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Buchvorstellung: Rucksäcke nähen


corvuscorax

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Letztens stieß ich auf das Buch "Rucksäcke nähen - Streetstyle selbst gemacht" von Theresa Bachler bzw. ihrem Label "SiRA", Kürzel für "Sewing is Real Art".

Erschienen im Christophorus Verlag und kostet14,99.

 

Rucksackbuch

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Das Buch enthält 15 Rucksäcke aus unterschiedlichen Materialien und in ganz unterschiedlichen Stilen. Grundgedanke der Designerin ist, klare Linien mit durchdachtem Design zu verbinden. Man kann zu den Modellen auch eine fertig zugeschnittene Bastelpackung bei ihr bestellen.

Die verwendeten materialien reichen von Leder, über Korkstoff, Cord, Baumwolle bis Leinen und Snappap.

 

Was mir gut gefallen hat, ist die heute nicht mehr selbstverständliche Tatsache, daß das Buch zwei Schnittmusterbögen enthält (statt einer App oder Downloadcode und zusätzlichem Gebastel). Die Schnitte enthalten alle bereits eine solide Nahtzugabe von 1,5cm, wenn nicht anders angegeben.

Einige allgemeine Angaben sind auch enthalten, allerdings erst am Ende des Buches. Das wiederum finde ich nicht so gelungen. Es gibt ja so Leute wie mich, die ein Buch aufschlagen, vorne anfangen zu lesen und dann loslegen. Da ist es nicht sinnvoll, die Präliminarien ans Ende zu stellen.

Generell finde ich die auch etwas sprasam, wenn man bedenkt, daß gerade Leder kein so ganz alltäglicher Werkstoff unter Hobbyschneidern ist. Z.B. die Aussage, daß das Leder weder zu dick noch zu dünn sein sollte - wäre ich beinahe auch so draufgekommen, aber was genau ist zu dick oder zu dünn? Leder wird meist nach Dicke angeboten, da wäre eine ungefähre Angabe 1mm oder 2mm dick oder dazwischen schon ein Anhaltspunkt. Darauf gehe ich bei den Modellbesprechungen noch ein. Außerdem wird Leder oft in "qfs" = Quadratfuß angeboten. Zumindest für die Internetshopper, die keinen ensprechenden Händler persönlich aufsuchen können, zu dem sie die Schnitteile mitnehmen, wären ein paar Worte darüber hilfreich. Denn wie groß ist ein Quadratfuß und wieviel braucht man für die Tasche?

 

Vielleicht bin ich pingelig, aber ich habe einiges notiert, was mir beim Suchen auffiel. Ebenfalls wunderte ich mich über die Hinweise zum "richtigen" Bügeln von Leder. Ich dachte (auch durch die Sewing Bee), daß man Leder gar nicht bügeln kann, egal ob mit oder ohne Tuch. In diesem Punkt bin ich nach wie vor ratlos. Ich habe nicht gebügelt.

 

Zum Nachnähen habe ich mir wirklich ganz zufällig die drei Titelmodelle ausgesucht. Also eines mit Leder, eins aus Stoff mit Lederriemen, eine aus Korkstoff.

 

Rucksackbuch

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Ich fange mal vorne an, mit der Rucksacktasche (im Original in hellblau mit braunen Riemen). Dazu gibt es ein Schnitteil auf dem Bogen. Leider ist nicht immer so genau erkennbar, welche Ösen zu welchem Modell gehören. Ausführlichere Bezeichnungen oder verschiedene Farben wären hilfreich gewesen. Aber ich galube, ich habe es richtig gemacht. Eigentlich müßte man das ganze Stück in einem zuschneiden und hinterher nur die Seitennähte zusammennähen, aber da mein Stoff mit Richtung gemustert ist, habe ich zwei Teile daraus gemacht. Die Beschaffung des materials war schon eine Herausforderung, alles habe ich auch nicht in den angegebenen Maßen bekommen, aber es ging trotzdem. Ich erwähne das u.a. deshalb, weil der Autorin der Umweltaspekt so am Herzen liegt - wider die Wegwerfgesellschaft. Das ist völlig o.k., aber ich finde es nicht besonders ökologisch, wenn ich entweder zu drei oder vier verschiedenen Geschäften fahren muß oder mir das ensprechend in Kleinstlieferungen schicken lasse, das kostet alles Verpackung, Transport... Um diesen Aufwand überschaubar zu halten, bin ich von den angegebenen Maßen gelegentlich abgewichen.

