorteil der guten Sicht auf die Nadel wird dadurch eher aufgehoben. Die Beleuchtung unter dem Arm ist auch nicht optimal, weil die Hand dann oft das Nähgut verschattet. Trotzdem ist es eine mechanisch und optisch edle Maschine, aber eher für erfahrene Näher/innen.

 

Gruß Harald

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Unterfaden.jpg.6ccbe366a696978a81ef29ae113b8c8f.jpg

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Hallo Harald,

ein schönes Stück hast du da.

Sie ist ja eine abgespeckte Version der 670G Golden Panoramic.

Geradstich und Zick-Zack und, offensichtlich kann sie auch den Kettstich.

Vorausgesetzt das Zubehör ist komplett.

 

Für die erfahrene Näherin? Nun ja. Die würde vielleicht doch das eine oder andere vermissen.

Richtig ist sicher, das man sich an sie gewöhnen muß und dabei auch in die Bedienungsanleitung sehen sollte.

 

Ich finde die altmodische Stichlängen-Einstellung hat durchaus ihre Reize.

Benutzt man die kleine Einstellschraube am Längenhebel um die gerade gewünschte Stichlänge als maximum einzustellen, näht sie rückwärts tatsächlich in der gleichen Stichlänge - und bei meinen (631+670) so genau das sie eine ganze Weile in den alten Stichlöchern bleiben.

 

Und ich habe schon ganze Nähte Rückwärts genäht weil das gerade einfacher war (Hosenbein auf Freiarm).

 

Eine schöne Maschine also. Und ihre ist vermutlich noch nicht einmal richtig eingelaufen -

Ich wundere mich nämlich, das sie so laut sein soll. Ich finde meine 670G ist besonders leise.

 

Also fleißig damit nähen. Die lässt sich auch von Jeansstoff in 8 Lagen nicht beeinducken -

 

Grüße von der Insel

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Hallo Inselnäher,

 

das was du schreibst, kann ich im Prinzip bestätigen. Dennoch, die Zahnräder wird man immer etwas hören, Metall auf Metall, das ist wie bei einer alten Straßenbahn. Pfaff hat nicht umsonst auf die leisen Schnurkettenantriebe gesetzt. Das Singer-Motorschneckengetriebe ist die Hauptlärmquelle. Etwas Abhilfe hat ein Langzeitschmierfett gebracht, wie es bei geschlossenen Achslagern bei Kfz verwendet wird. Es enthält neben den üblichen Lithiumseifen auch etwas MoS2 mit der bekannten dämpfenden Schmierwirkung. Man muss etwas vorsichtig damit umgehen -es schmiert nicht nur gut, sondern verschmiert auch leicht die Kleidung. Zum Glück sind diese Schmierstellen weit von der Nadel entfernt.

 

Das mit der erfahrenen Näherin habe ich erwähnt, weil ich bis heute finde, dass die Maschine extrem empfindlich auf eine falsche Fadenspannung je nach Nadel, Stoffart oder Garnart reagiert. Billignadeln mag sie schon gar nicht! Ich weiss nicht, ob ein Profi die Zierstiche vermissen würde. Echte Stretchnähte waren ja nicht dabei. Meine Änderungschneiderei (eine nette alte Türkin) hat eine alte Juki-Industriemaschine, Gerade und Zickzack, mehr nicht, sowie für Stretch und Säume eine 4 Fäden Bernette-Overlock und ganz neu eine 5 Fäden Janome-Coverlock. Ähnliche Ausstattungen habe ich auch schon in anderen Schneidereien gesehen.

 

Vorwärts sind 8 Lagen Jeans für die 677G kein Problem, leider aber rückwärts, da landet die schrägstehende Nadel bei zu schnellem Rückwärtsnähen bestimmt auf der Stichplatte. Das ist mir ein paar mal beim Hin- und Her-Stopfen schon bei einlagigem Denim passiert, weil der Fuß plötzlich etwas zu schwer auf dem Pedal lag. Sie ist insofern ohnehin keine "Industriemaschine" und die Schrägnadel hat Singer schnell wieder aufgegeben. Die gute Sicht auf die Nadel wird bei der 677G ohnehin durch die dürftige Nähfeldleuchte relativiert. Ausgenommen sind natürlich Overlocks und Coverlocks, die ja nicht rückwärts nähen müssen.

