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Eine Garderobe für die Frau um 1330


primafehra

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Ein an historische Vorlagen angelehntes Projekt steht schon ganz lange auf meinem persönlichen Wunschzettel. Jetzt beginnen die Ferien, und ich habe neben anderen Verpflichtungen endlich wieder Zeit für Nähprojekte.

 

Schon seit längerem habe ich in meinem Bestand das "Gewand-Set für die Frau um 1330" von Passt! Selberschneidern nach Maß und bin immer wieder drumherum geschlichen. Das Set enthält eine Cotte, ein seitlich offenes Kleid (mit Schnürung) sowie ein Gebende. Als Stoffempfehlung wird in erster Linie Leinen genannt, als Akzent Seide. Farbempfehlungen finde ich jetzt in den Anleitungen keine, da werde ich schauen, was ich finde.

 

Mir ist bewusst, dass die Kleidung des Mittelalters durchaus auch ohne Schnittmuster genäht werden kann. Aber ich möchte diesem Set gerne eine Chance geben und sehen, wohin mich die Reise führt.

 

Auch werde ich nicht "A" arbeiten, sondern auf ein Baumwoll-Leinen-Gemisch zurück greifen. Eingesetzt werden soll das Set in erster Linie zu Karneval, vielleicht auch einmal auf einem Sagen- und Märchenmarkt in einem fantasyorientierten, ans Mittelalter angelehntem Setting. Daher ist "A" nicht unbedingt erfoderlich. Dennoch möchte ich versuchen, einen weitgehend annähernden Look zu erzielen und soweit es geht im sichtbaren Bereich auf "moderne" Materialien wie Kunstfaser aller Art verzichten. Auch kann ich mir nicht vorstellen, das gesamte Projekt mit der Hand zu nähen. Ein denkbarer Kompromiss wäre in meinen Augen, mit französischen Nähten zu arbeiten und dabei die ersten (inneren) Nähte mit der Maschine, die zweiten Nähte mit der Hand zu fertigen.

 

Von den Farben her gefällt mir die Kombi im Nähbeispiel des Herstellers sehr gut. Rot ist ohnehin eine Farbe, die ich sehr gerne trage, daher käme mir dies schon sehr entgegen. Nächster Schritt ist das Vorbereiten der Schnittteile sowie die Materialbeschaffung. Dann gibt es auch was zu sehen :-)

 

Ich freue mich auf dieses Projekt und den ein oder anderen Zuschauer und stelle schon einmal Met und Nüsse bereit.

Bearbeitet von primafehra
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Das klingt ja spannend, viel Spaß :ja:

Der Schnitt sieht nach sehr viel Stoff unter der Näma aus. Nein, Handnähen käme für mich auch nicht infrage, aber ich hätte auch keine Verwendung für so ein Kleid und Gebände. Apropos: Diese Seitenteile des Gebändes: Kommen da die Zöpfe rein? Quasi?

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Gestern habe ich die Schnitte vorbereitet und ein bisschen Stoff-Mathematik betrieben. Außerdem habe ich noch einmal ein bisschen quer gelesen, was die Materialauswahl betrifft.

 

Das Mittelalter-Set hatte ich mir vor einigen Jahren zusammengesammelt, als es im Blog des Herstellers eine Artikelreihe rund um die Mittelatler-Mode gab. Hier habe ich jetzt noch einmal nachgelesen und zum Thema Material ein paar interessante Aspekte gefunden. Reine Baumwollstoffe gab es im Mittelalter noch nicht: dafür war das Material noch nicht weit genug verbreitet. Was es laut Blog aber gab: Barchent - ein Material, in dem Baumwolle (als Schuss) und Leinen (als Kette) zusammen verarbeitet wurden. Ein Schwerpunkt dieser Herstellung war in Süddeutschland. Daher liege ich mit meinem angepeilten Baumwolle-Leinen-Mix offenbar doch nicht soooo daneben.

