Fadenverbrauch für Profis mit Amann Group Mettler

Oft steht man da, schaut auf diesen mickrigen Rest an Garn auf der Spule und fragt sich ... reicht das?

So genau weiß man das meist nicht und es beginnt eine kleine Lotterie und wie das im Leben meistens so ist - mal verliert man und mal gewinnen die anderen.

Je wichtiger und besser sichtbar die Naht ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Faden dann doch nicht reichte und so trennt man dann oder setzt neu an.

Um das zu vermeiden kann man den Bedarf an Garn durchaus berechnen. Man kann das zwar nicht immer ganz genau, aber man kann es doch recht gut nähern. Dafür muß man allerdings wissen, daß verschiedene Stichtypen auch verschiedene Verknüpfungen und Längen benötigen.

Der Einfachheit halber gibt es dafür bei der Industrieabteilung unseres Partners Amann Group Mettler ein schickes PDF mit den gängigen Stichtypen und Längenangaben für den Verbrauch dazu:

Amann - Stichtypen Nähfadenbedarf

Ein Dank an Amann Group Mettler für den Hinweis!

Danke, ist ja echt interessant! Ob ich noch dran denke. Wenn ich es brauche?

Ich würde sagen: Ausdrucken und als Poster über den Nähplatz hängen! *g*

Danke, Peter!

Sehr cool, danke für den Link!

Wobei das Problem mit der Spule dadurch aber auch nicht gelöst wird, oder? Dafür müsste man ja wissen, wie viele Restmeter sich noch auf der Spule befinden - wobei, wie viele Meter passen denn eigentlich auf eine handelsübliche Unterfadenspule so pi mal Daumen? Gibt es dazu irgendwo Angaben?

Wieviele Meter auf die Spule passen, hängt von der Spule und der Dicke des Garns ab. Bei einem 100/2 Polyester - der typische Allesnäher - kannst Du ca. 50m auf eine CB-Spule bringen.

Ich wollt grad als Erfahrungswert schreiben:

200 m Normal-Nähgarnrolle gibt genug Garn, um 2 x die Unterfadenspule zu bespulen und mit dem verbleibenden auf der großen Rolle dann zu vernähen.

Dankeschön an Amann und an Peterle,

ich hab's mir abgespeichert und werde das mal in Ruhe durchlesen.

liebe Grüße

Lehrling

Amann bietet diese Informationen auch direkt auf deren Internetseite (mal etwas mehr, mal etwas weniger ausführlich).

Unter der Rubrik Anwendung - Apparel findet man die Angaben zum Fadenbedarf und die vorzugsweise zu verwendenden Stichtypen je nach Kleidungsstück (Oberbekleidung, Sportkleidung, Wäsche, Berufsbekleidung, uvm.).

Unter Service - Downloads finden sich u.A. das im Anfangsbeitrag genannte PDF, aber auch noch einige Andere (z.B. ein Nähübungsbogen, Umrechnung von Näh- zu Stickfadenstärke und Fadenverbrauch beim Sticken).

Coats Industrial (Hersteller von Industriegarnen) hat auch ähnliche Informationen zu Faden- bzw. Stichtypenempfehlungen, sogar anhand von Skizzen. Neben dem häufig anzutreffenden Garnfeinheitsrechner haben die auch einen Fadenverbrauchsrechner, allerdings nicht für privat (Registrierung notwendig).

(Auf Links habe ich verzichtet, in der Hoffnung mit diesem Beitrag nicht automatisch in der Moderation zu landen.)

Eventuell kann das folgende Skript zum Thema der Restlänge etwas helfen (ist aber eher grobschlächtig umgesetzt, also eher mit Vorsicht zu genießen):

Die Länge eines parallelgewickelten Fadens auf einer Spule lässt sich theoretisch mit über- und umeinandergestapelten Fadenringen approximieren.

Dabei passen in der Höhe etwa so viele Fäden wie die Innenhöhe der Spule geteilt durch den effektiven Fadendurchmesser (abgerundet).

Des weiteren passen so viele Fäden vom Innen- bis zum Außendurchmesser der Spule (bzw. bis zum äußeren Ende des aufgespulten Fadens, falls die Spule nicht vollständig gefüllt ist) wie die Differenz der beiden Durchmesser geteilt durch den effektiven Fadendurchmesser (in der Implementierung etwas ungenau durch eine einfache hochzählende Schleife umgesetzt).

Der Umfang, d.h. die Länge eines einzelnen Fadenrings, lässt sich mit dessen Durchmesser und der Kreiszahleinfach bestimmen.

Den korrekten Garndurchmesser zu bestimmen ist recht schwierig, aus diversen Angaben im Internet würde ich den o.g. Allesnäher bei ca. 0.14 bis 0.17 ansetzen.

