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nowak

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... ist das natürlich auch nicht. :clown:

 

Aber ein paar hoffentlich hilfreiche Informationen für die, die gerade vor der quälenden Wahl stehen, zusammengefasst aus meiner eigenen Erfahrung, dem was andere hier im Forum geschrieben haben, Messegesprächen mit Herstellervertretern und Gesprächen mit Händlern und Mechanikern.

 

Denn:

 

"Welche Nähmaschine soll ich kaufen?"

"Welche Nähmaschine ist dir richtige für mich?"

"Welche Nähmaschine ist die beste?"

 

und andere Fragen dieser Art sind wohl ein absoluter Dauerbrenner hier im Forum.

 

Die schlechte Nachricht: :ups:

 

Die beste Maschine gibt es nicht.

 

Es gibt weder eine Marke noch ein Modell das unter allen Bedingungen und für jede Person immer die richtige Wahl darstellt. Ein Haushaltsnähmaschine ist immer ein Kompromiss. Wo es in der Industrie für jeden Einsatzzweck eine spezielle Maschine gibt (oder ein Techniker einen Tag einstellen muß, wenn nach zwei Jahren Jeans in der Fabrik dann Herrenhemden genäht werden sollen), soll die Haushaltsmaschine alles können: Alle Materialien nähen, Knopflöcher genauso wie stabile Nähte oder Zierstiche, dabei soll sie einfach zu bedienen bleiben. Damit ist klar: Sie kann nicht alles perfekt können. Teilweise widersprechen sich die Anforderungen (aus Sicht des Mechanikers) sogar. So ermöglicht zum Beispiel eine breite Öffnung in der Stichplatte zwar breite Zierstiche, gleichzeitig unterstützt ein größeres Loch den Stoff aber weniger gut von unten als ein kleines und weiche Stoffe werden dadurch eher nach unten in den Greiferbereich gezogen und somit schlechter vernäht.

 

Letztlich muß also für jede Maschine ein Kompromiss gefunden werden, der eigentlich unvereinbares in einem Gerät vereint.

 

Die gute Nachricht: :jump:

 

Es gibt die beste Maschine für dich!

 

Die folgende Textwüste :o möchte helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ich werde auf einige grundsätzliche Auswahlkriterien eingehen und dann Kriterien für einige typische Anfrageprofile nennen.

 

Die folgenden Ausführungen sollen Entscheidunghilfe und Richtlinie für jeden Einzelnen sein, aber es wird keine "wenn-dann" Liste geben und ich werde auch keine Modelle oder Marken nennen. Zum einen kenne ich nicht alle auf dem Markt befindlichen Marken, zum anderen wechseln Modelle immer wieder und was heute gilt, wäre morgen nicht mehr aktuell. Doch der Vorgang, wie jeder für sich die richtige Entscheidung treffen kann, der bleibt aktuell und wird nicht altmodisch.

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Der Weg zur (neuen) Nähmaschine führt über drei Fragen:

 

1. Was kann die Maschine?

 

Diese Frage ist leicht zu klären. Über die Ausstattungsmerkmale wie Anzahl der Nutz- und Zierstiche so wie sonstige Möglichkeiten der Maschine geben Firmenprospekte und Händler gerne Auskunft. Teilweise findet man diese Informationen sogar im Internet auf den Webseiten der Hersteller oder von Händlern. Oft bekomme ich die Informationen in Tabellen aufgelistet und kann gut vergleichen.

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2. Wie gut kann die Maschine das was sie kann?

 

Jetzt wird es schwieriger. Selbstverständlich spricht jeder Hersteller und jeder Händler über die guten Seiten seiner Maschine. Selbstverständlich geht er davon aus, daß "automatisches Knopfloch" "seiner" Marke das gleiche ist wie "automatisches Knopfloch" der anderen Marken. Wer schon auf verschiedenen Maschinen genäht hat weiß aber, daß es auch bei scheinbar gleich ausgestatteten Maschinen große Unterschiede darin geben kann, wie die Maschine arbeitet, in welcher Qualität sie die Arbeiten ausführt. Und letztlich.... 200 wunderschöne Zierstiche sind nichts wert, wenn der Transporteur nicht funktioniert und die Stiche deswegen alles andere als eine Zierde sind. Doch wie beurteile ich diesen Punkt beim Kauf?

Dazu einige Überlegungen:

 

Auch im Zeitalter der Computernähmaschine ist eine Nähmaschine zuerst ein recht komplexes Stück Mechanik. Ein Mircrochip kann zwar die Maschine steuern, etwa den Befehl geben, die Nadel nach links oder nach rechts zu bewegen. Damit die Nadel das aber tut, damit der Transporteur den Stoff nach vorne zieht und damit die Nadel durch den Stoff sticht, müssen zuerst viele Rädchen, Schräubchen und andere Kleinteile gut und exakt inneinandergreifen.

 

Einen Microchip bauen und programmieren ist billig, das können Automaten. Ein Knopfdruck und tausend Maschinen haben 250 Zierstiche zur Verfügung.

 

Eine wirklich gut und sauber aufeinander abgestimmte Mechanik zu bauen ist weniger einfach. Zuerst einmal müssen natürlich all die einzelnen Bauteile, Zahnräder, Greifer,... sauber gefertigt werden. Mit möglichst geringer Fertigungstoleranz (sprich: alle gleichen Bauteile sind auch wirklich gleich groß), ohne ungewollte Grate, Ecken, Kanten,.... nur so können sie hinterher wirklich zuverlässig ineinandergreifen und bei jedem Bewegungszyklus genau einen sauberen Stich produzieren der auch jedesmal gleich lang ist. Passt die Mechanik nicht gut ineinander, dann rutscht halt mal ein Stich durch, es gibt Fehlstiche, die Nadel sticht mal ein bißchen links, mal ein bißchen rechts von der Mittellinie ein, ein Stich ist mal ein bißchen kürzer, mal ein bißchen länger, der Faden reißt,... Genau das gleiche Bild entsteht natürlich auch, wenn diese mechanischen Bauteile nicht ordentlich montiert wurden und wenn sie hinterher nicht sauber einjustiert wurden.

 

Und all das kann man nicht komplett von Automaten machen lassen, sondern es erfordert menschliche Feinarbeit. Und je besser der Mensch ist, je besser er darin ausgebildet ist, das zu tun, desto besser kann die Nähmaschine am Ende arbeiten.

 

Das führt zu den Folgerungen:

 

- Es ist für den Hersteller vom Prinzip her billiger, einer Nähmaschine 200 Zierstiche zu verpassen, als dafür zu sorgen, daß sie auch nur einen sauberen Geradstich hat.

 

- Eine rein mechanische Nähmaschine näht nicht per se schlechter als ein "Nähcomputer."