 

Als imaginäres Vorbild habe ich übrigens eine Edeldame aus dem Mittelrhein-Gebiet angepeilt - historische Ritterburgen gibt es hier im Umkreis von ca. 1 h Fahrt etliche: Die Marksburg zum Beispiel kennt vermutlich jeder, der sich irgendwann mit diesem Thema beschäftigt hat. Die Herren der Marksburg im frühen 14. Jahrhundert gehörten dem Geschlecht der Grafen von Katzenelnbogen an, die zu den reichsten Geschlechtern des Rheinlandes zählten. Peile ich diese Schicht an, darf das Kleid am Ende durchaus auf einen gewissen Wohlstand hinweisen. Eine Gräfin von Katzenelnbogen um 1330 war mit Sicherheit in der Lage, sich ein kostbares Kleid zu leisten.

 

Und der drückte sich unter anderem in der Menge des verwendeten Stoffes und der Länge der Schleppe aus, wie diverse überlieferte Kleiderordnungen aus dem Mittelalter zeigen. Es ist erstaunlich, wieviel Stoff in einem doch eher schlicht wirkenden Ensemble stecken:

 

Mittelalter2.jpg.74b08e21615d7664a90030c7c302d13c.jpg

 

Da wäre als erstes die Cotte, also das Unterkleid. Hier wird zweimal die Länge benötigt. Die Ärmel lassen sich aus dem Verschnitt zuschneiden, aber für die eingesetzten Geren benötige ich noch etwas Material zusätzlich. Insgesamt komme ich hier auf einen Stoffverbrauch von 4 Metern.

 

Mittelalter1.jpg.a86e8a21120bba7c950da0a3664e3f3b.jpg

 

Etwas anders sieht die Sache beim seitlich offenen Überkleid aus: Auch hier wird zweimal die Körperlänge benötigt, plus ein paar Zentimeter mehr für eine leichte Schleppe. Die leicht ausgestellte Version lässt sich gerade so im Bruch aus einer 1,40 m breiten Stoffbahn zuschneiden. Die kleine Prinzessin in mir hätte allerdings gerne die weit ausgestellte Version. Also benötige ich auch hier zusätzliches Material für mehr Weite im Rock. Auch hier werde ich mit Geren arbeiten, daher kommt auch hier noch etwas mehr Material dazu: Hier komme ich ingesamt auf 4,50 m Stoffbedarf.

 

Mittelalter3.jpg.1e883f17de35430d6e2df42030a893f2.jpg

 

Ich habe den Bedarf bewusst etwas großzügiger kalkuliert, weil aus dem Verschnitt das Gebende entstehen soll. Das besteht im Prinzip "nur" aus zwei Stoffstreifen (bzw. drei im Schnittmuster, da der untere Saum mit einem Einfassstreifen versehen wird): Der Kinnriemen und die sogenannte Krone, die miteinander verbunden sind. Weitere Teile sind das Haarnetz (das 2. Schnitteil von rechts) sowie optional ein Schleier.

 

@Stoffmadame: Richtig erkannt: Das Gewurschel unter dem Gebende ist das Haarnetz, in dem die ehrbare, verheiratete Frau ihr Haar verbarg.

 

Wie das Gebende angelegt wird, ist im Grunde recht klar: Der Kinnriemen wird im rechten Winkel an der Krone befestigt und auf Scheitelhöhe verbunden, damit nichts rutscht. Der Umfang der Krone wird an die individuelle Kopfform angepasst - je nach Tragevariante mit oder ohne Haarnetz. Lediglich die Befestigung des Schleiers ist mir noch ein Rätsel, da gibt die Anleitung nicht viel zu her. Also werde ich in diesem Punkt noch ein wenig recherchieren müssen. Oder kann mir vielleicht einer der historischen Experten hier in diesem speziellen Punkt weiterhelfen?

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Ich hatte bereits erwähnt, dass ich mir die Kombi "Naturfarben" und "Rot" für meine Umsetzung recht gut vorstellen kann. Als Anregung für weitere Gestaltungsideen habe ich jetzt einmal ein wenig im digitalen "Codex manesse" geblättert.

 

Die auch als Große Heidelberger Liederhandschrift bekannte Sammlung entstand zwischen 1300 und 1340 in Zürich, also auch ungefähr der Zeitraum, in dem "mein" Kleid historisch einzuordnen ist. Insbesondere die darin enthaltenen Miniaturen geben einen schönen Eindruck, wie die Kleidung jener Zeit ausgesehen hat. Wenn ich bei meiner Idee einer mittelrheinischen Edeldame bleibe, so sehe ich durchaus Potential, die ein oder andere Anregung hier zu finden. Der Rhein war im Mittelalter ein bedeutender Handelsweg, daher könnten Tuche aus Süddeutschland und Inspirationen aus der Mode durchaus ihren Weg hier in die Region gefunden haben.

