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Tutorial Jackenärmel


eboli

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Hallo miteinander!

 

Wenn es ein Detail gibt, mit dem ich bei kommerziellen Schnitten immer unzufrieden bin, dann sind das die Schultern und die Ärmel. Die Schnitthersteller gradieren die Schnitte ja zu Tode, sodass ich bei meinen Rundmaßen schon Männerschultern haben müsste, um diese Rugby-Monster auszufüllen.

Was mache ich also normalerweise? Ich probiere die Teile ohne Ärmel an und zeichne mir die Armlöcher direkt am Körper an (oder schneide sie aus). Nur: dann passen die Ärmelkugeln des Schnitts nicht mehr rein.

 

Daher habe ich mir jetzt systematisch alle meine Schnittkonstruktionsbücher, Kopien und Scans vorgenommen und deren Ärmelaufstellungen studiert bzw. im Maßstab ausprobiert, um die beste Ärmelkonstruktion zu finden. Hier kommt das Ergebnis.

 

1.Folgende Schnittsysteme ignoriere ich, weil sie mit Konstruktionsmaßen arbeiten, die von der Oberweite abgeleitet sind: Müller & Sohn (1956 und 1960), das Einheitssystem aus der DDR (1956), die Schweizerische Schneiderfachschule (Otto Meier 1953) und die Allgemeine Schneiderzeitung (1971-75). Bei Männern haben sich diese Ableitungen sicher bewährt, aber mir leuchtet nicht ein, warum z.B. eine zart gebaute Frau mit einer vollen Brust eine massivere Armkugel braucht als ihre Schwester, die den gleichen Körperbau, aber weniger Busen hat. Und wenn sich unsere vollbusigere Schwester die Brust verkleinern lässt, braucht sie dann einen anderen Ärmel? Das wäre ja absurd.

2.Ebenso mache ich um René Bergh einen Bogen, weil ihre Ärmelkugeln fast symmetrisch sind (zuwenig Bewegungsspielraum im Rückenbereich).

3.Sehr brauchbar hingegen erscheinen mir jene Systeme, wo der Ärmel aus dem Schnitt des Armlochs hergeleitet wird: Archibald Whife, das Schweizer Unicut-System und Winifred Aldrich. Das ist einerseits logisch und andrerseits sehr praktisch. Aldrich ist sehr ähnlich zu Whife, aber da trau ich mich aus urheberrechtlichen Gründen nicht, Genaueres zu veröffentlichen. Wer nachlesen will: „Pattern Cutting for Women's Tailored Jackets“ ist um teures Geld beim Buchhändler Eures Vertrauens erhältlich.

4.Fast amüsiert habe ich mich über das einfach-genialische System von Antonio Laraia, von dem mir aber Alfred Konsal versichert hat, dass es funktioniert. (Das ist jener legendäre Wiener Herrenschneidermeister, den Ruth Sprenger im Buch „Die hohe Kunst der Herrenkleidermacher“ portraitiert hat. Zufällig ist er ein Nachbar von mir und ein sehr netter Mensch, sodass ich ihn immer wieder mit Fragen löchern kann.)

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Nun aber medias in res. Zunächst einige Bemerkungen zum Armloch.

 

Ein gutsitzender Ärmel braucht ein gutsitzendes Armloch, das man wiederum nur kriegt, wenn auch der Rest stimmt. Wir brauchen also einen Rücken, der genügend Platz für die Schulterblätter lässt (bei Wollstoffen durch Dressur, bei den übrigen Materialien durch Abnäher), und Vorderteile, die an der Brust richtig sitzen (richtige Höhe des Brustpunkts, richtige Abnähergröße, richtige Vorderlänge). Die Schulternaht soll dem natürlichen Verlauf der Schulter entsprechen und das Armloch soll in den Kurvenbereichen eingebügelt sein. Diese Einhaltebereiche werden mit einem Band oder mit doppelter Knopflochseide in Kettstich gesichert.