 

- Der Preis einer gut funktionierenden Nähmaschine ist nicht beliebig gering.

 

Für weniger als hundert Euro kann man keine solide und gut funktionierende Nähmaschine bauen und von qualifizierten Personal einnähen und ausliefern lassen. (Die "Einsteigerklasse" mechanischer Nähmaschinen liegt derzeit bei allen Markenhersteller so grob zwischen 200 EUR und 300 EUR.) Bei tausenden von Supermarktmaschinen ist sicher auch mal hin und wieder eine einzelne dabei, die halbwegs ordentlich funktioniert, weil sie halt zufällig aus gut passenden Komponenten in der zufällig genau passenden Anordnung montiert wurde... aber darauf verlassen kann man sich nicht. (Aus mancher dieser Maschinen kann ein guter Mechaniker mit viel Aufwand noch eine passable Leistung herausholen, nur sind die Kosten für diese Dienstleistung dann rasch höher als der Anschaffungspreis. Und der ursprüngliche vermeintliche Spareffekt dahin.)

 

Bleibt natürlich die Frage, wie ich vor dem Kauf feststellen kann, ob die Maschine hält, was sie verspricht?

 

Hilfreich ist dabei natürlich ein guter (ich weiß... :o ) Händler. Das ist einer, der die Maschine nicht nur vom Hersteller in Empfang nimmt und direkt über den Ladentisch an den Käufer weiterreicht, sondern der die Maschine erst mal auspackt, überflüssiges Öl entfernt, nötiges Öl nachgießt und all die kleinen Schräubchen und Rädchen justiert oder nachjustiert, die dafür sorgen, daß die Maschine reibungslos bei jedem Stich gleichmäßig transportiert, den Faden hochholt, keine Stiche ausläßt,...

 

So ein Händler hat auch kein Problem damit, wenn ich vor dem Kauf auf dem Ausstellungsstück selber Probe nähen will. Denn er weiß ja, daß die Vorführmaschine tatsächlich ihre beste Seite zeigt. (Und sollte ich später mal Probleme haben, dann habe ich auch meinen kompetenten Ansprechpartner vor Ort.)

 

Praxistip:

 

Nicht immer gibt es einen guten und hilfsbereiten Händler in der Nähe (wobei es sich bei einer Anschaffung, die man langfristig zu benutzen gedenkt schon rentieren kann, auch mal etwas weiter zu fahren). Oder keinen, der mein Wunschmodell oder meine Wunschmarke führt. In diesem Fall kann der Versandkauf von einem Händler eine Alternative sein. Zumal ich hier ein 14tägiges Rückgaberecht habe. In dieser Zeit kann ich die Maschine dann Zuhause auf Herz und Nieren testen und falls sie nicht hält, was der Hersteller verspricht, dann schicke ich sie zurück.

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das fängt sehr vielversprechend an, liebe marion.

gespannt und gerne warte ich auf die nächsten kapitel.

 

schon mal vielen herzlichen dank für die mühe, die du dir machst und noch machen wirst.

dann können endlich alle anfragen mit dem hinweis auf diesen beitrag beantwortet werden.

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So, Zeit für Frage drei, die wichtigste:

 

3. Was brauche ich überhaupt?

 

Da stehe ich dann im Laden und der Händler erzählt mir was vom 250 Ohm starken jüpergedommelten Motor der in Kombination mit dem sechsfach geklöppelten horizontaleingesprungenem Vertikalschraubengreifer (den es selbstverständlich exklusiv bei "seiner" Marke gibt) die einzige Möglichkeit für ein "wirklich professionelles" Nähergebnis sei. Und verstehe nur Bahnhof. :nix: (Oder noch weniger.)

 

Diese Art der Beratung ist sehr praktisch für den Verkäufer, weil er nur aus dem technischen Datenblatt ablesen muß, aber sie ist irrelevant. (Und letztlich im Wahrheitsgehalt oft in die gleiche Kategorie einzuordnen wie Wunderdiäten, Wässerchen gegen Haarausfall und Brustvergrößerer.) Als "Anwender" kann mir die technische Ausführung erst mal egal sein, ich will damit nähen und es gibt keine technischen Kennwerte, die mir vorhersagen, ob die Maschine das tut oder nicht. Siehe oben: So eine Nähmaschine ist ein komplexes Ding und es kommt vor allem darauf an, wie die Einzelteile zusammenarbeiten, nicht welche Ausgangsleistung der Motor hat und so Technikkram. Man kann aus allen Komponenten genauso gut eine schlecht funktionierende Maschine bauen.

 

Praxistip: Beratungsgespräch

 

Es ist normal, wenn dich solche "Technikargumente" des Verkäufers einschüchtern und du das Gefühl hast, er als Fachmann müßte es doch besser wissen. Trotzdem, lass dich davon nicht einschüchtern! :hammer: Vielleicht fällt es dir auch leichter, wenn du eine Freundin mitnimmst? Unterbrich den Händler ruhig höflich, aber bestimmt, wenn du nicht mehr verstehst, was er sagt. Sage ruhig "Das ist je sehr interessant, aber wie wirkt sich das beim Nähen aus?" "Was ist der Unterschied zu anderen Maschinen und wie wirkt sich das beim Nähen aus?" Denn das ist es, was für dich zählt. Und höre seine Antworten ruhig kritisch. Beantwortet er wirklich deine Frage oder wiederholt er nur seine Technikargumente? Kann er Nachteile der Maschine nennen? Denk dran, keine Maschine kann alles gleich gut! Wenn er betont, daß es dieses oder jenes nur bei "seiner" Marke gibt, dann frag ruhig nach, warum es niemand sonst macht, wenn es technisch so überlegen ist. "Wir haben ein Patent drauf, deswegen dürfen es die anderen nicht." ist nur in den seltensten Fällen die wahre Antwort. Denn was technisch deutlich überlegen ist, wird in der Regel früher oder später von anderen übernommen. :silly:

 

Und geht der Händler nicht auf deine Fragen ein, sondern bombardiert dich weiterhin nur mit Werbeaussagen aus dem Prospekt, dann überleg dir gut, ob du dir nicht lieber einen anderen suchst. Denn entweder er hat keine Ahnung, wie soll er dann aber später deine Maschine angemessen warten oder im schlimmsten Fall reparieren können? Oder es interessiert ihn nicht wirklich. Aber ehrlich: Wenn sich der Verkäufer nicht mal für deine Wünsche interessiert, wenn er dein Geld möchte, wie viel Service wirst du bekommen, wenn du ihm dein Geld mal gegeben und die Maschine gekauft hast...?