Zur Nähtechnik fiel mir vor allem auf, daß die Autorin oftmals die einzelnen Lagen mittels großzügiger verwendung von Vliesofix zusammenklebt und als eins verarbeitet, indem sie die Ränder innen mit Schrägband einfäßt. Ich habe das mal so übernommen, um es auszuprobieren, finde die Methode aber nicht so schön.

Zum einen liegt für mich die Betonung bei diesen Taschen auf "Ruck", nicht auf "Sack", ich hätte also gern etwas mehr Innenaufteilung. Kann man natürlich vor dem Aufbügeln erledigen. Noch mehr stört mich, daß dadurch so viele Lagen zur Verarbeitung zusammenkommen: Oberstoff - Vliesofix - Futter, alles mal zwei, dann das Schrägband, insgesamt vier Lagen und evtl. noch die Schlaufen für die D-Ringe dazwischen (nochmal vier Lagen zusätzlich) - das gibt ein ordentliches Nähpaket. Und zusätzlich sieht man innen dann alle weiteren Verarbeitungsschritte, also z.B. abgenähte Ecken am Boden, eingeschlagene Nieten und Druckknöpfe, die evtl. noch zusätzlich verstärkt wurden. Das alles am Oberstoff zu erledigen und dann mit verstürztem Futter zu überdecken wäre eleganter. Klebevlies produziert außerdem Müll, dadurch, daß die Rückseitenfolie übrigbleibt, also wieder nichts mit der Umweltbilanz. Ich könnte mir auch vorstellen, daß mancher Nähanfänger Schwierigkeiten hat, ein Teil mit diesem nicht ganz unproblematischen Material zu bebügeln, wenn es nicht mal ganz aufs Bügelbrett paßt, nicht jeder hat eine tischgroße Bügelunterlage, auf der man das alles flach auslegen kann, ohne daß estwas an den Seiten runterhängt, sich verzieht und am Ende noch das Bügeleisen verkleistert.

Ansonsten konnte man der Anleitung aber ganz gut folgen. Hier sollte lobend erwähnt werden, daß alle Anleitungen bebildert sind, zwar klein, aber die einzelnen Schritte sind erkennbar, zusammen mit dem Text kann kaum was schiefgehen.

Alles in allem bin ich ganz gut durchgekommen, ich vermute aber, daß meine Riemen mit 2mm stärker sind, als das, was sie verwendet hat, oder die Angabe "Druckknöpfe" war einfach zu pauschal. Mit Anorakdrückern hat es jedenfalls nicht funktioniert, die Variante "Camping" ging besser. Eine wahre Qual war allerdings, die LOXX-Verschlüsse einzubauen. Das mitgelieferte Werkzeug konnte nichtmal den Stoff durchstoßen, geschweige denn, meine Lederriemen.

Würde ich das Modell noch einmal nähen, dann sicher mit verstürztem Futter. Die Innenansicht erspare ich euch lieber ;).

Rucksackbuch

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Rucksackbuch

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Als nächstes ist da ein klassischer Rucksack, im Original Modell "Watercolour Effekt", ich habe mich für was Buntes mit Federn entschieden. Hier wird zwar nicht das Futter aufgeklebt, aber dafür eine Schicht Molton. Evtl. ist das ihrer Vorliebe für Naturstoffe geschuldet. da Klebevlies nicht so richtig dauerhaft hält (bei mir zumindest nicht - mache ich was flasch?), hätte aufbügelbares Volumenvlies sicher den gleischen Effekt gehabt, der tasche etwas Stand und Volumen zu geben, evtl. sogar besser als die Moltonvariante. Nun gut, ich habe es mal so gemacht, wie angegeben. Die Klappe habe ich etwas abgerundet, weil mir die Form nicht gefiel.

