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Gesellschaftskleid 1899 – Meine Version eines Originals


Tarlwen

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Neues Jahr, neuer WiP (oder so ähnlich) :D

 

Ich stelle mich mit diesem WiP mal wieder selbst vor neue Herausforderungen.

Quasi zurück zu meinen historischen Näh-Wurzeln begebe ich mich einmal mehr ins späte 19. Jahrhundert.

Angetan hats mir ein Kleid, welches ich letztes Jahr in Essen in der Ausstellung "1914" gesehen habe. Und welches ich hier (weitestgehend) reproduzieren möchte.

 

DSCF1537.jpg

 

Seitenansicht, Rückansicht

 

Es ist mir direkt aufgefallen weil es so schlicht und trotzdem raffiniert ist.

 

Ich brauche das Kleid im Juli für eine LARP-Veranstaltung als Ballkleid. Da der Charakter im Alltag einen ähnlichen Stil trägt, würde das ziemlich gut passen.

Ausserdem möchte ich mal wieder etwas ordentliches für historische Spaziergänge ect. haben und kombiniert mit einem Hut ist das Kleid auch gut tagsüber tragbar.

 

Auch wenn es primär für einen Fantasy-Larp-Anlass gemacht wird, will ich nach historischen Methoden arbeiten.

Bis Juli hab ich noch eine Menge Zeit, aber ich will mich nicht beeilen müssen und das aufwendigste - die Perlenstickerei an der Weste – kann ich erst ziemlich zum Schluss machen.

 

 

Analyse

 

Bei dem Kleid handelt es sich laut Beschriftung der Vitrine um ein Gesellschaftskleid von 1899. Der Katalog verrät noch, das das Material ein Seidensatin ist.

Durch die komplett gläserne Vitrine konnte man sich das Kleid sehr schön von allen Seiten anschauen und durfte auch fotografieren. (Dafür waren die Vitrinen durch die vielen Spiegelungen etwas von Nachteil, man kann halt nicht alles haben.)

Da die Angaben zum Kleid sehr spärlich waren, muss ich selbst analysieren:

 

Wir haben hier einen Anzug, bestehend aus Rock und Taille (Oberteil)

Beide sind aus dem selben Stoff.

 

gesamt10.jpg

 

Die Taille ist hochgeschlossen und langärmelig, weswegen ich das Kleid als Tageskleid eingeordnet hätte. Ein Blick in die Literatur verrät aber, dass es durchaus auch hochgeschlossene, langärmelige Abendkleider gab. (war mir so jetzt nicht bewusst, aber mit der Zeit um die Jahrhundertwende hab ich mich bisher noch nicht so intensiv auseinander gesetzt.)

 

Von vorn sieht die Taille aus wie eine drapierte Bluse mit Stehkragen und Keulenärmeln und einer darüber getragenen, perlenbestickten kurzen Weste. In der Rückansicht sieht man aber, dass die Weste nur eine Scheinweste ist, weil sie im selben Rückenteil mitgefasst ist, wie der Rest von der vorderen Taille.

 

taille.jpg

 

Die Scheinweste ist mit einem Blumen- und Rankenmuster bestickt, bei genauem Hinsehen sieht es aus wie aplizierte Spitze, bestickt mit vielen vielen schwarzen Rocailles und geschliffenen Glasperlen. Der Rand ist dicht mit Knöpfen aus Rocailles und Stiftperlen besetzt.

 

DSCF1571.jpg

 

Der hohe Stehkragen hat vorne umgeklappte und perlenbestickte Ecken, hinten eine gefaltete Dekoration. Hier sieht man auch am deutlichsten, dass die Taille vorne in der Mitte geschlossen wird, vermutlich mit Haken und Ösen.

 

kragen.jpg

 

Die Ärmel sind Keulenärmel mit grußer Puffung, am Handgelenk laufen die Ärmel schmal zu und haben einen kleinen Schlitz. Wie im 19. Jahrhundert üblich, besteht der Ärmel aus zwei Teilen. (Hier eher aus drei, ich denke fast, dass der obere gepuffte Teil extra ist.)

 

DSCF1576.jpg

 

Der Gürtel ist in drei horizontale Falten gelegt und hat rechts vorn eine große Schleife mit Knoten. Genau da wird der Gürtel wohl auch (vermutlich mit Druckknöpfen oder Haken) geschlossen, da sonst nirgends ein Verschluß zu sehen ist.

 

guertel.jpg

 

Der Rock hat keine Schleppe und keine Dekoration. Er fällt vorne glatt, hat aber hinten sehr viel Stoff, der am Bund in kleine Falten gelegt oder eingereiht ist. Der Verschluss sitzt ziemlich sicher hinten zwischen den Falten. (Überall anders würde man ihn sehen.)