 

Deswegen muß ich mir vorher überlegen, was ich mit der Maschine vor allem machen möchte. Und das muß sie können. Nicht das, was meine Nachbarin macht. Was wichtig für jeden Einzelnen ist, ist eine ganz individuelle Sache, nicht zwei von uns sind gleich und deswegen ist die "richtige" Maschine für jeden eine andere. Welche Stoffe vernähe ich? Für wen nähe ich? Was sind meine Ansprüche? Was gefällt mir an meiner derzeitigen Maschine gut? Über was ärgere ich mich oder was vermisse ich?

 

Neben den technischen Aspekten, etwa wie sauber die Stiche ausgeführt werden oder wie viele Zierstiche ich zur Verfügung habe, spielen hier auch persönliche Vorlieben eine wichtige Rolle: Komme ich mit der Handhabung der Maschine zurecht oder verrenke ich mir bei jedem Unterfadenwechsel die Finger? Finde ich häufig gebrauchte Einstellmöglichkeiten schnell oder muß ich vorher erst mal eine Lesestunde im Handbuch einlegen? Empfinde ich das Geräusch als unangenehm oder angenehm? Bei diesen Aspekten gibt es kein "richtig" oder "falsch" es ist einfach Geschmackssache. Der eine drückt lieber ein Knöpfchen oder den Touch-Screen, der andere bevorzugt ein solides Drehrad. Laß dir nicht einreden, du dürftest dieses oder jenes nicht mögen! Hör auf deinen Bauch.

 

Die gute Nachricht ist: :ja: Man kann mit jeder Nähmaschine (also alles, was grundsätzlich funktioniert, Schrott im Nähmaschinenkoffer mal ausgenommen :hammer: ) letztlich alles nähen, es ist nur unterschiedlich umständlich. Aber das was ich oft nähe, das sollte sie problemlos nähen. Wenn ich etwa nur alle zwei Jahre Jersey oder elastische Stoffe verarbeite, dann kann ich auch mal mit Wondertape rumfummeln, falls meine Maschine Jersey nicht gut näht. Wenn ich hingegen die T-Shirts und Unterwäsche für eine fünfköpfige Familie komplett selber nähe, dann kostet mich das Rumtricksen Zeit und (wenn ich jede Woche zwei Rollen Wondertape verbrauche) auch Geld.

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schon mal vielen herzlichen dank für die mühe, die du dir machst und noch machen wirst.

 

*hähä* Die Mühe ist schon gemacht, jetzt ist nur noch Copy & Paste dran...

:rolleyes:

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Zeit für den nächsten Schritt, den schwersten Schritt, nämlich die Auswahl:

 

Wie wähle ich die richtige Maschine für mich?

 

Zuerst durch Nachdenken. Also Überlegen, welche Sachen habe ich bisher genäht? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, daß du das auch in Zukunft tun wirst. Womit bin ich zufrieden an meiner aktuellen Maschine? Was will ich unbedingt wieder haben? Womit hat meine jetzige Maschine Probleme? Was ärgert mich? Was vermisse ich? Unsere Erinnerungen sind oft unzuverlässig, daher kannst du dir ein Heft zu deinen Nähsachen legen und diese Dinge aufschreiben, wenn sie dir auffallen.

 

Dadurch bekommst du im Laufe der Zeit ein "Wunschprofil" deiner Maschine. Damit kannst du dann auch im Internet oder über Händlerprospekte anfangen zu suchen, welche Modelle welcher Firmen so ungefähr das können, was du brauchst. Auch Preise verrät dir dein Händler. Das gibt dir Zeit, dir in Ruhe zu überlegen, wie viel Geld dir ein bestimmtes Feature wert ist oder ob es dann vielleicht doch ohne geht. So werden sich im Laufe der Zeit einige Modelle herauskristallisieren, die für dich in Frage kommen könnten. Ob die aber das halten, was der Prospekt verspricht, ob sie deinen persönlichen Wünschen und Anforderungen gerecht werden... das kannst du letztlich nur durch Ausprobieren herausfinden. Alles andere, auch die Erfahrungen die andere gemacht haben, Empfehlungen oder abratende Stimmen hier im Forum, im Nähkurs oder von Mama, all das können nur Anhaltspunkte sein. Nicht vergessen: Du suchst deine Maschine!

 

Praxistip:

 

Am Ausprobieren führt also kein Weg vorbei: Geh mit den Stoffen, die du viel vernähst zu einem Händler. Nimm auch Reststücke von Stoffen mit, mit denen du bisher Probleme hattest. Und nimm ruhig lange Stoffstücke mit, denn so manche Maschine schafft die ersten 15cm gut (zumal man auf kurzen Stücken ganz automatisch langsamer näht), aber sobald das Nähtempo nach dem ersten halben Meter schneller wird verheddern sich die Fäden. Und dann setz dich an die Maschinen und probiere. Fädle den Faden ein, wechsle die Unterfadenspule, wechsle die Nadel. Verstelle die Stichbreite und Stichlänge, mache alles, was du bisher auch oft an deiner Maschine gemacht hast. Nimm dir ein Blatt Papier mit und notiere, was dir gefallen hat und was dich stört.

 

Meist sind mehrere Händlerbesuche nötig, da ein Händler kaum alle Marken oder alle Maschinen da hat, die in Frage kommen. Und nach der 5. Maschine kannst du dich eh nicht mehr erinnern. Für das Ausprobieren lohnt es sich auch, ein paar Kilometer zu fahren. Um so mehr, je teurer die Maschine ist und je länger du damit arbeiten willst. Denk dran, zehn oder zwanzig Jahre sind eine lange Zeit um sich täglich zu ärgern. :nana:

 

Nutze Messen. Hier sind oft viele Hersteller vertreten und du kannst an einem oder zwei Tagen mit etwas Glück alle Maschinen sehen oder gar ausprobieren. Auch da lohnen sich einige Fahrkilometer, vielleicht kannst du es mit einem Familienausflug übers Wochenende verbinden? (Dabei allerdings nicht vergessen, daß der "Messepreis" nicht so wichtig ist, wie die richtige Auswahl. Falls du dir nicht sicher bist, laß dich nicht von einer vermeintlichen Ersparnis verleiten, die falsche Maschine zu kaufen.) Nicht zuletzt sind mehrere Firmen beim Kongress der Hobbyschneiderin vertreten.

 

Frage bei den Herstellern nach. Diese können sagen, auf welchen Messen sie mit Ständen vertreten sind und auch über andere Sonderaktionen in deiner Nähe Auskunft geben. Es gibt inzwischen so viele Modelle, ein Händler kann gar nicht alle im Laden stehen haben. Doch vielleicht kommt ein Hersteller mit einer Aktion und einer großen Maschinenauswahl oder den neuesten Modellen zu dir in die Nähe?

