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Der Name des Gerätes ist pompös und Nancy Ziemann ist zwar in den USA ein bekannter Name in der Nähszene, in Deutschland hingegen nicht. Trotzdem weckte das Gerät mein Interesse und ich habe mich gefreut, daß ich es von Clover zur Verfügung gestellt bekam. (Wie ich das meistens mache, habe ich es zu meinem Nähzeug gelegt und einige Monate lang geguckt, was passiert. Nutze ich es? Wofür? Ist es praktisch? Mit Schiebemaßen habe ich ja schon öfter gearbeitet, allerdings waren diese alle kleiner und aus Metall.)

Clover 5 in 1 Sliding Gauge - Bildrechte Clover Masschieber/ Sliding Gauge im VerkaufsblisterBild: Clover

Der Messschieber (oder "5-in-1-Gauge" wie er oben auf der Verpackung genannt wird) kommt in einer Blisterpackung. Die Papprückseite ist gefaltet und sowohl außen als auch innen bedruckt, so bekommt man die Anleitung in vier Sprachen unter, nämlich in Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Die deutsche Übersetzung ist korrekt und verständlich, das Vokabular erkennbar technisch. Mit Begriffen wie "Messschenkel" wird die eine oder andere Näherin vielleicht erst mal fremdeln, aber da zu jeder erklärten Verwendung auch eine Zeichnung mitgeliefert wird, ist das alles kein Problem.

Schade ist, daß die Verpackung nicht zu gut als Aufbewahrung geeignet ist. Gerade weil der Papprücken so viel Information enthält, würde man den doch gerne beim Gerät aufbewahren. Doch hat die Pappe unten "Nasen", so daß man sie nicht einfach aus dem Kunststoffblister herausschieben kann, sondern diesen jedes Mal weg biegen muß. Was nicht praktisch ist und vermutlich auch der Verpackung auf Dauer nicht gut tut.

Das Gerät selber liegt erst mal sehr leicht in der Hand, der Kunststoff fühlt sich eher spröde an. (Gut, der Messschieber muß ja steif sein, beweglich ist für ein Messgerät nicht so praktisch.) Deswegen will ich ihn nicht einfach in mein Nähkästchen werfen, denn da liegen auch schwere Metallgegenstände wie Scheren. Zerbrechen will ich ihn ja nicht. Anderersetis verrrät die Verpackung, daß ich es mit Polycarbonat (sowie Polyacetet für den Messchenkel) zu tun habe. Daraus macht man CDs oder Doppelstegplatten für Terrassendächer. Das bricht ja nicht so leicht. Vermutlich doch überflüssige Vorsicht. (Jetzt wo ich den Bericht geschrieben habe, kann ich das Teil dann einfach mal in mein Nähkästchen werfen und gucken, ob es das aushält... :o)

Das Prinzip eines Messschiebers ist natürlich bekannt, man hat einen Schenkel, den man verschieben kann und kann dadurch sehr bequem Abstände bestimmen oder anzeichnen. Die Besonderheit hier ist, daß der Messschenkel einrastet. Dadurch kann einem auch nicht versehentlich etwas verrutschen, auch nicht, wenn man zwei Tage später weiter macht.
Kleiner Nachteil: Die Skala ist in inch (Zoll), auch die Rasten liegen jeweils 1/8'' auseinander. Das schränkt den Nutzen etwas ein, da wir hier ja in der Regel metrisch messen und auch die Anleitungen darauf abgestimmt sind. Für Patchworker, die amerikanische Anleitungen benutzen und Leute, die viel nach amerikanischen Schnitten nähen paßt das hingegen sehr gut. (Ich gehöre zur zweiten Gruppe... ;) )

