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Mein Besuch bei der Bandweberei Kafka in Wuppertal


N!NA

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Mein Besuch bei der Bandweberei Kafka in Wuppertal

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

Als Hobbyschneiderin denke ich bei Kafka nicht als erstes an den Schriftsteller sondern an eine kleine Bandweberei in Wuppertal. Schon länger hatte ich mir vorgenommen einen Besuch im Ruhrgebiet mit einem Abstecher nach Wuppertal zu verbinden. Diesen Sommer war es endlich soweit. Meine Besuchsplanung und die Öffnungszeiten der Bandweberei passten zusammen.

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Es handelt sich bei der Bandweberei nicht um ein „typisches“ Museum mit Schautafeln etc. sondern um einen echten Betrieb mit historischen Maschinen, den man besichtigen kann. Die Schautafeln braucht man allerdings auch deshalb nicht, weil man sehr herzlich und kompetent von den Mitarbeitern bei seinem Besuch betreut wird.

 

Die 25ig Webstühle sind auf zwei Etagen verteilt und alle in Betrieb. Am Wochenende haben sie in der Regel Pause und werden nur für die Besucher angestellt. Alleine das Gewicht der Webstühle ist beeindruckend und lässt meine Ehrfurcht für das historische Gebäude und seine Fähigkeiten steigen. Bereits früher war in dem Haus eine Weberei beheimatet, weshalb die Böden in der Lage sind, dass enorme Gewicht der Webstühle zu tragen. Als ein Webstuhl für uns gestartet wurde und die Schiffchen ihren Webtanz aufführten hatte ich das Gefühl, dass der Boden vibrierte. Unvorstellbar muss das Gefühl sein, wenn alle 25 Webstühle gleichzeitig arbeiten und ihre Schiffchen tanzen lassen. Vom Lärm mal ganz abgesehen … arbeiten ist hier nur mit Lärmschutz möglich.

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Die Webstühle sind teilweise über 100 Jahre alt (einer hat sogar bereits ca. 120 Jahre auf dem Buckel) und werden mit Strom betrieben. Ein besonderes Exemplar wurde früher mit Dampf betrieben, ist aber auf den Betrieb mit Strom umgebaut worden. Jede Maschine hat ihren eigenen Charakter und deshalb selbstverständlich auch einen eigenen Namen. Irgendwie Charmant.

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

Ihre Aufgabe, das Webmuster, bekommen die Webstühle durch eine Lochkarte übermittelt. Eine Lochkarte besteht aus vielen Streifen und jedes Loch steht für einen Stich im Raport. Ist ein Raport abgearbeitet, sind alle Streifen abgearbeitet, beginnt die Runde wieder von vorne. Die Lochkarten werden eigens bei Kafka für die Webstühle hergestellt. Einer der beiden hauptberuflichen Weber erzählte, dass das Herstellen von Lochkarten früher ein eigener Lehrberuf war. Heute ist das Wissen um die Herstellung der Karten fast verschwunden. Die Weber konnten zum Glück noch einen begeisterten Senior davon überzeugen sein Wissen mit ihnen zu teilen und so lebt dieses Wissen weiter und wird praktisch angewandt. Inzwischen stellen die Wuppertaler auch Lochkarten für andere Manufakturen her. Über 1000 Muster bzw. Lochkarten stehen aktuell zur Verfügung. Tendenz steigend.

 

Die Herstellung der Lochkarten erfolgt in drei Schritten:

1. Entwurf des Designs

2. Umsetzung des Desings in ein Stichmuster

3. Stichmuster wird als Lochkarte umgesetzt

 

Früher ließen viele Firmen ihre Etiketten weben und für jedes Etikett musste eine eigene Lochkarte herstellt werden. Alleine die Herstellung der Lochkarte ist ein Kostenfaktor den ich ohne die Besichtigung der Bandweberei nie beachtet hätte. Auch heute gönnen sich Firmen noch diese besonderen Etiketten, wie wir auf den Webstühlen besichtigen konnten.

 

 

 

In Wuppertal wird fast ausschließlich Baumwolle verarbeitet. Die Baumwolle kommt aus Ägypten und wird in Süddeutschland gefärbt. Früher konnte die Baumwolle direkt in der Nachbarschaft gefärbt werden, aber die Wuppertaler Färberei musste ihre Pforten leider schließen. Die gefärbte Baumwolle wird von den Webern von großen Konen auf kleine Garnrollen umgespuhlt, damit sie zu den Webstühlen und den Schiffchen passen.

 

Die Geschwindigkeit mit der ein Webstuhl ein Band weben kann hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen natürlich von der Breite und zum anderen beispielsweise vom Muster.