 

Wenn du keine Möglichkeit hast, vor Ort zu testen bleibt noch der Versandhandel. Neben den Versandhäusern bieten auch einige Händler Versandhandel für Nähmaschinen an. Hier ist es natürlich sehr viel umständlicher, viele Maschinen zu testen, da du sie ja wieder zurückschicken mußt, aber er kann eine Alternative sein. Oder die Möglichkeit noch eine oder zwei Maschinen zusätzlich zu testen, die kein Händler in erreichbarer Nähe vorhält.

 

Nutze Nähkurse und Workshops. Ein komplettes Projekt auf einer Maschine genäht gibt einen guten Eindruck von Stärken und Schwächen. Gerade Nähkurse beim Nähmaschinenhändler finden oft auf neuen Maschinen statt und sind daher eine gute Möglichkeit, aktuelle Modelle auszuprobieren. Zusätzlich gewinnst du vielleicht ein paar Nähfreunde dazu? ;) Und hast so eventuell die Möglichkeit, mal für eine Woche oder ein Nähwochenende die Maschinen zu tauschen. Das ist ebenfalls eine hervorragende Möglichkeit, zu sehen, ob ich mit der Bedienung der Maschine vertraut werde oder sie mir gar nicht liegt.

 

Und nicht vergessen: Mitnotieren, was war gut, was nicht so, was war absolut unmöglich?

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Und wenn du damit durch bist, dann kommt die Krise: :silly:

 

Warum, zum Kuckuck, ist es so schwer, sich auf eine Maschine festzulegen? :banghead:

 

Noch eine gute Frage... Ich glaube, das Problem ist nicht so sehr, sich auf eine Maschine festzulegen, das Problem ist, sich gegen all die anderen Maschinen zu entscheiden. :o Ganz ehrlich: Eine Patentlösung für das Problem habe ich auch nicht. Sich für eine Möglichkeit zu entscheiden bedeutet automatisch, sich gegen alle anderen zu entscheiden. :ups: Sei es gegen andere Maschinen, sei es gegen den nächsten Stoffmarkt oder den nächsten Urlaub (weil das Finanzbudget erschöpft ist),.... es hilft nichts, da mußt du durch. Wie sonst im Leben auch. Wie Oma schon sagte: "Kind, du kannst nicht alles haben." Und wollte ich es als Kind nicht einsehen, aus erwachsener Perspektive bleibt nichts, als dem zuzustimmen. :o

 

Einige Gedanken sind vielleicht tröstlich:

 

So wichtig eine Nähmaschine ist, im Vergleich zu anderen Lebensentscheidungen wie Heiraten, Kinder bekommen oder einen Beruf wählen, sind die Konsequenzen einer Fehlentscheidung doch gering. Letztlich ist die Entscheidung reversibel. War es doch die falsche Maschine, dann kaufe ich mir irgendwann eine neue. Und ich habe was, auf das ich mich in Zukunft freuen kann, ein Leben ohne Wünsche wäre doch auch traurig. ;)

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So, und jetzt wird es noch ein bißchen spezieller. Manche Situationen tauchen ja häufiger auf, für die gibt es hier noch ein paar spezielle Tips. Auch hier wird sich vermutlich niemand zu hundertprozent wiedererkennen, das bislang gesagte bleibt also gültig: Immer den eigenen Kopf benutzen und an die eigenen Bedürfnisse anpassen ;) Die genannten Kriterien sind Vorschläge, keine biblischen Wahrheiten.

 

Typische Kaufprofile

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1. Die "Hat man halt im Haushalt"-Maschine

 

Irgend jemand hat mal gesagt, daß in jeden Haushalt eine Nämaschine gehört. So wie eine Kaffeemaschine, ein Staubsauger oder ein Kochlöffel. Hat man halt. Hatte Oma schon und in Mamas Haushaltsratgeber steht es auch drin. Diese Maschine wird auch gerne zur Hochzeit geschenkt oder zur ersten eigenen Wohnung des hoffnungsvollen Sprößlings.

 

Was soll sie können? Nun, eine Hose oder einen Rock kürzen, Risse in Kinderkleidung flicken, vielleicht sogar mal einen Reißverschluss austauschen oder ein Faschingskostüm nähen. Viel benutzt wird sie nicht, die meiste Zeit wird sie in einem Schrank stehen. Daher ist hier natürlich auch die Versuchung besonders groß, eine ganz billige Maschine aus dem Supermarkt mitzunehmen. Was spricht dagegen? Nun, siehe oben, die Wahrscheinlichkeit, daß so eine Maschine nicht gut näht ist sehr hoch. Und gerade wer wenig Näherfahrung hat, kennt auch keine Tricks und Kniffe, mit denen man auch einem Schrotthaufen eventuell noch so etwas ähnliches wie eine Naht entlocken kann. In diesem Fall wäre das Geld in der Änderungsschneiderei vielleicht besser angelegt. Und einen Rock oder eine Hose kann man oft sogar von Hand schöner kürzen. :o

 

Auf was sollte man also achten? Die Maschine sollte einfach zu bedienen sein. Was ich selten benutze, werde ich auch nicht im Gedächtnis behalten und wenn ich um zehn Minuten nähen zu können eine Stunde lang die Maschine aufbauen und das Handbuch nachlesen muß, werde ich sie oft gar nicht benutzen. Also sollten alle wichtigen Funktionen auf einen Blick erkennbar sein. Je weniger Funktionen die Maschine hat desto besser. Sogar ein Geradstich in zwei oder drei verschiedenen Längen und zwei oder drei Zickzackstiche genügen für diese Anwendungen. Wenn Pfeile auf dem Gehäuse anzeigen, wie der Faden einzulegen ist oder eine Kurzanleitung direkt am Gehäuse ausgeklappt werden kann ist das hilfreich. Und besser die Maschine kann langsam nähen als schnell. Entweder über einen Regler am Gehäuse oder über ein gut dosierbares Fußpedal.

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2. Die Anfänger-Maschine

 

Du hast noch nicht oder erst wenig genäht. Nähen könnte dein Hobby werden, aber du wirst erst einmal einfache Sachen nähen. Und auch nicht jeden Tag, eben ab und zu, wie Zeit ist. Eine Maschine zu wählen fällt dir auch deshalb schwer, weil du ja noch kaum Erfahrung hast und deswegen nicht recht weißt, auf was du achten sollst. Auch hier ist die Verlockung groß, erst einmal eine ganz billige Maschine aus dem Supermarkt zu kaufen. Und auch hier gilt (siehe oben): Die Wahrscheinlichkeit, daß sie nicht gut näht, ist hoch. Und dir fehlt noch die Erfahrung, eine schlechte Maschine "auszutricksen". Außerdem wirst du beim Nähen noch mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert werden (wie bei jedem neuen Hobby... ;) ) so daß es Schade wäre, wenn du wegen einer schlechten Maschine die Lust verlieren würdest.