 

In der Seitenansicht irritiert mich bei der Präsentation des Kleides das für die Dekade doch ziemlich große und tief hängende Popolster.

Wenn man genau hinsieht, ist die Taille im Rücken auf Höhe des Gürtels leicht kurvig geschnitten.

Von daher würde ich darauf tippen, dass das Kleid mit S-Linien-Korsett und ohne oder mit kleinerem Popolster getragen wurde.

Und dass man den Rock für die Präsentation hinten ausgestopft hat, damit der Rock nicht so schlapp runter hängt und die Taille absteht, weil die Puppe nicht die leicht vornüber geneigte Haltung mit Holkreuz hat, die ein S-Linien-Korsett erzwingt.

Macht das Sinn?

 

An dem Kleid sieht man finde ich sehr schön, dass sich die reale Kleidung damals auch nicht sklavisch an Modekupfer gehalten hat und natürlich immer den persönlichen Geschmack der Besitzerin widergespiegelt hat.

Keulenärmel waren 1899 schon wieder weitestgehend passé, hier haben wir noch welche. Ich hätte das Kleid eher auf 1895-97 datiert, aber wenn 1899 dran steht, wird das schon stimmen. ;)

 

Eine 100%ige Repro von dem Kleid werde ich nicht machen, aber es wird definitiv einen Wiedererkennungswert haben.

Folgendes werde ich anders machen:

 

  • Ich mag keinen Satin, egal ob Seide oder was anderes, dehalb wird mein dehalb wird mein Stoff ein cremefarberner Moiré. Das wird sich vor allem beim schlichten Rock ziemlich gut machen denke ich.
  • Ich werde kein S-Linien-Korsett tragen sondern ein typisches viktorianisches, das geht 1899 grade eben so noch.
  • Der gefaltete Gürtel trägt ziemlich auf, da muss ich gucken, ob das bei mir nach was aussieht, ober ob ich den teil nicht lieber anders mache. Den Gürtel kann ich mir auch glatt in schwarzem Taft oder Samt gut vorstellen und mit einem oder zwei runter hängenden Schärpen anstatt der Schleife. Das sehe ich aber dann, wenn es soweit ist.

 

Ich bin schon sehr gespannt, wie mein persönliches Exemplar von dem Kleid wird. :)

Habt Ihr Lust, dabei zu sein?

Über Denkanstöße und Motivation von Euch freue ich mich wie immer.

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Das wird sicher wieder ein Hammerprojekt, ich freu mich schon auf deine Umsetzung!:)

 

Aber willst du wirklich im Juli langärmlig und hochgeschlossen herumlaufen??? Mir sieht das Kostüm (= Rock + Taille) - nicht Anzug;) - ja eher wie ein Wintermodell aus, ich könnte das im Sommer nicht aushalten.

Bearbeitet von Lacrossie
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Ui, schon Zuschauer! :hug:

 

Lacrossie, das passt schon, ich bin da nicht so empfindlich.

Die Veranstaltung ist zwar ein Ball aber ich (und mein Charakter) tanzen eh nicht und ich werde einen Fächer mitnehmen. ;)

 

Ich würde das Ensemble wegen dem Satin eher in die Sommersaison stecken, im Winter würde ich eher warme Stoffe wie Wolle oder Samt vermuten.

Die Viktorianerinnen gingen bis auf einige Ausnahmen (Dinner, Soiree, Oper, Ball) immer hochgeschlossen und langärmelig, egal ob Sommer oder Winter.

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Wie toll wieder ein WIP von Tarlwen :)

 

Da schau ich doch gerne zu und oute mich mal deine bisherigen WIPs immer stillschweigend mitverfolgt zu haben :rolleyes:

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Hallole

 

Sehr schönes Kleid. Ich freu mich dir bei der Umsetzung zuzuschauen.

 

 

Ich hoffe du machst einen riesigen Hut dazu. Die finde ich sehr elegant.

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Wobei wenn die Ärmel "altmodisch" waren, kann es auch das Korsett gewesen sein. Sprich die Trägerin kann sich eventuell für ein Popopölsterchen entschieden haben.

 

Ich glaube es war in der "Le méchanique des Dessous" Ausstellung in den Arts Decoratifs in Paris wo auch drauf hingewiesen wurde, daß wir zwar aus heutiger Sicht relativ exakte Datierungen der einzelnen Epochen und zugehörigen Wäsche vornehmen können, daß aber letztlich die unterschiedlichen Korsettformen zeitlich stark überlappten. Oft aus ganz praktischen Gründen, denn nur die Allerreichsten konnten es sich leisten, immer mit der Mode zu gehen, vielen mußten erst mal auftragen, was sie hatten. (Das Zeuch war ja richtig teuer.)