 

Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet mir noch ein Detail: Laut diverser Fundstellen trug die edle Dame einen Gürtel mit persönlichen Dingen. Allerdings trug sie diesen nicht über dem ärmellosen Oberkleid, was auf diversen Miniaturen aus dieser Zeit auch erkennbar ist. Nun bin ich zwar nicht 100% A, aber trotzdem benötige ich eine Aufbewahrungsmöglichkeit für all den "neumodischen" Krimskrams, den es mitzuschleppen gilt. Handelt es sich bei dem Gürtel im Mittelalter-Verständnis "nur" um einen breiten Lederstreifen, der um die Hüfte geschlungen wird und als Träger für Beutel und anderen Kleinkram dient? Wer kann mir hier weiterhelfen? Die Google-Suche nach Gürtel Damenmode Mittelalter ist leider nicht sonderlich hilfreich.

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Danke, Tamsin, da sind schon ein paar tolle Anregungen bei. Die werde ich mir in Ruhe zu Gemüte führen und sehen, was sich umsetzen lässt.

 

Nachtrag: Ich habe beim Stöbern noch eine (in meinen Augen) sehr gelungene Seite rund um das Thema Mode im Hochmittelalter entdeckt. Hier bin ich auch zum Thema Gürtel weiter gekommen, ebenso wie zu den offenen Fragen rund um das Gebende :-)

Bearbeitet von primafehra
Nachtrag
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Ich habe Stoff :) Einmal karamellfarbenes Leinen für die Cotte, einmal rotes Leinen für das Oberkleid.

 

Mittelalter4.jpg.6492ece06fb39a108b1057d779e82a44.jpg

 

Heute startete ich mit dem Zuschnitt für die Cotte: Das mittlere Teil wurde im doppelten Bruch zugeschnitten. Ich habe den Stoff einmal an der Schulter gefaltet und dann noch einmal in der Mitte der Bahn. So habe ich keine Naht auf der Schulter. Der Halsausschnitt wurde ebenfalls ausgeschnitten.

 

Mittelalter5.jpg.11dc7d19e0788e31188cd2b6c89c398a.jpg

 

Außerdem habe ich mich entschieden, eine Gere in der Mitte dieses Schnittmusterteils einzusetzen. Für Kleider mit Geren in der vorderen Mitte gibt es etliche historische Vorlagen, unter anderem das Herjolfnes-Kleid Nr. 42.

 

Die Idee erschien mir zunächst grundsätzlich logisch. In der Ausführung zeigte sich dann eine kleine Denksportaufgabe: Ich wollte die Nähte als französische Nähte ausführen, unter anderem um auch versäuberte Innennähte zu haben.

 

Mittelalter6.jpg.b77d3ab8c77a5e582248588246c21f44.jpg

 

Gerade die Spitze erwies sich dann als kniffelig. Hier gilt es noch ein wenig nachzuarbeiten. Ich überlege, an dieser Stelle noch eine Fliege aufzusticken, um die Kante vor dem Ausreißen zu sichern. Frei nach dem Motto: It`s not a bug, it´s a feature....

 

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So sieht also der aktuelle Stand aus. Bei der zweiten mittlere Gere muss ich noch ein bisschen tüfteln. Alternativ wäre es eine Option, anders als in der Vorlage angegeben einen Verschluss auf der zweiten Seite setzen, also die Mitte bis zum Halsausschnitt aufzuschneiden. Dann hätte ich eine durchgehende Naht in der vorderen Mitte und könnte so die Gere sauberer einsetzen. Ich werde mir das heute Abend in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.

 

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Das ist ja spannend zuzuschauen, ich werde weiter staunen. Kleidung nähen ist schon sehr unbekannt und dann zurück ins Mittelalter, finde ich toll.

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Ein kleines bisschen bin ich inzwischen weiter gekommen. Parallel lese ich mich immer wieder in diverse Themen rund um die Bekleidung im Mittelalter bzw. in dieser Epoche ein

 

Nachdem ich die Geren in die Schlitze mehr oder weniger stilvoll hineingepfuscht habe, ging es mit den Ärmeln weiter. Hier wollte ich die engen Ärmel mit dem roten Stoff des Oberkleides unterlegen. Also habe ich entsprechende Belege zugeschnitten und vorbereitet.