 

Trotzdem ist es wirklich eine - schon äußerlich - schöne Maschine, bei der auch das Zubehör vollständig ist. Der Erinnerungswert an meine Mutter, die wirklich eine erfahrene Näherin war, macht sie für mich natürlich besonders wertvoll. Da das gute Stück auch sehr präzise näht, benutze ich sie sehr gerne und sammle die nötigen Erfahrungen... Es ist eben meine "Diva" die gepflegt werden will und vorsichtig zu behandeln ist.

 

Grüße Harald

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Hallo Inselnäher,

 

mir ist noch eingefallen, könntest du die Golden Panoramic hier mal vorstellen - in eigenem Thread. Ist sie vor oder nach meiner Maschine von 1967 gebaut worden?

 

Es könnte sein, dass Singer in späteren Baujahren einige Zahnräder zur Geräuschminderung durch Kunststoffzahnräder ersetzt hat. Bei einem baugleichen Ersatzmotor von einer 700er, den ich mir vorsorglich gekauft und "auf Lager" gelegt habe, lag als Gegenstück zur Motorschnecke ein ebenfalls baugleiches Antriebszahlrad für die Armwelle dabei, das aus Polyamid besteht. Das meiner 677G ist noch aus Stahl. Die gutgemeinten Kunststoffzahnräder haben aber Haltbarkeitsprobleme, wie man im Nähmaschinenverzeichnis lesen und sehen kann. Deshalb würde ich es auch nicht austauschen, abgesehen vom Aufwand die Armwelle auszubauen.

 

Grüße Harald

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die angesprochenen Haltbarkeits-Probleme bei Zahnrädern sind

 

regelmäßg und ausschließlich

 

Probleme bei der Materialauswahl in der Fertigung

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Hallo Josef,

 

das mit der Materialauswahl kann ich als Werkstoffingenieur nur bestätigen. Ich komme ja aus der Autoindustrie und habe viele Kunststoffteilentwicklungen begleitet. Gewichtseinsparungen waren die Hauptgründe, aber auch Beseitigung früherer Abschmierprobleme, man denke an die Abschmierintervalle von 2500km bei den alten Käfern. Kunststoffe können selbstschmierend sein. Natürlich ist ein spritzgegossenes Kunststoffzahnrad auch viel billiger als ein aus Stahl gefrästes. Bei Haushalts- Nähmaschinen kommt aber sicher auch noch die gute Geräuschdämpfung der Kunststoffteile hinzu. Auf jeden Fall muss man aber viel tun um sie alterungsbeständig zu machen. Da haperts bei den Billigprodukten.

 

Ich habe übrigens einen alten Thread über die 676G gefunden, eine direkte Schwester der 677G: Welche Nadeln für Singer 676G - Hobbyschneiderin 24 - Forum

 

Die Diskussion um die Hohlkehle der Nadel finde ich interessant. Vielleicht liegt da der Schlüssel für die Nadelaufsetzer beim Rückwärtsnähen und auch die Empfindlichkeit bei der Oberfadenspannung. Der Greifer muss ja eine kleine Schlaufe aufnehmen. Wenn die nicht vorhanden ist oder zu groß wird, gibts natürlich Fadensalat. Noname- Nadeln mit nachgemessen gewaltigen Toleranzen mag die 677G definitiv nicht und haut sie gleich auf die Stichplatte.

 

Grüße Harald

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Hallo Harald,

die 670G vorstellen - gut werde ich mal machen - dafür muß ich erst ein paar schöne Bilder machen. Benutzt habe ich sie heute erst wieder - Gurtband (so Zurrgurte) gedoppelt.

Ich kann nicht bestätigen das sie besonders emfindlich auf Rückwärtsnähen reagiert. Ich habe das erst einmal geschafft eine Nadel dabei abzubrechen -

man darf eben nicht am Stoff ziehen dabei... - das mag Madame vielleicht noch weniger als andere Nähmaschinen.

Was mir immer besonders gut gefällt - die 670G näht hervorragend Rückwärts und wegen dem Stichlängenhebel eben auch ohne Festhalten der Rückwärtstaste. Aber das können andere Oldies auch.