Saum anzeichnen mit Clover 5 in 1 Sliding Gauge Saum anzeichnenBild: nowak

Doch was hat es nun mit diesem "5 in 1" auf sich? Letztlich kann ja jeder Messschieber an verschiedenen Stellen messen, auch jedes Handmaß kann es.
Zunächst mal kann man damit eine Saumzugabe anzeichnen. Das ist besonders für gerade Säume recht angenehm, denn die Schenkel sind lang und man muß nicht so oft neu anlegen. Besonders gut funktioniert das bei dickeren Stoffen oder mehreren Lagen, denn der bewegliche Messschenkel ist ein relativ dickes Kunststoffteil und dadurch "schwebt" der obere Teil über der Unterlage. Perfekt, um den Stoff darunter zu platzieren. (Bei ganz dünnen einlagigen Stoffen funktioniert es etwas weniger gut, da muß man das Instrument kippen, damit es den Stoff berührt.)
Dann kann man damit auch gut die Abstände von Knopflöchern markieren. Man kann sie direkt vom Schnittbogen abnehmen (muß also nicht mal die Skala lesen) und so auf das fast fertige Teil übertragen. Man muß also nicht schon nach dem Zuschnitt alles markieren, sondern es genügt eine Position, die anderen ergeben sich. Auch hier helfen die langen Schenkel, eine ausreichend lange und gerade Linie senkrecht zur vorderen Mitte oder der Stoffkante zu markieren. (Die Schenkel sind knapp 6,5cm lang, ein normales Handmaß typischerweise um die 4cm.) Denn auch die obere Kante und der bewegliche Schenkel haben Markierungen im Abstand von 1/4''.
Was es grundsätzlich ermöglicht, gleichzeitig von zwei Kanten auf einen Punkt zuzumessen. Wenn man etwa eine Ecke näht und die Nahtzugabe gleichzeitig von beiden Kanten bestimmen möchte, um den Eckpunkt exakt einzuzeichnen.
Eine vierte Option nutzt die Breite des Messchiebers. Er ist nämlich genau 5/8'' (fast 1,5cm) breit, so daß man damit (bei amerikanischen Schnitten) die Standardnahtzugabe einzeichnen oder auch nach dem Zuschnitt überprüfen kann. Jede einzelne Strebe ist 1/4'' breit, was wiederum für Quilter eine häufige Nahtzugabe ist. Und der Abstand zwischen den beiden Streben liegt bei 1/8''.

Clover 5 in 1 Sliding Gauge als Zirkel - Bildrechte Clover ZirkelfunktionBild: Clover

Überraschend genial finde ich allerdings eine ganz andere Funktion: Man kann den Messschieber auch als Zirkel nutzen. Dazu hat er an seinem unteren Ende eine kleine Drehscheibe, man drückt mit dem Finger drauf und kann dann den Schieber mühelos um sich selber drehen, ohne mit einem Papierzirkel oder irgendwelchen Fadenkonstruktionen herumwerkeln zu müssen. Im Messschenkel befindet sich ein kleines Loch, in das man einen Stift stecken kann. Besonders gut geht es, nicht überraschenderweise, mit dem Water Erasable Marker aus dem Hause Clover, aber andere feine Minen und Stifte funktionieren auch, etwa der Minenmarkierstift von Prym, wenn man die Kreidespitze weit genug herausfährt. (Und dann vorsichtig arbeitet, damit man sie nicht abbricht...)

Deckel ausmessen mit Clover 5 in 1 Sliding Gauge Deckel ausmessenBild: nowak

Und wozu braucht man nun den Zirkel? Nun... ich verwende ja immer Stoffreste um meine Marmeladengläser mit Deckelchen zu versehen. Bisher habe ich dazu mit der Zackenschere relativ wahllos und unregelmäßig Rechtecke ausgeschnitten und dann mit der Nähmaschine beschriftet. (Frei geführtes Sticken.)
Weil es mir anders zu viel Arbeit war.
Dank der Zirkelfunktion sind sie dieses Jahr zum ersten Mal schön rund und passen viel besser auf die Deckel.

Zuerst misst man den halben Durchmesser des Metalldeckels aus. Da die Twist Off Gläser meist in der Mitte einen gut sichtbaren kleineren Kreis haben, kann man das nach Augenmaß machen.
Abgelesen wird auf der linken Skala, von oben her gemessen. Die Unterteilungen sind immer 1/8 Inch. Also habe ich hier 1 3/8 Inch. (Oder Zoll, wie es korrekt auf Deutsch heißen müßte.)
Da ist zunächst etwas ungewohnt, wenn man sonst nur mit metrischen Maßen gearbeitet hat, aber letztlich ist es ja egal, so lange man für ein Projekt beim gleichen Messinstrument bleibt. Da muß man auch nichts umrechnen.

