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Buchvorstellung: Meine Lieblingskleider – Selbstgenähtes für Jungs & Mädels


Gundel Gaukeley

Empfohlene Beiträge


Titel: Meine Lieblingskleider
.
Bild: Christophorus Verlag


Mal wieder habe ich ein Buch, das ich euch vorstellen möchte:

Meine Lieblingskleider


Autor: Daniele Gencalp (Hrsg.)
Seitenzahl: 96
Preis: € (D) 16,99/ € (A) 30,70
ISBN: 978-3-8410-6353-3
Erschienen im Christophorus Verlag




Allgemeines zum Buch:

Das Buch enthält einen durchaus umfangreichen Einleitungsteil, der in den Kapiteln „Nähzubehör“, „Tipps und Tricks“, „Häufige Sticharten“ und „Begriffserklärungen“ viel Wissenswertes mit auf den Weg gibt, bis hin zu Pflege- und Waschhinweisen, die sogar als ersten Punkt die „Soforthilfe“ bei Blutstropfen auf dem Stoff umfassen. Die Designerinnen werden wohl nach dem Probenähen, welches auch im Buch anekdotisch erzählt wird, Grund gehabt haben, an diesen Punkt zu denken.

Das Buch umfasst 17 Nähprojekte für Kinder. Soweit es sich um Kleidung handelt, sind die Schnittmuster in den Größen 98 bis 134 auf dem Schnittbogen verfügbar. Es gibt Modelle für Jungs und für Mädchen, und zwar mehr oder weniger halbe-halbe. Dabei ist auch ein Jumpsuit für beiderlei Geschlecht und ein Spielteppich. Die Bandbreite umfasst dabei alle mögliche Oberbekleidung, aber auch eine Beanie und sogar Unterwäsche. Alles ist basictauglich, gleichzeitig sind viele Modelle von vornherein auf Variabilität ausgelegt, d.h. es werden viele Tipps und Ideen für Veränderungen der „Grundidee“ direkt mitgeliefert. Da das Buch aus dem Haus lillestoff kommt, dürfte es keine Überraschung sein, dass die verwendeten Stoffe durchweg Jerseys sind. Mir gefällt besonders gut, dass die Modelle so vielfältig sind und es nicht eine handvoll Grundschnitte mit Variationen als Modellbandbreite ist. Natürlich sind manche Schnitte untereinander „verwandt“, so das Jungenshirt mit Polokragen und das „süße Mädchenshirt“. Die meisten Schnitte stehen aber für sich.

Die Schnittmuster befinden sind alle auf den beiliegenden Mehrschnitt-Bögen, auf denen die Schnitte in Originalgröße vorhanden sind. Das Abpausen kann je nach Modell etwas herausfordernd sein, da aus meiner Sicht etwas unglücklich nur hell und dunkel rosa und grau verwendet wurden. Die dunklen Linien sind recht gut erkennbar, die hellen sind manchmal schwierig zu erkennen. Grundsätzlich ist der Schnittbogen aber akzeptabel.

Die Anleitungen sind ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit vielen Bildern, alles Fotos. Es gibt zu jeder Anleitung eine Angabe der Schwierigkeit in Form von ein, zwei oder drei Scheren.

Insgesamt wird in dem Buch viel erläutert und erklärt, und das in ausgesprochen sympathischer Weise. Das mag ein etwas ungewöhnlicher Begriff sein, ein Nähbuch zu bewerten, aber ich muss gestehen, dass es genau das war, was mir spontan in den Sinn kam sympathisch. Ich lese üblicherweise die einleitenden, erläuternden Kapitel bei Nähbüchern dieser Art nur ungerne, weil sie mich meistens langweilen, nichts Neues erzählen und oft etwas lieblos wirken. In diesem Buch wirkt nichts lieblos oder langweilig, im Gegenteil. Ich habe die Erläuterungen mit Freude gelesen und fühlte mich tatsächlich ein bisschen mitgenommen in die Freude und den Spaß der Designerinnen. Die Designerinnen werden ebenfalls vorgestellt, inklusive Internetadresse ihrer Blogs und auch einer kleinen Geschichte zum „Making of“ des Buches und im Zweifel auch des jeweiligen Modells.
Rock und Poloshirt