Und jetzt ganz wichtig: ein bewegungsfreundliches Armloch ist hoch geschnitten. Das macht eine Jack zwar nicht gerade bequem beim An- und Ausziehen, aber nur ein hohes Armloch bietet die nötigen Bewegungsreserven.

Nun ist „hoch“ natürlich ein relativer Begriff. Einige Schnittsysteme berechnen die Rückenhöhe (Abstand vom Halsring bis zur Höhe eines waagrecht unter den Arm gelegten Lineals) proportional, andere messen sie am Kunden. Jedenfalls liegt bei allen Systemen der tiefste Punkt des Armlochs auf dieser Linie bzw. einen halben Zentimeter darunter. Keine Rede also von diesen Riesenlöchern, an die wir uns aus der Konfektion gewöhnt haben, aber dafür rutschen die Schultern nicht bei jeder Bewegung bis zu den Ohren.

Auf die Spitze getrieben wurde dieser Ansatz von Mademoiselle Chanel, die selbst ja wirklich mager war und ihre Armlöcher auf das absolute Minimum reduzierte. Kein Wunder, dass es bei den Couturejacken angeblich nicht einmal Aufhängeschlaufen gibt, denn die zieht man untertags ja eh nicht aus. Offiziell, weil sie sich am Körper unglaublich bequem anfühlen, aber vermutlich auch, weil das An- und Ausziehen ein wenig sperrig ist. Allerdings haben diese Ärmel ist doch eine unglaublichen Perfektion, nicht wahr?

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Diese Konstruktion habe ich noch nicht ausprobiert, aber sie erscheint mir sehr einleuchtend. Hier findet sich die Originalanleitung. Mit Dank an C&T für die Veröffentlichung!

 

Zunächst markiert man am (nach der Anprobe korrigierten) Schnitt des Armlochs folgende Punkte: am Vorderteil den Punkt E (¾'' = 19mm über der Armlochlinie), am Rückenteil die Punkte A (normaler Konstruktionspunkt, entspricht Rückenbreite plus Bewegungszugabe) und F (1 ¼'' = 32 mm unterhalb von A). F kann aus designerischen Gründen verschoben werden. B, C und D erklären sich eh von selbst.

 

Außerdem braucht man ein Körpermaß, das ich so in keinem deutschsprachigen Buch gefunden habe. Whife nennt es Ärmellänge und man misst sie wie in der Abbildung links unten vom der Rückenmitte (X) weg. Dann die Rückenbreite abziehen.

 

Als erstes zeichnet man die rechtwinkeligen Grundlinien O-2-9, dann kommt man auf folgende Punkte:

O-1: Distanz von A nach B

1-2: Summe aus A nach C und D nach E minus 1'' (25,4 mm), dann eine Senkrechte zu O-2 zeichnen (am besten länger als in der Skizze = reichlich bis zum Handgelenk, Anm. eboli)

3 liegt in der Mitte zwischen O und 2

4 liegt 2'' (50,8 mm) über 3 auf einer Senkrechten zu O-2. Für die Strecke 3-4 kann auch 2/3 von A-C genommen werden.

5 ist der Schnittpunkt von O-3 und 1-4

6 liegt auf der Senkrechten zu 1-4 im Abstand von 1 ¼'' (32 mm)

7 ist eine Fortsetzung der Ärmellinie, geschnitten mit einer Parallelen zu O-2 im selben Abstand wie A-F

8 kriegt man, indem man zunächst einen Kreisbogen zieht (Mittelpunkt 7, Radius Ärmellänge plus ¼ '' = 6,3 mm). Dann misst man 1/3 fertige Handgelenksweite minus ½'' ( 12,7 mm) herein (Parallele zur Senkrechten von 2 abwärts: der Schnittpunkt ist 8).

9 liegt gegenüber von 8 auf 2-9

10 liegt 1 ¼'' (32 mm) über 9. 10 und 8 durch Gerade verbinden.