Singer hat lange Schrägnadelmaschinen gebaut - so ein guter Kenner bin ich aber nicht das ich sagen könnte von wann bis wann. Die 401, 431 hat Schrägnadel, die Futura 2001 hat sie auch noch. Das sind über 20 Jahre.

Die Schrägnadel war wohl den teureren Modellen vorbehalten.

Solche Extravaganzen machen die heute wohl nicht mehr.

Das mit dem Lärm ist mir immer noch ein Rätsel - vielleicht muß deine erstmal eine Weile arbeiten. Ich jedenfalls habe mich heute wieder gefreut wie leise sie läuft.

Schnurriemen begeistern mich übrigens überhaupt nicht. Habe hier noch meine Singer 206 stehen und bei der fehlt der Schnurriemen der Ober und Unterwelle verbindet bisher war ich zu geizig den aus USA über Ebay zu bestellen. Zum nicht günstigen Preis kommt noch das Porto, Zoll etc.

Leose sind sie allerdings, das muss ich zugeben.

Aber mir als Maschinist gefällt eine Kegelradwelle dann doch eher. Und die Steilschnecke finde ich schon eine sehr gute und solide Lösung.

Billig ist sie natürlich nicht.

Der Motor wird im übrigen nach unten ausgebaut - die Oberwelle kann drin bleiben. Leider sitzen die Motoren bei älteren Maschine offenbar (sie Forum) meistens sehr fest im Gehäuse. Bei den neueren Modellen geht das ziemlich einfach.

Die Futura hat übrigens moderene Zahnriemen und Kunststoffzahnräder - und die ist erheblich lauter als die alte 670G.

 

 

Viel Spaß noch mit deinem Oldie!

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Hallo Inselnäher,

 

ja, vielleicht wird mein Schätzchen mit der Zeit ja noch leiser. Natürlich sind die neuen Plastikmaschinen viel lauter als die Oldies. Es fehlt einfach die dämpfende Masse der schweren Metallgehäuse. Wenn die auch noch Stahlzahnräder hätten, würden sie zu Schlagbohrhämmern.

 

Ich vergleiche vielleicht etwas unfair mit meinen ca. 100 Jahre alten Singer 28K, 66-1, 15D und einer 65 Jahre alte Pfaff 30, die allesamt nur mit Pleueln und Excentergabeln angetrieben werden und Aussenborder mit Riementrieb haben. Die Pfaff 30 übertrifft dabei die Singer 677G an Präzision auch beim Rückwärtsnähen, es fehlt nur der Zickzackstich. Die schnurren alle wie kleine Kätzchen. Meine Haid und Neu Mercedes de Lux von 1963, eigentlich auch schon unter Singer-Regie, ein richtig schwerer Brocken, ist dagegen trotz dieser einfachen Stangen-Technik auch lauter. Dort wird ja das Automatikgestänge auch im "Leerlauf" mitbewegt, das immer etwas klappert. Aber auch sie erreicht nicht dieses Geräusch der Zahnräder der 677, das mich tatsächlich an eine Straßenbahn erinnert. Es ist aber nicht unerträglich, das wollte ich nicht vermitteln!

 

Grüße auf die Insel

 

Harald

Bearbeitet von HAD
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;)

 

Noch etwas zur Schrägnadel, dass sie den teueren Maschinen vorbehalten sein soll verstehe ich nicht ganz. Bei richtigen Industriemaschinen ausser den Overlocks und Coverlocks (aus anderen Gründen) habe ich diese Technik noch nicht gesehen - ich kenn aber auch nicht alle. Rein mechanisch ist die Nadelschräglage eigentlich nicht zu begründen, da auf jeden Fall eine Biegebeanspruchung während des Einstichs erzeugt wird. Ca. 20 Jahre sind bei 150 Jahren Haushaltnähmaschinen nicht unbedingt viel. Oft sind für solche Dinge auch Patentinhaber bei den Firmen verantwortlich, ich kenne so etwas von Scheibenwischermechaniken bei Autos, auch wenn sie eigentlich nur teuerer und nicht wirklich besser waren.

