Feinstrick-Hoodie für Männer

Hallo Zusammen!

Vor ein paar Wochen habe ich euch erzählt das ich bei einem Stoff-Coupon-Verkauf nicht wieder stehen konnte. Unter anderem sind dabei diese Beiden Stöffchen bei mir gelandet. Nachdem ich ja keine neuen Berge produzieren will hab ich mich heute mal dem linken angenommen.

Es ist ein Feinstrick aus 20% Viskose und 80% Polyacryl. Die Farbe ist ein dunkles, meliertes Blau.

Vor Jahren hatte ich mal eine tolle Sweatjacke mit tiefem Ausschnitt, in schmaler Passform und sehr engem Ärmel. Die Besonderheit war ein Zwickel unter dem Arm, der trotz des schmalen Ärmels für gute Bewegungsfreiheit sorgt.

Als die Jacke den Geist aufgab habe ich den Schnitt abgenommen und beschlossen diesen für das schöne Stöffchen als Pullover umzusetzen.

Damit alle was davon haben habe ich fleißig Fotos gemacht.

Los gehts´s!

So, damit ihr noch eine Vorstellung bekommt in welche Richtung es geht, hier ein Bild von einer Jacke die ich mal nach diesem Schnitt genäht hatte...

Am Anfang steht natürlich immer der Zuschnitt. Da der Schnitt ursprünglich eine Jacke war habe ich die Kapuze über die VM hinaus verlängert. Ich wollte einen leicht drapierten Look, das funktioniert mit diesem Stoff besonders gut.

Die Ärmel und die Jackenlänge sind deshalb so stark verlängert weil der Schnitt ursprünglich Bündchen vorsieht. Außerdem mag ich meine Ärmel gerne extralang .

Als erstes bereite ich mir die Kapuze vor. Also Kapuzenteile Rechts auf Rechts und erstmal mit der Ovi zusammennähen. Dabei habe ich das Differential etwas hochgestellt. So bleibt auch die Rundung schön glatt liegen und wellt sich nicht.

Dann nähe ich die Naht nochmals mit feinem Zick-Zack (1,5 mm breit, Stichlänge2,5 mm) und steppe die Naht dann mit normalem Geradstich (Stichlänge 3mm) ab. Denn Nähfussdruck habe ich heruntergesetzt, auch das hilft sehr gegen Wellen. Wichtig: Denn Stoff nur führen, oder leicht schieben, NIE ziehen!

Wenn die Kapuze zusammengesetzt ist wird die Kante versäubert und dann 2 cm umgebügelt (diese Zugabe muss man natürlich schon beim zuschneiden berücksichtigen).

Da ich meine Kapuze mit Kordel haben will muss natürlich eine Öffnung dafür eingearbeitet werden. Ich bevorzuge gerade bei Strick Knopflöcher. Dafür muss natürlich der Stoff stabilisiert werden. Also habe ich eine doppelte Lage Gewebeinladung unter die Knopflochposition gebügelt.

Wichtig: Bei 2 cm Umschlag darf die Einlage nur bis etwa 3,5 cm von der Kante reichen, sonst könnte Sie später herausblitzen - eher unschön. Wenn ihr die Kapuze fütter wollt ist das natürlich kein Problem.

Wenn die Einlage drin ist können die Knopflöcher eingenäht werden. Am besten gleich aufschneiden, sonst kommt man kaum noch ran. Sind die Knopflöcher drin kann man die 2 cm Zugabe wieder umklappen und feststeppen. Die unteren Kanten zurückschneiden sodas die Form wieder stimmt.

Da meine Kapuze überlappen soll habe ich mir die VM an den Teilen markiert und die Teile davon ausgehend aufeinader gesteckt und mit Steppstich geheftet.

Kapuze fertig

Als nächstes schließe ich die Schulternähte: mit der Ovi zusammennähen, nochmal mit der NähMa nähen und absteppen.

