tapferes Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 (bearbeitet) Reparatur der Stichstellergabel einer Adlerette 520 (o.ä.) Häufiges Problem der Adleretten ist der verwendete Kunststoff, bzw. die Verwendung von Metall/Kunststoff-Kompositteilen. Altersbedingt kommt es zu Schrumpfungen des Kunststoffs und damit zu Rissen und Brüchen. Bei der Stichstellergabel (dient der Einstellung der Stichlänge und -richtung) habe ich einen erfolgreichen Reparaturversuch unternommen, der das Leben meiner Adlerette hoffentlich wieder deutlich verlängert (ohne die Mechanik komplett auseinander bauen zu müssen und ohne wichtige Einstellungen verlieren zu können). Ich habe das abgebrochene Teil abgezogen und gegen ein Metallteil getauscht, das ich passend gesägt und gebohrt habe (in diesem Fall ein billiger Werkzeugschlüssel). Wichtig: Die Länge zwischen der Gabelinnenseite und der Innenseite der Bohrung (markiert durch rote Linien) muss exakt 132 mm betragen. Und der Winkel, in dem die Gabel zur Achse steht, muss identisch bleiben (es gibt einen leichten Knick). Ich habe die Teile mit Hilfe zweier Niete verbunden, im Gehäuse ist genug Platz. Bearbeitet 6. August 2012 von tapferes Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 6. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 6. August 2012 Der Ausbau der Gabel Als erstes das Bodenblech entfernen (drei Schrauben) und die Maschine gut gepolstert auf die Seite legen. Die Stichstellergabel lagert unten auf einem Zapfen.Diesen durch lockern der Madenschraube (nicht die beiden nebeneinander liegenden Schrauben lösen!) freigeben und nach links aus der Gabel schieben. Den Handgriff des Stellers und das kleine bewegliche Blechstück darunter abschrauben. Gegen zwei gegeneinander sichernde normale Muttern tauschen und die Achse dadurch herausschrauben. Achse hat innen noch eine Mutter, einfach die Achse im Schlitz frei hängen lassen. Das Metallteil, in dem die Achse sitzt, mit einem langen Schraubendreher weit nach unten schieben. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 6. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 6. August 2012 Von unten ist nun erkennbar, dass die Stichstellergabel eine zentrale, bewegliche Achse besitzt, an der sie sich hin und her bewegen kann. Dieser Bewegungsweg kann durch den aussen liegenden Stichlängenwahlhebel verändert werden. Die Achse sitzt in einem Zapfen, der in einer Führung läuft. Nun das untere Ende der Gabel vorsichtig nach untern rausziehen, sodass der Zapfen erst aus der Führung, und dann oben die Gabel von der Kurbelwelle rutschen kann. Nun kann die Gabel komplett nach unten herausgezogen werden. Achtung: der Zapfen ist nur lose an der Gabel befestigt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 6. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 6. August 2012 Einbau der Gabel Der Einbau erfolgt einfach in umgekehrter Reihenfolge. Erst den Zapfen in die Führung setzen. Dann die Führung wieder nach oben schieben, damit sie wieder in einer Position steht, in der der Hebel zur Stichlängeneinstellung ins Gewinde geschraubt werden kann. Dabei die Gabel wieder zurück auf die Kurbelwelle drücken (eventuell mit etwas mehr, aber wohldosierter Kraft). Als letztes den Zapfen wieder von links durch die Ersatzgabel und die Halterung schieben (ergänzt um Unterlegscheiben zum Distanzausgleich). Madenschraube anziehen. Boden wieder anbringen, Hebel einschrauben, Griff drauf. Fertig. Ich hatte auch eine Gabel komplett angefertigt, hier gab es aber anscheinend durch die geringere Materialstärke zu viel Spiel, die maximale Stichlänge wurde nicht mehr erreicht. Gesamtaufwand ca. eine 3/4 Std. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
haca Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 Hallo tapferes, eine sehr schöne Dokumentation, vielen Dank! Und wenn’s hält ... Aber so ganz taufrisch schaut das verbliebene Plastikteil auch nicht mehr zu sein, oder? Ich hatte auch eine Gabel komplett angefertigt, hier gab es aber anscheinend durch die geringere Materialstärke zu viel Spiel, die maximale Stichlänge wurde nicht mehr erreicht. Hätte man vielleicht auch eine „herumliegende“ Gabel von einer anderen Nähmaschine adaptieren können? Oder sind die zu unterschiedlich? Ich habe sie mir bisher nicht so genau angeschaut. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 6. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 6. August 2012 Nein, das stimmt. Ich werde sicher versuchen, die Neuanfertigung (komplett aus Metall) soweit anzupassen, dass sie das Teil irgendwann mal ersetzen kann. Ich komme nur nicht dahinter, wo bei ihr das Problem liegt. Da ist anscheinend immer noch zu viel Spiel (trotz in den Längen identischen Maßen), sodass der Stofftransporteur nicht sauber bis hinten durchwandert … Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