 

Auch die Schneckenverzahnung auf der Motorwelle widerstrebt etwas meinem Maschinenbauerdenken. Bei Elektromotoren sollte man axiale Kräfte auf die Ankerwelle tunlichst vermeiden. Der Kollektor wird dabei ständig minimal hin und her geschoben und die Lager müssen die Kräfte ja zusätzlich aufnehmen. Hinzu kommt die Senkrechtstellung, die ohnehin Kräfte nach unten erzeugt. Wenn man die Papierklappe mit dem Warnhiweis "nicht ölen" mal hochnimmt, sieht man bei Motoranlauf die kleine axiale Bewegung der Welle. Vibrationen in der Mechanik übertragen sich so umgekehrt auf den Motor. Das ist m. E. mit ein Grund für die Geräuschentwicklung. Drückt man bei laufendem Motor leicht von oben auf die Welle, was kleine Schwingungen dämpft, wird das Geräusch deutlich leiser.

 

Aber nochmal, es geht nur um ein relatives, insgesamt aber erträgliches Geräusch.

 

Nochmals Grüße

 

Harald

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sd15.gif

 

auch nicht aus den Augen zu verlieren :

 

manche Gehäusekonstruktionen übertragen auch Vibrationen wie in Musikinstrumenten

 

soll bedeuten, daß bei bestimmten Drehzahlen die Laufgeräusche besonders gut zu hören sind

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Hallo Harald,

eine normale Schnecke ist das bei diesen Maschine sowieso nicht, denn dann könnte man die Welle ja nicht von Hand drehen.

In Belastungsrichtung hat das Motorritzel (Schnecke) ein Stützlager - dreht man von Hand wird die Motorwelle tatsächlich etwas angehoben.

Es ist mir nicht klar geworden ob das Absicht ist - es mildert etwas die nötige Anfangskraft beim Drehen des Handrades.

Schneckenantriebe finden bei kleinen E-Antrieben doch starke Verwendung.

Zum Beispiel Scheibenwischerantriebe. Auch Leistungsmäßig ist das ein ähnlicher Bereich.

Und im Vergleich zu Gummi-Reibrädern ist das doch wohl deutlich eleganter.

Den höheren Fertigungsaufwand musste letztlich auch der Kunde bezahlen.

 

Na ja, mir gefällt diese Technik eben ganz gut. Mal was anderes.

 

Viel Spaß noch mit der alten Dame.

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Hallo Inselnäher,

 

eigentlich wollte ich mit diesem Thread ja die Königswelle dieser Maschinenbaureihe herausstellen. Diese Technik finde ich sehr gut, zumal sie mechanisch sehr robust ist, sofern auf Stahlzahnräder zurückgegriffen wurde. Übrigens könnten präzise Metallzahnräder heute auch in Feinstguß oder Sintertechnik preiswert hergestellt werden, deren Festigkeit im Kräftebereich von Nähmaschinen sicher ausreichend wäre. Es wäre eine Alternative zu wenig alterungsbeständigen Kuststoffzahnrädern. Die Kegelradgetriebe meiner 677 laufen jetzt sehr leise, nachdem ich sie alle mit dem Langzeitschmierfett mit MoS2-Anteil versorgt habe. Die sind nicht mehr die Geräuschquelle.

 

Es bleibt das Motorritzel (Schnecke) als Geräuschquelle, welches wohl zuviel Spiel hat. Dass es auf ein Stützlager wirkt, ist bei dem Bakelitgehäuse des Motors unabdingbar, sonst würde das sicher irgendwann zerbröseln. Der steile Zahnungswinkel (Aufhebung der Selbsthemmung) der Schnecke und des Gegenzahnrads ermöglicht das Drehen am Handrad, bewirkt aber gerade die axiale Kraft auf die Motorwelle. Scheibenwischermotoren haben dagegen flache Steigungen an dem Schneckenritzel, deren Axialkraft wesentlich geringer ausfällt.