11 ist die Mitte zwischen 1 und 10

12 ist der Schnittpunkt der Senkrechten von 2 abwärts mit der Senkrechten von 11 nach links

13 liegt 1 ½'' (38 mm) neben 12. Verbindungslinien zu 1 und 10 zeichnen. Wenn man diese Linie als Teilungsnaht nimmt, muss der Knick um 3/8'' (9,5 mm) ausgefüllt werden (strichlierte Linie).

14 Schnittpunkt der Parallelen in 7 mit einem Kreisbogen (Mittelpunkt 1, Radius E-F). Verbindungslinie ziehen.

15 liegt um 1/6 Oberweite neben 1. Verbindungslinien zu 1 und 14 zeichnen. Die Ärmellinie soll an einem Punkt ¼'' (6 mm) über 14 beginnen und das Eck bei 15 um ½'' (12,7 mm) ausfüllen.

Da sich aber der Bogen ja mit dem Armloch decken soll (siehe Diagramm 3), kann man 15 so finden und/oder die Ärmellinie damit zeichnen (Anm. eboli).

16 liegt 1'' (25,4mm) neben 12

17 liegt um ½'' (12,7mm) neben 8

Beim Zeichnen der hinteren Nahtlinie des Unterärmels soll bei 14 ca. ¼'' (6,3 mm) zugegeben werden (s. Diagramme 2 und 3). Achtung: dieses „Eck“ nicht mit dem Anzeichnen der Nahtzugaben in der Herrenschneiderei verwechseln. Die Zeichnung ist netto und allfällige Watteauflagen müssen dazugezeichnet werden. (Anm. eboli)

18 und 19, sowie 20 und 21 liegen um ¾'' (19 mm) neben 1 und 10. Dadurch verschwinden beide Nähte unter dem Ärmel.

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Bearbeitet von eboli
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nach Robert Rähle: Unicut, Einheitliches Schnittzeichnen für Damen- und Herrenbekleidung: Solothurn, 1978

 

Es werden folgende Konstruktionsmaße verwendet:

1)Die Ärmellänge = Abstand von der Achselhöhle (Lineal dort waagrecht einklemmen) bis zum Handgelenk

2)Den Durchmesser= Armlochumfang am korrigierten Schnitt ausmessen und um 1/8 reduzieren. Davon die Hälfte.

3)Die Kugelhöhe: Abstand von K zu O4 um reichlich 1/10 kürzen. Wenn die Differenz zum Durchmesser weniger als 3 cm = Minimum beträgt (realiter sind es meist 4 cm), muss die Kugelhöhe entsprechend verkürzt werden.

 

Man zeichnet in D zwei rechtwinkelige Gerade.

D-D1 entspricht dem Durchmesser

D2 liegt auf der Mitte zwischen D und D1, Senkrechte auf D2

D-U2 ist 2/3 des Durchmessers

U2-U4 ist 1/3 des Durchmessers (Senkrechte auf U2)

V liegt 4cm über U2

U4-K entspricht der Kugelhöhe

K1 liegt auf der Geraden U4-D1 im Abstand einer Kugelhöhe von U4. Kreisbogen von K zu K1 ziehen

K2 liegt in der Mitte von K-K1 ½ über dem Kreisbogen

D-K3 ist die Differenz von Durchmesser minus Kugelhöhe

K3-K4 ist 1 ½ cm

U2-P entspricht der Ärmellänge

U2-E ist die Hälfte von U2-P minus 1 cm

E1 Senkrechte ab K1 geschnitten mit der Senkrechten von E nach rechts

E2 1cm neben E

E3 1 bis 1 ½ cm neben E1

P1 1 cm neben P

P1-P2 Hälfte der gewünschten Handweite plus ½ cm

P3: E3-P2 verlängern, Geodreieck anlegen und eine Senkrechte in P1 zeichnen. Wo die auf E3-P2 trifft, ist P3

 

Um die Teilungsnähte unter den Ärmel zu verstecken, werden diese um 1 ½ cm nach innen verlegt. Das heißt: der Unterärmel wird um diesen Betrag verkleinert, der Oberärmel vergrößert. (Siehe Skizze)

Wenn die Schulter gepolstert werden soll, muss man laut Zeichnung verfahren. Man gibt die Polsterdicke plus ½ cm dazu. Wichtig: für die Berechnung von Durchmesser und Kugelhöhe ignoriert man diese Erhöhung!!