Dann markiere ich am Halsloch die vordere und die hintere Mitte, stecke die Kapuze ein und nähe sie fest. Der hintere Ausschnitt sollte beim Nähen eher etwas eingehalten werden, vorne darf sie glatt drin liegen. Versäubern, absteppen, Halsausschnitt fertig.

Es folgen: Die Ärmel

Die Ärmel werden ganz normal eingesetzt, also leicht eingehalten. Auch hier wird wieder seperat versäubert, mit Zick-Zack genäht und die Armkugel abgesteppt.

Danach kann man die Ärmel- und die Seitennaht schließen. Da ich ja den Zwickel unter dem Arm einnähe ist das keine durchgehende Naht. Versäubert und mit Zick-Zack zusammengenäht. Den Ärmelsaum habe ich übrigens schon vor dem zusammennähen versäubert.

Die Seitennaht wird bis zur Schlitz-Markierung zugenäht. Die Overlocknaht muss höher enden damit man den Schlitz später gut auseinanderlegen kann. Daher versäubere ich die Schnittkante der Seitennähte vom Saum her bis zur doppelten Schlitzhöhe separat.

Jetzt wird es friemelig, der Zwickel kommt rein

Friemelig ist der Zwickel eigentlich nur weil eine große Rundung in eine kleine Rundung muss und das unter dem Nähfuss manchmal etwas eng wird. Also gut feststecken. Hier sieht man sehr schön die Kreuzung der Nähte in der Achsel. Der Zwickel hat vier Knipse die jeweils auf die Nähte treffen. Leider sieht man die Stecknadeln nicht besonders gut.

Natürlich muss besonders dieser Bereich gut gesichert sein, daher kommt auch hier wieder der Zick-Zack zum einnähen zum Einsatz. Erstens ist er elastisch und zweites hab ich das Gefühl das er die Maschen besser hält weil er breiter greift. Das kann aber auch subjektiv sein

Wenn man vorsichtig und ordentlich genäht hat sollte das von Rechts so aussehen:

Damit alles schön flach liegen bleibt wird dann auch hier nochmal abgesteppt.

Endspurt - die Säume!

Beim Ärmelsaum löst sich das Rätsel des vorher versäuberns auf. Ich sichere mir den Saum gern durch ein aufeinanderheften der Nahtzugaben. Das geht besser wenn die Naht am Ärmelsaum nicht durch die Ovi-Naht fixiert ist.

Ich greife also in den Ärmel rein und markiere mir auf der Nahtzugabe die Saumbreite mit einer Nadel.

Dann klappe ich die Nahtzugaben um sodas sie aufeinanderliegen und die Nadel am Saum liegt.

Die Nahtzugaben aufeinanderheften, auseinanderzuppeln und...

...voila. So sollte es aussehen. Dann den Ärmelsaum wie gewohnt stecken und ab auf den Freiarm. Ich habe zwei Nähte mit 1 cm Abstand und leichtem Zick-Zack genäht - so bleibt der Saum elastisch.

So sieht es fertig aus - die Garnfarbe war offenbar sehr passend gewählt...

Den Saum versäubere ich wie gewohnt. Saum stecken, Bügeln, Nähen (auch hier wieder der Zick-Zack) - Fertig.

Die Schlitze nähe ich ganz zum Schluss. So zeigt der Einschlag zum Saum und seitlich blitzt nichts raus. Sorgfältig stecken und darauf achten das der Einschlag am Saum nicht rausblitzt!

Das ganze feststeppen.

Dann noch die Kordel in die Kapuze einziehen und FERTIG!

Gesamte Arbeitszeit inkl. Zuschnitt ca. 4 h

Verbrauch: Stoff 1,4 m; Kordel 1,7 m; 1 Kordelstopper.

Und Morgen bzw. später gibts noch ein Bild am Mann

cooler hoodie. gefällt mir sehr gut, ebenso deine darstellung der entstehung

Vielen Dank hier für. Das les ich ganz sicher noch mal in Ruhe. Im Moment hab ich nämlich etliche Fragezeichen in den Augen.

LG Rita

Moin auch.

Das Teil hat was. Sieht echt klasse aus.