 

Allgemein gelten Schneckenantriebe ja als besonders geräuscharm. Wenn ich aber am Handrad meiner 677 drehe, spüre ich deutlich das Spiel zwischen Motor und der Armwelle. Da "klappert" Metall auf Metall. "Einlaufen" wird hier nichts mehr bringen. Es könnte ein Toleranzproblem zwischen Schnecke und Gegenrad sein, das Deine 670 nicht hat. Ein Grund könnte die bestimmende Lagerung des Motors in dem Gummiring gegen das Gehäuse sein, der im Laufe der Jahrzehnte vielleicht etwas hart geworden ist. Siehe Anleitung: Motorkondensator bei der Singer 600-Serie wechseln - Hobbyschneiderin 24 - Forum. Den Ring wird man nicht mehr ohne weiteres bekommen. Das hindert mich, einfach meinen "Reservemotor" mal einzubauen.

 

Noch finde ich das Geräusch erträglich, und ich nähe auch gern auf der ansonsten schönen Maschine.

 

Gruß Harald

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Hallo Harald,

ich kann das Klappern bei deiner 677 ja nicht hören ;)

Aber: wenn der Motor die Maschine antreibt wird die Motorwelle nach unten gedrückt. Treibst du die Maschine in der Laufrichtung mit dem Handrad an wird dabei die Motorwelle angehoben, jedes Mal wenn du das Handrad loslässt oder die Hand am Handrad umsetzt fällt die Welle wieder runter - klappert also.

Wenn man von oben in die Maschine sieht kann man das schön beobachten.

Weil die Motorwelle sich nicht so leicht mitdreht wird sie erst angehoben, dann fängt sie an sich zu drehen.

Will man nur ein ganz kleines Stück weiterdrehen erlebt man, wenn die Maschine leichtgängig ist, das das Handrad sich wieder zurück dreht wenn die Motorwelle absackt.

Dreht man verkehrt herum an der Welle wird die Schnecke abwärts gedrückt - klappert auch nix.

Bei den älteren Maschinen sitzen die Motoren ohne Gummi in der Gehäusebohrung. Also werden die Motorgeräusche auch gut übertragen.

Da ich erst einen Motor ausgebaut habe weiß ich nicht ob das vielleicht bei allen Motoren so ist - wegen der Einflüsse auf die Steilschnecke vermute ich das aber. Trotzdem gehen die Motren bei neueren Maschinen wohl leichter auszubauen. Bei den älteren sitzt der Motor so in der Bohrung, bei den neueren ist ein Halteblech von unten drin.

 

Trotz vieler verschiedener Maschinen ist meine 670G mein Favoriet. Wenn ich nur eine behalten könnte wäre sie meine Wahl.

 

Viel Spaß noch mit den Oldtimern.

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Danke für die Tipps, Inselnäher,

 

den oberen Gummiring kann ich von oben sogar sehen, er scheint nach Tasten mit einem Schraubendreher auch noch nicht allzu hart geworden zu sein. Das axiale Spiel dürfte so bei 2-3mm (senkrecht) liegen. Was man mit dem Handrad (wohl gegen das Stützlager) klappern lassen kann wird beim Motorlauf zu einem mehr oder weniger lauten "Knurscheln", als wenn etwas lose wäre. Es kommt also nicht von dem Schneckenritzel. Die früher hörbaren Zahnräder geben mit dem Langzeitfett kaum noch einen Mucks von sich. Verstärkt wird das Geräusch nach Abhorchen nicht vom Gehäuse, sondern von der Armwelle samt Handrad ! als Resonanzkörper. Die liegt bei der 677er anders als bei der 670er ziemlich "nackt" im Gehäuse. Man sieht viele ungenutze Befestigungspunkte für zusätzliche Einbauten. Die Suche nach misteriösen Geräuschquellen kenne ich nur zu gut von Autos, das nervt eigentlich mehr als ds Geräusch selbst.

 

Mein Reservemotor Baujahr 02.72 aus einer 700er hat vielleicht etwas weniger axiales Spiel, es ist aber auch vorhanden. Dieses ist aber nicht einstellbar. Das mit Madenschraube fixierte Ritzel ist nicht der Anschlag.