 

Mittelalter10.jpg.11535e181481331bf08f7191ec4b89a2.jpg

 

Anschließend wurden die Ärmel mit französischen Nähten eingesetzt. Da es hier nur grade Nähte sind, ging das relativ einfach. Auch die Geren in die seitlichen Öffnungen waren kein Problem. Hier auf dem Bild ist bei der unten liegende Gere erst die innere Näht genäht.

 

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Nachdem sämtliche Nähte geschlossen waren, gefiel mir das Ergebnis auf dem Bügel grundsätzlich schon ganz gut:

 

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Doch der Teufel steckt im Detail: Einmal hatte ich einen kleinen Denkfehler beim Nähen der Ärmelabschlüsse und das rote Futter mit dem Oberstoff wie eine Lage verarbeitet. Sieht natürlich blöd aus, wenn der Umschlag am Handgelenk eine dicke Naht hat. Und zum anderen musste ich bei der Anprobe feststellen, dass die Ärmel trotz großzügiger Nahtzugabe für meine Unterarme zu eng sind. Da, wo ungefähr mein Daumen endet, sollte sich eigentlich mein Handgelenk befinden. Doch ich bekomme den Ärmel nicht weiter hochgeschoben.

 

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Also darf hier vor den diversen Handnähschritten am Saum und am Halsausschnitt erst mal der Nahttrenner ran. Die Unterärmel sind für mich definitiv zu eng. Die muss ich neu zuschneiden und einsetzen. Gut, dass ich noch genügend Stoff dahabe. Da sich meine Begeisterung dafür im Augenblick ein wenig in Grenzen hält, habe ich beschlossen, etwas andere auszuprobieren.

 

Meine Cotte soll auch ein klein wenig Zierrat bekommen. Da ich leider nicht wie Tarlwen in ihrem Mittelalter-Tread über eine Stickmaschine verfüge, werde ich Borten als Zierrat verwenden. Auch hier bin ich wieder zeitkonform - vorausgesetzt, die Borte kommt der Epoche nahe. Stilgerecht sind brettchengewebte Borten. Auf der Seite Flinkhand habe ich eine schöne Anleitung dafür gefunden - nebst Tipps, wie ich einen ersten Satz Brettchen selbst herstellen kann. Eigentlich wollte ich im Keller nach einem alten Kartenspiel suchen, dass ich mir zurechtschneiden und entsprechend lochen kann.

 

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Statt dessen fiel mir ein Stapel quadratische Bierdeckel in die Hände. Die wurden in den Ecken einmal gelocht und warten nun darauf, entsprechend mit Kettfäden bespannt zu werden. Ich bin gespannt, ob ich mit dieser Technik zurecht komme. Als Muster habe ich mir dieses ausgesucht. Rot, creme und grün stelle ich mir in der Kombi zu den Karamellton als schön passend vor. Im Idealfall finde ich ein Rot, das auch mit dem Rotton des Kleides übereinstimmt. Ich bin gespannt, ob das so funktioniert, wie ich mir das denke :)

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Gestern habe ich die Technik Brettchenweben ausprobiert. Nachdem ich mich durch die scheinbar unendlichen Fäden zum Schären der Kette gekämpft hatte, musste ich dann doch feststellen, dass meine scheinbar intelligente Bierdeckellösung doch gewisse Defizite aufweist. Die Brettchen ließen sich nur sehr schwer drehen. Aber für ein erstes Gefühl für die Technik und zum Verständnis hat es dann doch gereicht.

 

Um mir das Leben ein wenig zu erleichtern, habe ich ein paar andere Brettchen gebastelt: Auf festem Papier habe ich ein entsprechendes Schema ausgedruckt, für bessere Festigkeit laminiert, ausgeschnitten und gelocht. Schon beim Umspannen der Fäden war deutlich zu spüren, dass dies die Arbeit wesentlich erleichtert.

 

Die von mir erstellte Vorlage habe ich auch in den Downloadbereich hier eingestellt - falls jemand das ganze auch einmal ausprobieren möchte.

