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Ein Seidenkleid, (k)ein Hexenwerk - Teil 1 (Materialkunde)


nowak

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Seide ist ein großartiges Material, aber da es auch nicht ganz billig ist, schrecken viele vor der Verwendung zurück. Was auch wieder schade ist, denn es ist ein großartiges Material.

 

In dieser vierteiligen Serie werde ich am Beispiel eines Kleides, das ich letzten Sommer genäht habe, die Nähschritte und vor allem viele Verarbeitungstechniken zeigen. Die man dann natürlich für alle anderen Nähwerke (nicht nur) aus Seide einsetzen kann.

 

(Warnung, die Artikelserie ist für die unserer Leser(innen), die es immer ganz genau wissen wollen. Und etwas... textlastig. :o )

 

Außerdem werde ich einiges Grundsätzliche über das Material referieren. Solches Basiswissen hilft nämlich oft, sich für oder gegen eine Verarbeitungstechnik zu entscheiden.

Doupionseide

Seidendoupion,

Verdickungen in Kette und Schuß.

(Ein Klick auf die Bilder zeigt eine größere Version,

für alle, die es ganz genau sehen wollen...) ;)

 

Bild: nowak

 

 

Meine eigene Geschichte mit Seide ist schon alt. Ich fing ungefähr mit 16 an, ernsthaft zu nähen und etwa zu der Zeit tauchten im Kaufhaus auch recht häufig relativ günstige Seidenstoffe auf. So hatte ich schon früh in meiner Nähkarriere viele Gelegenheiten, Fehler zu machen. :o

(Und meine Oma konnte zum Glück einige davon wieder ausbügeln.)

 

Als ich später dahinter kam, daß es auch Nähbücher gibt (vor allem, wenn man sich nicht auf die deutsche Sprache beschränkt), fand ich natürlich noch mehr Techniken, die ich ausprobieren konnte.

 

Das Ergebnis sind meine eigenen Techniken, die nicht immer dem Lehrbuch entsprechen. Aber für mich funktionieren. Nehmt sie als Vorschlag und Möglichkeit... mehr nicht.

 

Aber zuerst möchte ich ein bisschen Materialkunde betreiben.

 

Vorhang auf für die kleine Seidenkunde.

 

Herkunft der Seidenfaser

 

Seide ist eine tierische Proteinfaser. Man gewinnt sie, indem man verpuppte Larven eines Schmetterlings (des Seiden- oder Maulbeerspinners, Bombyx Mori) in kochendes Wasser wirft und die Spinnfaser des Schmetterlings abwickelt (haspelt). Die Besonderheit der Seidenfaser liegt darin, daß ein Kokon aus einem einzigen Faden besteht, der mehrere Kilometer lang sein kann. Die Natur liefert uns hier also einen Endlosfaden, den die Chemie erst viel, viel später nachahmen konnte. Außerdem ist der Spinnfaden sehr, sehr fein.

 

Die abgehaspelte Rohseide wird dann noch, je nach Verwendungszweck, unterschiedlich stark entbastet, wodurch die Seide ihren Glanz erhält. Da die Seide dadurch sehr viel ihres Gewichtes verliert, wird sie hinterher mit Metallsalzen wieder erschwert. Seide wird nach Gewicht verkauft, so wird hierbei manchmal auch mehr Gewicht zugefügt, als ursprünglich mal da war. In Extremfällen kann Seide bis zu 300 Prozent über pari erschwert werden. Wird Seide zu sehr erschwert, wird sie brüchig und auch anfälliger für Knitter. (Und so viel zum Thema, wo die Preisunterschiede bei Seidenstoffen her kommen.)

Doupionseide

Seidendoupion, Verdickungen im Schuß.

(Gewaschen, geschleudert

und nie mehr richtig glatt geworden...)

 

Bild: nowak

 

 

Nur ein relativ kleiner Teil des Kokons kann allerdings so abgehaspelt werden. Es bleiben Fasern, die zu stark mit Bast verklebt sind, um gehaspelt zu werden. Diese kann man jedoch entbasten und, wie Wolle oder andere kürzere Fasern, zu Garn verspinnen. Das ist es, was man unter Schappe-Seide versteht. Bei diesem Verarbeitungsprozess werden aber immer noch kürzere Fasern ausgekämmt, die dann zur Bouretteseide werden.

