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Anleitung: Motorkondensator bei der Singer 600-Serie wechseln


Golden Panoramic

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Teil 1:

 

So langsam kommen die Singer-Maschinen der 400er, 600er und 700er-Serie in ein Alter, wo einem der Entstörkondensator im Motor um die Ohren zu fliegen droht. Das kann bei diesen Geräten durchaus fatal sein, nachdem der so ungünstig eingebaut ist, daß eventuell der Motor dann gleich mit kaputtgeht.

 

Deswegen bin ich der Bitte von Naehman mal nachgekommen und habe den (nicht ganz einfachen) Wechsel nachfolgend photographisch dokumentiert.

 

Der Kondensator ist mit im Motorgehäuse untergebracht. Daher muß der Motor erst einmal ausgebaut werden, was aber keinen vor unlösbare Schwierigkeiten stellen sollte; er ist von unten mit einem an einer einzelnen Schraube befestigten Blech gehalten. Wenn man das abgeschraubt hat, kann man den Motor nach unten rausziehen und hat ihn dann vor sich auf dem Tisch.

attachment.php?attachmentid=127982&stc=1&d=1321202762

 

Nun brauchen wir

  • einen neuen Funkentstörkondensator, Klasse X2 mit 0,022uF als Ersatz für den alten
    attachment.php?attachmentid=127986&stc=1&d=1321202788
  • Schrumpfschlauch oder notfalls Isolierband
  • Lötkolben+Lötzinn
  • einen Schraubenzieher mit passender Klinge für die speziellen Muttern auf der Unterseite des Motors
    attachment.php?attachmentid=127984&stc=1&d=1321202788
  • Werkzeug zum Abzwicken und abisolieren von Kabeln
  • einen Gabelschlüssel mit Schlüsselweite 1/4 Zoll (6,35mm) oder ersatzweise eine Zange, mit der man entsprechend Muttern losbekommt..

 

 

 

 

Als erstes will das Motorgehäuse geöffnet werden. Es wird durch diese Muttern (zwei Stück) auf der Motorunterseite verschlossen:

attachment.php?attachmentid=127983&stc=1&d=1321202788

 

Offen sieht das so aus:

attachment.php?attachmentid=127985&stc=1&d=1321202788

 

Zweiter Schritt: Nun muß die braune Platine weg, auf der die Kohlebürsten montiert sind. Dazu die beiden schwarzen Gummi-Abstandshalter und die beiden Stecker (auf dem Bild mit Pfeilen markiert) abziehen.

attachment.php?attachmentid=127827&stc=1&d=1321038982

 

Danach kann man die Platine nach vorn wegziehen. ACHTUNG: Die beiden Kohlebürsten, die in den Messinghaltern stecken, werden von Federn gegen den Kollektor gedrückt (das ist das kupferfarbene Teil in der Mitte). Sie wollen rausspringen, sobald man die Platine wegzieht und sollten daran gehindert werden, indem man sie z.B. beim Abziehen mit den Fingern festhält und dann einen Flaschendeckel als "Platzhalter" anstelle des Kollektors zwischen die Kohlen steckt.

Nun sieht der Motor so aus:

attachment.php?attachmentid=127828&stc=1&d=1321038988

 

Nun sieht man endlich den Entstörkondensator, der gewechselt werden soll: das runde Teil rechts knapp unterhalb der Mitte, aus dem zwei schwarze Drähte rausgehen. Singer hat ihn direkt neben die eine Motorwicklung gesteckt - und gleich mit festgeklebt. Wenn der Kondensator wegen eines Kurzschlusses kaputtgeht, kann er also die Wicklung und damit den ganzen Motor zerstören.

 

Weiter gehts in Teil 2...

