Organza?

Hallo zusammen,

endlich habe ich einen rosafarbenen Stoff wiedergefunden, den ich als "Organza" mental gespeichert habe. Lag 1 1/2 Jahre ziemlich zerknüddelt in einer Umzugskiste im Lehmbodenkeller - riecht muffig und ist entsprechend zerknittert und mit Sicherheit irgendeine Poly-Mischung und keine Seide.

Recherchen zur Stoffbehandlung sind seltsam verlaufen. Die Empfehlungen widersprechen sich diametral, von ohne Dampf, nur Dampf bis hin zu "Wasser hinterlässt Runzeln oder Flecken" habe ich alles gelesen.

Ausprobiert habe ich bis jetzt: Bügeln ohne Dampf auf kleiner Stufe - passiert gar nichts.

Bügeln mit Dampf + Bügeltuch - weniger Knitterfalten.

Dann dachte ich mir, ich mache das einfach naß und hänge es auf? Und bügle dann halbfeucht mit Tuch auf niedriger Temperatur drüber?

Wie macht ihr das?

Liebe Grüße

also wenns müffelt, erst mal in die Waschmaschine, evtl. etwas Essig zugeben, ich würde das GArdinenprogramm wählen, weil das mit mehr Waser arbeitet, schonschleudern,aufhängen

Wenn es Polyester ist: ab in die Waschmaschine, ggf. Schonschleudern oder auch ganz nass aufhängen.

Und dann mal gucken.

Bügeln tatsächlich nicht zu heiß, sonst kann der Stoff schmelzen.

... und falls du eine gute Lösung gegen den Muff gefunden hast, lass es mich wissen!

Meine geerbten Kilometer Kellermiefstoffe endeten größtenteils nach zig Entmiefungsversuchen in der Tonne.

Hallo Ihr Lieben,

danke für die Antworten.

Ich hätte den auch ohne Eure Hinweise gewaschen (was soll an so einem Chemieprodukt schon groß kaputtgehen?). Mich haben einfach nur diese völlig unterschiedlichen Aussagen verwirrt.

Ich habe heute noch so einen Glibber-Organza gekauft (billig-Möbelhaus, deklariert als Schlaufengardine) - Waschanleitung 40° - bügeln ein Punkt. Und so, wie das Zeug aus der Packung kommt, kann man das echt nicht aufhängen.

@Wesch - die Entmiefung ist abhängig von der Art, sprich Ursache des Miefs und der Stoffqualität. Mit einer sehr hohen Waschtemperatur und Vollwaschmittel + draußen in der Sonne möglichst schnell trocknen geht schon einiges.

Funktioniert mit dunklen Stoffen nicht so gut, weil sie ausbleichen, besonders dann, wenn man sie nicht "vollflächig" z. B. quer auf der Wäschespinne aufhängen kann.

Wenn Schimmelsporen mit im Spiel sind: in Spiritus-Wasser-Gemisch einweichen, damit werden die Schimmelsporen vernichtet (Essig ist da eher Nährboden), mit klarem Wasser mehrfach durchspülen und mit einer neutralen Seife waschen. Draußen aufhängen s. o.

Insbesondere das draußen gut durchlüftet aufhängen wirkt da Wunder. Also nicht zusammengeklappt auf dem normalen Wäscheständer, sondern z. B. große / lange Stoffstücke quer oder komplett über eine Wäschespinne oder Wäscheleine.

Wasser, Sonne und Wind kriegen da mehr hin, als sämtliche käuflichen Waschwundermittel!

Hartnäckige Flecken auf Weißwäsche lassen sich mit Geduld und Wasser und Sonne ganz natürlich ausbleichen (Baby-Spinat-Kacka u. ä): nassmachen, in die Sonne legen, und wieder von vorne, bis der Fleck weg ist.

Liebe Grüße

Hallo,

die Empfehlungen widersprechen sich vielleicht deswegen, weil manche davon sich auf Seide und andere auf Polyester beziehen?

Seide kann man sehr heiß bügeln, ohne sie kaputt zu machen; im Gegensatz dazu habe ich mal einen Poly-Organza durch zu heißes Bügeln buchstäblich in Luft aufgelöst...

Wasser kann auf Seide Flecken machen, auf Poly wohl eher nicht. Etc. pp.

Liebe Grüße

Kerstin

@Capricorna

DAS ist natürlich eine logische Erklärung, ich wußte zwar daß es "echten" Organza aus Seide gibt, habe aber noch nie einen gesehen, halt immer nur das Zeugs, das man als Dekozeug bekommt oder als Schlaufenschals / Gardinen.

Man lernt halt doch nie aus.

Dankeschön und einen schönen Tag.

Beides ist "echter" Organza.

Organza bezeichnet die Art, wie der Stoff gemacht ist, nicht das Material.

Von daher ist Seidenorganza genauso "echt" wie Polyorganza.

es gibt übrigens auch organza aus baumwolle. (aber ich schätze, dass die nur mit regelmäßigem stärken steif bleibt, daher als einlage weniger geeignet.)

