Zum Inhalt springen
Partner:
Babylock Overlock Bernina Nähmaschinen Brother Nähmaschinen Janome Nähmaschinen Juki Nähmaschinen
Werbung:
Folhoffer Stoffe Kurzwaren Nähzubehör

Strickzeug an der Tafelrunde?


rightguy

Empfohlene Beiträge

Tach zusammen!

 

 

Weil es mir darum geht, ob STRICKEN im Mittelalter schon en vogue war, stelle ich die Frage hier in der 'Mode-, Farb- und Stilberatung'.

 

Eben in Annettes Rattenfängerinnen-Fred ist mir wieder die Frage eingefallen, die mir vielleicht die historisch Bewanderten von uns beantworten können:

 

Ab wann wurde denn eigentlich im europäischen Raum überhaupt zu Stricknadel und Wollknäuel gegriffen??

 

Man sieht auf Abbildungen und in Filmen gern einmal die bestrumpfhosten Recken, oft irgendwelche armen Mütterchen mit groben - meist braunen - Schals, die Rokoko-Galans mit weißen Seidenstrümpfen etc.

Nur meine ich, einmal irgendwo gelesen zu haben, daß das Stricken eigentlich eine recht 'neue' Erfindung ist, zumindest, wenn man es mit dem Weben vergleicht.

 

Die Themseliesel hatte wohl schon Strümpfe, die Originale meine ich, auf irgendeiner Abbildung gesehen zu haben. Allerdings waren die wohl etwas ganz Besonderes.....

 

Wer weiß es wirklich und kann mir Rat und Infos geben??

 

(Doro??, Caroline??, Konstanze??)

 

 

Gruß aus Wien,

 

Martin

Bearbeitet von rightguy
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Antworten 13
  • Erstellt
  • Letzte Antwort