Bild04.JPG.a3a5c0cf5a2aee3013d740cd109387ca.JPG

Bild05.JPG.6c0d5ddabcc8ecee6f4a5e5e31d55b50.JPG

Bild06.JPG.a9f56a3439e512b70ea1ec8da5b8b779.JPG

Bild07.JPG.16f8e3cc4b3d1af335eccae5bc75df4a.JPG

Bild13.JPG.3cf51f0e8c11b835f7e1c047e448bc17.JPG

Bearbeitet von Golden Panoramic
Edit: Bilder ergänzt - letzt Nacht hatte Euer Server scheinbar keine rechte Lust...
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Teil 2:

 

Um leichter arbeiten zu können, habe ich den Motor noch weiter zerlegt. Eigentlich würde es schon reichen, das Antriebszahnrad von der Motorwelle abzunehmen und den Anker nach unten abzuziehen. Leider sind die Wicklungen des Stators so gebogen, daß der Anker da hängenbleibt, es muß also der Stator raus. Der ist bei meinem Motor mit zwei zölligen Muttern festgeschraubt (im letzten Bild oben markiert).

 

Wenn man die abgedreht hat (falls kein passender Schlüssel greifbar ist, tut es auch die Kombizange; nur von den Wicklungen muß man Abstand halten!), kann man den Stator nach unten herausziehen und kommt an alles schön dran.

attachment.php?attachmentid=128008&stc=1&d=1321214766

 

attachment.php?attachmentid=128009&stc=1&d=1321214766

 

Achtung: Die Schrauben, die alles zusammenhalten, sind nun locker und können nach oben aus dem Motorgehäuse herausrutschen. Wenn das pasiert, muß man beim Zusammenbauen später aufpassen, daß sie wieder richtig ins Gehäuse gesteckt werden. Der Sechskantkopf muß in das sechseckige Loch einrasten.

 

Edit: An der Statorbefestigung hat Singer wohl irgendwann was geändert. Es gibt auch ältere Motoren, bei denen der Stator mit zwei Klemmscheiben befestigt ist. Bei denen muß man sich zwei neue Klemmscheiben besorgen (gibts im gut sortierten Metallwarenhandel) und die alten mit einem kleinen Schraubenzieher und ansonsten roher Gewalt so aufbiegen, daß man sie von der Schraube abziehen kann.

 

Der Kondensator ist, wie erwähnt, mit den Statorwicklungen festgeklebt. Nachdem er bei diesem Motor noch heile ist, habe ich ihn da gelassen, wo er sitzt - auf diese Weise gibt es keine Gefahr, beim Ausbau die Wicklung zu beschädigen.

 

Die Anschlußleitungen werden nun so dicht wie möglich über den Kondensator abgeknipst...

attachment.php?attachmentid=128010&stc=1&d=1321214766

 

... und der neue Kondensator daran angelötet. Die Polarität (also welche Leitung wo angelötet wird) ist dabei egal. Nicht vergessen, die Lötstellen mit Schrumpfschlauch oder wenigstens mit Isolierband zu schützen!

 

Um selbst dann noch etwas Schutz zu haben, wenn der neue Kondensator kaputtgehen sollte, habe ich ihn zusätzlich noch mit Schlumpfschlauch eingepackt.

attachment.php?attachmentid=128011&stc=1&d=1321214766

 

Um im Motor Platz zu finden, muß der Kondensator ganz dicht oberhalb des Stators sitzen, und die Anschlußleitungen müssen flach zur Seite weggehen. Hier ist er schon mal an die richtige Position gebracht:

attachment.php?attachmentid=128013&stc=1&d=1321214766

 

So wird der Stator nun wieder eingebaut (Schrauben beachten - siehe oben). Die Muttern müssen so herum eingebaut werden, daß die runden Zapfen in die Bohrungen im Stator hineinrutschen.

Der Stecker für das Gaspedal muß ebenfalls wieder in seine Nut bugsiert werden, die davon um Motor gehenden Kabel müssen in den eingefrästen Schlitz. Normalerweise rutscht das ganze aber fast von selber dahin, wo es die letzten 40 Jahre seine Zeit verbracht hat ;)

attachment.php?attachmentid=128014&stc=1&d=1321214766

(Wer bei dem Bild genau hinguckt, sieht im Hintergrund die Leiterplatte mit den Motorkohlen. Bei diesem Motor sind die noch so lang, daß ich mir den beschriebenen Flaschendeckel als Platzhalter sparen konnte.)