 

Rähle zeigt auch eine sehr schöne Möglichkeit, den Ärmel bei stärkeren Oberarmen abzuändern. Zuerst misst man den Schnitt aus und schaut, wieviel cm fehlen (Faustregel: Oberarmumfang plus 4 cm Bewegungszugabe). Von dem Fehlbetrag gibt man 2/3 beim Oberärmel zu und um das restliche 1/3 dreht man den Unterärmel auf. Dort arbeitet man dann einen 4 cm langen Abnäher.

 

Wegen des Abnähers habe ich Herrn Konsal gelöchert und er meinte, das sei schon in Ordnung. In seiner Lehrzeit hätte man die Unterärmel von korpulenteren Herren sogar in kleine Falten gelegt. Besser sei natürlich, die Mehrweite durch Bügeln einzuhalten. (Naja, er ist halt ein wirklicher Könner....)

 

Aber nochmals zum Unicut-Ärmel: der hat eine Mehrweite von ca. 10%, was eine ganze Menge ist. Die Industrie arbeitet mit höchstens 8%, die Maßschneiderei mit unglaublichen 12%, aber der Komfort eines stark eingehaltenen Ärmels ist unübertroffen.

Falls man die Mehrweite des Unicut-Ärmels regulieren muss (z.B. weil man mit einem Stoff arbeitet, der sich nicht gut einhalten lässt), kann man das durch Wegfalten oder Aufdrehen des Oberärmels machen (Einschnitt vom Schulterpunkt S3/K auslaufend zum Ärmelsaum).

Eingehalten wird die Mehrweite bei diesem Schnitt nicht nur um die Kugel wie bei den Hobbyschnitten eingehalten, sondern sie wird um den ganzen Ärmel folgendermaßen verteilt: 20% von U4 bis V1, 20% von V1 bis S3 (= K) und der Rest (60%) von S3 bis U4.

 

Diesen Schnitt kann ich mit gutem Gewissen empfehlen! (Beweisfotos muss ich schuldig bleiben, weil ich aus meinen Kostümen herausgewachsen bin.)

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nach Antonio Laraia: Nuovo trattato di taglio volustilometro per abiti su misura e industriali, 8. Auflage, o.O., o.J.

 

Hier wird nur mit Längen aus dem Rückenteil gearbeitet!! Zum besseren Verständnis habe ich den Rücken abgepaust und mit Ziffern beschriftet, damit man die Bezeichnungen nicht verwechselt.

 

B-A entspricht 1-I minus 1 cm

C-B entspricht 2-3

D-A entspricht 2-4

E-D ebenfalls 1-I minus 1 cm

F-A entspricht 2-5

G-A ist die Hälfte von B-A

H-B entspricht 1-2

L-A ebenfalls 1-2

M-D entspricht 1-2 plus 1 cm, N rechtwinkelig zu F-M zeichnen

O-I 3 cm

P-Q ebenfalls 1-2

 

Die Abbildung 144 zeigt die Ärmelabwandlung für Frauen, mit dem einzigen Unterschied, dass die Teilungsnaht anders verläuft, und zwar: Punkt 1 liegt auf der Kreuzung der direkten Linie 2-1 (da fehlt, womit sie kreuzt. Anm. eboli). Daher muss man beim Zeichnen des Oberrärmels aufpassen, dass man den Mehrbetrag genau vom Unterärmel wegnimmt.

 

Das war's!! Keine Angaben, ob der Schnitt netto oder brutto zu verstehen ist (da gibt es an den Zeichnungen Indizien für beides), um wieviel sich die Kurven von den Hilfslinien entfernen usw....