Top-Benutzer in diesem Thema

  • rightguy

    8

  • Isebill

    3

  • Caroline

    1

  • Gypsy-Sun

    1

Aktive Tage

Top-Benutzer in diesem Thema

Stricken ist eine schon sehr alte Technik zur Herstellung textiler Flächengebilde. Fundstücke belegen den Gebrauch bis 1900 v. Chr. Auch in der Antike waren Strickstoffe gebräuchlich, u. a. war ein Stricktrikot traditioneller Bestandteil der griechischen Theaterkostüme. Die flexible Strickware hielt Körperpolster am Platz. Es gibt auch Darstellungen von Hopliten mit regelmäßigen Zickzackmustern an Beinen und Armen, die man als Darstellung von Maschenware interpretieren könnte. Der römische "Soccus" hingegen ist kein Strickstrumpf, sondern ein pantoffelartiger Schlupfschuh, der zunächst die Fußbekleidung der antiken Komödienschaupieler war und von den Römern als Hausschuh, zunächst für Frauen, übernommen wurde. Der Soccus konnte teilweise aus Stoff, oder aber ganz aus Leder gefertigt sein (Kühnel 238, Loschek 418). Mit dem Niedergang der antiken Kulturen verlor auch das Stricken an Bedeutung in Europa, wurde wohl aber nie ganz vergessen. Es gibt auch Theorien, wonach das Stricken durch die in Spanien eindringenden Mauren wieder in ganz Europa verbreitet wurde. Im Hochmittelalter begegnet uns das Stricken vor allem in Italien wieder. 1254 wurde Papst Innozenz IV. mit gestrickten Handschuhen beigesetzt (Loschek 437 - 438). Gösta Ditmar-Trauth erwähnt auch ausdrücklich Funde von gestrickter Kleidung im deutschen Raum, die dem höfisch-adligen Bereich zuzuordnen sind. Er zählt das Stricken neben Sticken und Spinnen sogar zu den klassischen Tagwerken der Damen im Hochmittelalter (Ditmar-Trauth 154). Vereinzelt finden sich auch gestrickte "Strümpfe", die aber genauso wie Beinlinge gefertigt sind, also flachgestrickt und dann rückwärtig zusammengenäht wurden. Um 1400 wird erstmals auf einem Gemälde von Meister Bertram (um 1340 - 1414/15) die Technik des Rundstrickens mit 4 Nadeln dargestellt (Kunsthalle Hamburg). Im 15. Jh. erscheinen gestrickte Baretts, Mützen und Handschuhe. Das Handstricken entwickelt sich zu einem anerkannten Handwerk, das auch von Männern ausgeübt wird. 1589 wird in England die erste Kulierwirkmaschine erfunden (und prompt aus Angst vor Arbeitsplatzverlust verboten). Im Unterschied zum Stricken werden beim Wirken alle Schlingen einer Reihe gleichzeitig gebildet (Eberle u.a. 74 - 79). Das entstehende Gewebe bleibt jedoch gleich. Angesichts der für eine solche Maschine notwendigen, komplizierten Feinmechanik, die höchste Anforderungen an die Schmiede der Zeit gestellt haben dürfte, ist dies ein phänomenaler Entwicklungsschritt und legt den Schluß nahe, dass Strickware durchaus als wichtig und nützlich erachtet wurde, aber wegen der langsamen Handarbeit bis zur Mechanisierung auf breiter Basis nicht mit Geweben und Vliesstoffen konkurrieren konnte. Die Nadelbindung/ Naalbinding gehört wie das Stricken zur Familie der Ein- oder Querfadenware. Beiden gemeinsam ist, dass aus einem Einfadensystem durch Maschenbildung die sog. Maschenware hergestellt wird (DIN 62050, Adebar-Dörel, Völker130). Die Art der Maschenbildung unterscheidet sich jedoch vom gewöhnlichen Stricken sehr stark und ist zeitraubender. Während beim Stricken/ Wirken eine Masche jeweils nur mit der darunter und darüber liegenden zu einem Maschenstäbchen verbunden ist, ist eine einzelne Naalbinding-Masche jeweils mindestens mit 4 weiteren Maschen verbunden (ähnlich dem "4 in 1"-Muster eines Kettengeflechts). Die Nadelbindung war im alten ßgypten bekannt. Im europäischen Mittelalter war sie vor allem im skandinavischen und slawisch/ baltischen Raum verbreitet. In Zentral- und Westeuropa finden sich nur wenige Beispiele für diese Bindungsart; meist aus dem hochadligen oder klerikalen Umfeld [7]. Hauptsächlich wurde die Nadelbindung zur Herstellung von Fäustlingen angewandt. Im englischen York wurde bei Ausgrabungen auch eine mit dieser Technik hergestellte Socke aus dem 10 Jh. n. Chr. entdeckt, die wohl bis zum Fußknöchel reichte. Das Museumsdorf Düppel hat in jüngster Zeit Versuche angestellt, mittels Nadelbindung Gugeln für den bäuerlichen Gebrauch herzustellen [8]. Da durch die Eigenart der Maschenbildung eine Mechanisierung des Arbeitsvorganges unmöglich ist, hat diese Maschenware nach Einführung der Kulierwirkmaschine ihre Bedeutung für die Textilproduktion in Europa verloren und findet sich heute hauptsächlich noch in Zentralasien. Eine weitere Technik, die der Nadelbindung ähnelt und im europäischen Mittelalter auch in unserem Raum gebräuchlich war, ist das "Filet". Eigentlich wird das Filet unter den "gestickten Spitzen" eingeordnet (Loschek 422), bei der die textile Fläche mittels Verknoten eines endlichen Fadens hergestellt wird. Dabei muß der Fadenanfang versteift sein, also z. B. in eine Nadel eingefädelt sein, da die gesamte Fadenlänge durch die Maschen gezogen werden muß. Damit man nicht dauernd einen neuen Faden anknoten muß, kann man den Faden um eine längliche Spule wickeln. Es entsteht ein netzartiger Grund, in den man dann Muster einarbeiten kann. Nach Loschek (437) stellt Filet wahrscheinlich eine Vorform des gewöhnlichen Handstrickens dar. Ein Kupferstich (Loschek 186) von Veit Stoß stellt um 1480 einen Mann (also vielleicht einen Handwerker?!) dar, der mit einer solchen Spule am Saum eines Hemdes arbeitet. Die Art der Darstellung (viele, sich im rechten Winkel kreuzende Linien, was die netzartige Struktur des Filet andeuten könnte) legt nahe, dass das gesamte Hemd in dieser Technik hergestellt wurde. Es scheint fast so, als ob das Bild von den Leinen- und Seidenunterhemden, das sich in vielen Köpfen festgesetzt hat, etwas revidiert, bzw. erweitert werden müßte... ;o) Noch etwas zur Begrifflichkeit: Das Wort "Spitze" findet sich zwar bereits im Althochdeutschen (spizza, spizzi, mhd. Spitze), bedeutet dort aber noch Garngeflecht oder gezackte Borde. Erst im 17. Jh. nimmt es die heutige Bedeutung an, davor waren "Zinnichen" und Zinnigen" gebräuchlich. Andreas Sturm ___________ Adebar-Dörel, Lisa und Ursula Völker, Von der Faser zum Stoff: Textile Werkstoff- und Warenkunde, 31., überarb. Auflage (Hamburg: Handwerk und Technik GmbH - Dr. Felix Büchner, 1994), ISBN 3-582-05112-9 Ditmar-Trauth, Gösta. Rüstung, Gewandung, Sachkultur des deutschen Hochmittelalters. Wald-Michelbach: Karfunkel-Verlag, 1999. ISBN 3-9805642-3-1. Eberle, Hannelore [u. a.]. Fachwissen Bekleidung. 4., überarb. Auflage. Haan-Gruiten: Europa Lehrmittel, 1995). ISBN 3-8085-6204-8. Hutchinson, Elaine. "Nalebinding". Anglo-Saxon and Viking Crafts. Website. Regia Anglorum Publications. 1999. Regia Anglorum - Anglo-Saxon and Viking Crafts - Naalbinding

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bei der Landshuter Fürstenhochzeit, die ja ziemlich genau den Herbst 1475 abbildet, werden Strumpfhosen mit "Hosentürl" von allen männlichen Darstellern getragen. Die Kostüme sind nach alten Bildern entworfen, also nach Gemälden aus der Zeit VOR 1475.