 

Um Schäden durch die Motorvibration vorzubeugen, habe ich den Kondensator zusätzlich noch an der Schraube daneben befestigt. Falls da vorher Abstandshalter auf der Schraube waren, dürfen die nicht vergessen werden!

 

Die Leiterplatte mit den Kohlen kommt nun wieder an ihren Platz. Die Seite mit der kleinen Abflachung muß auf die Seite des Gehäuses, wo der Anschlußstecker für das Gaspedal sitzt.

Wenn man genau hinguckt, sind an der Stirnseite des Gehäuses ein paar kleine Aussparungen. Da muß sie hineinrutschen.

 

Wenn man alles richtig gemacht hat, paßt der Kondensator gerade so unter die Leiterplatte:

attachment.php?attachmentid=128015&stc=1&d=1321214766

 

Deckel wieder drauf, die Schlitzmuttern anziehen, und der Motor ist fertig.

 

Beim Einbau muß man drauf achten, daß der Gummiring, der das obere Lager im Gehäuse bildet, wieder genau an seinen Platz kommt. Das geht am einfachsten, wenn man ihn vom Motorgehäuse abzieht und erst mal einzeln in die Bohrung in der Maschine steckt:

attachment.php?attachmentid=128017&stc=1&d=1321214766

(das alte Fett an dem Hebel links bitte ignorieren, ich hab das Photo an meinem "Teileträger" gemacht, der ist nicht so gepflegt wie meine 631 :o )

 

Wenn der Motor wieder eingebaut ist, Gaspedal anschließen und die Maschine testen.

 

Fertig :D

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Bild16.JPG.30099c75342d36e70a8b3dbab83b064d.JPG

Bild17.JPG.2b5b3ccba44919470b0490a98bd6d6f4.JPG

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Bearbeitet von Golden Panoramic
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Geil, danke!

Wie einfach doch alles ist, woran ich gescheitert bin, z.B. die Schnecke ab- und den Stator rauskriegen ;-) . An der 401G ist der Motor nicht mit Blech und Schraube gesichert, sondern wirklich eingepresst. Er konnte mit dem Aufsatzteil für Zündkerzen eines Knarrenkastens vorsichtig von oben rausgehämmert werden, der passte genau.

Ich übe erstmal an einer Calanda 710 weiter, da sitzt der Kondensator dort, wo jeder vernünftige Konstrukteur ihn hintut, im Anschlußkasten (siehe Maschinen/Overlock). Anscheinend tut man gut daran, bei jeder älteren Maschine unbesehen die Kondensatoren in Motor und Fußschalter auszutauschen...

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  • 2 Wochen später...

So, ich habe einen Vorrat Kondensatoren zum Spielen bestellt. Der Unterschied zwischen MKP und MP3 Kondensatoren hat mich zwar in tiefes Nachdenken, aber nicht in extreme Unkosten gestürzt, mit 51 Cents gegenüber 26 Cents Stückpreis ist der noch erträglich und für tief im Motor nimmt man wohl die besseren. Einen kaputten Motor hab' ich schon hier, eine intakte 611G mit gerade so einem Motor auch noch, und ich krieg' die noch schlimmer zugerichteten Reste eines weiteren, zum Üben oder ggf. Innereien auswechseln. Bloß, dass der Motor meiner 401G im tiefen Inneren reichlich mit Mehrfachkondensatoren garniert ist, hätte mich vor unüberwindliche Zuordnungsprobleme gestellt ... ich kenne jemanden, der einen 600er Serie in eine 400er Serie Maschine gesteckt und hierfür unsichtbar ein Stück vom Gußgehäuse rausgesägt hat, so geht's natürlich auch :rolleyes:

 

Hat denn schon mal jemand probiert, ein bröckelndes oder rissiges Bakelit-Motorgehäuse mit Glasfaser und Polyesterharz zu verstärken?

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