Ist das nicht total überraschend? Sollte man nach vielen Lernschritten wieder bei Geschmack und Intuition landen? Das kenn ich doch von irgendwoher......

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Bearbeitet von eboli
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Herrenschneider probieren zuerst nur den Leib und schneiden die Ärmel erst später zu. Herr Konsal sagt, dass einige Kollegen außerdem bei Karo gerne zunächst einen Nesselärmel einsetzen, auf dem sie dann den Musterverlauf anzeichnen. Vielleicht übernehme ich diese Methode auch ohne Karo und probiere mal zu einem Jacket alle drei Ärmel aus. Wenn ich mal viel zu viel Zeit habe....:D

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Liebe Eboli!

 

Ganz vielen Dank für diese großartige Arbeit und die damit verbundene Mühe!!

Ich habe mich zwar jetzt nicht wirklich in alle Methoden hineingedacht, aber ich werde mir das Ganze ausdrucken, aufheben, zu Gemüte führen und zu Papier bringen.

 

Super!:hug:

 

Martin

 

(Wenn Du willst, können wir das ja mal zusammen durchexerzieren!?!?)

Bearbeitet von rightguy
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Hallo!

 

Vielen lieben Dank! Tolle Darstellung! Das wird gleich zu meinen Konstruktionsunterlagen abgeheftet ud bei der nächsten Gelegenheit probiert.

 

LG

Biggi

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Hallo miteinander!

4.Fast amüsiert habe ich mich über das einfach-genialische System von Antonio Laraia, von dem mir aber Alfred Konsal versichert hat, dass es funktioniert. (Das ist jener legendäre Wiener Herrenschneidermeister, den Ruth Sprenger im Buch „Die hohe Kunst der Herrenkleidermacher“ portraitiert hat. Zufällig ist er ein Nachbar von mir und ein sehr netter Mensch, sodass ich ihn immer wieder mit Fragen löchern kann.)

 

Da beneide ich dich ja total. Das Nähen bekomme ich schon super hin, aber die Schnittanpassung?? Ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Grüße sonnygirl

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(Du kannst den Herrn Konsal nicht zu einem Workshop beim nächsten HS-Treffen überreden? :rolleyes: *sabber* :o )

 

Bei den Aldrich Büchern sind das ja Lehrwerke und ich denke, wenn du nicht deren Zeichnungen oder den Text wörtlich aus dem Buch verwendest, sollte es keine urheberrechtlichen Probleme geben. Zumindest in den beiden Büchern die ich habe, steht nichts davon, daß die Methode an sich geschützt sei. Wobei ich nur die Ausgabe für Damen allgemein und die für Kinder habe.

 

Und ums Ärmel konstruieren drücke ich mich seit Jahren erfolgreich... :cool:

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Hallo eboli,

 

vielen vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast. Das werde ich mal in Ruhe durchgehen, das Gebastel an den Ärmeln muss endlich ein Ende haben!

 

Viele Grüsse,

eufrosyne

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Ich möchte mich auch gerne für diesen sehr arbeitsintensiven Beitrag bedanken.

 

 

Darf ich fragen, wo Du an die Informationen der verschiedenen, auch älteren Schnittkonstruktionssystemen gekommen bist?

 

 

LG Ursel

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Darf ich fragen, wo Du an die Informationen der verschiedenen, auch älteren Schnittkonstruktionssystemen gekommen bist?

 

Flohmarkt, amazon Marketplace, cutterandtailor, ebay und Bibliotheken. Ach ja, ich hab auch Unterlagen einer Freundin geerbt, die in eine Modeschule gegangen ist und nie mehr wieder was mit Schnittkonstruktion zu tun haben möchte.:D

Bearbeitet von eboli
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Hallo eboli11,

 

vielen Dank für die Informationen. Ich werde mir das Ganze ausdrucken und in Ruhe studieren. Ob ich es je verstehe, steht auf einem anderen Blatt. FBA klappt ja schon ganz gut - aber Ärmel, das ist Königsdiziplin.