Aber darf ich fragen, wozu der Zwickel unter dem Arm ist? Mir erschließt sich die Funktionalität nicht

cooler hoodie. gefällt mir sehr gut, ebenso deine darstellung der entstehung

super danke für deine Mühe! Ich schließe mich da voll und ganz Ina an:hug:

LG Christiane

Sehr interessantes Teil - auch wenn mir so "kindergrößen" nicht passen, gefällt mir die Beschreibung und Kapuzenschnitt.

Der Sinn dieses Zwickels (außer evtl Vermeidung von 4 -Nähte treffen aufeinander) erschliesst sich mir nicht - hätte wenn evtl. Netzeinsatz noch verstanden, aber bei gleichem Material, das auch noch weich ist, sollte doch die Nahthäufung auch kein Problem in der Achsel sein.

Bildmäßig kann ich bestätigen, dass die gewählte Materialfarbe (dies wollgrau wär auch meins) und Garnfarbe bis auf die Greiferfäden in der OVI sehr schön 100% Ton in Ton zueinander passen. So lässt das Bild der Fantasie genügend Spielraum.

Danke nähender Adam!

Zwickel ist nicht gegen Nahthäufung, sondern gibt Weite und ermöglicht Beweglichkeit.

vielen Dank Adam, die ausführliche Beschreibung gefällt mir gut. Hast wieder ein tolles Teil gefertigt.

liebe Grüße

Lehrling

Vielen Dank, werde es mir abspeichern

Drothea

Zuerst mal vielen Dank für euer Lob!

Vielen Dank hier für. Das les ich ganz sicher noch mal in Ruhe. Im Moment hab ich nämlich etliche Fragezeichen in den Augen.

Rita, ich werde versuchen deine Fragen zu beantworten

Aber darf ich fragen, wozu der Zwickel unter dem Arm ist? Mir erschließt sich die Funktionalität nicht

Der Sinn dieses Zwickels (außer evtl Vermeidung von 4 -Nähte treffen aufeinander) erschliesst sich mir nicht - hätte wenn evtl. Netzeinsatz noch verstanden, aber bei gleichem Material, das auch noch weich ist, sollte doch die Nahthäufung auch kein Problem in der Achsel sein.

Die Nahthäufung ist auch nicht das Problem. Der Ärmel ist schmal, sehr schmal. Der Zwickel ermöglicht ein kleines Armloch ohne das die Armlochnaht einschneiden kann. Außerdem kann man den Arm schön anheben ohne das der ganze Pulli sich mitverzieht.

Sicher ist das auch ein Designelement. Wie du richtig sagst gibt es sowas auch mit Netzeinsatz zur Belüftung. In Kombination mit der schmalen Passform (die Mann zugegebenermaßen mögen muss) hat es aber auch praktischen Wert.

LG

Adam

Sehr schickes Teil; steht dir ausnehmend gut!

Danke für die ausführliche Beschreibung! Selbst mit Ovi und Cover schrecke ich vor Stoffen wie Feinstrick immer noch etwas zurück. Deine Anleitung und das tolle Ergebnis machen mir Mut, sowas auch mal anzugehen!

Darf ich mal blöd fragen, warum du die Ovi-Nähte nochmal mit der NähMa nachnähst? Hast du zum Nähen nur den Dreifädrigen Ovi-Stich verwendet oder den Vierfädrigen? Bei letzterem würde ja nichts mehr aufgehen (habe ich zumindest noch nicht erlebt).

Zum Zwickel gibt es hier noch ein paar Erklärungen und ein Bild (kann aber auch eine andere Form haben, wie im thread erklärt):

Einsatz unter dem Ärmel - Hobbyschneiderin 24 - Forum

oder hier:

Spickel unter der Achsel - Hobbyschneiderin 24 - Forum

Sehr schickes Teil; steht dir ausnehmend gut!

 

Danke für die ausführliche Beschreibung! Selbst mit Ovi und Cover schrecke ich vor Stoffen wie Feinstrick immer noch etwas zurück. Deine Anleitung und das tolle Ergebnis machen mir Mut, sowas auch mal anzugehen!

