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Das Schultütenkissen - Teil 2: von der Tüte zum Kissen


Gundel Gaukeley

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Nachdem der Einschulungstag gemeistert ist, kann jetzt die Schultüte ihrer zukünftigen Bestimmung zugeführt werden: als Kissen soll sie dem Schulkind weiter dienen. Dabei kann sie aufgrund ihrer Form als Nackenkissen, unter den Kniekehlen oder auch als Seitenschläferkissen zum Einsatz kommen.

 

Um das Kissen besser waschen zu können und auch, um nicht an dem Verschluss größere Änderungen vornehmen zu müssen, bekommt die Tüte dafür ein gefülltes Kisseninlet. Verschlossen wird die Kissenhülle weiterhin wie zu ihren Zeiten als Schultüte, mit einer Schleife an der Krempe.

 

Das Kisseninlet hatte ich schon vor der Einschulung angefangen. Da ich allerdings zu geizig war, einen Schultütenrohling aus dem Bastelladen für knapp 10 € zu kaufen, und stattdessen auf eine schlichte Tüte aus einem dieser Billigläden für 3 € zurückgegriffen hatte, musste ich mir etwas überlegen, wie ich verhindere, dass das etwas aufdringliche Pink nicht durch den Schmetterlingsstoff schimmerte. Da kam das angefangene Inlet wie gerufen als „Futter“ und Pinkschutz.

 

Anders als die Kissenhülle, bei der ich sehr auf sorgfältig gebügelte Nähte, soweit dies aufgrund der Form möglich war, und bei sichtbaren linken Stoffseiten entsprechend ansehnliche Versäuberung der Kanten bedacht war, kam beim Inlet nun wieder mein Quadsch durch (Quick and dirty - Schweinehund). Der lange Korpus ist einfach mit der Ovi zusammen getackert.

 

Beim „Hütchen“ war ich dann etwas sorgfältiger, schon alleine, weil dort die Wendeöffnung gelassen werden musste und ich es nicht mag, wenn ich an den Wendeöffnungen eine Fummelei habe, nur weil die Nähte rechts und links nicht ordentlich gemacht sind. Was meistens bei Ovi-Nähten der Fall ist.

 

Zunächst aber musste ich wieder einmal ein bisschen rechnen. Ich wollte den Schultütenkorpus nicht glatt oben mit einer Scheibe abschließen, da ja die rot gepunktete Manschette noch oben drauf sitzt und bei dieser die Bindebänder so angebracht sind, dass sie geschlossen ebenfalls nicht „platt“ gerafft auf der Tüte sitzt. Sonst hätte ja auch weniger reingepasst.

gundel_kissen1.jpg

© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

 

Also habe ich diesmal Pythagoras bemüht, um den Radius des Kreisausschnitts für das Hütchen zu berechnen: die Schultüte hat einen Durchmesser von 17 cm. Die halbe Strecke bildet die eine Seite des gedachten rechtwinkligen Dreiecks aus halbem Tütendurchmesser, Hütchenhöhe und der „Schräge“ des Hütchens, gleichzeitig Radius des Kreises, aus dessen Ausschnitt ich das Hütchen bilden will. Die Bindebänder setzen ca. 16 cm oberhalb der Tütenkante an, und so weit soll auch das Kissen gehen, womit ich die Hütchenhöhe habe. Pythagoras lautet a2 + b2 = c2; a ist die Höhe des Hütchens (16 cm), b der halbe Durchmesser der Schultüte und c sollte dann der Hütchen-Kreisradius sein: 18,117670931 … cm.

 

Ich habe dann mal 18 cm genommen.