 

Seidenraupen sind, was ihre Ernährung betrifft, sehr wählerisch. Sie fressen ausschließlich Blätter des Maulbeerbaumes. In China züchtet man Seidenraupen schon seit etwa 3000 Jahren und man gab sich redlich Mühe, das Geheimnis des kostbaren Materials für sich zu behalten. Dennoch gelangten (diverse Legenden erzählen davon) letztlich Raupen nach Korea, Japan, Indien,... und später bis nach Europa. In Frankreich gab es zum Beispiel bis ins frühe 20. Jahrhundert eine Seidenraupenzucht, die die eigene Seidenindustrie (vor allem in Lyon) versorgte. Heute kommt Seide wieder hauptsächlich aus Asien, wie China oder Indien.

 

Eigenschaften der Seide

 

Was zeichnet nun die Seidenfaser (und die daraus entstehenden Stoffe) aus? Am auffälligsten ist natürlich der Glanz. Wichtig aber auch, daß die Seide, weil eine Endlosfaser, sehr zugfest ist. (Deswegen erfreuten sich nicht nur Stoffe, sondern auch Schnüre aus Seide großer Beliebtheit.) Sie isoliert zusätzlich gut. Daher spricht man davon, daß Seide im Sommer kühlt (indem sie die Hitze der Umgebung vom Körper weg hält) und im Winter wärmt (indem sie die Kälte der Umgebung vom Körper weg hält), man kann also auch sagen, sie ist klimaausgleichend.

 

Was Seide hingegen nicht so gerne mag ist Schweiß. Da kann sie ausbluten oder verfilzen.

 

Hat man es mit Stoffen zu tun, findet man oft den Hinweis, daß nur chemische Reinigung möglich ist und man auch nur bei ganz geringer Temperatur bügeln darf. Wer mal Seidenmalerei gemacht hat, wird sich vielleicht erinnern, daß die Farben entweder mit dem heißen Bügeleisen (Einstellung Baumwolle) oder im Dampf fixiert werden. Das heißt, die Seide an sich verträgt grundsätzlich sowohl das Waschen als auch eine hohe Bügeltemperatur. Allerdings nicht immer die Ausrüstung oder die Färbung! Ich wasche inzwischen meine Seidenstoffe fast immer in der Waschmaschine vor und kann danach auch die fertige Kleidung problemlos waschen. Wichtig ist dabei vor allem, ein sanftes Waschmittel oder (bei Handwäsche) ein Haarshampoo zu verwenden (Seide mag es weder alkalisch noch sauer) und nicht allzustark zu schleudern. Gerade wenn Seide nass ist, kann sie nämlich durchaus verfilzen und sie ist auch nicht so scheuerfest wie Kunstfaser. Das merkt man besonders, wenn man reine Seide als Futterstoff verwendet. Seidenfutter verschleißt schneller als ein gutes Viscose- oder Triacetatfutter.

Bin ich mir nicht sicher, ob die Webart, die Farbe oder andere Eigenschaften eines konkreten Stoffes das Waschen vertragen, wasche ich erst mal ein Probestück.

Gleiches gilt beim Bügeln, bin ich mir nicht sicher, ob die Ausrüstung das zu lässt, teste ich mich von geringer zu höherer Temperatur heran. Bisher hatte ich da noch selten Probleme, ich bügle meist bei der Einstellung "Baumwolle" und mit Dampf.

Seidenkrepp

Seidenkrepp,

körnige und unregelmäßige Oberfläche

bei gleichmäßigen Fäden.

 

Bild: nowak

 

 

Aufpassen muß man allerdings, wenn das Bügeleisen nicht trocken dampft oder Wassertröpfchen entstehen. Die können Wasserflecken geben. (Destilliertes Wasser vermindert dieses Risiko etwas.)

 

Seidenstoffe fühlen sich sehr glatt auf der Haut an, was wir in der Regel angenehm empfinden. Jedoch bringen die glatten Fasern da auch einige Nachteile mit sich: Schnittkanten fransen stark und meist auch schnell aus, so daß man sorgfältig versäubern muß. Und die Fasern verschieben sich auch im Stoff leicht gegeneinander, so daß wir den Stoff als "flutschig" empfinden, bei doppelter Stofflage die Lagen nicht recht aufeinander liegen bleiben wollen oder die Stoffkanten nicht gerade liegen, sondern wellig. Eine weitere "Nebenwirkung" dieser Eigenschaft: Näht man sehr körpernahe Kleidungsstücke aus Seidenstoffen, bilden sich oft scheinbare "Löcher" neben der Naht. Hier schieben sich die Webfäden durch den Zug auf der Naht zusammen und bilden jene scheinbaren "Löcher".