 

Darf ich mal blöd fragen, warum du die Ovi-Nähte nochmal mit der NähMa nachnähst? Hast du zum Nähen nur den Dreifädrigen Ovi-Stich verwendet oder den Vierfädrigen? Bei letzterem würde ja nichts mehr aufgehen (habe ich zumindest noch nicht erlebt).

Danke! Und Gerne, ich weiß das viele vor Strick zurückschrecken

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen bin ich der Meinung das eine breitere Nahtzugabe immer besser ist weil sich der Zug anders verteilt und ausreissende oder ausfransende Nahtzugaben mein Alptraum sind. Dann habe ich die Erfahrung gemacht das sich beim Feinstrick durch die leichte Struktur und die Maschen"löcher" eine Leiterbildung nie ganz vermeiden lässt. Außerdem empfinde ich das als besser verarbeitet, und wenn ich mir die Mühe mache dann soll es auch für mich hochwertig verarbeitet sein. Das ist halt mein Qualitätsanspruch. Ich mache das auch bei meinen T-Shirts so.

LG

Adam

Ich bin auch ein Sicherheitsfanatiker und könnte mir gut vorstellen, deine Idee zu übernehmen für mein Feinstrick-Projekt.

Die ZZ Einstellungen hab ich jetzt gefunden, 2mal lesen hilft!

Und Danke für das Angebot!

1. Welchen Vorteil es hat, zuerst mit der Ovi zu nähen? Ich weiß dann doch gar nicht mehr, wo genau die Nahtlinie ist, weil meine Ovi nur schön näht, wenn sie abschneiden darf. Ich würde daher immer mit der Nähmaschine zuerst nähen. Hat das einen Nachteil?

Dann markiere ich am Halsloch die vordere und die hintere Mitte, stecke die Kapuze ein und nähe sie fest. Der hintere Ausschnitt sollte beim Nähen eher etwas eingehalten werden, vorne darf sie glatt drin liegen. Versäubern, absteppen, Halsausschnitt fertig.

2. Was hälst du hinten ein? Die Ausschnittkante oder die Unterkante der Kapuze?

3. Das der Zwickel so schräg zugeschnitten ist, hat sich das so ergeben oder war das Absicht? Wenn Absicht, warum?

4. Welchen Vorteil hat ein runder Zwickel gegenüber einem in Drachenform? Sowas hab ich vor burda schon mal rauskopiert und dann doch nicht gebraucht.

Und vielen Dank für deine Mühe.

Rita

Hallo Rita,

immer gerne

1. Ich finde die durch die Ovi-Naht "gesicherten" Teile lassen sich schöner steppen. Es rutscht weniger und durch die Ovi Naht hat die Kante auch mehr halt, dehnt sich nicht so stark und wellt nicht. Es würde aber sicher auch andersrum funktionieren. Für mich funktioniert es halt so am besten.

Du könntest auch 1,5 cm NZG anschneiden, 0,5 cm mit der Ovi wegschneiden und bist dann bei 1 cm NZG.

2. Das RT-Halsloch wird eingehalten, sprich viel RT-Halsloch und wenig RT-Kapuze kommen zusammen. Dadurch liegt es am Hals schöner an.

3. Der schräge Zwickel hat sich so ergeben, das war keine Absicht. Da aber in der Bewegung der meiste Zug auf der Seiten/Ärmelnaht liegt ist es vermutlich gar nicht so unvorteilhaft wenn der "Maschenlauf" nicht paralell zur Naht liegt.

4. Ich weiß nicht ob es da einen Vorteil gibt. Da habe ich auch noch nie drüber nachgedacht. Rein Gefühlsmäßig würde ich sagen das für Strickstoff rund schöner ist weil sich der Zug gleichmäßiger verteilt und nicht auf die Ecken konzentriert. Gut gesichert würde aber auch eckig funktionieren.

Liebe Grüße

Adam

Danke.