![]() |
|
|
aus der Redaktion Neuigkeiten, Informationen und Berichte zum schmökern und diskutieren für die Hobbyschneiderinnen |
![]() |
|
Themen-Optionen | Ansicht |
#1
|
||||
|
||||
Ausstellung: Paris Haute Couture
![]() Motiv des Ausstellungsplakats Bild: Service de Presse, Ville de Paris Haute Couture ist ein Begriff, der uns leicht vor Ehrfurcht erstarren läßt. Dabei vergißt man leicht, daß die Modeateliers auch lange Zeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Paris waren (und vermutlich auch noch sind, aber nicht mehr im gleichen Ausmaß). So arbeiteten 1935 alleine 4000 Angestellte für Chanel. Und 1930 empfand man es als Sparmaßnahme, eine Kollektion von 400 Teilen auf nur noch 100 zu reduzieren. ![]() Atelier Worth, 1907/ (c) Jacquer Boyer Auch heute sind die Bedingungen, um in der obersten Modeliga mitspielen zu dürfen anspruchvoll: Alles muß selber und vor Ort gemacht werden, mindestens 15 Angestellte muß das Atelier haben, zwei Kollektionen im Jahr mit mindestens 30 Teilen, und was auf dem Laufsteg gezeigt wird muß mit exakt den gleichen Materialien für die Kunden hinterher auf Maß hergestellt werden. Erfüllt man das alles und hat schon mindestens vier Saisonen ein Defilée nach diesen Regeln veranstaltet... dann kann man sich um die Aufnahme in die Chambre Syndicale... bewerben. Einen "Paten" der schon Mitglied ist braucht man obendrein. ![]() "Bestellkarte" für "Le Passant" von Lelong, 1925 (c) Galliera/ Roger-Viollet Kein Wunder also, daß es heute ein sehr exklusiver Club mit weniger als 20 Mitgliedern ist. Doch auch das waren mal deutlich mehr. Genug Anlass also für die Stadt Paris in Zusammenarbeit mit dem Musée Galliera eine Ausstellung zu veranstalten, die sich der Geschichte der Haut Couture widmet. Die Ausstellung selbst hat zwei "Abteilungen". Zunächst geht es durch eine Photogalerie, die jeweils zeitgenössische Bilder aus Modeateliers zeigt. Abgerundet wird dies durch originale Skizzenbücher und Materialproben. Für Kunden, die nicht selber zur Modeschau kommen konnten gab es schon damals "Kataloge" in Form von Karten mit einer farbigen Modellskizze sowie Stoffproben. Gezeigt werden dazu Stickerei in Formaten, die unsereiner sicher eher als fertiges Werk denn als "Probe" sehen würde und plissierte Stoffe in Formen, die weit über den vertrauten Faltenrock hinausgehen. (Leider enthält die Bildersammlung für die Presse davon keine Aufnahme und selber photograhieren durfte ich nicht.) ![]() Abendkleid aus dem Atelier Vionnet, 1924 Bild: Service de Presse, Ville de Paris Danach erwarten den Besucher im textilschonenden Halbdunkel mehr als 50 Werke. Chronologisch geordnet, von den Anfängen mit Charles Worth und der Weltausstellung von 1900, die das erste Mal Mode auf eine Art präsentierte, wie wir das heute kennen über Poirets orientalisch inspirierte Mäntel, Madame Vionnets Schrägschnitt, das kleine Schwarze von Coco Chanel,... bis hin zu Kombinationen aus Jeans und Seide von Gaultier. Wie schon erwähnt darf man selber nicht photographieren, aber mit dem Abendkleid in Gelb- und Grüntönen aus dem Atelier Vionnet habe ich Glück. Es war eines meiner Lieblingsstücke und das Bild steht zur Verfügung. Die Stofflagen sind jede für sich hauchdünn und jede ist in einem anderen Farbton und einer anderen Intensität gefärbt, von blassem gelb-grün in der untersten Schicht bis zu kräftigem Grün in der obersten. Verstärkt wird der Effekt natürlich dadurch, daß der Stoff nicht blickdicht ist. Das Bild zeigt die Rückseite mit der kleinen Schleppe, die Vorderseite ist aber ähnlich aufgebaut. - Und ich behaupte, dieses Kleid wäre heute absolut tragbar und bei