 

Der chinesische Seidenspinner ist allerdings nicht der einzige Schmetterling, der Kokons aus endlosen Fäden spinnt. Andere wild lebende Arten tun dies auch. Hier werden die Kokons nach dem Schlüpfen der Schmetterlinge eingesammelt. Dadurch ist der Faden natürlich nicht mehr endlos (weil sich das Insekt nach draußen gefressen hat), man kann ihn aber ebenfalls entbasten und spinnen. Und erhält so Wildseide, wie z.B. Tussahseide. (Archäologische Funden deuten darauf hin, daß unterschiedliche Wildseiden in verschiedenen Ländern bekannt war, neben Japan auch in Indien, Ägypten oder im alten Rom.)

 

Manchmal findet man heute auch den Begriff "Peace-Silk" oder "Ahimsa-Seide". Dies bezeichnet nicht den Schmetterling, der die Faser liefert,sondern das Herstellungsverfahren: Hier läßt man immer den Schmetterling schlüpfen, bevor man die Kokons verarbeitet. Erhält also nie Endlosfasern, sondern muß die kürzeren Fasern verspinnen.

 

Von der Faser zum Stoff

 

Wie man von der Faser zum Stoff kommt ist dann ähnlich wie bei allen anderen Stoffen mit dem Unterschied, daß Haspelseide nicht gesponnen wird, weil sie ja schon als langer Faden abgehaspelt wird. Diese Filamentstränge werden dann miteinander verzwirnt, je nach Verwendungszweck mehr oder weniger stark, wobei man für besonders stabiles Garn in den einzelnen Verarbeitungsschritten auch die Richtung der Zwirnung ändert.

Seidensatin

Seidensatin, bedruckt.

 

Bild: nowak

 

 

Fest gezwirnt für die Kette nennt man den Faden Organsin, Trame ist ein weicherer und fülligerer Faden der gerne für den Schuß verwendet wird und Kreppgarn (oder Grenadine) bekommt man, wenn man Organsin besonders hart verzwirnt, also mit mehr als drei Mal so vielen Drehungen pro Meter wie "normal".

 

Darüber, welcher Stoff am Ende daraus wird entscheidet dann die Webart.

 

Vor allem für Seidenmalerei und einfache Tücher findet man Pongé-Seide in unterschiedlichen Stärken. Diese ist in schlichter Leinwandbindung gewebt, meist nicht sehr teuer und auch nicht besonders stabil. Durch die glatte Oberfläche ist sie aber zum Bemalen gut geeignet.

 

Glatter Satin bringt den Glanz der Seide gut zur Geltung, dafür ist die Oberfläche durch die lange obenaufliegenden Fäden der Atlasbindung empfindlicher gegen Beschädigung.

 

Einen schönen Fall, wenig Knitterneigung und nur wenig Glanz bietet Krepp. Durch die Struktur der überdrehten Garne verschieben sich hier die Webfäden auch weniger leicht gegeneinander, was für mehr Formstabilität sorgt und ihn auch weniger anfällig für die oben geschilderten kleinen Löcher an der Naht macht.

 

Crêpe de Chine verwendet Kreppgarn nur im Schuß, zeigt so etwas mehr Glanz bei ebenfalls geringerer Knitterneigung.

Seidenjersey

Seidenjersey mit Elasthan.

Winzige Maschen,

durch das Elasthan etwas zusammengezogen.

 

Bild: nowak

 

 

Eine matte und eine glänzende Seite bietet Kreppsatin. Auch gut geeignet, wenn beide Seiten des Stoffs sichtbar sein sollen.

Beliebt für Steifheit und transparente Optik ist Organza, der ebenfalls als Näheinlage gute Dienste leisten kann.

 

Im Grunde ist aber alles möglich: Seidentwill in Köperbindung, gestrickt als Seidenjersey, Jacquards und Brokate, fester Taft, Samt,...

 

Bei Doupionseide hingegen weiß man nie so genau, was man bekommt. Gekennzeichnet ist diese durch leichte Unregelmäßigkeiten, die durch die Verwendung von Maulbeerseide von missgestalteten Kokons zustande kommen. Jedoch wird der Begriff wohl auch für Shantung/ Wildseiden verwendet. (Mein Stofflexikon sagt, daß "Shantung" in Kette und Schuß aus Wildseide besteht, Honan aus Maulbeerseide in der Kette und Wildseide im Schuß, weswegen die Verdickungen auch quer zur Webekante liegen.)