 

Und da ohnehin alles auf Maß gefertigt wurde, spielte der Wunsch der Trägerin eine große Rolle. Gerade die älteren Frauen mochten dann auch oft nicht mehr, wenn sie sich an "ihren" Sti gewöhnt hatten.

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Das ist ja eher meine Epoche. Ich habe unter meinem Tageskleid auch ein kleines Popopolster drunten. Eventuell reichen auch Rüschen am Unterrock hinten. Egal ob A, mir gefiel das einfach besser. Beim den mir bekannten Schnitten ist das z.B. ein kompletter Unterärmel, auf den dann der Puffärmel drauf montiert wird. Und bei dem Laughing Moon-Schnitt wird die Bodice auch vorne geschlossen mit Haken und genähte Ösen. Durch die Raffung sieht man das kaum. Eine Scheinweste dürfte ja keine Probleme machen.

 

Gab es 1899 das S-Linien-Korsett schon? Ich dachte, das kam erst ab 1901. Vielleicht haben die sich für Bälle am Po mehr aufgebrezelt:D

 

@ Brigantia Riesiger Hut war später.

Bearbeitet von gelibeh
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1899 kam die S-Linie grade auf, das war quasi die Übergangszeit zwischen der alten und der neuen Linie.

 

Oft aus ganz praktischen Gründen, denn nur die Allerreichsten konnten es sich leisten, immer mit der Mode zu gehen, vielen mußten erst mal auftragen, was sie hatten. (Das Zeuch war ja richtig teuer.)

 

Da hast Du mit Sicherheit Recht.

Obwohl man ja auch nicht vergessen darf, dass die meisten Kleidungsstücke, die bis heute überlebt haben, ja aus dem Kleiderschrank Reicher kamen, die es sich auch mal leisten konnten, ein besonderes Kleid aufzuheben anstatt es aufzutragen und/oder abändern zu müssen.

 

Und da ohnehin alles auf Maß gefertigt wurde, spielte der Wunsch der Trägerin eine große Rolle. Gerade die älteren Frauen mochten dann auch oft nicht mehr, wenn sie sich an "ihren" Sti gewöhnt hatten.

 

Sofern man sich das leisten konnte. Aber wenn man sich schon was schneidern ließ... Würde man heute auch so machen. ;)

 

Gelibeh, so ein kleines Rüschenpolster hatte ich auch schon überlegt, aber das sehe ich glaub ich einfach mal, wenn der Unterrock fertig ist, wie die Form so aussieht. Aber das Polster unter meinem Original ist mir schon etwas zu groß und hängt auch zu tief für mein Empfinden.

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Naja, nachdem damals Konfektion noch nicht erhältlich war, war alles Maßanfertigung.

 

Auch denn, wenn man es selber machte.

 

Meine Oma war vor 100 Jahre geboren und bei denen kam noch zwei mal im Jahr die Hausschneiderin für einige Tage in den Haushalt und hat das, was nötig war, genäht und geändert. Und das war kein wohlhabender oder reicher Haushalt. (Meine Oma und ihre Schwester bekamen dann von ihrem älteren Bruder Konfektionsmäntel als sie etwa 10 waren. Von der Messe in Leipzig. Da waren sie auf weiter Flur die einzigen, die so was hatten. Was war voll der Luxus.)

 

Und auch die Reichen (im Unterschied zu "superreich") haben Kleidung wegen der teuren Stoffe umarbeiten lassen. (War mal eine schöne Ausstellung im Palais Galliera... :rolleyes: ) - Selbst für Prinzessinen kam so was vor. :o

Was heute erhalten ist, ist wohl oft auch Zufall, das kann auch aus dem Bürgertum stammen. Oder von wohlhabenden Kaufleuten etc.

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meine Eltern waren auch nicht wohlhabend, aber gut situiert und da kam noch in den 1960gern eine Hausschneiderin, der meine Mutter zugearbeitet hat.

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Klar war alles Maßanfertigung, ich hatte in dem Fall jetzt die Anfertigung vom Schneider gemeint, nicht die selbst schneidernde Hausfrau oder die helfende Hausschneiderin.

 

Und auch die Reichen (im Unterschied zu "superreich") haben Kleidung wegen der teuren Stoffe umarbeiten lassen. (War mal eine schöne Ausstellung im Palais Galliera... ) - Selbst für Prinzessinen kam so was vor.

