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Amann-Mettler und die Garnfabrik oder wie man ein Qualitätsnähgarn produziert ...


peterle

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Die Geschichte von Amann-Mettler beginnt für uns 1883. In dem Jahr wird in der Schweiz die Firma Mettler gegründet und arbeitet erst einmal als reine Stickerei. Im Lauf der Jahrzehnte wandelte sich das Profil dann zu einem Garnhersteller.

 

amann-mettler_halle_512x384.jpg

 

Am Ende des Kommunismus in Osteuropa, kaufte Amann-Mettler im schönen Böhmen eine sehr ansehnliche Fabrikation, die früher Stoffe produzierte. Um Stoffe zu produzieren und zu färben braucht man Wasser und das war dort zur Genüge vorhanden, denn die Fabrik liegt sehr idyllisch und praktisch an einem kleinen Bach.

 

amann-mettler_produktion_ansicht_512x384.jpg

 

Ich hatte im Juli erfreulicherweise das Glück die Fabrik in Chribska in der heutigen Tschechien besuchen zu dürfen.

Die Amann Group Mettler produziert dort verschiedene Garne. Neben dem bekannten Allesnäher, werden dort verschiedene Varianten von Baumwollgarnen hergestellt.

 

In der Fabrik wird das Garn optimiert, gefärbt, merzerisiert, gasiert, gewickelt, verpackt und versendet.

 

amann-mettler_lubrication_512x384.jpg

 

Am Anfang der Produktion steht die Rohware. Dies ist zum Beispiel gezwirnte Baumwolle, aufgewickelt auf grossen Konen. Interessanterweise unterscheiden sich die Farben der Schlingen von Jahr zu Jahr. Ähnlich wie bei Weinen, sind die Jahrgänge unterschiedlich aber immer wird langstaplige Roh-Baumwolle aus Ägypten verwendet. Im ersten Schritt wird der Roh-Faden gasiert. Der Faden wird durch eine Flamme geführt, was überstehende und lose Fadenreste abbrennt.

 

Nun haben wir schöne Spulen mit ungefärbtem verzwirntem Faden. Danach wird die Spule zu grossen Baumwollschlingen umgewickelt.

 

amann-mettler_hanks_2_512x384.jpg

 

Nun kann man gute Sachen manchmal besser machen, in diesem Fall werden die Baumwollschlingen gestreckt und in Natronlauge getaucht um das Garn stärker, glänzender und reißfester zu machen. Diesen Prozess nennt man Merzerisieren. Wenn die gewünschte Qualität nicht erreicht wird wiederholt man den Vorgang.

 

amann-mettler_hanks_512x384.jpg

 

Die Baumwollschlingen werden erst einmal getrocknet, dies geschieht in einem überdimensionalen Ofen. Der nächste Schritt besteht darin die Baumwollschlingen zurück auf Spulen zu wickeln. Dies geschieht auf einer Maschine, auf welcher die Schlingen eingespannt werden und der Faden über eine Führung auf Färbespulen gewickelt wird.

 

amann-mettler_hank_spooling_512x384.jpg

 

Beim Umspulen von der einen auf die andere Spule, und das passiert mehrere Male, entstehen Staubpartikel, Amann-Mettler hat in den letzten Jahren in neue Maschinen investiert, welche mit Absaugeinrichtungen bestückt sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dadurch vor Staubpartikel in der Lunge geschützt, sie schätzen das!

 

Die Färbung erfolgt in kleineren und grösseren Bottichen, wobei die größten davon bis zu 250 kg Garn fassen können. Die Färbung ist ein wichtiger Teil der Produktion, denn sie muss gleichmäßig sein.

 

amann-mettler_dying_2_512x384.jpg

 

Die Wickel werden auf einer Vorrichtung gestapelt und in die Bottiche gehoben. Während des Färbeprozesses herrschen Temperaturen über 100° und ein entsprechend hoher Druck in den Bottichen. Die Färbung dauert ca. eine Stunde und danach wird die Qualität der Färbung geprüft, wofür Muster entnommen werden. Diese werden auf Karten gewickelt und die Farbe wird mit einem Spectrophotometer geprüft. Mit diesem speziellen Prüfgerät lässt sich die Wellenlänge des Lichts und damit die Farben auf 2nm genau bestimmen. Weicht die Farbe zu stark ab, wird eine neue Farbe gemischt, welche die Färbung in die normale Toleranz holt.

 

Die Herstellung der Farbe selber erfolgt in einem eigenen Raum. Dort sind in grossen Boxen Pigmente und weitere Mittel gelagert, die zuweilen für die Färbung gebraucht werden. Aus nur drei Grundfarben und über 20 Pigmentfarben werden mit über 1000 Rezepten, die verschiedensten Farben hergestellt. Interessanterweise passiert das alles von Hand, wobei eine computergesteuerte Waage die Rezepte vorgibt und die einzelnen Inhaltsstoffe abwiegt. Baumwolle und Polyester brauchen dabei unterschiedliche Rezepte.

 

Nähfäden und Stickgarne müssen aviviert, d. h. mit einem Gleitmittel ausgerüstet werden, um eine optimale Nähleistung sicherzustellen. Avivage besteht aus einer Kombination von Silikonen, Paraffinen, Wachsen und Antistatika. Die genaue Zusammensetzung ist das Geheimnis eines jeden Nähfadenherstellers. Auf Basis langjähriger Erfahrung und zahlreicher Versuchsreihen wird die richtige Rezeptur für jedes Produkt zusammengestellt. Die Avivage wird in den Färbeapparaten, direkt im Anschluss an den Färbeprozess, oder nach dem Färben auf separaten Avivieranlagen appliziert.