 

Und bitte... das sind jetzt nur die deutschen Begrifflichkeiten. Im Englischen werden teilweise andere verwendet, teilweise ähnliche, die aber etwas anderes meinen. :o

 

Neben reiner Seide gibt es Mischungen mit anderen Fasern. Bei Halbseide werden Kette und Schuß mit unterschiedlichen Fäden bestückt, in der Regel so, daß die Seide die sichtbare Seite darstellt.

Doch auch andere Mischverhältnisse sind möglich, von einer geringen Elasthanbeimischung um elastischen Seidenjersey zu bekommen bis zu einem geringen Seidenanteil, der es aber erlaubt, "mit reiner Seide" auf ein günstiges Konfektionsteil zu setzen. Ich selber habe in den letzten Jahren neben reiner Seide Mischungen mit Schurwolle, Viscose, Polyester oder Baumwolle unter der Nadel gehabt.

Seidenjaquard

Seidenjacquard,

mit einem anderen Muster überdruckt.

Schwer und gleichzeitig fließend.

 

Bild: nowak

 

 

Weitere Verwendung von Seidenfasern

 

Auch als Strickgarne bekommt man Seide und besonders bei versponnenen (also nicht abgehaspelten) Fäden sind natürlich wieder alle Mischverhältnisse möglich.

 

Selten geworden ist echte Nähseide, die neben Stabilität einen schönen Glanz mitbringt. Ich sage nur Knopflöcher... ;) Unvergleichlich natürlich (Hand)Stickgarne aus reiner Seide.

 

Da der Begriff "Seide" uns alle träumen lässt, wird er leider oft phantasievoll eingesetzt... Polyesterseide oder Kunstseide haben mit der Faser des Seidenspinners rein gar nichts zu tun. Auch versteckt eine Beschreibung die nur "Satin", "Brautsatin", "Chiffon" oder "Crêpe de Chine" erwähnt gerne, daß dieses lediglich die Webart beschreibt, nicht das Material. Wenn nirgendwo "reine Seide" drauf steht, kann man getrost davon ausgehen, daß auch keine drin ist.... :o

 

Soweit zur gar nicht so kleinen Seidenkunde.

 

Teil 2 wird sich dann mit der Vorbereitung und dem Zuschnitt des Materials befassen.


Und da die Serie inzwischen vollständig ist: hier die direkten Links zu Teil 3 und Teil 4

Bearbeitet von nowak
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Vielen Dank, Marion, das war sehr interessant :D. So kompakt hab ich das noch nirgendwo gelesen. :super:

Sehr schade mit dem Schweiß :rolleyes:

und sehr hilfreich, dass ich das jetzt weiß. Angeblich kommen ja mal bessere Zeiten ;)

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nochmal zum Thema Schweiß, gibts eigentlich noch die "Ärmelblätter" oder wie hieß das Zeug, das man am unteren Armloch fixiert hat, kenn das noch von meiner Mutter

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Das ist interessant, was du über die Herkunft und Eigenschaften der Seide zusammenfasst. So bekommt man auch als Nicht-Seidenverwender einen gewissen Einblick.

 

Danke!

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nochmal zum Thema Schweiß, gibts eigentlich noch die "Ärmelblätter" oder wie hieß das Zeug, das man am unteren Armloch fixiert hat, kenn das noch von meiner Mutter

 

Ja, die gibt es noch und sind durchaus eine Option.

 

Ebenso wie in einer Jacke oder einem Blazer ein gutes Vicose/Acetatfutter zu verwenden, weiße Stoffe zu nehmen, wo zumindest die Farben nicht ausbluten können und generell eine vernünftige Einlageverarbeitung (soweit möglich und sinnvoll, je nach Kleidungsstück), die einiges abfängt.

 

Bei Blusen hilft ein gedoppelter Sattel (weil man am Rücken meist auch schwitzt und genau da die Sonne drauf scheint, wenn man im Freien ist, was dann eine besonders unheilige Kombination ergibt), bei Shirts muß man sich dann damit abfinden, daß die nicht für die Ewigkeit sind. :o

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Vielen Dank für diese schöne Zusammenstellung.

Beim Waschen und Bügeln halte ich es im Grossen und Ganzen genauso.

 

Beim Waschen von Seide habe ich schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht.

Seidenblusen fürs Büro (meist Crêpe de Chine oder dickerer Pongé oder auch feiner Bourette) habe ich problemlos viele, viele Male in der Maschine gewaschen.