josef Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 Hallo tapferes, eine sehr schöne Dokumentation, vielen Dank! Und wenn’s hält ... Aber so ganz taufrisch schaut das verbliebene Plastikteil auch nicht mehr zu sein, oder? Hätte man vielleicht auch eine „herumliegende“ Gabel von einer anderen Nähmaschine adaptieren können? Oder sind die zu unterschiedlich? Ich habe sie mir bisher nicht so genau angeschaut. hätte adlerette damals ein nylon mit mehr "weichmacher" verwendet wär das alles nicht passiert wegen durchmesser und baubreite des excenters können andere "piks-bestecke" nicht passen außerdem war das format dieser maschinen extrem kleingehalten, so daß die längen auch nicht stimmen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 (bearbeitet) Respekt- sehr schön beschrieben! Dein Greiferantrieb kann so leider nicht funktionieren! Die Stichstellergabel ist unten gekröpft ( gebogen). Das mach auch Sinn. Eine gerade Gabel würde den Hub verändern. Ersatzteile gibt es leider nur noch gebraucht-wenn überhaupt. Ich habe auch leider keine mehr, die noch keine Risse hat. Hier hilft nur eine Sonderanfertigung weiter. Hast du erstmal dieses Problem gelöst, steht als nächstes Kegel-/ Tellerrad des Greiferantriebes auf dem Zettel der Totalschäden. Auch hier gibt es recht wenig Aussicht auf Erfolg ein geeignetes Ersatzteil neu zu bekommen und wenn zu schwindelerregenden Preisen. Ich habe selbst 3 Adleretten die zum Glück fast neuwertig sind und keinerlei Schwächen zeigen. Aber ich habe auch einige Totalschäden als Ersatzteilspender rumkullern. Und man kann sagen das nur jede 10. angebotene Maschine wirklich in einem noch brauchbarem Zustand ist. Sehr schade, denn eine 520 gehört in jede vernünftige Adlersammlung. Man könnte versuchen die Gabel + Nocken durch Messingteile zu ersetzen. Zum Glück sind die Adlermatikmodelle vom Plastikwahn verschont geblieben. Aus diesem Grund habe ich mich intensiver mit der Ersatzteilversorung beschäftigt und konnte Erfolge verzeichnen. Martin Bearbeitet 6. August 2012 von freedom-of-passion Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 (bearbeitet) hätte adlerette damals ein nylon mit mehr "weichmacher" verwendet wär das alles nicht passiert wegen durchmesser und baubreite des excenters können andere "piks-bestecke" nicht passen außerdem war das format dieser maschinen extrem kleingehalten, so daß die längen auch nicht stimmen Wenn man die Gabel genauer betrachtet, kann man sehr schön - wohlpalzierte Bohrungen erkennen. Ich würde sie einfach ' Sollbruchstelle ' nennen.Und genau zwischen den Bohrungen platzt der Kunststoff! Ein Zeichen dafür mit welchen Mitteln man ums Überleben kämpfte. Ein Grund mehr bei den Oldies auf Kunstoffteile besonderen Augenmerk zu richten. Die Adlerette sollte weg von der Adlermatic eine leichtere Koffernähmaschine werden. Hier wurde mechanisch und konstruktiv vieles optimiert, das ist Adler bestens gelungen. Leider ist man dem damaligen Plastikwahn erlegen, vermutlich um Materailkosten zu senken. Allerdings waren die Adlerettemodelle nicht preiswert und es gab 5 Jahre Garantie. Zu dem Greiferantrieb und der Gabel dürfte es Baubedingt nur 2 unterschiedlche Abmessungen geben, die Freiarmmodelle hatten andere Größen. Martin Bearbeitet 6. August 2012 von freedom-of-passion Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 6. August 2012 Teilen Geschrieben 6. August 2012 Ich muss mich korrigieren: Die reparierte Gabel muss funktionieren, denn die ursprüngliche Form war auch gerade. Pardonez moi! Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 7. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 7. August 2012 Habe das Problem des zu großen Spiels nun doch noch in den Griff bekommen, meine selbstgebaute Gabel passt (man verzeihe das Aussehen). Ein Problem weniger. Gibt es jemanden, der die Kegelzahnräder der Freiarmversion bereits ausgebaut oder vermaßt hat? Ich würde mich gern auf die Suche machen, traue mich aber nicht, meine auszubauen. Ich freue mich über Hinweise! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 7. August 2012 Teilen Geschrieben 7. August 2012 Bloß nicht ausbauen! Zuerstmal den Wellendurchmesser, dann die äusseren Abmessungen bestimmen;) Für mich tun sich da schon Möglichkeiten auf, etwas zu finden. Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Ramses298 Geschrieben 8. August 2012 Teilen Geschrieben 8. August 2012 Hallo Forum! Aber so ganz taufrisch schaut das verbliebene Plastikteil auch nicht mehr zu sein, oder? Vielleicht hätte man gleich einen passenden Schraubenschlüssel verwenden sollen. Btw.: Bei einer Metallgabel hätte ich aber ein wenig Bedenken, daß der Exzenter verschleißt. Womöglich hat man, da Kunststoff verwendet wurde, einen nicht besonders harten Exzenter verwendet (?) . Alles Gute! ramses298. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 8. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 8. August 2012 Danke! Ich hoffe, die Materialqualität des Exzenters ist immer noch höher als die meiner Gabel. Der Gedanke an den Schraubenschlüssel hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht, es mal selbst zu versuchen ;-) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 8. August 2012 Teilen Geschrieben 8. August 2012 Es ist komisch denn die schwarzen Kunststoffteile sind weniger betroffen. Am Transporteur gibt es noch einen weissen Nocken. Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 8. August 2012 Teilen Geschrieben 8. August 2012 Der Exzenter (Nocken) ist ebenfalls aus Plastik. Plastikteile sind leichter und erheblich billiger. Einige namhafte Hersteller haben die Schwachstellen als 'wartungsfrei' angepriesen. Ich halte jedoch die Kombination aus Stahl und Messing für belastbarer. Verschiedentlich wurden auch Stichstellergabeln und Pleuel aus Leichtmetallgussen gefertigt. Der Kunstoffwahn hat in der Adlerette Einzug gehalten- leider. Konstruktiv ist die ' Kleine ' bemerkenswert, optisch eine Schönheit. Der Preis für die sehr beliebte Adlerette belief sich damals schon auf um die 500 DM und mehr. Hallo Forum! Vielleicht hätte man gleich einen passenden Schraubenschlüssel verwenden sollen. Btw.: Bei einer Metallgabel hätte ich aber ein wenig Bedenken, daß der Exzenter verschleißt. Womöglich hat man, da Kunststoff verwendet wurde, einen nicht besonders harten Exzenter verwendet (?) . Alles Gute! ramses298. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Ramses298 Geschrieben 9. August 2012 Teilen Geschrieben 9. August 2012 Hallo Forum! Der Exzenter (Nocken) ist ebenfalls aus Plastik. Wirklich? Ich besitze ja auch eine Adlerette 200. Optisch ist sie wirklich klasse, aber materialtechnisch heute eine Katastrophe. Wenn ich eine kleine Maschine haben möchte, dann ziehe ich mit die Elna Lotus vor. Alles Gute! Ramses298. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
freedom-of-passion Geschrieben 17. August 2012 Teilen Geschrieben 17. August 2012 Du weisst doch Ramses ein ' Liebchen ' kann man nicht ersetzen. Also ich bin in der Vorbereitung dies Stichgabel durch eine Metallgabel gänzlich auszutauschen, mit dem Plastiknocken. Danach gibt es die Antriebsräder des Greifers aus Metall. Bis ich fertig bin mit messen und feilen kann ich Nämaschinen aus Baustahl rausarbeiten...ggg:p Nein im ernst die Adlerette bereitet mir noch etwas Kummer. Ich denke aber die schlimmsten Problemzonen beheben zu können. Das erfordert natürlich viel Geduld, wie immer halt. Im Grunde nicht bezahlbar aber dafür dauerhaft wertvoll. Martin Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
tapferes Geschrieben 28. August 2012 Autor Teilen Geschrieben 28. August 2012 Hallo Martin, vielen Dank. Freue mich auf weitere lebenserhaltende Maßnahmen für meine Adlerette. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
abby Geschrieben 13. Oktober 2012 Teilen Geschrieben 13. Oktober 2012 Wow, bin ziemlich beeindruckt. Auf die Idee gebrochene Plastikteile selber passgenau nachzubauen, muss man erstmal kommen. Danke für den schönen Bericht, ich hoffe zwar ich werde die Anleitung nicht selber brauchen, aber gut zu wissen, dass es ginge. Ich werde bei Gelegenheit mal nachschauen, aus welchem Material diese Gabel bei meinen Maschinen ist... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Mr Midnight Geschrieben 30. April 2021 Teilen Geschrieben 30. April 2021 Hallo, ich glaube das es möglich wäre die Zahnräder mit Silikon abzuformen und neue aus Kunstharz zu gießen, hat das schon mal jemand probiert? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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