Rock und Poloshirt
Bild: Gundel Gaukeley

Mein Praxistest

Ich habe zwei Mädchen zu Hause zu benähen, von denen eine in das Größenspektrum passt. Daher wurde als erstes Projekt eine Kombi aus dem „süßen Mädchenshirt“ und dem „bequemen Rock“ in Größe 122/128 bzw. 122 umgesetzt. Der Rock wird mit einer Schere, also als leicht, eingestuft, was vollkommen zutreffend ist. Ehrlich gesagt habe ich Mühe gehabt, mich beim Nähen an die Anleitung zu halten, da es für mich mit einer gewissen Näherfahrung solcher Kinderkleider so offensichtlich war, wie es zu laufen hat. Da ich aber diese Buchrezension hier im Hinterkopf hatte, habe ich mich immerhin bemüht. Die Anleitung ist ausführlich und ich bin sicher, dass auch ein weniger näherfahrener Mensch kein Problem hat, damit den Rock erfolgreich umzusetzen.

Das „süße Mädchenshirt“ hatte ich mir nicht nur ausgesucht, weil es zum Rock passt, sondern weil ich die Anleitung für den Polokragen ausprobieren wollte, da ich noch nie einen Polokragen genäht habe, Knopfleisten, Kragen, ja, aber noch nie einen Polokragen. Eine gute Gelegenheit, sich mal an die Anleitung halten zu müssen, zumindest für den Kragen. Auch da muss ich sagen, dass mir die Anleitung gut gefallen hat. Ich hatte keine Probleme, mit ihr den Kragen hinzubekommen.

Was die Größen angeht, würde ich sagen, dass sie größengerecht bis knapp ausfallen. Meine Große ist 1,19 m groß und drahtig-schlank. Der Rock in Größe 122/128 passt gut bzw. ist vielleicht noch ein bisschen zu groß. Das Poloshirt in Größe 122 erscheint mir dagegen schon fast etwas knapp in der Weite. Als ich endlich fertig war, war es dann glücklicherweise nicht zu knapp, aber wäre sie die 3 cm bis zur Referenz-Körperlänge größer, würde es vermutlich schon recht körpernah sitzen. Das ging für mich aus den Fotos nicht so deutlich hervor. Aus dem Ergebnis folgen auch ein bisschen die Kritikpunkte zu den Maßangaben.

Die Kritikpunkte

Ja, auch die gibt es. Keine grundsätzlichen, aber es gibt Kritikpunkte, oder sagen wir besser: Dinge, die mich etwas gestört haben bzw. die mir gefehlt haben.
Detail Polokragen

Detailaufnahme Polokragen
Bild: Gundel Gaukeley

Was mir gefehlt hat:


  • eine Maßtabelle. Zwar werden die Schnitte in Konfektionsgrößen angegeben, bei denen man von einer Standardisierung ausgehen kann, aber wie wir alle wissen, ist keiner, auch kein Kind, Standard, und letztendlich sind es die fertigen Schnitte auch nicht. Ich würde es daher hilfreich finden, wenn wenigstens ein paar Maße angegeben würden.



  • Technische Zeichnungen. Ich persönlich finde technische Zeichnungen doch immer sehr hilfreich, um ein Projekt einzuschätzen. In diesem Fall hat es dazu geführt, dass ich den Jumpsuit, der eigentlich auch auf meiner Liste steht, erst einmal nicht umgesetzt habe, da ich gewisse Details nicht einschätzen konnte und gerade nicht die Zeit habe, ein Schnittmuster abzupausen und auszuschneiden, um daran dann entscheiden zu können, ob ich das Projekt wirklich so umsetzen will.


  • Maßangaben zum fertigen Stück. Ich gebe zu, dass ich mit diesem Punkt bereits sehr tief in der Erbsenzählerei drin stecke und sich spätestens daran auch zeigt, dass ich „konservativ“ nähen gelernt habe. Aber auch hier gilt für mich: ich finde es hilfreich, wenn bei einem Shirt die fertige Rückenlänge, bei einem Jumpsuit oder einer Hose die fertige Beinlänge etc. angegeben sind, und ich das nicht erst anhand des Schnittes (oder am fertigen Modell) sehen kann.