Ich hatte aber auch schon farbigen Bourette, der so gnadenlos ausblutete, dass ich ihn erst gar nicht verarbeitet habe.

Und ich habe auch schon einiges ruiniert :(, z.B.

  • schwarzen Seidentwill, der bei der Wäsche streifig grau wurde
  • einen indischen Kamiz aus naturweisser und pflanzengefärbter Seide (da war nichts naturweisses mehr und der Rest war streifig)
  • eine indische Dupatta mit einem Webmuster aus dünnen und dicken Garnen, die sich verschieden stark zusammenzogen
  • Dupion, der schon bei der Handwäsche und ohne Auswringen lauter kleine Crinkle-Falten bekam, die sich nicht mehr ausbügeln liessen

Ich mache wenn möglich, auch immer eine "Testwäsche" an einem Reststückchen.

Bei Dupion und ähnlichen Seiden mit "Stand" finde ich die Wäsche am riskantesten. Manchmal passiert gar nichts, manchmal wird sie nur "anders" im Griff, manchmal lappig, manchmal faltig (siehe oben).

 

Grüsse, Lea

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Ja, das sind dann die Feinheiten...

 

Eine tolle Bleichwirkung auf schwarzer Seide hat übrigens auch Babykotze... :rolleyes: Vor allem, wenn man es nicht sofort in die Waschmaschine steckt, weil es scheinbar mit einem feuchten Lappen erst mal entfernt war. :cool:

 

Indische Stoffe (nicht nur Seiden) vertragen sich mit europäischen Waschmaschinen generell nicht immer gut. Besonders wenn es Stoffe sind, die nicht explizit für den Export gefertigt wurden. (Meine Vermutung ist, daß auch oft an der Fixierung gespart wird.) Die typische indische "Waschmaschine" besteht nun mal nach wie vor aus Flußwasser, Seife und viel rumhauen... Nicht unbedingt sanfter zum Stoff, aber zu den Farben. Und ein wirklich edler Seidensari wird oft überhaupt nicht gewaschen. Auch Dupattas nicht unbedingt.

Traditionell handgewebt.... weiß man nie, was dabei raus kommt. :o

Auch pflanzengefärbte indische Baumwolle ist übrigens nicht allzu schweißfest.

 

Und bei Dupion muß man wissen, was man will... soll er steif bleiben, dann eher nur chemisch reinigen. Will man ihn etwas weicher, kann waschen helfen. (Aber nicht immer... einmal wollte ich, daß der Stoff weich wird... tat er natürlich nicht.)

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Ich habe noch Jaquardseide und ich habe Angst bei der Verarbeitung etwas falsch zu machen:o

 

Ich hoffe, hinterher nicht mehr!

 

(Vielleicht tun sich einfach alle "Seidenängstlichen" zu einem Sew Along zusammen. ;) )

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Ich liebe Seiden, umso neugieriger war ich auf diesen Thread:

Dein Text ist großartig, dass du sogar Ahimsa-Seide erwähnt hast, finde ich sensationell. So geballtes Wissen zum Thema Seide hab ich noch nirgends gefunden.

Toll! Bin begeistert!

Danke für die Mühe.

 

Samba

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Hallo Marion,

 

danke, dass du dieses Thema aufgreifst. Ich bin schon länger in Vorüberlegungen für eine Seidenbluse, aber bisher klemmte es schon mal im Vorfeld daran, dass ich nicht wusste, welche Seide ich dafür suchen sollte. Jetzt kann das ja mal was werden....

 

LG

gundi

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Ist denn das englische/amerikanische Silk Dupioni das gleiche wie Dupionseide oder gibt es da begriffliche Unterschiede?

 

Ich glaube ja, bin mir aber nicht ganz sicher.

 

Ich habe einfach zu selten Stoffe mit englischen Schildern dran in der Hand gehabt. :o Da fehlt mir die direkte Erfahrung.

 

(Und bei Wikipedia nachlesen und hoffen, daß es stimmt kann jeder selber.)

 

Aber es gibt hier sicher jemanden, der in dem Bereich mehr praktische Erfahrung hat?

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Wow, total toll :jump:

 

Ich hab vor ein paar Wochen fast 20m Seide in verschiedenen Farben für einen famosen Schnäppchenpreis bei Ebay ersteigert. Nun liegt der Stoff so rum und ich habe zwar 1000 Ideen, aber traue mich nicht richtig ran. Nachteil: Ich weiß nicht so recht, was für eine Art Seide ich mir da eigentlich "eingehandelt" habe. Ist ganz fließend und leicht und hat einen schönen Glanz, ist aber nicht transparent. Habt ihr eine Idee?