Wie viel wirklich auf eine Spule passt, hängt auch sehr von den konkreten Umständen ab. Z.B. passt laut SuperiorThreads auf eine vorgewickelte Spule 40 bis 50 % mehr Faden als auf eine direkt mit der normalen Nähmaschine Gewickelte (z.B. 90 statt 50 m). Findet sich leicht im Internet mit einer Suche nach SuperiorThreads und bobbin capacity bzw. prewound bobbin.

Nun die Variablen im Skript:

• fK: Korrekturfaktor für Garndurchmesser
  
• fW: Korrekturfaktor für versetzt, leicht ineinanderliegende Fadenlagen (aufgrund des Garnrundheit)
  
• dG: Durchmesser des Garns
  
• dGE: korrigierter Durchmesser des Garns
  
• hSI: Innenhöhe der Spule / Höhe des aufgespulten Fadens
  
• dSI: Innendurchmesser des aufgespulten Fadens
  
• dSA: Außendurchmesser des aufgespulten Fadens
  
• nR: Anzahl der parallelen Einzelwicklungen (nR) auf jedem Radius
  
• nL: Anzahl der Fadenlagen (nL) von innen nach außen
  
• l: Länge des Fadens (l) ist die Summe der Länge aller parallelen Wicklungen (nL) auf jedem Radius
  

Zur Verwendung im Browser vorzugsweise ein neues Unterfenster öffnen, die JS-Konsole aufrufen (im Firefox und Chrome per Strg+Umschalt-I und dann in den Konsolentab wechseln), untenstehenden Quelltext in die leere Eingabezeile kopieren und mit Enter ausführen.

Um eigene Anpassungen für möglichst viele zu ermöglichen, ist die Implementierung bewusst einfach und nicht zu stark zusammengefasst.

fK = 2.6; fW = 0.7; dG = 0.15; dGE = dG * fK; hSI = 11.5; dSI = 7.9; dSA = 20.5; nR = Math.floor(hSI / dGE); nL = 0; l= 0; d = ""; for (dS = dSI; dS <= dSA; dS = dS + dGE * fW) { nL++; l = l + Math.PI * dS * nR; d = d + dS.toFixed(3) + " "; } console.log("Durchlaufene Spuldurchmesser: " + d + "mm"); console.log("Korrekturfaktor für Garndurchmesser (fK): " + fK + " (approximiert unsaubere Wicklung, d.h. Unterschied zwischen einer theoretisch maximal dichten Wicklung und der durch nicht vorhandene / nicht optimale Führung erzeugten Wicklung aus der Praxis; individuell zu ermitteln)"); console.log("Korrekturfaktor für Wicklungsdichte (fW): " + fW + " (approximiert Garnrundheit, d.h. Ineinanderlegen der einzelnen Wicklungslagen mit 50% Versatz zur jeweils Vorherigen; geschätzt)"); console.log("Garndurchmesser (dG): " + dG.toFixed(2)); console.log("Effektiver Garndurchmesser (dGE): " + dGE.toFixed(2)); console.log("Innenhöhe der Spule / Wicklung (hSI): " + hSI + " mm"); console.log("Innendurchmesser der Spule / Wicklung (dSI): " + dSI + " mm"); console.log("Außendurchmesser der Spule / Wicklung (dSA): " + dSA + " mm"); console.log("Anzahl der parallelen Einzelwicklungen (nR): " + nR); console.log("Anzahl der Lagen (nL): " + nL); console.log("Länge (l): " + (l / 1000).toFixed(2) + " m / " + (l / 1000 / 0.9144).toFixed(2) + " yd / " + (l / 1000 / 0.0254).toFixed(2) + " in"); console.log("Wichtig: die Berechnung unterliegt diversen, z.T. starken Vereinfachungen, z.B. bzgl. einzelner Fadenkreise anstatt fortlaufendem Spiralfaden, variierender / unregelmäßiger Fadenspannung und Spulgeschwindigkeit (durch Korrekturfaktoren näherungsweise angepasst)");

Durch Anpassen der Werte (besonders, wenn nR und nL einmal korrekt nachgezählt und dann fix eingesetzt, statt schätzungsweise berechnet zu werden sowie die theoretische mit der echten Fadenlänge verglichen wird, um einen geeigneten Korrekturwert fK zu finden) kann man vermutlich einigermaßen brauchbar abschätzen, wie viel Faden noch auf einer Spule ist.

Klingt kompliziert, funktioniert aber womöglich.

Und bevor ich mir das ausrechne, spule ich lieber neu und nehm den Rest auf der alten Spule zum heften

Da doch lieber die von Peter verlinkte Tabelle

Danke dir fürs zeigen