  • anfängertaugliche Erläuterung der Stoffbesonderheiten von Jersey in Bezug auf die Verarbeitung. Zwar werden in einer kleinen Stoffkunde die Eigenschaften des Stoffs beschrieben. Gerade weil so umsichtig, unterhaltsam und vor allem anfängertauglich in den einleitenden Kapiteln alles mögliche erklärt wird, hatte ich erwartet, dass auch für die konrekte Verarbeitung, angefangen von den Sticharten und notwendigen oder eben nicht notwendigen, aber möglichen Maschinen, etwas mehr geschrieben wird. Zwar werden die Sticharten schön ausführlich erläutert, jedoch würde ich es mit Blick auf das ansonsten sehr umsichtig beschreibende Buch für ein zusätzliches Plus halten, wenn zum Beispiel in den Anleitungen ein noch ausdrücklicherer Hinweis enthalten ist, welche Nähte mit welcher Stichart genäht werden sollten.



  • Bügelhinweise. Zumindest beim Nähen des Polokragens habe ich fast mehr gebügelt als genäht, um ein ordentliches Ergebnis zu bekommen. Hinweise darauf in den Anleitungen wären meines Erachtens für Anfänger auch nicht verkehrt.



Was mich gestört hat bzw. ich mir anders wünschen würde:

  • Verweise in der Anleitung. Wenn ich das richtig sehe, betrifft es – ausgerechnet – wohl nur das von mir gewählte Poloshirt. Da das Mädchenshirt im Wesentlichen wie das Jungenshirt genäht wird, und nur einige Details wie die Ärmel anders sind, ist es durchaus nachvollziehbar und letztendlich auch legitim, dass für die Verarbeitung des Polokragens auf die Beschreibung des Jungeshirts verwiesen wird. Ein bisschen blöd finde ich es trotzdem, wenn ich beim Nähen zwischen unterschiedlichen Anleitungen blättern muss. Aber letztendlich ist es eine Marginalie, zumal die Nähanleitungen sehr übersichtlich und strukturiert aufgebaut sind, so dass es am Ende des Tages kein Problem oder Hindernis beim Nähen darstellt.



  • Die Beschriftung auf dem Schnittmusterbogen. Die aus meiner Sicht nicht ganz glücklich gewählten Linienfarben erwähnte ich ja schon weiter oben. Vermutlich ist es auf meine Näh-Sozialisierung bei Burda zurückzuführen, dass ich außerdem Schnittteilnummern, die sich korrespondierend auch am Rand des Bogens befinden, um das Auffinden des jeweiligen Schnittteils zu erleichtern, sehr zu schätzen weiß und sie hier daher vermisse. Auch hatte ich bei dem Belegstreifen für den Polo-Ausschnitt das Problem, dass die Beschriftung auf dem Schnittmusterbogen nicht eindeutig war. Ich musste ein bisschen in der Anleitung suchen, wo ich dann die Information fand, dass der Streifen für mehrere Größen gleich bleibt. Auf dem Schnittmusterbogen steht nur die größte Größe an der entsprechenden Linie. Da die Informationen aber alle letztendlich auch da, wo sie hingehören, vorhanden sind, ist auch das nur eine Marginalie. Ebenso wie die Tatsache, dass ich lieber nur die Angaben für ein vermaßtes Teil habe als ein Schnittmusterteil, das lediglich rechteckig ist und abweichend von allen anderen die Nahtzugabe bereits enthält. Da ich mich mit diesem Punkt allerdings bereits mitten im Nörgeln über egozentrische Unwichtigkeiten befinde, schließe ich die Negativliste an dieser Stelle auch ganz schnell ab, um hier keinen falschen Eindruck bezüglich des Buches zu erwecken.



Gesamtfazit

Auch wenn der Abschnitt über Kritikpunkte umfangreich erscheint, ist mein Gesamtfazit für das Buch uneingeschränkt positiv. Alles, was ich an Kritik anzubringen habe, insbesondere was „Lücken“ in den Beschreibungen angeht, ist ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass das Buch so umfangreich in einige Dinge einführt, dass ich der Meinung bin, man könnte dieses Prinzip noch konsequenter umsetzen, und hätte dann ein Buch, dass wirklich kein Zusatzwissen erfordert, um schöne Ergebnisse zu bekommen, selbst als unerfahrener Anwender. Die Auswahl der Modelle ist aus meiner Sicht sehr gelungen, weil sie vielfältig ist und eine Bandbreite von Oberbekleidung bis hin zu potentieller Nachtwäsche (Jumpsuit) und Unterwäsche bis hin sogar zu Spielzeug bietet. Ich werde das Buch sicher noch öfter in die Hand nehmen und das eine oder andere daraus nähen.

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