 

Leider bin ich auch schon mal übel reingefallen beim Waschen. Bei der Handwäsche habe ich 2m Dupionseide völlig ruiniert. :-( Freue mich auf die Fortsetzung!

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Vielen Dank für diese Superinfo, nowak!

 

Das habe ich fast alles schon einmal in der Schule gelehrt bekommen und zwei Drittel davon wieder vergessen, deshalb finde ich deine Idee das hier für uns alle niederzuschreiben besonders klasse!

 

In den 80ern gab es mal einen richtigen " Seidenhipe". Unter anderem war "Waschseide" ganz verbreitet, weißt du zufällig was hinter diesem Namen steckt?

 

Es ist ein Material, das sich fast etwas samtig anfühlt, es hat einen eher matten Glanz, ist prima in der Maschine zu waschen und kann recht heiß gebügelt werden, selbst den Trockner nimmt der Stoff nicht übel!

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Ja, an die Waschseide kann ich mich auch erinnern....

 

Da wird meines Wissens der Stoff an der Oberfläche aufgerauht. Ich glaube nicht mechanisch, sondern chemisch... ätzen oder so.

 

(Aber völlig ohne Gewähr...)

 

Aus Viscose gab es das auch, Peachskin war da noch so ein Stichwort.

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..ich bin ganz begeistert von dieser tollen Serie. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht. An Seide habe ich mich bisher nicht heran getraut.

Ich habe ein gekauftes Hemdblusenkleid mit angesetztem Faltenrock...es steht nur Reinigung drauf....das werde ich mal alleine Waschen, vielleicht sind die Falten dann raus...und ich kann noch etwas anderes daraus nähen...

 

Zu welcher Sorte Seide gehört denn nun Seidenchiffon?...oder habe ich etwas überlesen?

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Vielen Dank für diesen interessanten und lehrreichen Thread!

Ich habe hier seit bestimmt 25 Jahren einen wunderschönen Blusenstoff aus Seide liegen und mich nie rangetraut. Vielleicht wird er jetzt ja endlich doch noch zur Bluse.

Viele Grüße vom Sechseckle

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Dieser Thread ist großartig. Ich habe selten (quatsch - nirgends) einen so guten Beitrag über Seide gelesen. Informativ und aufschlussreich.

 

Aufschlussreich finde ich deinen Beitrag, weil ich mir schon oft Gedanken über die Herstellung gemacht habe. Es ist ja im Grunde eine total brutale Materialgewinnung. Daher habe ich mich gefragt, ob Seide auch von Menschen getragen wird, die kein Fleisch essen bzw. kein Leder anziehen? Über "Peace-Silk" oder "Ahimsa-Seide" hatte ich noch nie etwas gehört. Danke, dass du dies erklärt hast.

 

Den letzten Seidenstoff, den ich vernäht habe, war ein Traumstöffchen. Nach deiner Beschreibung müsste es ein Krepp-Satin mit einem geringen Elasthan-Anteil gewesen sein. Kein bisschen flutschig - einfach nur traumhaft.

 

Freue mich auf Teil 2 der Geschichte.

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Zu welcher Sorte Seide gehört denn nun Seidenchiffon?

 

Seidenchiffon ist in der Regel ganz "normale" Seide. Da werden ja sehr feine und gleichmäßige Fäden verwoben, ungleichmäßige von der Wildseide oder den Restcocoons wäre da nicht so geeignet.

 

Oder was war die Frage? :confused:

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Daher habe ich mich gefragt, ob Seide auch von Menschen getragen wird, die kein Fleisch essen bzw. kein Leder anziehen?

 

Veganer wohl nicht. (So wie ich das mitbekomme.)

 

Die tragen lieber "veganes" Leder (gelobt sei Polyurethan...) und "vegane" Stoffe aus Polyester. (Daß die Polyesterfasern dann die Weltmeere verpesten und dadurch noch viel mehr Tiere töten ist dann die andere Sache. Aber wie das mit Religionen und Weltanschauungen so ist... man muß Prioritäten setzen. :rolleyes: )

 

Wobei nach meinem Verständnis ja erdölchemiebasierte Produkte auch nicht vegan sind, denn wir haben ja alle mal gelernt, daß das vorher auch tote Tiere und verrottete Pflanzen waren. Nur halt schon sehr, sehr lange her... :cool: Aber ich bin ja kein Veganer.

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