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Hallo,

 

tolle Zusammenfassung!

Allerdings möchte ich hinzufügen, dass man auch mit Müller und

Sohn perfekte Jackenärmel hinbekommt, wenn man weiß, was man

bei verschiedenen Figuren beachten muß.

Außerdem muss man gucken, dass die Einhalteweite nicht zuviel

wird, die Armkugel hoch genug bleibt, bei dicken Oberarmen aber auch

genügend Bewegungsfreiheit bleibt.

Es erfordert eben Erfahrung.

Ausserdem kann man das Armloch ja auch schon vorher beeinflussen,

(z.B die Größe des Brustabnähers)

 

lg

Vintoria

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Außerdem muss man gucken, dass die Einhalteweite nicht zuviel

wird, die Armkugel hoch genug bleibt, bei dicken Oberarmen aber auch

genügend Bewegungsfreiheit bleibt.

 

:D Ja, das ist wirklich der dreifache Axel! Und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das Erfahrung braucht.

 

Was ich dem Müller eben ankreide, ist, dass die Konstruktion von der Oberweite ausgeht, und zwar wird der "Armlochdurchmesser" des Sakkoärmels als 1/8 der Oberweite plus 3,5 cm definiert. Das halte ich bei Frauen jedoch für wirklich fragwürdig. Oder hat sich da was geändert? Ich kenne ja nur alte Ausgaben: den Herren-Müller im Original und das Damen-System als Mitschrift meiner Freundin aus den 1980er Jahren.

Rähle und Laraia hingegen kommen ja völlig ohne Oberweite aus und Whife nimmt sie nur für einen Orientierungspunkt an der Kurve des Unterärmels, die man aber sicher auch "freihändig" bzw. mit dem hinteren Armloch hinkriegt.

Bearbeitet von eboli
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So Eboli,

ich wollte ja auch nicht nur dastehen und applaudieren,

aber jetzt hast du ja gefragt und ich schau mal nach: M+S Kleider/ Blusen, 23. Aufl., 2007: da gibt es den Kleidergrundschnitt und einen solchen "für die stärkere Figur", S. 31, vielleicht wird das Armproblem so gelöst...

... und nun blättere ich... ab S. 101 kommt dann die Ärmelkonstruktion: aus Armlochhöhe, Armlochumfang und Armlochdurchmesser...

 

Armlochdurchmesser war dann deine Frage, berechnet lt. S. 17 1/8 Bu ./.1.5cm, aber es gibt dann Berichtigungen mittels "Übermaß".

Bei der "stärkeren Figur" werden die Korrekturen konkret auch für das Armloch benannt...

Außerdem gibt es das Kapitel schwierige Figuren, da gibt es nochmel ein Beispiel für große Oberweite und normalen Ärmel.

 

Wenn ich viel zuviel Zeit hätte, hätte ich Lust, nach den ganzen Beispielen mal Modellärmel zu probieren... aber:...

 

Vielen Dank für deine anregende und gründliche Fleißarbeit!

 

Deo

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Hallo eboli,

Die Dokumentation ist wirlich schön. Besonders die italienische Methode hat was. Vielen Dank.

 

Zur Erkllärung des Müller-Ärmels:

 

Die Berechnungen des Armlochdurchmessers nimmt man nur, wenn keine Problemfigur da ist oder man keine weiteren Messungen des Kunden hat. Hat die Kundin z.B. einen größeren Busen als normal, werden die Maße der Kundin genommen.

Zum Vergleich wird man die errechneten Werte heran ziehen.

lg

heidi

 

PS

Auch Whife leitet den Armlochdurchmesser vom Brustumfang ab (1/4 des halben Brustumfanges). Auch arbeitet er mit dem Scale: 1/3 Bu + 6 " für die Definierung bestimmter Maßverhältnisse im Schnitt. z.B. Armlochtiefe = 1/4 scale plus 3 1/2 ". Also Proportionales Programm wie Müller.