 

Eine gute Idee ist es hingegen, darauf zu achten, daß die Maschine einfach aufzubauen und zu bedienen ist. Sie sollte einen Geradstich und einen Zickzackstich haben, die in Länge und Breite unabhängig voneinander zu verstellen sind. Dazu ein genähter Zickzackstich und eventuell ein anderer Elastikstich. Die Nadelposition sollte sich zumindest um eine Stufe nach links und rechts verstellen lassen. Eine Knopflochfunktion ist "Pflicht", wobei ein Einstufenknopfloch zwar einfacher ist, aber auch das sog. Vier Stufen Knopfloch einfacher Maschinen erlernbar ist. An Nähfüßen sollte ein "halber Fuß" zum Einnähen von Reißverschlüssen dabei sein. Und die Maschine sollte langsam nähen können, entweder über einen Geschwindigkeitsregler am Gehäuse oder über ein gut ansprechendes Fußpedal. Damit bist du für viele Nähabenteuer gut gerüstet. Und keine falsche Scham: probiere beim Händler aus, was dir liegt. Je weniger Erfahrung du selber schon hast, desto mehr kannst du von einer Einführung profitieren und desto wichtiger ist ein kompetenter Ansprechpartner vor Ort. Eine ältere, gebrauchte Maschine leistet übrigens auch gute Dienste. Wenn bei Oma keine mehr auf dem Speicher ist, bieten auch Händler immer wieder Modelle generalüberholt und mit Garantie an.

 

2a. Ambitionierter Anfänger-Maschine

 

Du hast zwar auch noch nicht viel Näherfahrung, aber du bist dir sicher: Das ist mein Hobby. Du planst schon im Kopf aufwendige Viktorianische Kostüme, sexy Unterwäsche, flatterige Chiffonkleider,.... und brauchst eine Maschine, die das alles mitmacht. Du wirst viel und regelmäßig nähen, die nötigen Handgriffe werden dir rasch in Fleisch und Blut übergegangen sein.

 

Neben den obengenannten Kriterien wird bei solchen gemischten Anforderungen auch ein verstellbarer Nähfußdruck interessant. Mehrere Möglichkeiten, die Nadelpostion zu verstellen und eine in möglichst feinen Stufen verstellbare Stichbreite und Stichlänge erweitern deine Möglichkeiten. Einige Zierstiche, mehrere Elastikstiche, unterschiedliche Knopflöcher (vielleicht ein Augenknofploch?),... dir werden Ideen einfallen, dies einzusetzen. Sehr nützlich ist es, wenn man die Oberfadenspannung verstellen kann, denn unterschiedlich dicke Garne (Jeansgarn, Stickgarn,....) haben unterschiedliche Bedürfnisse. Auch was an Nähfüßen dabei bzw. zusätzlich erhältlich ist kann interessant werden: Gradstichfuß mit Gradstichplatte für ganz feine Materialen, ein Kantenfuß zum exakten Absteppen, Spezialfuß für Overlockstiche, Spezialfuß für nahtverdeckte Reißverschlüsse, Knopflochfuß,.... du mußt nicht alles sofort kaufen, aber zu wissen, daß man bei Bedarf was nachkaufen kann hilft, sehr lange Freude an deiner Maschine zu haben.

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3. Maschine für große Ambitionen :king: oder die "ich hab die Faxen dicke"-Maschine

 

Du hast dir vor einigen Jahren eine einfache oder billige Maschine gekauft. Inzwischen ist Nähen tatsächlich dein Lieblingshobby geworden und deine Maschine kann mit deiner Kreativität nicht mehr Schritt halten. Immer wieder stößt du auf Materialien und Verarbeitungstechniken, die deine Maschine nicht zufriedenstellend bewerkstelligt. Vielleicht ist die Maschine auch zusätzlich schlechter geworden, macht Fehlstiche, transportiert nicht mehr gut und du möchtest sie nicht reparieren lassen, weil du ohnehin Funktionen vermisst.

 

Deine Anforderungen werden ähnlich dem sein, was unter Punkt 2 und 2a steht. Aber du hast einen Vorteil: :jump: Du hast Erfahrung. Du weißt schon genau, was du vermißt. Setz dich hin und schreibe es auf. Und lege die Liste ruhig erst mal einen Monat neben deine Nähmaschine und ergänze sie. Analysiere die Probleme: Sind vor allem Probleme bei elastischen Stoffen Ursache deiner Unzufriedenheit, kann statt einer neuen Nähmaschine auch eine Overlock zusätzlich eine Überlegung wert sein. Oder fehlen deiner Maschine einfach flexible Einstellmöglichkeiten oder du brauchst mehr Zierstiche? Das spricht für eine neue Nähmaschine. Sammle Materialien, mit denen deine Maschine nicht gut zurecht kommt. Geh auch deine Restekiste daraufhin durch. Damit gehst du Probenähen.

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4. Die "argl meine alte ist gerade abgeraucht"-Maschine :traurig:

 

20 oder mehr Jahre glückliche Gemeinschaft, ein Rauchwölkchen und *puff*... auf einmal näht sie nicht mehr. Eigentlich willst du gar keine neue, aber die alte ist nicht mehr reparabel, es gibt keine Ersatzteile mehr oder die Reparatur wäre deutlich teurer als eine neue. Also muß eine andere Maschine her und zwar schnell.

 

Was dir bei der Suche helfen wird ist deine Erfahrung. Was dir im Weg stehen wird ist die Eile. Vielleicht kann dir eine Freundin oder der Händler deines Vertrauens für ein paar Wochen eine Maschine borgen? Damit du dich in Ruhe für deine richtige Maschine entscheiden kannst. Andernfalls muß der Weg zum nächstgelegenen Händler führen und kannst nur hoffen, daß du unter seinen vorrätigen Maschinen die passende findest.

 

Eine grundsätzlich hilfreiche Frage für dich kann sein: "Kann oder will ich umlernen?" Nach so langer Zeit kennst du natürlich alle Kniffe, deiner Maschine ein schönes Ergebnis zu entlocken. Du beherrscht alle Handgriffe im Schlaf. Eine neue Maschine, eine andere Maschine erfordert natürlich umlernen. Will ich das nicht, dann ist es sinnvoll, erst einmal die Maschinen der bisherigen Marke anzusehen. Gerade im Handling und in vielen grundlegenden Funktionen bleiben sich die Maschinen innerhalb einer Marke lange ähnlich. Suche nach Maschinen, deren Funktionen deiner alten so ähnlich wie möglich sind. (Wer z.B. nie einen verstellbaren Nähfußdruck hatte muß natürlich umlernen, wenn er die Funktion auch sinnvoll nutzen will. Oder er wird sich ärgern, weil es scheinbar nicht funktioniert.) Die Suche nach einer älteren, gebrauchten Maschine die der eigenen ähnlich ist kann ebenfalls sinnvoll sein.