Ich dachte, Organza wäre immer aus Filament und das vergleichbar hergestellte aus Baumwolle (mit Appretur) wäre Organdy?

die terminologie dürfte da etwas uneinheitlich sein. als ich vorhin nach "organza aus baumwolle" oder so ähnlich gegoogelt hatte, um meine verschwommene erinnerung zu aktualisieren, bekam ich jedenfalls einige glaubwürdige treffer. das meiste davon sind shops, daher sind links wohl unerwünscht.

aber es gibt auch ein paar (englischsprachige) threads, wo es um die unterscheidung organza vs. organdy geht. und wenn ich nach "organdi" (mit i) suche, lande ich bei shops, die heftig nach poly glänzende geschenksäckchen anbieten.

die wikipedia trägt noch die bezeichnung "Glasbatist" bei.

wenn ich es mir bis zu hause merke, dann schaue ich, was meine klugen bücher dazu sagen.

Bezeichnungen in Shops haben ja regelmäßig wenig mit der Realität zu tun.

Da stehen die Bezeichnungen drin, nach denen die Leute suchen.

Und ja, Glasbatist ist wohl ein anderer Ausdruck für Organdy (Auch Textillexikon Hofer sowie der Duden schreiben es so), wohl etwas aus der Mode gekommen, denke ich.

Ich kann mich allerdings auch nicht erinnern, in Deutschland schon mal Organdy gesehen zu haben. Den Begriff kenne ich eher aus alten Büchern.

sodala: in Eberle et al. "Fachwissen Bekleidung", 10. Aufl., 2013 steht bei "Organdy": gefärbter, bedruckter oder bestickter Glasbatist. durch Ausrüstung durchsichtig und steif (Transportieren). Verwendung für Garnituren, Kleider, Blusen.

und bei "Organza": transparentes, steifes Filamentgewebe in Leinwandbindung aus hart gedrehten und nicht entbasteten Seidenfäden. Imitate aus Chemiefasern erhalten eine Steifausrüstung. Verwendung für Kleider, Blusen, leichte Steifeinlage, accessoires.

bei "Glasbatist": feines, leinwandbindiges baumwollgewebe, das durch transparentieren glasartig, durchscheinend, glänzend und steif wirkt. Verwendung für Blusen, Garnituren, Abendbekleidung.

in Salatsch, Werner, "Fachkunde für das Kleidermachergewerbe" finde ich Organza gar nicht, weder unter den "Seidenstoffen", noch unter den einlagen. dafür schreibt er bei "Taft (Taffet), dass der eine "Organzinkette" und einen schuss aus "Trama" aufweist.

"Die Rauschseide ist eine besonders hochwertige Taftsorte und wird zu Unterschößen und zur Anfertigung von Jupons verwendet". - also ähnlich, wie man heute organza verwendet.

unter den "Zwischenfutterstoffe[n]" ist "Organtin" genannt.

"Der Organtin ist ein durchsichtiges, lockeres Baumwollgewebe, welches stark appretiert wird und nur in der Damenschneidern, und zwar als Zwischenfutter Verwendung findet. Eine weichere und feinfädige Abart des Organtins heißt Musselin , welcher demselben Zwecke dient wie Organtin."

ich hab sowas (feine, steife, transparente baumwolle) in meiner schachtel mit den einlagestoffen liegen. habe ich irgendwann im vorigen jahrhundert gekauft, als grad transparente einsätze bei baumwollblusen modern waren. (mit 99% wahrscheinlichkeit beim klos, und der ist ein pflichtbesuch, wenn du einmal nach wien kommst.) wie die verkäuferin das material damals bezeichnete, weiss ich natürlich nicht mehr.

Ich kann mich allerdings auch nicht erinnern, in Deutschland schon mal Organdy gesehen zu haben. Den Begriff kenne ich eher aus alten Büchern.

Bei mir zu Hause könntest Du ihn sehen, allerdings habe ich ihn als Glasbatist gekauft.

Wird durch bügeln schön steif, wäre sogar für einen Petticoat geeignet...

Das paßt aber doch ganz gut zur Einordnung: Organza aus Filament (also Seide oder Kunstfaserfilament) und Organdy/Glasbatist aus Baumwolle. (Wenn ich meine Lektüren richtig verstehe, wird der Effekt bei hochwertigem Glasbatist durch Behandlung mit Schwefelsäure oder so und was weiß ich noch erzielt und ist dauerhaft. Bei billiger Ware erzielt man ähnliche Effekte mit Appreturen, die natürlich die Wäsche nicht überleben.)

Hach, Ihr seid einfach Spitzenklasse!

Ganz lieben Dank für die ausführlichen Recherchen.

Ich bin ja nur Hobby-Näherin mit etwas angelesenem Wissen und einer fast schon antiken Nähmaschine (Singer 760). Endlich habe ich ein Nähzimmer, einen Nähmaschinentisch und eine Bügelstation und keine störenden Kinder mehr im Haus

Und weil es ein antikes Häuschen mit sehr eigenwilligen Fenstermaßen ist, friemle ich mich von Zimmer zu Zimmer durch. Das Material, das ich dabei verarbeite geht von alten feinen Baumwollgeweben bis hin zu billigem Dekomaterial von irgendwelchen Restposten.

Also definiere ich den Begriff Organza um, in billiges Poly-irgendwas-Dekomaterial - auch Bügeln auf Stufe 2 bringt nicht viel, manche sehen nach dem Waschen ganz gut aus, andere sind fast reif für die Tonne (aber mit Soluvlies kann mach noch was draus basteln).

Mein Lieblingsmaterial wird das nicht!

Schönes Wochenende!