 

Nach der Färbung kommen die Wickel in eine Art Zentrifuge wo sie in einem ersten Schritt vorgetrocknet werden. Danach erfolgt in einem überdimensional großen Ofen der abschließende Trocknungsprozess.

 

Die fertigen Wickel kommen dann in ein Lager aus dem sie erst für die Konfektionierung wieder herausgenommen werden. Um nun unsere kleinen oder auch grossen Garnrollen zu bekommen, die wir auf die Nähmaschine aufstecken können, werden diese grossen Wickel aus dem Lager geholt und mit speziellen Wickel-Maschinen auf die uns bekannten Kunststoffröllchen gespult. Hierbei wird eine leichte Überlänge aufgespult. Die Spulgeschwindigkeit kann bis zu 60 km/h betragen.

 

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Die Rollen müssen nun noch beschriftet, etikettiert und verpackt werden und dafür gibt es eigene Maschinen. Diese sind im Lauf der Zeit "gewachsen". Man fing mit einem Arbeitsprozess an und baute nachher andere Prozesse mit ein. Das Ergebnis lässt sich sehen, da diese Maschinen in einer Schicht 10.000 Boxen mit je 5 Rollen beschriften, etikettieren, verpacken und bündeln können. Haben die Verpackungen diese Maschinen einmal durchlaufen ist das Garn fertig und kann in den Versand gehen.

 

amann-mettler_packaging_2_512x384.jpg

 

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Die Fabrik kann pro Tag 14.000 Kilometer Garn produzieren, wobei Amann selber pro Tag 1 Million Kilometer Garn produziert und nach eigenen Angaben einer der größten weltweit operierenden Garnproduzenten ist. Insgesamt beschäftigt Amann ca. 1800 Mitarbeiter.

 

Es war wirklich eindrucksvoll zu sehen, wie aufwendig die Produktion der Garne ist und mit welcher Sorgfalt und Routine sie erfolgt.

Bearbeitet von peterle
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Vielen dank für diesen bericht. Es ist ja eine sache das ganze in einem buch theoretisch zu verfolgen, aber eine ganz andere dabei auch endlich die maschinen zu sehen. :D

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Vielen Dank für den Bericht,habe vor nicht allzu langer Zeit mal darüber nachgedacht

wie Nähgarn hergestellt wird.

Jetzt kann ich mir es besser vorstellenn.......👍👍👍👍👍👍👍👍:):)

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Sehr spannend, vielen Dank!

Wer bestimmt denn die Garnstärke? Wird die Rohware schon in verschiedenen fertigen Stärken angeliefert, oder passiert da noch etwas bei den verschiedenen Wickelvorgängen? Das ist bei Nähgarn ja auch ein Vorgang, der sehr präzise laufen muß, beim Färben und Trocknen könnte ich mir jetzt aber vorstellen, daß das Garn seine Stärke verändert...

 

LG Junipau

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Wer bestimmt denn die Garnstärke? Wird die Rohware schon in verschiedenen fertigen Stärken angeliefert, ...

 

Die Stärke wird in erster Linie durch die Rohware bestimmt.

Wenn ich brav bin, darf ich mir das auch irgendwann mal für Euch anschauen ... :cool::p

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Die Stärke wird in erster Linie durch die Rohware bestimmt.

Wenn ich brav bin, darf ich mir das auch irgendwann mal für Euch anschauen ... :cool::p

 

Also brav das Banner oben auf der Seite stehen lassen;)

Sonst fahre ich auch gerne, bin immer brav:p:rolleyes:

 

LG Junipau

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Also brav das Banner oben auf der Seite stehen lassen;)

Sonst fahre ich auch gerne, bin immer brav:p:rolleyes:

 

Ich finde das wirklich sehr interessant. So ein wenig verstehe ich ja durchaus von Garnen, aber vieles kannte ich nicht, wußte nicht, wie komplex das ist und freue mich neues dazuzulernen.

Garn ist etwas, was wir alle täglich brauchen, kennen tun wir es aber kaum.

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Ich finde das wirklich sehr interessant. So ein wenig verstehe ich ja durchaus von Garnen, aber vieles kannte ich nicht, wußte nicht, wie komplex das ist und freue mich neues dazuzulernen.

Garn ist etwas, was wir alle täglich brauchen, kennen tun wir es aber kaum.

 

Das geht mir ähnlich; ich finde es total spannend, wie so manche unserer Alltagsgegenstände hergestellt werden - und wieviele Faktoren da zusammenpassen müssen, damit das Ergebnis wirklich gut wird...

 

Papier ist auch so ein Material, das uns völlig selbstverständlich ist und über das wir kaum nachdenken, aber wenn man sich mit den tausend Details der Produktion beschäftigt, faßt man es plötzlich ganz anders an.

 

Also - schön brav bleiben:D

LG Junipau

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Wenn ich brav bin, darf ich mir das auch irgendwann mal für Euch anschauen ... :cool::p

 

Und du willst doch sicher ein bewährtes Redaktionsmitglied mitnehmen... :p *pfeif*

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Und du willst doch sicher ein bewährtes Redaktionsmitglied mitnehmen... :p *pfeif*

 

Na, na, na, das wäre aber Untreue gegenüber der favorisierten Marke des bewährten Redaktionsmitgliedes. :silly:

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