 

Oder bist du der neugierige Typ? Bereit, in Zukunft alles anders zu machen, wenn es nur schön wird? Tja dann..... steht dir der gesamte Markt offen, nach deinen Erfahrungen und Wünschen eine neue Maschine zu suchen. Deine Näherfahrung hilft dir, zu wissen, was muß die Maschine können, was sollte sie können und was will ich nicht?

 

Praxistip: Gedächtnis auffrischen

 

Unser menschliches Gedächtnis ist leider oft trügerisch. :klatsch: Manchmal idealisieren wir Vergangenes und erinnern uns gar nicht mehr an Probleme. Und ist die Maschine mal kaputt, kann ich das nicht mehr testen und aufschreiben. Aber unser Gedächtnis kann aufgefrischt werden: Geh einfach mal deinen Kleiderschrank durch. Nimm deine Werke in die Hand, schau dir die Verarbeitung an... und dein Gedächtnis wird dir viele Erinnerungen hochspülen, daran, was gut funktioniert hat und daran, wo es Probleme gab.

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5. Die "20 Jahre sind eine lange Zeit was neues wäre schön" -Maschine

 

Eigentlich näht deine Maschine noch so gut wie immer: Die Stiche gleichmäßig, der Motor schnurrt, du kannst sie im Schlaf bedienen,... aber trotzdem.... immer wieder schielt der Blick auf die neuen Modelle. Schick sind sie, die Computermaschinen. Haben Displays, zarte Knöpfchen oder Menues statt grober Drehschalter, es gibt viel mehr Nähfüße und überhaupt, sie sehen moderner aus. Und irgendwie... hättest du einfach gerne eine moderne Maschine. Und ein bißchen Geld dafür ist auch da.

 

Die Idealvoraussetzungen zum Nähmaschinenkauf! :klatsch1: Du hast Erfahrung und du bist nicht in Eile. Und du kannst deine alte Maschine behalten. In diesem Fall muß die neue Maschine gar nicht alles gleich gut können, sondern sie ergänzt deine bewährte. Es ist nicht so schlimm, wenn das moderne Computermaschinchen zwar superschöne Zierstiche kann, dafür aber den Saum in dicken Jeans nicht so gut schafft. Dafür hast du dein altes Arbeitstier. Du kannst dich also entspannt darauf konzentrieren, welche Funktionen du dazu haben möchtest und danach auswählen. Laß dich im Laden in Ruhe beraten, schau dir die Maschinen an, probiere, wie du damit zurecht kommst.

 

Praxistip:

 

Wenn du dich unsicher fühlst, dem Verkäufer mit seinen komplizierten, modernen Maschinen alleine gegenüberzutreten, befürchtest, mit Schlagworten die gar nichts erklären an die Wand geredet zu werden, dann nimm eine Freundin mit. Er muß euch das erklären, bis ihr es beide verstanden habt. :bier:

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6. Die "ich habe kein Geld"-Maschine

 

Nähen ja, aber in der Kasse ist megaebbe, weil du noch Schülerin bist, schon lange arbeitslos oder seit dem zweiten Kind dein Einkommen in der Familienkasse fehlt. Eigentlich hast du kein Geld für eine Nähmaschine, aber irgendwie brauchst du sie.

 

Hier ist die Versuchung natürlich sehr groß, eine 70 EUR Maschine aus dem Supermarkt mitzunehmen. Aber, siehe oben, die Wahrscheinlichkeit daß sie nicht näht und das Vergnügen am Ende ein teueres wird ist groß. Falls du es unbedingt probieren willst, dann kaufe sie in einem Geschäft, wo man dir ein Rückgaberecht bei Nichtgefallen einräumt. (Dazu sind Händler nicht verpflichtet, aber manche tun es freiwillig.) Probiere sie Maschine sofort Zuhause aus, vielleicht hast du ja Glück und erwischt ein brauchbares Modell! Aber wenn du sie nach spätestens drei Tagen nicht dazu gebracht hast, ordentlich zu nähen, dann gib sie zurück. Ohne wenn und aber.

 

Praxistip: Geld "finden"

 

Je mehr Geld du für eine Maschine zur Verfügung hast, desto einfacher wird es natürlich, ein ordentliches Modell zu erwerben. Auch wenn das Budget auf den ersten Blick ausgereizt ist... hier gilt die Regel "Kleinvieh macht auch Mist" und mit Geduld und kleinen Beträgen kannst du deine Möglichkeiten vielleicht doch noch deutlich erweitern. Raucher sind hier beinahe im Vorteil ;): Eine Packung Zigaretten in der Woche weniger kann übers Jahr 200 EUR bringen. Oder einmal in der Woche den Kaffee in der Kantine weglassen, ein Bier weniger zum Feierabend,... und das Geld gleich in ein Sparschwein. Unter so einem kleinen Verzicht leidet man meist nicht so stark, zumal, wenn das Ziel sooo verlockend ist. :roller: Auch an einem bestimmten Stichtag in der Woche konsequent das Münzgeld aus dem Geldbeutel ins Sparschwein werfen erbringt über einige Monate meist überraschende Ergebnisse. Ein anderer bewährter Trick ist, eine kleine Summe zu Wochenanfang ins Sparschwein. Selbst zwei Euro jede Woche sind nach einem Jahr hundert Euro. Das reicht nicht für eine neue Luxusmaschine, aber erweitert deinen Spielraum erheblich.

 

Der nächste Blick geht gewöhnlich zu ebay. Für die dort neu billig angebotenen Maschinen gilt ähnliches wie oben. Oft sind es sogar die gleichen Modell oder sogar die Exemplare, die in den Läden zurückgegeben wurden. :nana: Da sind zehn oder zwanzig Euro schon zu viel. Auch die Versandkosten einer Nähmaschine sind in der Regel hoch, da die Maschine schwer. Das Risiko eines Transportschadens nicht zu vernachlässigen. Etwas mehr Sicherheit bietet der Kauf von einem professionellen Händler, denn der muß die gleichen Gewährleistungen geben wie sie für jeden Versandhandel gelten: Du kannst die Maschine also auf alle Fälle zurückschicken, wenn sie nicht funktioniert. Auf der anderen Seite kann man bei ebay wirklich gute Schnäppchen machen, gerade alte Maschinen aus den 60er Jahren bekommt man oft sehr billig, Tretnähmaschinen quasi geschenkt. Und diese Modelle erweisen sich oft als extrem langlebig. Aber das Risiko, an einen unehrlichen Verkäufer zu geraten ist auch nicht zu vernachlässigen. Daher sollte man sich vorher (also bevor man sein persönlichen Höchstgebot abgibt) überlegen, ob man damit leben kann, wenn hinterher das Geld einfach weg ist. Das muß einen nicht vom Kauf abhalten, aber man sollte sich der Gefahr bewußt sein.