In der Anleitung gibt es hier einige Ungereimtheiten, einmal stimmen Maßangaben nicht, weil sie wohl übersehen hat, daß das Schnitteil für die aufgesetzten Taschen Nahtzugaben enthält, zum anderen stimmen die Bilder zu eben diesen taschen nicht so ganz mit dem Text überein. Wenn man sich jedoch am Bild des fertigen Rucksackes orientiert, kommt man hin. Auch hier hat man stellenweise das Problem, daß man reichliche Lagen durch die Nähmaschine schieben muß. Die Schlaufen für die D-Ringe werden in drei Lagen gefaltet, zusammengeklappt, das sind schon sechs Lagen Leder, dann noch die Seitentaschen dazu und die Stoffe und die Rückseite, die mit Decovil stabilisiert wurde! Meine Maschine war hier am Rande ihrer Kapazitäten.

Rucksackbuch

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Zuletzt bleibt der Korkbeutel. Hier bin ich etwas abgewichen. Eigentlich soll man den Tragriemen an einer Lasche befestigen, die mit Druckknöpfen befestigt ist. Meine Sorge war aber, daß die nachgeben, wenn der Sack voll beladen ist, deshlab habe ich eine Schlaufe mit einem D-Ring genäht und die Riemen durch einen Karabinerhaken gezogen. Insgesamt ist der Beutel sehr einfach gehalten. Leider ist Kork teuer und man hat einges an Verschnitt, bzw. Resten, da dieses Material nicht vom meter kommt, sondern in Stücken angeboten wird. Die Autorin hat einen sehr dekorativen Korkstoff verwendet und die Einzige Naht als Designelement in die vordere Mitte gelegt. Mein Stoff ist schwarz und ich habe ihn bestickt, dafür ist die Naht bei mir auf der verdeckten Seite.

 

Rucksackbuch

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Das Besticken von Korkstoff geht eigentlich recht einfach. Man kann das Zeug zwar nicht einspannen, aber ich habe es mit starken kleinen Magneten (je einer oben, einer unten) am Stickvlies befestigt (die grauen Dinger auf dem Bild). Auch hier ist ein Fehler in der Anleitung, denn der Riemen ist sicher nicht nur 68cm lang. Ich habe drei solcher Streifen aneinander genäht und nun hat er eine gute Länge. 68cm ist die Breite des Korkstoffstückes. Muß ich erwähnen, daß das Austanzen des Stoffes für die Ringe oben nicht ganz unproblematisch war? Mit den entsprechenden Werkzeugen kann man das eher markieren, um die Löcher dann vorsichtig mit einer spitzen Nagelschere auszuschneiden, aber so richtig durch kommen die nicht.

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Fazit: Insgesamt ein durchaus brauchbares Buch. Ein paar kleine Fehler kann man bis zur zweiten Auflage noch korrigieren. M.E. sind nicht alle Modelle so innovativ und noch nie dagewesen, aber ein paar Highlights gibt es durchaus. Die angegebenen Techniken kann man übernehmen, muß man aber nicht, mitdenken lohnt sich. Jedenfalls werden durch die Bildanleitungen zusammen mit den Schritt-für-Schritt-Texten auch die etwas schwierigeren Bastelarbeiten, die bei Taschen meistens anfallen, machbar.

Ich habe jedenfalls dadurch mal einige Sachen ausprobiert, die ich noch nie vorher gemacht habe und Lust bekommen, mehr mit Leder zu arbeiten.

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Das Buch liegt gerade auch bei mir zuhause und über die Vlieosofix-Variante war ich ebenfalls erstaunt, kannte sie aber von einer, vor sehr vielen Jahren genähten Tasche aus bemalter Seide, die damalige Kursleiterin hat das auch vorgeschlagen, die Tasche existiert noch.

Ich habe schon einige wenige Taschen genäht.

Sobald man Lederriemen mit Filz oder Keder dabei hat, wird das ganze immer spannend für die "Haushaltsmaschine".

 

Ich habe das Buch aus der Bücherei ausgeliehen und werde vermutlich den Schnitt vom Jungle-Back-Pack ausprobieren.

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Danke für die Vorstellung! Sehr interessant, und schon wieder verführerisch! :D :cool: Anscheinend recht verschiedene Modelle.

 

Was ich noch interessant fand, ganz nebenbei und für mich gar nicht relevant, ist dass du die Materialien auf dem Stickrahmen mit diesen kleinen starken Magneten befestigt hast. Das find ich kreativ. Und sie haben nichts von der Näma bzw. Sticki abgelenkt durch ihren Magnetismus?