jeder Oscar-Verleihung ein echter Hingucker! ![]() "Scheherazade" von Galliano für Dior, 1998 (c) Collection Christian Dior Gut hat mir gefallen, daß die Chronologie immer mal wieder aufgebrochen wurde, indem spätere Stücke, die aber klar eine frühere Inspiration aufgenommen haben, dazwischen gestellt werden. Ein schönes Beispiel ist für mich der Mantel Scheherazade aus dem Haus Dior. Mit seiner orientalischen Farbenpracht und der lässigen Form greift er deutlich den beinahe hundert Jahre zurückliegenden Stil von Paul Poiret auf, ist dabei aber doch so anders in seiner Farbigkeit, daß er Poiret zitiert, nicht nach macht. Die meisten Kleidungsstücke sind in Vitrinen, die so aufgestellt sind, daß man jedes Teil wirklich von allen Seiten betrachten kann und auch relativ nahe hin kommt. Das bringt auch einige Überraschungen mit sich. So muß ein Rückenverschluß in einem keineswegs gerade verlaufen, wenn man ihn irgendwie schräg in eine andere Naht übergehen lassen kann. Und Reißverschlüsse in Abendkleider unsichtbar einzuarbeiten war offensichtlich nicht immer und überall wichtig... Andere Stücke kommen ohne Glaskasten aus, auch hier darf man relativ nah heran und zusätzlich sorgen Spiegelwände dafür, daß man sie von allen Seiten sehen kann. Nicht so gut gelungen ist nur die Beschriftung... auf den Glasvitrinen selber stehen teilweise längere Texte die kaum lesbar sind. Und inwieweit man die gedruckten Erläuterungen die in den Vitrinen liegen lesen kann ist Glückssache. Manchmal geht's, manchmal sind Reflexionen oder Schatten anderer Besucher im Weg. Trotzdem ist die Ausstellung als Ganzes einen Besuch wert. Zumal sie keinen Eintritt kostet. (Und ich würde eigentlich am liebsten alle Modelle im Bild zeigen... aber so viele Bilder habe ich ja nicht. Und so richtig erfassen kann man es ohnehin nur im Original. Wer also bis Juli in Paris ist, sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen!) Die Ausstellung läuft noch bis 7. Juli 2013 Im Hôtel de Ville, Salle Saint-Jean 5, rue Lobau, 75004 Paris Wer französisch versteht findet zusätzlich ausführliche Informationen auf der Webseite der Stadt Paris. |
#2
|
||||
|
||||
AW: Ausstellung: Paris Haute Couture
Danke für den interessanten Artikel. Ich komm bis dahin sicher nicht nach Paris, die Ausstellung würd mich interssieren
![]()
__________________
Original Zuckerpuppe ![]() |
#3
|
||||
|
||||
AW: Ausstellung: Paris Haute Couture
Oh, danke! Die Seite ist supi*, sie zeigen Fotos (l'expo en photos, eine Diashow).
*Dein Bericht auch.
__________________
Erfolg im Leben ist etwas Sein, etwas Schein und sehr viel Schwein. (Philip Rosenthal) |
#4
|
||||
|
||||
AW: Ausstellung: Paris Haute Couture
Vielen Dank Marion, für diesen sehr interessanten und stimmungsvollen Bericht.
Liebe Grüsse, der Micha
__________________
Man findet mich auch hier. "Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse." © Antoine de Saint-Exupéry |
#5
|
||||
|
||||
AW: Ausstellung: Paris Haute Couture
Da ist man gleich drin in der Geschichte. Ich musste sie unbedingt zu Ende lesen.
![]() Danke für den Bericht. |
![]() |
Stichworte |
2013 , ausstellung , haute couture , hotel de ville , mode , paris |
Themen-Optionen | |
Ansicht | |
|
|
![]() |
||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
ELNA 9600 Haute Couture | trudchen02 | Elna | 9 | 03.10.2011 11:20 |
haute couture-stoffe möller | nenny1988 | Händlerbesprechung | 1 | 15.09.2010 22:22 |
London: Ausstellung zur Haute Couture / Dior (Taz-Artikel) | Ida | Andere Diskussionen rund um unser Hobby | 0 | 16.10.2007 09:40 |
The History of Haute Couture | Nanne | Nähbücher | 5 | 13.02.2007 22:55 |