 

Heute geht es ein wenig im Schneckentempo weiter. Zum Neumachen des Ärmels kann ich mich im Moment noch nicht so wirklich aufraffen, daher werde ich noch ein bisschen weitertüfteln an meiner Brettchenborte.

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So langsam wird es was. Klassisch wurde die Webarbeit am Gürtel befestigt, die Kette an einem festen Punkt gespannt und dann im Stehen oder Sitzen gearbeitet. Das klappte bei mir nicht so richtig. Die ungewohnte Haltung und der Zug auf dem Gürtel sorgten für unangenehme Empfindungen im Rücken. Daher improvisierte ich ein wenig:

 

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Das ungewebte Ende der Kette hängt mit einem Karabinerhaken am Griff unseres Geräteschuppens. Das andere Ende, an dem gewebt wird, kommt ebenfalls mit einem Karabinerhaken an einen Kabelbinder, der wiederum lose unter der Sitzfläche eines Gartenstuhls um eine Querstrebe gewunden wurde. Durch das Verrücken des Stuhls kann ich die Kette spannen. Sobald ich auf dem Stuhl sitze, bleibt die Spannung auch gehalten. So kann ich mich ganz auf das Zählen konzentrieren - jeweils vier Drehungen von mir weg und vier Drehungen zu mir hin.

 

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Auf dem Bild hier sind zum einen meine neuen "Brettchen" im Einsatz zu sehen. In der Tat ist das Muster schon nach wenigen Wiederholungen gut erkennbar:

 

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Das ganze hat eine interessante Struktur, erinnert aber vom Griff her eher an ein festes Band wie eine Hundeleine. Ob sich das wirklich für das Einfassen des Halsausschnittes eignet? Ich bin gespannt. Ansonsten kann ich es immer noch als Gürtel verwenden.

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Hallo Primafera,

für meine Schwiegertochter habe ich verschiedene Gürtel und Borten gewebt.

Da mir das mit dem Festhängen auch zu sehr am Rücken zieht, zeige ich mal meine Lösungen:

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Das Muster ist natürlich nicht "A", es ist für ein Kind.

In den Säckchen sind Steine zum Beschweren. Inzwischen habe ich immer 8 Fäden (=2 Brettchen) an einem Säckchen hängen. Dann lassen sich die Fäden zwischendurch besser entwirren, vor allem die Randbrettchen, die ja besser immer nur in eine Richtung gedreht werden.

Für Borten braucht man dünnes Garn. Häkelgarn Nr. 5 oder noch dünner (etwa 400m / 100g). Dünne Strumpfwolle geht auch, da muss man aber öfter die Fäden trennen, weil sie sich verhaken.

Auf dem Bild habe ich Kupferbrettchen, die ich geschenkt bekommen habe. Sie sind schön glatt und dünn, trotzdem etwas schwer.

 

"Brettchen" kann man auch gut aus den flachen Wänden der Spülmittelflaschen machen. Einfach mit Schablone aufzeichnen, mit der Schere zuschneiden, Ecken etwas abschrägen und eine Ecke etwas mehr abschrägen. Dann erkennt man, wenn ein Brettchen aus versehen mal nicht mitgedreht wurde. Die Löcher habe ich mit dem Dremel und und einem Bohrer gemacht und dann mit einem kegeligen Steinfräser vergrößert und ein bisschen mit Sandpapier geglättet. Diese Brettchen nehme ich inzwischen am liebsten.

Zum Ketteaufziehen: Ich numeriere die Brettchen, ziehe die Fäden ein, verknote sie und bändige den langen Schwanz mit Fingerhäkeln.

 

Viel Spaß bei der Arbeit!

Inge

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Liebe Inge, vielen Dank für deine Anregung zum Weben am Tisch. :hug: Ich werde nachher mal im Keller schauen, was ich da habe, um eine ähnliche Konstruktion zu basteln. Am Tisch arbeitet es sich bestimmt noch besser als an meiner Outdoor-Konstruktion - insbesondere, wenn das Wetter wie im Moment so zwischen Gewitter und Regen schwankt.