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Danke für's Feedback. Wenn ich nochmal sowas nähe, würde ich sicher auf traditionellere Methoden zurückgreifen als diese Unmengen Vliesofix. Bügeleinlagen sind dann doch stabiler. Seide stelle ich mir ohnehin sehr schwierig zu bebügeln vor, weil sie so rutschig ist und man gefahrläuft, verzogenen Stoff zu fixieren.

 

Auf die Magnete bin ich gekommen, weil es ja auch magnetische Stickrahmen gibt, für meine Maschine jedenfalls. Aber nur in 13x18 und noch dazu recht teuer. An technische Störungen habe ich gar nicht gedacht, ging aber alles gut. Alternativ kann man den Stoff auch mit Sprühkleber befestigen oder mit Klammern am Rahmen fixieren. Nur hat man dann den Kleber in der Tasche, die wird weder gefüttert noch ist sie waschbar.

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Diese Methode, Außenstoff, Zwischenlage und Futter zusammen als eine Stofflage zu verarbeiten und die Nahtzugabe dann mit Schrägband einzufassen, habe ich auch schon in einem anderen Taschenbuch gelesen, und finde, das ist etwas für Leute, die die Hose mit der Kneifzange anziehen. Wozu denn Futter, wenn ich dann doch die Nahtzugaben innen offen habe. Und warum soll das einfacher sein, wenn ich dann innen die Friemelei habe, die Nahtzugaben mit Schrägband einzufassen.

Ehrlich, solche Bücher mit solchen Anleitungen braucht es meiner Meinung nach nicht so dringend. Sichtiger fände ich, einem Nähanfänger den Begriff und die Technik des Verstürzens zu erklären.

Gruß von Karin

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  • 7 Monate später...

So, nachdem die Taschen eine Weile in Gebrauch sind, möchte ich doch ein paar Worte über den Langzeittest verlieren.

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, halte ich Kork fürs Nähen für nicht so gut geeignet. Bei den Tragebändern an der schwarzen Tasche wird die Nahtzugabe zu den Seiten geklappt. Das ist die Stelle, wo der Stoff förmlich ausgeprickelt wird. Mit den notwendigen Stichen dazwischen ist die Naht nach kurzer Zeit durch. Ihn wieder zu flicken ist in etwa so, wie eine durchgewetzte Jeans flicken zu wollen, man verlagert das Problem nur. Dabei ist der Beutel keinen extremen Belastungen ausgesetzt. 1x pro Woche Schulsport bei pfleglicher Behandlung.

Noch schlimmer ist der maritime Rucksack (ich hätte es merken müssen, daß dieses Modell im Buch nicht am Menschen fotografiert wurde). Die in der Seitennaht angebrachten Träger sind eine echte Fehlkonstruktion. Wenn der Sack etwas voller ist (dem Volumen nach, nicht mal dem Gewicht nach), geht sehr viel Länge verloren, weil der Rucksack mehr Abstand zum Rücken bekommt. Und meine Träger waren schon länger als angegeben. Völlig fehl am Platz erscheinen mir die Loxx-Verschlüsse. Durch den gesteigerten Zug der schlecht konstruierten Rückenträger reißen die leicht aus. Trotz Lederverstärkung. Ich habe sie abgeschraubt und die Löcher so gut es ging nochmal nachgenäht, aber ärgerlich ist es doch.

Eine alternative Konstruktion ist angesichts der nötigen Löcher kaum machbar, so kann man die nur drinlassen. Mir scheint, die Designerin hat diese Verschlüsse gefunden und wollte nun unbedingt eine Tasche drumherum konstruieren. Am Ende ein klarer Fall von Design over Function. Ich nehme die Tasche für mein Strickzeug. Das war der teuerste und aufwendigste Strickzeugbeutel, den ich je genäht habe.:mad:

Aber der klassische Rucksack tut seinen Dienst. Die Konstruktion ist im Prinzip unverwüstlich.

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Das finde ich ja super, dass du nochmal meldest, wie die sich bewährt haben.

Und das zeigt dann leider auch das Manko des Buches.

 

Da stimme ich dir, Frühling, also absolut zu.

Schade.

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