Was heute erhalten ist, ist wohl oft auch Zufall, das kann auch aus dem Bürgertum stammen. Oder von wohlhabenden Kaufleuten etc.

 

Stimmt, oder die besonders wertvollen Stoffe von Brautkleidern oder Galaroben wurden auch gern der Kirche gestiftet, die wurden dann zu Messgewändern o.ä. umgearbeitet. So geschehen zum Beispiel mit dem Brautkleid von Elisabeth von Österreich.

 

Wenn man es sich leisten konnte, kann ich mir schon vorstellen dass Frau ihr Brautkleid oder ein anderes wertvolles/erinnerungsträchtiges Kleid aufgehoben hat, anstatt es weiter zu geben oder zu zerlegen. Wie viele Frauen heben heute noch ihr Brautkleid auf, der Erinnerung wegen. Auch wenn die meisten Ehen gerade in höher gestellten Kreisen noch arrangierte Ehen waren (da fällt das "schönster Tag im Leben"-Argument zum Aufheben vielleicht eher weg) war es trotzdem ein wichtiger Wendepunkt im Leben der Frauen.

 

 

 

Vor einer ganzen Weile habe ich den Blog von einer Dame gelesen, die hat Garderobe aus dem 18. Jahrhundert genäht, sie selbst war beim nähen entsprechend gekleidet, hat ausschließlich mit der Hand genäht und nur bei Tages- oder Kerzenlicht.

Dieses Nachempfinden von damaligen Arbeitsbedingungen finde ich eine spannende Sache.

Deswegen werde ich das bei diesem Projekt in Ansätzen auch so machen und das Kleid entweder mit der Hand oder auf meiner neuen alten Pfaff mit Tretantrieb nähen. Das mit dem Kerzenlicht und der passenden Kleidung verkneife ich mir (zumindest für dieses Projekt), sonst wird mein Zeitplan doch ziemlich knapp, wenn ich mich vor dem nähen immer umziehen und ggf. Kerzen aufstellen muss. :p

 

Das ist dann also mein Arbeitsgerät:

 

DSCF2372.jpg

 

Ok, die Maschine ist jünger als Jahrhundertwende, aber das Prinzip ist (bis auf einige technische Details) wesentlich näher an den Maschinen der Zeit dran als meine Computergesteuerte Brother. ;)

 

Ich habe das gute Stück in sehr gutem Zustand über Kleinanzeigen gekauft, eigentlich weil ich für eine vor dem Schrott gerettete Maschine einen Tisch wollte.

Am Wochenende habe ich die Maschine zerlegt, sauber gemacht, geölt und zum Laufen gebracht. Am längsten hat das polieren der Metallteile und der Messingteile am Tisch gedauert.

 

Mit dem Treten hab ich mich schwert getan, bis mir Oma heute gezeigt hat, wie man das richtig macht, jetzt bekomm ich das weitestgehend hin, dem Abenteuer steht also nichts mehr im Wege. :D

 

 

Aber ein kleines bisschen "A" muss sein, wie immer bei meinen historischen Projekten nähe ich nach autentischen Schnitten und Methoden, ich werde wo es irgendwie geht auf Kunstfaser verzichten und auch auf Klebeeinlagen. Auf Reißverschlüsse sowieso. ;)

Bearbeitet von Tarlwen
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Wie viele Frauen heben heute noch ihr Brautkleid auf, der Erinnerung wegen. Auch wenn die meisten Ehen gerade in höher gestellten Kreisen noch arrangierte Ehen waren (da fällt das "schönster Tag im Leben"-Argument zum Aufheben vielleicht eher weg) war es trotzdem ein wichtiger Wendepunkt im Leben der Frauen.

 

Wobei es mir noch nicht gelungen ist, herauszufinden, seit wann man diese Sitte des "Kleids für einen Tag" praktiziert.

 

Das ist nämlich auch noch nicht so alt. Zumindest in Europa. (Aus den USA habe ich schon öfter Bilder der "typischen" weißen Kleider von vor dem 2. Weltkrieg gesehen, auch von nicht extrem reichen und berühmten. Von Europa eben eher weniger.)

 

Als meine Oma im Krieg geheiratet hat war das zumindest im mittleren und unteren Bürgertum noch nicht üblich. (Und nicht nur kriegsbedingt.) Sondern man heiratete im Sonntagskleid, daher zumindest in manchen Gegenden in schwarz. (Da habe ich auch mal eine umfangreiche Bildersammlung aus der Schweiz gesehen.) Und in Trachtengegenden halt in der Sonntagstracht.