 

Daher habe ich den Vormittag genutzt, um erfolgreich mein Ärmelproblem zu lösen. Zunächst habe ich den Ärmel neu zugeschnitten und dafür die "normale" Ärmelform meines Schnittmusters verwendet. Der Schnitt für die Cotte bietet zwei Alternativen: Einmal den (bei mir zu) engen Ärmel mit Knöpfen und einmal einen gerade geschnittenen Ärmel, der etwas weiter ist. Ich habe mich dann von dem geraden Ärmel ausgehend an einen leicht engeren Ärmel am Unterarm herangetastet. (Ich hoffe, das kann man auf dem Bild erkennen)

 

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Nachdem dieser dann zufriedenstellend saß, habe ich den roten Beleg zugeschnitten. Den genähten neuen Ärmel habe ich dazu als Muster genommen. Anschließend wurden Ärmel und Beleg rechts auf rechts zusammengesteckt und genäht.

 

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Zuletzt wurde der Beleg von innen mit einem handgenähten Saumstich unsichtbar fixiert. Die Knopfleisten am Ärmel habe ich jetzt im Vergleich zur ersten Version weggelassen.

 

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Anschließend war es zwar ein wenig friemelig, den Ärmel wieder mit französischen Nähten einzusetzen. Aber am Ende hatte es dann doch ganz gut funktioniert. Zum Schluss blieb dann nur noch, die verbliebene Lücke unter dem Ärmel mit einem Matratzenstich per Hand zu schließen.

 

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Der Übergang von maschinengenähter Naht und Handnaht ist für mich von außen kaum zu erkennen. Auch den Übergang der Geren in der Mitte habe ich mit der Hand nachgearbeitet. Das gefällt mir jetzt deutlich besser als vorher. Damit ist die Cotte mit Ausnahme des Saumes und des Halsausschnittes fertig:

 

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Auf dem Kleiderbügel macht sie nicht wirklich was her. Da sieht sie aus wie ein Sack. Interessanterweise ändert sich das beim Anziehen. Dann wird klar erkennbar, dass es sich um ein Kleidungsstück handelt. an der Brust habe ich genug Platz. Auch die Ärmel passen jetzt. Sie liegen an den Armen von etwa Mitte Oberarm bis Mitte Unterarm eng an und werden zu den Handgelenken ein wenig weiter. Der Rock fällt schön schwer und bauscht entsprechend seiner Weite. Die Geren in der Mitte enden in der Taille. Mit Gürtel wird die nachgearbeitete Spitze davon verdeckt (zumindest vorne). Die beim Nacharbeiten entstandene Falte dort fällt dann gar nicht mehr auf. Ein Gürtel muss auf jeden Fall sein. Dadurch kann ich die Cotte in der Rückenmitte und am Bauch ein wenig zusammenfassen und habe dadurch an den Seiten etwas weniger Gewurschtel, wenn ich das geschnürte Kleid darüber ziehe.

 

Ein letzter Blick gilt der geplanten Verzierung am Halsausschnitt: Hier ist schön zu sehen, wie Borte und Cotte zusammen wirken:

 

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Ich geh dann mal säumen...

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  • 7 Monate später...

Die Verzierung muss noch ein bisschen warten. Das Bandweben hat sich schwieriger als erwartet dargestellt und die Ergebnisse haben mich nicht zufrieden gestellt. Daher blieb das ganze Zubehör dazu erst einmal in der Kiste liegen.

 

Ungeachtet dessen wurde das Kleid fertig: Ich wollte kein Ufo mehr an der Tür hängen haben, daher ist es jetzt mit ein paar Ausnahmen doch weitgehend auf der Maschine entstanden - wenn auch auf einer antiken Gritzner R.

 

Das Oberkleid ist aus dem gleichen Stoff wie das Unterkleid (und damit nicht mal annähernd A, da Oberkleider üblicherweise aus Wollstoffen waren). Die Zierde am Hals habe ich aus dem Bestand genommen, eine schmale moosgrüne Borte, die ich mit Perlen bestickt habe. Auch wenn die ersten Ideen in eine andere Richtung gingen, so habe ich doch ein vorzeigbares Ergebnis bekommen. Es trägt sich recht angenehm und ist überraschend warm. Ich war nass geschwitzt, als ich die ganze Montur mit Wimpel angelegt hatte. Nachher zum Umzug kommt noch ein Radmantel darüber und dann sollten auch die knappen Plusgrade hier auszuhalten sein. Aber seht selbst:

 

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