Autositz mit bügelflicken auf links reparieren?

Hallo Stoffexperten!

Ich habe von Stoffen leider nicht viel Ahnung, darum möchte ich Euch gern um Hilfe bitten:

In unserem Auto ist der Stoff des Fahresitzes über der Seitenwange verschlissen. Man sieht, dass nicht mehr viel fehlt bis die Fäden reißen werden.

Den darunter liegenden Schaumstoff der Sitzschale habe ich schon bestellt.

Ich möchte nicht unbedingt auch einen neuen Sitzbezug kaufen müssen, sondern den alten möglichst günstig reparieren.

Ich habe gedacht da müsste doch auch ein Bügelflicken drübergemacht werden können, oder? Also am besten auf der Innenseite aufbügeln, als Verstärkung - so bliebe die Oberfläche komplett erhalten. Würdet ihr das so machen?

Wie sieht es dann mit dem Komfort aus - Wäre halt blöd, wenn man dann an heißen Tagen das Gefühl hat man klebt an der linken Seitenwange fest...

Ich erwarte nicht, dass es hinterher wie neu aussieht. Ich will ihn nur vorm Weiterreißen bewahren. Die Fäden können dann meinetwegen so bleiben - die würden ja verklebt mit dem Flicken...

Könnt ihr da irgendwas empfehlen? Ich habe in der Nähe auch eine sehr gute Kunststopferin, zu der ich mal einen Anzug gebracht habe - ob die mir nen Vogel zeigt, wenn ich da mit einem Autostoff antanze?

Viele Grüße!

Also ein Freund von mir hat das liebevoll mit Hexenstich von Hand und von der rechten Seite gemacht. Über ziemlich lange Strecken. (Auto hat ein Alter, wo andere es vermutlich schon als Youngtimer einordnen würden, er fährt es halt einfach... ) Er wollte aber die Sitze nicht ausbauen.

(Nein, er weiß bis heute nicht, was ein Hexenstich ist, aber er hat ein paar Youtube Videos geguckt und dann losgelegt. Faszinierenderweise sieht man, wie die Stiche immer gleichmäßiger werden.)

Wenn du die Bezüge schon ab hast, schadet es vermutlich nicht, vorher eine dünne Vlieseline drunter zu bügeln, um das Gewebe im Ganzen zu stabilisieren.)

Große wichtige Vorabfrage: Sitzt unter der dünnen Stelle Deines Bezuges zufällig ein Seitenairbag? - Wenn ja, könntest Du ein Problem haben / bekommen.

Falls ich mich jemals trauen sollte an den Abdeckungen von Seitenairbags herumzuschustern, würde ich entweder das Sollbruchstellenmaterial eines Originalbezuges in ein eigenes Machwerk integrieren, oder falls ich flicken müßte / wollte, auf hauchdünne Bügelflicken (so ähnliches Zeug wie vielleicht dicke Damenstrumpfhosen?) zurückgreifen.

Ich hab mit Bügelflicken keine echte Erfahrung. Ich denke mir: Wenn ich nen Sitzbezug eh abnehme, dann kann ich auch was dahinter nähen, denn Maschinen stehen bezahlt rum und Strom fürs Bügeleisen oder gar die Flicken scheinen teuer. <-Klarstellungsversuch: Sogar ich rede hier von Autositzen. An Motorradsitzbänken flicke ich nicht; da nehm ich bißchen Kunstleder und beziehe sie mir neu, weil ich Angst hab das mir Regen- & Tauwasser ansonsten durch die Einstichlöcher für den Flicken in den Schaumstoffkern der Bank eindringen und selbigem winters eine unangenehme Härte verleihen. Ich habe niedrige Ansprüche an die Interieurs meiner (gewöhnlich volljährigen) Autos und sehe keinen Grund sie irgendwie besser als "vorletzte Arbeitsklamotten", die ich auch auf der Nähmaschine flicke, zu behandeln. Falls Bügelflicken von links funktioniert könnte das Resultat eleganter als meine Bemühungen aussehen.

Wenn ichs mir einfach machen wollte würde ich Strom zum Auto legen und einen Motivflicken oben auf den noch montierten Bezug bügeln.

Ich vermute das bei Kunststopferinnen Kunden Könige sind? - Ich würde mir daher überhaupt keine Gedanken um deren Reaktion machen (solange der Bezug nicht wirklich in die Wäsche muß).

Wegen Flickenkleber im Sommer würde ich mir noch keine Sorgen machen. - Wie warm ist ein Bügeleisen? - 100°C am Werkstück? Ich glaube da können Autoinnenräume nicht ganz mithalten.

Ich würde auch immer beides machen beim Stopfen; zum einen Einlage von links aufbügeln, damit die noch vorhandenen Fäden fixiert und stabilisiert werden.

Das schützt das Gewebe aber nicht vor weiterem Verschleiß von der rechten Seite; deswegen muss man da noch ganz klassisch stopfen; d.h. mit Garn längs und quer drüber vernähen. Ausreichend groß, damit das gestopfte Gewebe einen festen Halt im noch stabilen Gewebe hat:

Wissen rund um die Hauswirtschaft - Stopfen

Löcher stopfen: So geht’s richtig | BRIGITTE.de

Dem Einwand mit den Seitenairbags schließe ich mich vollinhaltlich an!

In dem Fall würde ich auf keinen Fall selber reparieren, denn es besteht nicht nur die Gefahr, dass der Seitenairbag im Falle eines Unfalls eben nicht mehr schützt, man muß sich auch verdeutlichen, daß die Auslösung eines Airbags eine Explosion ist, deren Energie in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.

Wenn die Explosionsenergie aber nicht in diese Richtung kann, weil die Sollbruchstellen des darüberliegenden Materials nicht mehr da sind... dann geht die unkontrolliert woanders hin. Und kann dort gewaltigen Schaden anrichten. (Auch an dem Menschen, der da sitzt.)

Um welches Fahrzeug handelt es sich?

VW Passat BJ vor 2000? Dann sind da keine Seitenairbags, jedenfalls nicht im Modell BG3

Den Sitzbezug abnehmen ist nicht ganz einfach, er ist am Sitzgestell verdrahtet, den Draht zu entfernen ist leicht, ihn wieder anzubringen kann man getrost vergessen und das einem Fachmann überlassen.

Man bekommt den Bezug nur in den seltensten Fällen korrekt wieder aufgezogen, wenn man nicht weiß, wie.

Wenn es geht den Bügelflicken einschieben, zurechtrücken und mit dem Bügeleisen von oben festbügeln.