 

Nur der Kopfschmuck (Schleier oder dann eben Hochzeitshauben, Brautkronen,...) machte die Braut aus.

 

(Anderes Thema, ich weiß... sorry.)

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Grade aus dem 19. Jahrhundert gibt es viele Fotos von bürgerlichen Brautpaaren, wo die Braut schwarz trägt, eben genau weil zur Hochzeit (wenn überhaupt) ein neues (meist schwarzes) Sonntagskleid angeschafft wurde.

Das weiße Brautkleid geht angeblich auf Königin Viktoria zurück, die in Weiß geheiratet hat und damit einen Trend gesetzt hat, für die jenigen, die sich das Kleid für eine/wenige Gelegenheiten Leisten konnten.

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Und auch die Reichen (im Unterschied zu "superreich") haben Kleidung wegen der teuren Stoffe umarbeiten lassen. (War mal eine schöne Ausstellung im Palais Galliera... :rolleyes: ) - Selbst für Prinzessinen kam so was vor. :o

Was heute erhalten ist, ist wohl oft auch Zufall, das kann auch aus dem Bürgertum stammen. Oder von wohlhabenden Kaufleuten etc.

Meine Mutter hat noch oft Kleidung umgearbeitet: Hosen gewendet, alsa das Innere (das noch nicht abgewetzt war) nach außen. Aus Opas Hosen wurde ein Hose für meinen Bruder. Ich selber habe etwa 1978 aus einem Uniformmantel meines Vaters einen Wintermantel mit Hose und Mütze für meine Kinder gearbeitet. Material war Loden. ;)

Wobei es mir noch nicht gelungen ist, herauszufinden, seit wann man diese Sitte des "Kleids für einen Tag" praktiziert.

 

Das ist nämlich auch noch nicht so alt. Zumindest in Europa. (Aus den USA habe ich schon öfter Bilder der "typischen" weißen Kleider von vor dem 2. Weltkrieg gesehen, auch von nicht extrem reichen und berühmten. Von Europa eben eher weniger.)

 

Als meine Oma im Krieg geheiratet hat war das zumindest im mittleren und unteren Bürgertum noch nicht üblich. (Und nicht nur kriegsbedingt.) Sondern man heiratete im Sonntagskleid, daher zumindest in manchen Gegenden in schwarz. (Da habe ich auch mal eine umfangreiche Bildersammlung aus der Schweiz gesehen.) Und in Trachtengegenden halt in der Sonntagstracht.

 

Nur der Kopfschmuck (Schleier oder dann eben Hochzeitshauben, Brautkronen,...) machte die Braut aus.

 

(Anderes Thema, ich weiß... sorry.)

 

Meine Großmutter hat schätzungsweise 1912/13 geheiratet. Im schwarzen Kleid plus Brautschleier.

 

War sicher sinnig (und wäre es heute noch) damit hatte man ein Kleid für "Festtage" und nicht mehrere Tausend € für ein Kleid für einen Tag auszugeben.

 

Mein Kleid war damals geliehen für 150 DM, meine Mutter hatte ihres von einer Freundin geliehen bekommen.

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Uii da setz ich mich auch mal mit dazu, das sieht ja mal schon spannend aus. :)

 

Ich habe auch noch eine Idee zum Unterrock. Also modetechnisch kenn ich mich net ganz so gut aus was damals wann getragen wurde. Aber ich habe mal gelesen das es damals eine sogenante "Krinolette" gab, das soll so eine Nebenerscheinung zur Tournüre gewesen sein. Hier mal ein Bild.

Von der Form her scheints einigermaßen auch zu passen und auf der Seitenansicht von dem Kleid sieht es auch so aus das der Saum paralell zum Boden ist, daher vermute ich das Kleid auch auf so einen Po geschneidert/genäht wurde.

 

Ich finds toll das du auf der alten Maschinen nähen willst. :) Kann die eigentlich nur einen Gerad-Stich oder auch schon Zick-Zack?

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Ja, das von Königin Victoria habe ich auch schon mal gelesen. Wobei sich da die Frage stellt, ob das außerhalb des britischen Empires auch Trend war?

 

Und auch Josefine (von Napoleon) hatte ein weißes Kleid auf den Bildern. Andererseits gab es die Mode weißer Festkleider/Abendkleider auch schon immer mal. Und junge Mädchen wurden auch gerne hell gekleidet. (Was dann zu jungen Bräuten passt.)

 

Stilvolle Nähmaschine, übrigens.

 

Ich habe auch noch so eine, aber die steht bei meiner Mutter, die hat hier keinen Platz. Aber irgendwann...

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