 

Unicut ist ebenso ein proportionales Programm. Hier ist der Armlochdurchmesser : 1/4 der 1/2 Bu + 0.5 (Damen). (Plus Bequemlichkeitszugabe für die Jacke)

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Hallo Eboli,

 

meine Vorschreiberinnen haben es ja schon erklärt.

 

Rb = 1/8 BU+5,5

Ad = 1/8 BU-1,5

Bb = 1/4 BU-4,0

 

Und dann kommen die entsprechenden Zugaben dazu.

Ich komme eigentlich mit dem Ad immer sehr gut zurecht, ich korrigiere

da schon eher die Bb oder die Rb.

Ganz oft ist es nämlich so, grosse Brust - schmaler Rücken

breiter Rücken- schmale Brust. (natürlich nicht immer)

 

Der Ad wird normalerweise gedrittelt, wenn ich jetzt z.B

12 Ad habe, nehme ich vorne ein bischen mehr als ein Drittel,

also z.B 4,5 und hinten 7,5. Hat sich in der Praxis als gut erwiesen.

 

Wenn dann jemand dicke Oberarme hat, versuche ich die Armkugel

eher breiter zu machen, sonst lasse ich die Armkugelhöhe lieber etwas

höher, weil der Ärmel schöner fällt.

 

Aber wie gesagt, dass sind alles Erfahrungen.

Ich hatte das Glück, gleich nach der Lehre den Konstruktionskurs

von M&S besuchen zu können und anschliessend eine Gesellenstelle

zu ergattern, wo mich der Chef von Anfang an alle Schnitte (ausser Hosen)

zeichnen lies. Durch die reine Maßschneiderei kommt man schnell

dahinter, wo man bei den Schnitten schon von vornherein tricksen muss.

Hosen zeichne ich immer noch nicht gerne- einfach weil mir die Übung fehlt.

 

lg

Vintoria

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Ahhh, jetzt kommen die Profis aus der Deckung!! Vielen Dank! Eure Erklärungen sind sehr erhellend.

 

@ Heidi (stofftante): Mir war es wichtig, dass die Konstruktion der Ärmelkugel selbst nichts mit der Oberweite zu tun hat, weil ich durch FBA (die man ja leider auch bei nach Lehrbuch konstruierten Schnitten durchführen muss) und Anpassungen am Nesselmodell im Endeffekt immer andere Armlöcher kriege als die in den Vorlagen. Und um die Ärmel dazu zu konstruieren, habe ich nach Methoden gesucht, wo ich mich direkt auf das Armloch beziehen kann.

Aber Du hast natürlich Recht: da Whife und Unicut die Armlöcher proportional konstruieren und dann die Konstruktionsmaße und -punkte von diesen abnehmen, sind die Ärmel streng genommen ebenfalls Ableitungen aus dem proportionalen System.

 

Ist Euch übrigens aufgefallen, dass sich sowohl Konstruktionsmaße samt Berechnung als auch deren Benennung von System zu System gehörig unterscheiden? Ich hatte meine Vergleichsstudie nämlich ursprünglich als Exel-Tabelle angelegt und bin damit ganz schnell gescheitert.

Bearbeitet von eboli
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Vielleicht war ich zu voreilig, über Müller & Sohn herzuziehen, denn hier sieht man, wie man damit wirklich praktisch umgehen kann.

Vintoria, Deo, stofftante, kommt Euch das bekannt vor?

Bearbeitet von eboli
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Vielleicht war ich zu voreilig

 

Ne, das ist schon ganz klasse, was du da gemacht hast, und die Methode von SG ist halt eine weitere :D.

 

Vielen Dank für die Zusammenstellung. Ich will mich demnächst an ein neues Jackenschnittmuster setzen und da kommen mir deine Anleitungen sehr passend.

Allerdings muss ich sagen, in zu engen Armausschnitten krieg ich gern spontane Schweißausbrüche (Hilfe, wie krieg ich die Zwangsjacke aus :D). Das wird eine Herausforderung auf mehreren Ebenen :o

 

LG

Barbara

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