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Annäherung an den Chanelärmel


eboli

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Vor ein paar Jahren habe ich eine Übersicht über die diversen Konstruktionsmethoden für Jackenärmel geschrieben, die von Schneidermeisterinnen aus dem Forum sehr, sehr interessant ergänzt wurde. Meine Lieblingskonstruktionsmethode nach Gerda Gnan findet Ihr im Post Nummer 38.

 

Grundlage für jeden gut sitzenden Ärmel ist ein gut sitzendes Oberteil. Es muss bei herunterhängenden Armen glatt liegen, darf weder Spannungs- noch Labbrigkeitsfalten aufweisen und sollte ein hohes Armloch haben. Dieses ist beim An- und Ausziehen ein wenig unbequem, beim Tragen dafür umso angenehmer.

 

Nun ja, wie es so spielt, stößt man irgendwann auf die perfektesten, schmalsten Ärmel dieser Welt, nämlich die des klassischen Chanel-Kostüms. Bemüht einmal die Bildersuche nach Fotos von Mademoiselle höchstpersönlich, dann seht Ihr einfach atemberaubende Ergebnisse. Den Erzählungen nach hat sie solche Ärmel bis zu zwanzig Mal wieder heraustrennen lassen, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war.

 

Mittlerweile ist von Claire Shaeffer sowohl eine DVD als auch Buch über Chaneljacken erschienen, aber leider geben beide keine Auskunft über die Konstruktion dieser Wunderärmel. Allerdings habe ich Claire letztes Jahr in Wien getroffen (leider noch vor der Veröffentlichung des Buchs) und sie bei dieser Gelegenheit natürlich zum Ärmel befragt. Sie gab mir basierend auf ihren eigenen Untersuchungen Auskunft und bedauerte, dass Chanel sie trotz wiederholter Bitten nach wie vor nicht in die Werkstätten lässt - im Gegenteil zu anderen Couturehäusern. Die Damen des Ateliers kennen sicher noch ein paar Tricks.....

 

Der Chanelärmel ist bekanntlich ein 3-Naht-Ärmel, bei dem der Ärmelschlitz nach vorne gerutscht ist. Mademoiselle wollte eben, dass man Borte und Knöpfe gut sieht - nicht nur von hinten wie beim klassischen Sakko.

Den Schnitt zeichnet man ausgehend von einem klassischen Zweinahtärmel und teilt den Oberärmel senkrecht direkt beim Schulteransatzpunkt. Diese Naht nützt man gleich auch, um sie ein wenig zu konturieren. Also ein klein wenig am oberen Rand wegzwicken und dafür beim Bizeps zugeben. Dies Methode sieht man sehr gut bei Claires Vogue Schnitt V8087, einem klassischen Sakko. Die Schnitteile 13 bis 15 sind der Ärmel, 17 ist eine Einlage. Keine Sensation also.

 

image.jpg.9bd6aaabf07d62511686f64e5a124d05.jpg

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Ganz anders der Chanel-Dreinahtärmel.

 

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Die Teilung innerhalb der Ärmelkugel ist wie beim Sakko, aber darunter spielt es sich ordentlich ab. Der Unterärmel (Schnittteil 14) wird sehr schmal, und zwar nur circa 5 bis 8 cm. Den kriegt man, indem man sich quasi den Ärmel als Einnahtärmel vorstellt und entlang der "Naht" rechts und links gleich viel stehen lässt.

Die rechten und linken Reste des herkömmlichen Unterärmels schlägt man dem vorderen und hinteren Oberärmel zu. Also an der Naht anlegen und dort beim Ellbogen quer einschneiden. Damit werden die Kurven stärker.

 

Und jetzt kommt Claires Spezialtipp: die Ärmelteile sind NICHT im Fadenlauf, sondern leicht verdreht (um circa 5 Grad). Dadurch passt sich der Ärmel besser der Bewegung an. Interessant, nicht?

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die Ärmelteile sind NICHT im Fadenlauf, sondern leicht verdreht (um circa 5 Grad). Dadurch passt sich der Ärmel besser der Bewegung an. Interessant, nicht?

 

wenn ich mir das modellfoto ansehe, vor allem den einen hellen faden in der unteren hälfte des rechten ärmels, dann sieht es für mich so aus, als hätte sie den noch schräger aufgelegt als im schnitt eingezeichnet. (ich kenne "halbschräg" zugeschnittene ärmel von einem uralten baumwoll-bettjäckchen, aber da ist nicht klar, ob designabsicht dahinter steckte oder es sich so einfach mit dem stoff nur so ausgegangen ist. das bügeln wird dadurch nicht leichter.)

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wenn ich mir das modellfoto ansehe, vor allem den einen hellen faden in der unteren hälfte des rechten ärmels, dann sieht es für mich so aus, als hätte sie den noch schräger aufgelegt als im schnitt eingezeichnet. (ich kenne "halbschräg" zugeschnittene ärmel von einem uralten baumwoll-bettjäckchen, aber da ist nicht klar, ob designabsicht dahinter steckte oder es sich so einfach mit dem stoff nur so ausgegangen ist. das bügeln wird dadurch nicht leichter.)