 

Ich persönlich finde demnach, für einen Mann, wenn er nicht einen Mönch spielt, gehört zum MA-Kostüm eine Strumpfhose und ein paar eher "schnabelige" Schuhe. Ist schwer zu vermitteln, lohnt sich aber von der Optik her. Und sieht erstaunlicherweise auch an den nicht so jungen gut aus.

 

Isebill

 

Guckst Du hier:

Landshuter Hochzeit: 4. Wochenende 2009

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

DAS finde ich so goldig!:)

 

"Dabei trugen die meisten wollene Strümpfe, Seide war den Königen und dem Adel vorbehalten. Markgraf Johann von Küstrin war 1569 über seine gestrickten seidenen Beinlinge so beglückt, dass er begeistert schrieb: "Ich habe auch seidene Strumpfhosen, aber ich trage sie nur sonn- und feiertags".

 

"

Zitat asu dem Wikipedia-Artikel 'Stricken'.

 

M.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@ Isebill

 

JAAA, DAS ist ja DAS, was ich mich gefragt habe: Waren die 'Strumpfhosen denn nu wirklich gestrickt oder nicht?

 

Wenn man nach dem Wikipedia-Artikel geht, müßten diese Trümmer eigentlich noch in anderen Fertigungsweisen hergestellt gewesen sein. Von Gemälden kenne ich diese Hosenform ja auch!

(Die Habsburger liefen ja auch alle so rum.)

Nur kann man auf denen eben nicht wirklich erkennen, wie sie hergestellt waren.

Daß es damals wohl auch bereits elastische Webstoffe gegeben hat, könnte ich einem der Texte auch entnehmen. WIE die gemacht worden sein sollen, ist mir aber auch vollkommen schleierhaft.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ICH ? Ich bin viel zu gering und unwichtig, um dort mitmachen zu dürfen. (Ich darf ja noch nicht mal in der Schneiderei aushelfen.....)

 

Und ja, nachdem frau da nichts schwarzes anziehen darf, würde ich auch garnicht zu wollen meinen.

 

ABER das kannst Du glauben: Für den Strassenrand, da rüsche ich mich dann auf, damit ich bella figura mache.

 

Mein Mann macht allerdings mit. Das muss für uns beide reichen. Jeweils ein dreiviertel Jahr vorher dürfen die Männer dann nicht mehr zum Haareschneiden und wenn man dann so an einem Samstag durch die Stadt geht, dann erkennt man die "Hochzeiter" auch im Zivil an der Mähne. Ich nenne ihn dann gelegentlich "mein Statussymbol".

 

Isebill

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ABER das kannst Du glauben: Für den Strassenrand, da rüsche ich mich dann auf, damit ich bella figura mache.

Isebill

 

Na bitte!

Davon bin ich überzeugt!

 

In schwarz?

 

M.:winke:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht unbedingt - auf jeden Fall aber in feinster Naturfaser. Ähem, bevorzugt in schwarz, sagen wir mal so. Letztes Mal hatte ich eine Art Etuimantel aus schwarzer Rohseide, bestickt mit Walkfäden und cremfarbenen Seidenflecken, darunter schwarze Leinenhose und weisses Oberteil.

 

Du kannst mich für bekloppt halten, aber in normaler Kaufhaussommerkleidung kommt man sich richtig schäbig vor neben den Kostümierten. Die sind "gekleidet" und die anderen haben nur irgendwas an. Die Boutiquen rundherum machen auch mit dem Publikum vorher einen Riesenreibach mit allem, was nach "Königin im Gewand der Magd" aussieht, will sagen, Leinen, Seide, feinste Wolle, auch Leder, leicht trachtig...

 

Isebill

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht unbedingt - auf jeden Fall aber in feinster Naturfaser. Ähem, bevorzugt in schwarz, sagen wir mal so. Letztes Mal hatte ich eine Art Etuimantel aus schwarzer Rohseide, bestickt mit Walkfäden und cremfarbenen Seidenflecken, darunter schwarze Leinenhose und weisses Oberteil.

 

Du kannst mich für bekloppt halten, aber in normaler Kaufhaussommerkleidung kommt man sich richtig schäbig vor neben den Kostümierten. Die sind "gekleidet" und die anderen haben nur irgendwas an. Die Boutiquen rundherum machen auch mit dem Publikum vorher einen Riesenreibach mit allem, was nach "Königin im Gewand der Magd" aussieht, will sagen, Leinen, Seide, feinste Wolle, auch Leder, leicht trachtig...

 

Isebill

 

Sicher sehr chic!

 

Klingt wirklich gediegen, diese 'Landshuter Hochzeit'....

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen.