So geht's - 8mm Leder mit der Quelle Ideal Geradstich

Als ich bei Ebay ein Nähschränkchen für einen Euro ersteigert hatte, war noch eine Quelle Ideal Geradstichmaschine drin (1. Bild). Sie stand schon mehrfach auf der Verschrottungsliste, da in meinem Haushalt eine geradezu ladenneue Pfaff 8 Maschine gleicher Klasse existiert, die viel mehr Flair hat, aber nach gründlicher Erprobung spendierte ich ihr doch ein Ersatzteil und den kräftigsten Motor im Haus, einen TUR2 mit 90 Watt von einer Veritas plus ein altes metallenes Fußpedal (2. Bild). Als vollmetallische Geradstichmaschine machte sie nämlich mit zunehmender Erprobung einen immer tüchtigeren Eindruck (sogar die Pfaff hat ein Kunststoff-Kegelrad im Greiferantrieb, wo die von Brother produzierte Ideal ein Eisengetriebe hat).

Ihre Job-Description sollte sein: alle groben Arbeiten, die für historisch wertvolle oder teure modernere Maschinen zu riskant sind, insbesondere Leder, Gurte und feste Stoffe etwa für Reisetaschen. Meine Geradstichmaschine erschien mir für diese Aufgaben vorteilhaft, weil sie keinen kraftraubenden Zickzackmechanismus, also eine Verstellung in der zweiten Dimension, hat (ihre Nadel geht nur rauf und runter), sodass auch keine Seitwärtsbewegung klemmen oder verfälscht werden könnte und z.B. die Nadel auf die Stichplatte stoßen würde.

Auf die Idee folgten einige Monate lang Versuche und Recherchen. Klar braucht man für gewerbliche Arbeiten, täglich mit Hochgeschwindigkeit, bei Leder z.B. eine dafür gebaute Maschine. Dass allerdings für Leder überhaupt nur bestimmte, auch für die ältesten Exemplare sehr teure Maschinen von Pfaff (260), Adler usw. genommen werden können, war mir nicht eingängig. Ein Versuch mit 25er Zwirn und einer 170er Ledernähnadel verlief jedoch spektakulär aber kurz mit Totalzerlegung der Nadel. Der Blick in die Gebrauchsanleitungen mehrerer Nähmaschinen macht klar, warum: je nach Alter der Maschine sind 110er Nadeln, bei neuen bisweilen sogar nur 100er Nadeln vorgesehen und als höchste Garnstärke jedenfalls von Polyestergarn wird 50er erlaubt.

Schließlich war ich mir sicher, dass auch Haushaltsnähmaschinen Leder nähen können, wenn man eine Ledernähnadel mit Schneidspitze wählt, ein nicht zu dickes Garn nimmt, welches statt des großen Durchmessers eine erhöhte Festigkeit aufweist, und den Nadeldurchmesser nicht übertrieben groß wählt.

Die nachstehenden Bilder wurden mit Saba-Polyestergarn in Stärke 80 gemacht (stark genug, dass man dieses nicht mehr mit der ungeschützten Hand zerreissen könnte) und einer 90er Schmetz Ledernadel.

Als Test wählte ich ein Paket von 4 Lagen hartem Leder von einem Gürtel, eingeschlagen in ein Stückchen Baumwolltuch (das Material lag gerade noch von früheren Versuchen herum). Diese Naht bereitete der Maschine keine Schwierigkeiten und bremste auch die Geschwindigkeit nicht merklich ab (3. Bild, per Bildbearbeitung gelb markierte Naht). Das Gesamtpaket hatte eine Dicke von 8.5 Millimeter, davon betrug das Leder 8mm (4. Bild).

Den Versuch mit 8mm Leder hatte ich schon einmal erfolgreich absolviert, aber nur bei gleichbleibender Stärke des Materials. Das ist nicht sehr praxisgerecht. Wenn sich kreuzende Gurte genäht werden oder ein Stück dickes Material auf ein anderes aufgebracht werden soll, muss der Nähfuß ganz schön klettern und das kann vom Transport her nicht gut gehen (5. Bild).

Die Lösung ist einfach - den Fuß manuell in die Waagerechte bringen, wenn er eine "Treppenstufe" erklimmen muss. Hierzu stoppt man an der Übergangsstelle den Nähvorgang bei eingestochener Nadel und schiebt einen Heber (auch "Hebamme" genannt) unter den Fuß. Im 6. Bild lag gerade passend eine halbe Wäscheklammer herum, damit wurde eine Blockade am Nähfuß verhindert und der Druck auf die Transportzähnchen für eine gleichmäßige Naht sichergestellt.