 

Das leicht schräg bezieht sich auf die Ärmelkugel. Was Du im Foto so deutlich siehst, ist die starke Kurve im vorderen Oberärmel (Schnittteil 12). Wenn man sich Fotos von Chanel oder ihren Jacken anschaut (also aus der Vor-Karl-Ära), dann sieht man, dass diese Kurve immer wieder aus Designgründen auch geändert wurde. Verglichen mit einem Sakkoärmel war sie aber immer stark und das ist logisch. Ein Sakkoärmel sitzt lockerer und hat daher mehr Spiel, um gerade zu fallen. Der Chanelärmel sitzt wie eine Strickjacke und muss viel stärker an die Anatomie angepasst werden.

 

Was ich allerdings nicht weiß, ist, ob und wie diese Ärmel dressiert werden. In Claires "French Couture Cardigan Jacket" steht nichts davon, aber ich trau den Damen bei Chanel durchaus zu, dass die das trotz gequiltetem Seidenfutter schaffen.

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dressiert wurde der ganz sicher.

 

was ich mich vorhin gefragt habe ist, was man unter so einer jacke anziehen kann. eigentlich nichts, höchstens ein ärmelloses schmales top. und das schränkt die gelegenheiten, bei denen man sie anziehen kann, dann schon wieder sehr ein. staatsempfänge und vernissagen, wo man die jacke trotz zentralheizung nicht ablegt.

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Drunter zieht man ein Top an oder eine dünne Bluse an, klassischerweise aus derselben Seide, die auch zum Quilten verwendet wurde. So schlimm ist das nicht. Außerdem werden da ja dünne Tweeds verarbeitet, die nur teils aus Wolle bestehen. Linton bietet da erstaunlich viel mit Viskose und sogar Polyesterbeimischungen an.

 

Aber das nur nebenbei, denn mir geht es hier um die Konstruktion.

 

Was macht Dich übrigens so sicher, dass der Ärmel dressiert wird?

Bearbeitet von eboli
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Danke für diese tolle Erklärung und Beschreibung.

Sehr spannend und ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich die Jacken bisher immer bewundert habe, aber mir noch nie Gedanken über den Schnitt gemacht habe.

Bisher habe das auf meine "Nähkünste" im Jackenbereich geschoben.

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Barbara, das finde ich gut, dass Du diesen Thread eröffnet hast. Auch wenn ich nichts hilfreich dazu beitragen kann. Diesen Schnitt 8804 habe ich immer noch hier liegen und weiss nicht ob ich noch einmal dran gehen soll...

Ich hatte ein Probemodell angefangen, aber viel zu gross und da haben auch Änderungen nicht mehr geholfen. Aber jetzt fühl ich mich doch aufgefordert, mein Glück nochmal zu versuchen, denn ich könnte so ein Jäckchen durchaus gut gebrauchen. Jetzt heisst es aber erst einmal, schönen Stoff zu finden. Ich verfolge aber die Diskussion hier mit Interesse, ich kann nur lernen.

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Was macht Dich übrigens so sicher, dass der Ärmel dressiert wird?

 

1. die kugel. wenn sie nicht photogeshopped ist, dann dressiert

2. die unterschiedlichen kurven bei den verbindungsnähten der ärmelteile.

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Ach, ich bin ganz aufgeregt: So ein toller Thread!

 

Ich glaube ja, dass sich so ein Ärmel trotzdem hervorragend trägt: diese Stoffe sind ja atmungsaktiv.

 

Das Geheimnis des leicht schrägen Zuschnitts, ... ja dass das funktioniert, leuchtet ein.

Wie spannend!

Hat denn niemand ein Vintage-Chaneljäckchen?

 

Danke Eboli!

 

Samba

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1. die kugel. wenn sie nicht photogeshopped ist, dann dressiert

2. die unterschiedlichen kurven bei den verbindungsnähten der ärmelteile.

 

Ach so, das meinst Du. Ich dachte, Du meinst sowas wie die hintere Schulternaht kurzbügeln oder die Reverskante durch langbügeln so hinkriegen, dass ein Streifen genau dort entlangläuft. Aber für diese Nähte brauchst Du keine Dressur.

Beim Einsetzen der Ärmelkugel kommt ja die Rundung dadurch zustande, dass man erstens das Gewebe zusammenschiebt und zweitens die hintere Einsatznaht mit einem Baumwollfaden im Kettstich kurzhält. Erst dann wird gebügelt. Und die unterschiedlichen Kurven der Teilungsnähte sind sowieso keine Hexerei. Einfach Nahtlinie auf Nahtlinie zusammennähen, dann die Nahtzugaben auseinander Bügeln und einschneiden.

 

Bei meiner Mutmaßung, ob die Ärmel dressiert wurden, meinte ich, dass ihnen mit der Dressur vielleicht eine noch körpergerechtere Form gegeben wurde. So wie eine dressierte Hose genau dem Beinverlauf folgt. Möglich wäre es, denn vom Torso weiß ich, dass Coco Chanel Abnäher und Teilungsnähte verabscheute wie nur was. (Natürlich auch, weil sie selbst total flach war.) Sie hat ihre Schneiderinnen immer dazu angehalten, Abnäher durch Dressur zu ersetzen. Und die typischen aufgesetzten Taschen hatten unter anderem die Funktion, eine allfällige Teilungsnaht zu verdecken. Darunter und darüber musste alles genau dem Musterrapport folgen, aber unter den Taschen konnte auch an den Teilungsnähten dressiert werden, was der Stoff so hergab.

Bearbeitet von eboli
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