 

Fehlt noch die Kantenlänge des Kreisausschnitts, also der gebogenen Strecke. Das Schnittmuster vom Hütchen its ja, wie die Schultüte selber, ein „Kuchenstück“ aus einem Kreis, nur dass es diesmal größer ist, da das Hütchen flacher ist und nicht so spitz zuläuft. Die Kantenlänge vom Hütchen ist natürlich so lang wie die vom Korpus der Tüte, sonst passte es ja nicht aufeinander, also 56,5 cm. Damit bin ich bei ziemlich genau einem Halbkreis, denn ein Vollkreis mit einem Radius von 18 cm hat einen Umfang von 113,097 cm.

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

 

Das Erstellen des Schnittmusters ist dementsprechend kein Hexenwerk: ein Halbkreis mit einem Radius von 18 cm. Da ich ja absehbar in wenigen Jahren noch einmal eine Schultüte nähen werde, habe ich auch ein richtiges Schnittmuster erstellt, ansonsten hätte ich es vermutlich direkt auf den Stoff aufgezeichnet.

 

Auch das Nähen ist kein Hexenwerk: da ich ohnehin das Ganze als Viertelkreis im Stoffbruch zugeschnitten hatte, habe ich direkt die aufeinander liegenden Kanten aufeinander genäht und dabei eine Wende- und Füllöffnung gelassen. Dann die beiden Teile rechts auf rechts aufeinander stecken, die Nähte treffen aufeinander. Wer, anders als ich, die Inlet-Tüte nicht als „Sichtschutz“ in der Schultüte benötigt, sollte die Wende- und Füllöffnung lieber in der langen Naht der Schultüte einfügen, nicht im Hütchen. Das erleichtert das Stopfen am Ende erheblich.

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

 

Für die akribischen Näherinnen unter uns: wenn man die Teile rechts auf rechts aufeinander steckt, muss man im Blick haben, dass die Nahtlinien, nicht die Stoffkanten aufeinander passen müssen. Da es unterschiedliche Kreisausschnitte sind, einmal ein Halbkreis, einmal ein Viertelkreis, ist die Stoffkantenlänge von der Schultüte minimal kürzer als die Stoffkante des Hütchens, obwohl die Nahtlinien gleich lang sind. Das ist zwar nicht viel, kann am im Zweifel trotzdem zu einer kleinen kleinen Falte führen, wenn man die Mehrweite nicht beim Stecken berücksichtigt und entsprechend verteilt.

 

Nähen, wenden, stopfen. Beim Stopfen darauf achten, dass die Spitze schön ausgearbeitet ist und lieber mit kleinen Flöckchen Füllmaterial nach und nach anfangen. Ich habe gut 400g Füllwatte benötigt und dabei festgestellt, dass es da durchaus Unterschiede gibt. Ich fand zum Beispiel die deutlich fusseligere Variante zwar lästiger, dafür aber deutlich besser geeignet, um die Spitze zu füllen und auszuarbeiten, als die mir an sich angenehmere Watte, die sich in "sauberen" Bällchen verwenden lässt, sich dafür aber eben der zu füllenden Form nicht ganz so gut anpasst.

 

Danach muss nur noch die Öffnung per Hand geschlossen werden und das Inlet in die Schultütenhülle gesteckt werden.

 

Fertig.

 

 

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© Gundel Gaukeley, Klick für Großansicht

 

Wie wir festgestellt haben, lässt sich das so entstandene Kissen hervorragend als Dummie für Karateübungen zu Hause verwenden. :D

 

Und weil es noch so vieles gibt, das man für ein (Grund-)Schulkind nähen kann, gibt demnächst noch einen dritten Teil, in dem es um alles geht, was typischerweise für den Schulstart und die ersten Jahre so gebraucht wird und selbst genäht werden kann.

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  • Gundel Gaukeley

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  • Miracuja

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Oha, Ihr hattet also dieses Jahr auch Eure Einschulung :) . Ich habe auch eine Schultüte genäht und das Kisseninlay werde ich die Tage in Angriff nehmen. Wenn ich darf, hänge ich mich hier mit Fotos dran ;) danke, dass Du uns an dem Entstehungsprozess teilhaben lässt.

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