 

Schade, dass ich das Geräusch nicht fotografieren kann:D. Josef will doch am liebsten Fotos. Vielleicht finde ich ja eine Dropbox zum verlinken. Das Geräusch hatte vor allem meine Tochter gestört, die bei schlafenden Babies in ihrem Haus nähen will. Sie hat sich dann bei der von mir freigestellten Wahl zwischen dieser 677 von meiner Mutter und einer Privileg (Brother) 210N von der Mutter meiner Frau für letztere Maschine entschieden. Nun, wahrscheinlich habe ich die Wertvollere behalten, die ja auch noch Erinnerungswerte für mich besitzt.

 

Gruß Harald

Bearbeitet von HAD
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Hallo Harald,

du hast recht, oben ist nicht das Gegenlager - das ist am unteren Wellenende des Motors im Motorgehäuse.

Grüsse von der Insel

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:o

 

Da ist mir als Werkstoffingenieur doch eine richtige Peinlichkeit unterlaufen. So habe ich behauptet, dass auf der Motorwelle ein Stahlschneckenrad gegen ein "Stahl-Stirnzahnrad" auf der Armwelle arbeitet. Nun habe ich mal das Handrad abgenommen und festgestellt, das am Handrad ein Hohlwellenstutzen sitzt, auf dem das Gegenzahnrad mit formschlüssiger Verbindung durch einen Sprengring gehalten wird. Der Austausch wäre also kinderleicht. Dieses Stirnrad besteht aber aus dunkel eingefärbtem Schichtpressstoff mit Textileinlagen, vermtl. Baumwollgewebe. Solche Zahnräder werden auch industirell häufig verwendet. Einige Besitzer von Maschinen aus der 400er Serie sprechen von Pertinax, was gar nicht so abwegig ist, nur ein bisschen stabiler. Ausgerechnet mir musste solch eine Verwechslung unterlaufen, es sieht durch die Schmierung so metallisch glänzend aus:confused:.

 

Nun, wenn Kunststoffanwendungen sinnvoll sind, dann hier. Der Motor hat eine Vollisolierung im Bakelitgehäuse ohne Schutzleiter. Das einzige Metallteil, welches aus ihm herausschaut ist die Ankerwelle. Im ungünstigsten Fall könnte diese durch einen Isolationsdefekt an den Wicklungen oder am Kollektor unter Spannung stehen. Würde das Schneckengetriebe aus Metall gegen Metall bestehen, wäre es elektrisch leitend und es könnte durch Berührung der Metallgehäuses der Maschine ein gefährlicher oder tödlicher Stromschlag die Folge sein. Hier muss ein Isolierwerkstoff verwendet werden. Bei den ersten Maschinen der 700er Reihe wurde der Schichtpressstoff durch eine Polyamidzahrad ersetzt. Ein solches habe ich mir mit einem Motor und Fussanlasser als Ersatzteil gekauft.

 

Die Verwendung von Kunststoff an dieser Stelle hat aber auch noch einen mechanischen Vorteil. Die meisten Nähmaschinen werden von einem Riemen oder Reibrad durch den Motor angetrieben. Damit besteht so etwas wie eine "Rutschkupplung". Im Fall einer Blockade der Mechanik, z. B. durch eine abgebrochene Nadel im Greifer, wird so eine irreparable Zerstörung von anderen mechanischen Bauteilen verhindert. Bei einem hochuntersetzten Schneckenantrieb wie bei den Singer der 400er, 600er und 700er Baureihen könnten so Kräfte entstehen, die auch Stahlzahnräder, -wellen oder -gestänge zerstören könnten. Da wäre es besser, ein leicht auswechselbares Zahnrad als "Sollbruchstelle" zu opfern. Ein Ausfall dieses Stirnrads wird aber in den Foren bisher nicht berichtet.

 

Zudem ist es sicher nicht die von mir vermutete Geräuschquelle, da auch Geräuschdämpfung eine der Eigenschaften des eingesetzten Werkstoffes ist. Hinter dem Stirnrad sitzt noch ein zum Handrad schirmförmiger Kunststoffring dessen Funktion mir nicht klar ist, evtl soll er Fettspritzer auf die silbern glänzende Reibfläche des Spulergummirads verhindern.

 

Anbei ein leider etwas unscharfes Bild weil die Makroeinstellung streikte, aber die Textilstuktur kann man erahnen.

 

Gruß Harald

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Bearbeitet von HAD
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