 

Besser ist es, wenn man die Maschine vorher anschauen kann. Auf Flohmärkten findet man immer wieder funktionierende Modelle für wenig Geld. Dort kann ich auf alle Fälle testen, ob die Hebel und Knöpfe noch beweglich sind und die Maschine sich beim Drehen am Handrad gut bewegt. Hat der Händler sogar Strom am Stand (was nicht immer der Fall ist), steht einem Test der Grundfunktionen nichts im Weg. Natürlich bleibt die alte Flohmarktregel in Kraft: Kaufe nur Sachen, mit denen du dich wenigstens ungefähr auskennst. Hast du noch gar keine Ahnung vom Nähen, ist es wieder riskant. Doch vielleicht begleitet dich eine kundige Freundin? Problematisch ist hier natürlich auch, daß du in der Regel keine Garantie bekommst und der Händler nicht erreichbar ist, falls die Maschine eine Woche nach dem Kauf den Geist aufgibt.

 

Gibt es in deiner Stadt oder Gemeinde ein Möbellager, wo man gebrauchte Möbel und Haushaltsgegenstände günstig bekommt? Auch da lohnt sich der Weg. Und frage ruhig nach einer Nähmaschine, professionelle Entrümpler räumen Wohnungen aus und schmeißen das meiste weg, heben nur wenige verkaufwürdige Gegenstände auf. Wenn sie aber wissen, daß jemand eine Nähmaschine sucht, landet die nächste vielleicht nicht auf dem Müll. Und keine Angst vor den Vollmetallmonstern aus den 1960er Jahren: Die sehen gar nicht elegant aus und bieten nur die Basisfunktionen aber sind oft unverwüstlich.

 

Wo der Cent wirklich ganz oft umgedreht werden muß: Fragt doch auch in der Pfarrgemeinde oder beim Sozialamt. Bei kinderreichen Familien etwa habe ich es schon erlebt, daß eine einfache Nähmaschine vom Sozialamt gezahlt wurde.

 

Ein recht sicherer Weg zur günstigen Nähmaschine führt über den Händler. Denn auch hier gibt es oft gebrauchte Maschinen, diese aber mit sechs Monaten Gewährleistung durch den Händler. Falls du befürchtest, den Überredungskünsten eines geschäftstüchtigen Verkäufes nicht gewachsen zu sein: Nimm eine Freundin, deine Schwester, deine Mama,.. mit, gemeinsam werdet ihr ihm schon klar machen, daß er dir entweder eine billige Maschine verkauft oder keine. (Und keine Angst, die meisten Händler sind nett! :razz: )

 

Verlockend sind Angebote, eine Maschine in Raten zu bezahlen. Sei es bei einem Versandhaus, sei es bei einem Händler der dies anbietet. Das kann eine Lösung sein, sollte vorher aber wirklich gut überlegt werden, ob du die Raten wirklich jeden Monat aufbringen kannst. Eine gute Methode dies zu testen ist übrigens, die nötige Rate vor dem Kauf über drei oder vier Monate wegzulegen. Gibt das Haushaltsbudget das tatsächlich noch her, dann kannst du dir immer noch überlegen, ob du lieber das Geld für die Nähmaschine so ansparst und mit dem Kauf einfach noch wartest, oder ob du den höheren Preis einer Ratenzahlung aufbringen möchtest.

 

Und nicht zuletzt:idee: : Eine Umfrage in der Familie oder im Bekanntenkreis bringt oft einmal einen Dachbodenfund zum Vorschein, der noch näht und den es dann sogar geschenkt gibt! Selbst eine Tretmaschine genügt, um die Familiengarderobe zu schneidern.

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7. Mama-Maschine

 

Der Nachwuchs ist angekommen und die Preise für die süße Kinderkleidung im Laden hauen Mama (und Papa) erst mal um. Da kommen verschwommene Erinnerungen an den Handarbeitsunterricht hoch und der Entschluss entsteht: Bei so wenig Stoff und so einfachen Schnitten... das bekomme ich selber auch hin! :super:

 

Kinderkleidung näht man meist aus unkomplizierten Stoffe: Jeans, glatte Baumwollstoffe aber auch Fleece und Jersey werden gerne verwendet. Läßt sich der Nähfußdruck verstellen, dann bist du auch für Jersey, Sweat und dicken Teddyplüsch gerüstet. Mit Zierstichen kann man gerade Kleidung für kleine Kinder einfach aber effektvoll aufpeppen. Wenn du einen Jungen hast, achte darauf, daß nicht nur Herzchen und Blümchen dabei sind, sondern auch z.B. graphische Muster. Spezielle Elastikstiche sind hilfreich, wenn du elastische Stoffe (praktisch für Hosen) aber auch Shirt- und Sweatstoffe nähen willst. Beim Flicken und Stopfen kann ein Freiarm hilfreich sein (wobei das Nähfüßchen noch immer der kleines Freiarm der Welt ist :D ), ebenso ein Quertransport. Ein automatisches Stopfprogramm kann da ebenfalls Freude bereiten. Oder zumindest eine ebenso lästige wie häufige Arbeit erleichtern. :lol: Und wenn du auch nähst während der Nachwuchs friedlich schlummert (oder es sollte... :rolley: ), dann achte auf die Lautstärke der Maschine beim Nähen, denn auch hier gibt es Unterschiede.

 

Und ist dein kleines Mädchen eine richtige Prinzessin :king: und kann von Rüschen nicht genug bekommen rentiert sich ein Blick auf das Zubehör, das du eventuell dazukaufen kannst: Ein Kräuselfuß oder ein Ruffler (=Faltenleger) kann Freude bereiten. Willst du die gesamte Kindergarderobe selbernähen und dementsprechend schnell und effizient arbeiten wäre ein Schrägbandeinfassfuß hilfreich und schönere Verzierungen oder Zierstiche ermöglicht ein Applikationsfuß.

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8. Die Kreativmonster-Maschine

 

Patchen, Quilten, Applizieren oder Freihandsticken, du machst vor keinem Material und keiner Technik halt. Deine Maschine soll Chiffon an Faserplüsch nähen, Decken quilten, Vorhänge verzieren oder Wandbehänge nähen. Kurz: alle deine Ideen umsetzen.

 

Besonders wichtig ist hier erst einmal, daß die Maschine wirklich unterschiedliche Materialien verarbeitet. Den Nähfußdruck und die Fadenspannung verstellen zu können ist hier eigentlich unerläßlich. Außerdem führt bei solchen Anforderungen kein Weg am ausführlichen Testen mit verschiedenen Materialien vorbei, um Transportverhalten und Durchstichkraft auch bei ungewöhnlichen Kombinationen zu überprüfen.