Zirkel einstellen - Bildrechte nowak Zirkel einstellenBild: nowak

Um den Zirkel dann auf den richtigen Wert einzustellen mißt man von der anderen Seite her. Wie viel man zu gibt, hängt natürlich davon ab, wie viel Überhang man hinterher haben möchte. 1'' ist nach meiner Erfahrung das Minimum, 2'' ist mir schon wieder etwas zu viel. Also nehme ich einen Wert dazwischen, hier stelle ich 2 5/8'' ein.
Wichtig ist darauf zu achten, daß man bis zum Loch im Messschenkel misst, nicht bis an die Oberkante. Denn der Stift wird ja im Loch eingesetzt.

Danach muß man nur noch den Messchieber auf dem Stoff plazieren, den Daumen auf den Drehpunkt legen, einen Stift in das Loch stecken und den Kreis zeichnen.
Ob das ohne Vlieseline-Verstärkung funktioniert hängt vom Stoff und der Unterlage ab. Auf weichem Stoff auf glatter Unterlage verzieht sich der natürlich und man muß zumindest mehrfach ansetzen. Auf festerem Stoff und nicht so glatter Unterlage geht es auch ohne Verstärkung.

Fertige Marmeladengläser Marmelade, fertig zum Einlagern.Bild: nowak

Danach die Kreise noch beschriften (in meinem Fall frei geführt mit der Maschine), mit der Zackenschere ausschneiden, drauf gelegt, Gummi rum und fertig.

Witzigerweise ging das sogar schneller als in den Vorjahren. Denn durch das Vorzeichnen konnte ich mehrere Deckelchen gleichzeitig vorzeichnen, der Reihe nach einspannen und besticken und dann ausschneiden. Statt alles einzeln zu machen.

Und netter sieht es obendrein aus. :)


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Hätte es eine cm Einteilung, wäre es meins. Ich hatte mal so ein Teil von Singer, aber leider hat der Schieber nicht lange gehalten.

 

Also ich habe das Teil und liebe es heiß und innig, allerdings arbeite ich überwiegend mit amerikanischen Schnittmustern.

Ich habe es aber auch schon benutzt, wenn ich mit cm gearbeitet habe. Die Einstellung habe ich dann kurz auf einem Handmaß vorgenommen. :)

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Vielen Dank für die Vorstellung dieses Schiebers, Marion, den kannte ich nicht.

Bei mir muß der jetzt gären :), denn ich bin eine von der Sorte "früher hat man das auch nicht gebraucht", die dann aber meist irgendwann eine Spätzündung erfährt :D. Schaumermal :rolleyes:

 

Liebe Grüße

Iris

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Danke für die Vorstellung. Ich hatte den schon einige Mal im Warenkorb und dann doch wieder gelöscht, weil ich unsicher war wegen den Inchmaßen.

 

Jetzt weiß ich, dass das Teil irgendwann in mein Nähkörbchen einziehen darf.

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Abgesehen vom Handmaß ist mein liebstes Teil ein großes Geodreick. Benutze ich immer um längere Strecken (z.B Nahtzugaben), Knopflochabstände, gerade Saumzugaben usw anzuzeichnen.

Der Schieber hat ja auch nur eine relativ kurze Fläche um Striche zu ziehen.

 

viele Grüße

Vintoria

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Abgesehen vom Handmaß ist mein liebstes Teil ein großes Geodreick. Benutze ich immer um längere Strecken (z.B Nahtzugaben), Knopflochabstände, gerade Saumzugaben usw anzuzeichnen.

Der Schieber hat ja auch nur eine relativ kurze Fläche um Striche zu ziehen.

 

viele Grüße

Vintoria

 

Dem kann ich nur zustimmen.

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Abgesehen vom Handmaß ist mein liebstes Teil ein großes Geodreick.

 

Habe ich auch, finde ich auf Stoff aber weniger praktisch. (Wobei ich die Nahtzugaben ja schon an den Schnitt zeichne, da brauche ich das auf dem Stoff nicht mehr so oft.)

 

Auf Stoff nehme ich lieber das Patchworklineal, das ist auch deutlich länger, für die wirklich langen Strecken.

 

(Und was soll ich sagen... das eine Gerät schließt das andere nicht aus. Im Zweifelsfall habe ich sie alle. :o )

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