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Für dieses Muster braucht ein Webstuhl eine gefühlte Ewigkeit. In einer Stunde werden 40cm gewebt. „Da bisse nur am Rotieren!“ meinte der Weber zu dem Band und meine Begeisterung und mein Respekt für diese Handwerkskunst stieg weiter an. Von Massenproduktion ist man hier weit entfernt und das fühlt sich in diesem Historischen Rahmen genau richtig an.

Doch nicht ich allein bin von diesem Handwerk begeistert. Auch Designer wie Lena Hoschek greifen auf die Kunstfertigkeit der Wuppertaler zurück und verarbeiten die Bänder in ihren Kollektionen. Auf der diesjährigen FashionWeek in Berlin konnte man so einige Kafka-Bänder an den Modellen bewundern.

 

Mein Kind hatte bei den Bändern neben den schönen Motiven einen ganz pragmatischen Ansatz: „Mama, die kratzen ja gar nicht! Die sind ganz weich!“. Da Baumwollbänder einen gewebten Rand haben und nicht wie Polyesterbänder mit einem heißen Faden zurechtgeschnitten werden, haben sie eine weiche Kante. Da kratzt nichts. Allerdings fand mein Kind die Webstühle etwas laut und war froh als wieder Ruhe einkehrte ;-)

 

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Wir waren als ganz normale Besucher dort und wurden sehr herzlich empfangen und herumgeführt. Alles wurde uns ausführlich gezeigt und vorgeführt. Keine Frage blieb unbeantwortet. Die Liebe zu diesem Gewerk und die Leidenschaft der Mitarbeiter spürt man. Mich persönlich begeistern diese „gelebte Geschichte“ und die Passion der Mitarbeiter für das Produkt.

 

Es war ein sehr schöner Besuch, den ich jedem ans Herz legen kann, der gerne mal einen Blick hinter die Kulissen einer Manufaktur werfen möchte.

 

Internetauftritt: BANDWEBEREI KAFKA

Besucheranschrift: Bandweberei und Museum Kafka, Öhder Straße 47 und 49 in 42289 Wuppertal

 

Bandweberei Kafka

 

Bild: N!NA

 

 

Bandweberei Kafka

 

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Bearbeitet von N!NA
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  • N!NA

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Danke für den schönen Bericht! Ich kann mich für solche "frühindustriellen" Fertigungen auch sehr begeistern. Die Bandweberei liegt zwar für mich nicht am Weg, aber man kann ja nie wissen.

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Grad habe ich entdeckt, es gibt auch einen Onlineshop!

Die Bänder sind schon teurer als was man sonst so als Webband kauft, aber auch nicht so enorm, finde ich.

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Das weckt Kindheitserinnerungen. Ich stamme aus der Gegend und kann mich noch an einen Schulausflug mit Betriebsbesichtigung erinnern. So schön aufgeräumt wie auf Deinen Bildern war es damals nicht, ich kann mich aber auch noch an den wahnsinnigen Lärm erinnern, der eine Mädchenklasse von 35 Schülerinnen spielend übertönte. Ich war sehr glücklich, daß es gelungen ist diese wunderbare Technik wiederaufleben zu lassen. Ich verwende diese wunderbaren Bänder wo immer es passt. Und was heißt teurer als andere Bänder. Ninas Kind hat es auf den Punkt gebracht( manchmal sind Kinder doch klüger als wir) alles weich, weil gewebt, nichts verzieht sich nach dem Waschen, und es ist mir schon passiert, daß ich von älteren Teilen die Bänder abgetrennt habe zur Wiederverwendung, weil sie im Gegensatz zum Unterstoff noch aussehen wie neu.

Danke Dir für den schönen Bericht

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Und was heißt teurer als andere Bänder.

 

Ist alles relativ. Billige Bänder sehen eben auch so aus - billig. Als ich den link anklickte, kam bei mir gleich der "Boah, sind die schön!"-Effekt.

 

Danke für den Bericht, Nina. Das Museum ist schon aufgenommen in die Reihe der "Das ist mal ein Pfingsturlaub in Westdeutschland"-Museen ;)

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Danke für Bericht und Fotos. Mich faszinieren solche Handwerke, das enorme Wissen der Leute. Schade, dass so viel Wissen und Können verloren geht.

 

Tamsin

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Es steht nicht zuletzt in unserer Hand, diese alten Handwerksformen und den unermüdlichen Einsatz der Menschen, die alles in eine solch Idee stecken, zu

unterstützen und somit eine kleine Nische für Wunderbares zu erhalten.

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Da fällt mir ganz spontan die Sendereihe "Der letze seines Standes" vom BR ein. Das wird hier nicht anders sein.

Vielen Dank für den tollen Bericht und die beeindruckenden Fotos. Ich finde das total toll!

Auf dem Gredinger Trachtenmarkt ist auch immer ein Stand mit einem ganz alten Bänderwebstuhl. Da bleiben auch immer viele stehen und schauen zu.

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Danke für die lieben Komplimente! Es freut mich, dass Euch mein Bericht so gut gefällt. Ich konnte bei den Bänden selbstverständlich nicht widerstehen und habe mir etwas zur Erinnerung gekauft. Jetzt warte ich nur noch auf die richtige Gelegenheit die Bänder zu vernähen, sie sind was Besonderes. Allerdings gibt es dort noch viele andere tolle Bänder, die ich unbedingt auch noch vernähen möchte...

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Toller Bericht, bewundere und kaufe auf der Creative bei Kafka, die verkaufen sogar einzelne Motive und der Preis ist keinesfalls zu hoch für die tollen Bänder.

LG

Sabine

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Hallo,

 

schaut mal, eben hat eine Bekannte mir ihren neuen Adventskalender gezeigt, den sie sich gegönnt hat :D

 

Webband-Adventskalender (2017) - SHOP : Bandweberei Kafka

 

und nun lese ich hier passend dazu den tollen Bericht über diese Firma. Vielen Dank für den Bericht mit all den tollen Bildern und ausführlichen Infos mit Hintergrundwissen. Ganz toll !!!!

 

 

VG

Chero

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Danke für die lieben Komplimente! Es freut mich, dass Euch mein Bericht so gut gefällt. Ich konnte bei den Bänden selbstverständlich nicht widerstehen und habe mir etwas zur Erinnerung gekauft. Jetzt warte ich nur noch auf die richtige Gelegenheit die Bänder zu vernähen, sie sind was Besonderes. Allerdings gibt es dort noch viele andere tolle Bänder, die ich unbedingt auch noch vernähen möchte...

 

Kafka macht süchtig

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Danke für die lieben Komplimente! Es freut mich, dass Euch mein Bericht so gut gefällt. Ich konnte bei den Bänden selbstverständlich nicht widerstehen und habe mir etwas zur Erinnerung gekauft. Jetzt warte ich nur noch auf die richtige Gelegenheit die Bänder zu vernähen, sie sind was Besonderes. Allerdings gibt es dort noch viele andere tolle Bänder, die ich unbedingt auch noch vernähen möchte...

 

Kafka macht süchtig, aber glücklich

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Ich fand den Bericht auch sehr schön zu lesen und inspirierend. War auch mal da gewesen, aber als es Frauke Kafka noch zT selbst gemacht hat vor dem Umzug. Das war auch sehr schön. Vielen Dank :ja:

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Hihi ich muss gerade schmunzeln. Ich fahre fast täglich bei Kafka vorbei. Ich fahre meist zur Weihnachtszeit hin und decke mich fürs Jahr über ein. So flitze ich im Alltag meist unbeachtet dran vorbei.

 

Man vergisst recht schnell welches Kleinod sich hinter den unscheinbaren Mauern versteckt.

 

Vielen Dank für den tollen Bericht und ich schreibe mir gleich mal in den Kalender meinen Weihnachtseinkauf zu machen. So langsam muss ich da ja mal loslegen. Und meist muss ich eh 2 mal hin, weil ich beim erstenmal so von den Bändern geflashed bin, dass ich was vergesse zu kaufen. Sie haben auch fast jedes Jahr ein neues Muster im Verkauf. Es gibt also immer auch was neues zu Entdecken.

 

Grüße aus dem Tal

EGS

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Ein sehr schöner Bericht, danke. Ich war auch schon mal da und wurde auch sehr freundlich herumgeführt und natürlich habe ich mich auch mit sehr schönen Bändern eingedeckt. Ich kann einen Besuch dort auch nur empfehlen.

 

LG Claudia

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Danke für diesen tollen Bericht und die vielen tollen Bilder, Nina!

 

Vielleicht sollte ich mich auch einmal auf den Weg nach Wuppertal machen. Ist ja nicht so weit.....

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  • 5 Monate später...

Ich habe gestern über den Newsletter erfahren, dass die Bandweberei ihren Betrieb zum 28.4. einstellt. :freak: :ohnmacht:

Ich finde das sehr schade... :schnief:

 

Wer nochmal im April die Möglichkeit hat zu den offenen Tagen hinzukommen, der sollte es nutzen - es ist ein Besuch wert, und die Bänder eh wunderschön.

Ich werde es leider nicht schaffen, und mich mit einer Bestellung "aushelfen".

 

Liebe Grüsse

Silvia

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