 

Ein großer Anschiebetisch ist nicht nur fürs Quilten interessant sondern hilft auch bei anderen dekorativen Techniken, die Stoffmassen zu bändigen ebenso wie ein großer Durchgangsraum (d.h. viel Platz rechts vom Nähfuß). Spezielle Quiltstiche ermöglichen Abwechslung mit wenig Aufwand und für die Zierstiche fällt dir sicher etwas ein. Fürs freigeführte Sticken und Quilten muß sich der Transporteur versenken oder abdecken lassen und ein Stick- oder Stopffuß sollte zusätzlich erhältlich sein. Je höher du den Nähfuß heben kannst, desto dickere Stoffschichten kannst du drunter schieben. Und ein Kniehebel um den Nähfuß zu heben ersetzt bei vielen Techniken die dringend wünschenswerte dritte Hand. :o Ein automatischer Fadenabschneider ist angenehm, wenn du viele kurze Strecken nähst.

 

Überhaupt lohnt sich der Blick auf das erhältliche Zubehör (du mußt ja nicht alles sofort kaufen, aber es ist gut, Dinge nachkaufen zu können, wenn man sie braucht): Patchworkfuß (auf Inchmaße "geeicht", wenn du nach amerikanischen Anleitungen arbeiten willst), offener Stick- oder Applikationsfuß, Durchschlagfuß. Biesenfuß, Muschelsäumer oder Obertransportfuß,... mit vielen Füßchen kann man Spaß haben, man muß sie auch keineswegs immer so einsetzen wie in der Anleitung steht. ;)

 

Doch letztlich gilt auch hier: die Kreativität liegt bei dir, nicht in der Maschine! :super:

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9. Die Reisemaschine

 

Jede Woche zum Nähkurs und Treffen mit anderen Hobbyschneiderinnen und auch einen Urlaub kannst du dir nicht ohne dein Leiblingshobby vorstellen. Doch deine Maschine ist groß und schwer, außerdem ist es lästig, jedesmal den Nähtisch abzubauen, um dein gutes Stück aus dem Chaos zu befreien. Ein bißchen Angst hast du auch, ob Feuchtigkeit und Kälte im Kofferraum so gut für das Gerät sind. Nicht zu vergessen wie ärgerlich es ist, zwar die Maschine mitgenommen zu haben, beim Treffen aber festzustellen, daß das Netzkabel noch Zuhause in der Steckdose steckt. :banghead:

 

Da keimt der Wunsch nach der Zweitmaschine, die immer griffbereit verpackt ist. Die Hauptkriterien ergeben sich leicht aus dem Einsatzzweck: möglichst klein und leicht soll die Maschine sein. Besonders wichtig ist das, wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährst. Einige Hersteller bieten sogar ein besonders kleines und leichtes Modell an, eine sogenannte "Dreiviertel-Maschine", die bei (mehr oder weniger) voller Funktionalität einfach nur etwas kompakter ist. (Wie eine 3/4-Geige. ;) ) Das hat zudem den Vorteil, daß du Zuhause weniger Stauraum benötigst, um die Maschine zu lagern.

 

Benötigst du bestimmtes Sonderzubehör oder Nähfüße auch unterwegs, dann ist es interessant, wenn "Hauptmaschine" und Reisemaschine in dieser Hinsicht kompatibel sind. Denn abgesehen davon, daß eine Doppelanschaffung auch doppelt Geld kostet.. was du zwei Mal hast, liegt auch doppelt herum. :o

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10. Die "Ich will einfach eine neue"-Maschine

 

Deine Maschine ist weder alt noch schlecht. Du kannst auch nichts sagen, womit du unzufrieden wärst. Aber trotzdem... wer kann schon genau wissen, ob nicht eine andere mehr kann oder besser wäre? Außerdem hat dein Mann in den letzten zwei Jahren schon wieder ein paar tausend Euronen in seine Modelleisenbahn, die Briefmarkensammlung oder in sein Motorrad "versenkt" und du hättest auch gerne was von euerem Geld. :o

 

Tja... akuter Fall von "Luxuswunschitis" :silly: :king:

 

Die Lösung ist einfach: kauf dir das Neueste und Teuerste was dein Geldbeutel hergibt! Oder die, deren Farbe dir am besten gefällt. Oder die mit dem größten Display. Oder die mit den meisten Knöpfen...

 

Und wenn sie dir dann doch nicht gefällt.... in zwei Jahren kaufst du dir eh wieder eine neue, oder? :lachen:

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ich finde deine anleitung auch superklasse! (hab ich ja eben schonmal erwähnt :o )

bin zwar bestens ausgestattet, überlege aber gerade auch eine reise-/kursmaschine anzuschaffen, um nicht jedes mal zum nähkurs alles einpacken zu müssen... jaja, die faulheit! :D

aber eine bernina, an die die füßchen meiner aurora passen, würde wahrscheinlich recht kostspielig werden :( toll finde ich ja auch die wirklich kleine und handliche janome jem 720 platinum, aber die hat auch schon ihren preis *seufz*

naja, bald ist ja weihnachten und geburtstag hab ich auch noch :p

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Hallo Marion,

 

Hut ab und Verbeugung :) :)

Das hast Du wirklich toll gemacht. Eigentlich brauche ich keine neue Maschine, aber wenn, würde mir Deine Liste sehr helfen. Du hast Dir so viel Mühe gemacht, danke! All die Neulinge, die verständlicherweise unsicher sind, was sie kaufen sollen, werden sicher ganz begeistert sein!

 

Liebe Grüße

Katrin

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Hi,

tolle Übersicht! Genial!!!!

Aber brauch`ich jetzt noch eine Maschine!!!!?????? :confused: :( Ich hab`erst zwei und eine Overlock :D , aber nach den Kriterien...... :rolleyes: .....Nee, war ein Scherz ;) !

Grüße

Sabine :)

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Hallo Marion,

dein toller umfassender Thread hat mich sowas von nachdenklich gemacht :o

Also bei ein paar Punkten könnte ich glatt wieder zuschlagen :cool:

Vorschlag: Wäre für dich nicht die logische Konsequenz, jetzt Maschinen nach den entsprechenden Kriterien zu verkaufen.... *duckundrennweg*

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vielen dank für die tolle anleitung, marion!

nächstes jahr, nach meinem examen, werde ich mich mit einer neuen nähmaschine beschenken. ich tippe, es wird die variante "ich

-hab-die-faxen-dicke-maschine" :D . spätestens dann werde ich deinen thread wieder ausgraben und mich nochmal freuen!

 

viele grüße

katja

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